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Priska Lang, Stefanie Schärer: Stillstand im Beratungsprozess

Rezensiert von Dipl. Soz.-Päd. Gerd Schweers, 17.03.2016

Cover Priska Lang, Stefanie Schärer: Stillstand im Beratungsprozess ISBN 978-3-03796-535-1

Priska Lang, Stefanie Schärer: Stillstand im Beratungsprozess. Edition Soziothek (Bern) 2015. 94 Seiten. ISBN 978-3-03796-535-1.
Elektronisches Buch. Kostenlos zu beziehen über www.soziothek.ch.

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Thema

Bereits im Titel, der den wissenschaftlich wenig benutzten Begriff des „Stillstands“ enthält, wird deutlich, dass die Autorinnen sich diesem problematischen Verlauf von Beratung auch mit ungewohnten Grundüberlegungen und Betrachtungen nähern.

Autorinnen

  • Priska Lang, Sozialarbeiterin B.A
  • Stefanie Schärer, Sozialarbeiterin B.A.

Aufbau

Nach der Einleitung erfolgt eine theoretische Rahmung des Themas mit den Schwerpunkten auf der psychosozialen Beratung und dem Beratungsprozess. Hier werden Begriffe definiert, eine Abgrenzung zur Psychotherapie vorgenommen und Prozessmodelle vorgestellt. Danach wird das -qualitativ empirische- Vorgehen erläutert, gefolgt von einer ausgiebigen Darstellung des „Stillstands“ im Beratungsprozess. Im nächsten Kapitel wird mit vergleichbarer Sorgfalt die Beratungsbeziehung hinsichtlich ihrer Relevanz, des Aufbaus und der Qualität, sowie der Einflussfaktoren vorgestellt. Im darauf folgenden Kapitel werden die Konsequenzen für die professionelle Beziehungsgestaltung hinsichtlich der Methoden und der Haltung erläutert. In der Schlussfolgerung werden die ursprünglichen Fragestellungen diskutiert, sowie die Relevanz für die Soziale Arbeit.

Inhalt

Schon die ungewöhnliche Begriffswahl verweist auf eine Alternative zum Begriff des Widerstands, der in verschiedenen Kapiteln unter sehr konkretem Bezug auf Schulen der Psychotherapie vorgestellt und in seiner Bedeutung untersucht wird. Alle relevanten Aspekte in der grundsätzlichen Einschätzung dieses Phänomens, der Bedeutung der Beratungsbeziehung für die Entstehung von Widerstand und die Anforderungen an die Beziehungsgestaltung werden grundsätzlich knapp, aber korrekt erfasst und im vorletzten Kapitel auch hinsichtlich der Konsequenzen gut vorgestellt.

Grund für die ungewöhnliche Wortwahl ist die Gefahr, Widerstand im wesentlichen als personales Problem des Klienten zu definieren, wohingegen der Begriff des Stillstands systemisch als Konsequenz verschiedener Einflussfaktoren untersucht wird, die unter anderem im Kapitel 4.3 dargestellt werden und eine gute Erweiterung des Blicks auf die Ursachen für einen derartigen Stillstand darstellen.

Trotz dieses systemischen Blickwinkels wird die Bedeutung des personenzentrierten Ansatzes für die Gestaltung der Beziehung in der Beratung ausdrücklich gewürdigt. Rogers Forschungsmethoden und seine Forschungsergebnisse, die in der damaligen Psychotherapieforschung ebenso unkonventionell wie bahnbrechend waren, bleiben durchaus relevant.

Diskussion

Um es vorweg und deutlich zu sagen: Eine Bachelor Arbeit kann und soll nicht den Anspruch erheben, neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu generieren und zu kommunizieren. Als anwendungsorientierte Wissenschaft ist Sozialarbeit aber auf wissenschaftlich korrekte und auf Handlungskonsequenz ausgerichtete Literatur dringend angewiesen. Diesen Ansprüchen wird diese Arbeit in erfreulicher Weise gerecht. Es handelt sich um die kompakte Analyse eines zentralen Themas von Beratung mit einer vorzüglichen Darstellung nutzbarer theoretischer Ansätze und der praktischen Konsequenzen Dementsprechend wird die Zielgruppe dieser Arbeit nicht im wissenschaftlichen Alltag von Universitäten und Forschungseinrichtungen zu verorten sein, sondern in Einrichtungen sozialer Arbeit, in denen gerade die überschaubare Form als Vorzug empfunden wird.

Gerade zu einer Zeit, in der in der sozialen Arbeit, vornehmlich unter dem Druck ökonomischer Rahmenbedingungen, die Aufmerksamkeit eher technisch perfekt konzipierten Interventionen und sozialpolitisch durchsetzbaren Maßnahmen gilt, als der Wahrnehmung und Nutzung einer komplexen, schwer zu definierenden Einflussgröße wie Beratungsbeziehung, verweist diese Arbeit wieder auf eine auch empirisch belegte Tatsache (u.a.S.62), dass der Erfolg der sozialarbeiterischen Beratung im wesentlichen von der Qualität der Beratungsbeziehung abhängt.

Die im Rahmen der Arbeit eingesetzten und analysierten Experten Interviews werden dabei in einer Weise genutzt, die nur als vorbildlich bezeichnet werden kann.

Fazit

Eine schon in der Themenformulierung provozierend sich von anderen Ansätzen absetzende Verortung eines wichtigen Themas in der Sozialen Arbeit. Die Ausführung der Arbeit lässt sie vor allem geeignet erscheinen für PraktikerInnen, die eine kompakte, handlungsorientierte Auseinandersetzung mit dem Thema suchen.

Rezension von
Dipl. Soz.-Päd. Gerd Schweers
Systemischer Familientherapeut, Ausbilder der GwG (GF, SV), Supervisor DGSv
Lehrer für besondere Aufgaben (Theorien und Methoden der Sozialarbeit) i.R.
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Es gibt 21 Rezensionen von Gerd Schweers.

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ISSN 2190-9245