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Harlich H. Stavemann: Therapie-Tools integrative KVT

Rezensiert von Prof. Dr. Christian Schulte-Cloos, 13.04.2016

Cover Harlich H. Stavemann: Therapie-Tools integrative KVT ISBN 978-3-621-28264-2

Harlich H. Stavemann: Therapie-Tools integrative KVT. Beltz Verlag (Weinheim, Basel) 2015. 568 Seiten. ISBN 978-3-621-28264-2. 49,95 EUR.
Mit E-Book inside und Arbeitsmaterial.

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Thema

In Ergänzung zu den im gleichen Verlag erschienen Büchern zum Thema „Kognitive Verhaltenstherapie“ (KVT) von Harlich H. Stavemann stellt der Autor eine Sammlung von Hilfsmitteln in der KVT zur Verfügung, die er insbesondere durch Erweiterung von emotionalen Anteilen am Veränderungsprozess „Integrative KVT“ (IKVT) nennt. Das Verfahren ist stark psychoedukativ orientiert und zielt darauf, dem Klienten Methoden der Gedanken- und Emotionskontrolle und -veränderung zugänglich zu machen. In guter VT Tradition werden hierzu Hilfsmittel, Tests, Arbeitsblätter und vorstrukturierte Hausaufgaben angewandt- diese stellt der Autor hier aus eigener Praxis umfassend zur Verfügung.

Autor

Dr. Harlich H. Stavemann ist Diplom Psychologe, niedergelassener Psychotherapeut und leitet das Institut für Integrative VT in Hamburg.

Entstehungshintergrund

Wie schon gesagt möchte der Autor reichlich entstandenes Material im Kontext der Integrativen VT KollegInnen zur Verfügung stellen- letztlich um einerseits eine im Zuge zunehmend evidenzbasierter Therapieprozesse geforderte Überprüfbarkeit und Standardisierung zu unterstützen, aber auch schlicht zu helfen, den Arbeitsprozess von Therapeuten mit diesen Materialien zu entlasten.

Aufbau und ausgewählte Inhalte

Hierzu gliedert Stavemann die „Tools“ in fünf Teile.

Teil I (8 Kapitel) befasst sich mit Materialien für das typische ambulante Setting. Hierzu stellt der Autor zunächst die Phasen der ambulanten IKVT im Überblick vor- 8 Phasen vom Erstkontakt bis hin zum Training neuer Konzepte (vgl. Übersicht S.10).

Als Orientierungsbeispiel sei die Phase 5 herausgegriffen: Das kognitive Modell der Emotionsentstehung und -steuerung wird vermittelt (S.79 ff). Zunächst gibt es hierzu INFO- Blätter, gedacht für den Patienten (deshalb gekennzeichnet mit „P“). Daneben sollen INFO- Blätter für den Therapeuten (gekennzeichnet mit „T“) bestimmte zu vermittelnde Inhalte strukturieren. In diesem Teil geht es um die Fragen: Was sind Emotionen? Wie entstehen sie? Wie lassen sie sich im Kontext der IKVT beeinflussen. Hierzu stellt der Autor den bekannten „Gefühlsstern“ als Explorationshilfe vor, der schließlich von Patienten in Hausaufgabe ausgefüllt und in Disputation mit dem Therapeuten erläutert wird, bevor mit dem vertrauten A-B-C- Schema nach Ellis an Veränderungsmöglichkeiten gearbeitet wird. Auch hierzu gibt es dann neben den INFO- Blättern sog. Aufgabenblätter, die als Vorlagen für Hausaufgaben des Patienten dienen.

Teil II (6 Kapitel) beschäftigt sich unter verschiedener Autorenschaft – siehe hierzu:

mit Materialen für spezifische Patientengruppen- Kindern/Jugendlichen, gerontologischen Patienten, psychosomatischen Klinikpatienten, u.a.

Beispielweise wird in Kap. 13 die Anwendung im Kontext von Beratung und Kurztherapie dargestellt. Rolf Winiarski ist hier der Autor – er stellt Beratungskontexte (bis zu 10 Std) und solcher der Kurzzeittherapie (bis 25 Sitzungen) als nicht nur quantiativ anders dar. Die notwendige Fokussierung wird bspw. eingeleitet durch einen Klärungsbogen für den Patienten, bei dem wesentliche Schwierigkeiten mit Veränderungswünschen und bisherigen Veränderungsversuchen in Beziehung gesetzt werden. Kurzfragebogen schließen sich an, indem wesentliche anamnestische Daten und Daten zur Entwicklung handlungssteuernder Kognitionen und Überzeugungen erfragt werden. Die Selbstanalyse von Emotionen spielt als wichtiger Teil der IKVT natürlich auch in der Kurztherapie ein Rolle- auch hierzu gibt es ein INFO- Blatt. Ein sog. Übungstext (bei dem es um ein Training der Veränderungsmethoden geht) schließt sich neben anderen Materialien an.

Teil III (11 Kapitel) befasst sich mit spezifischen Symptomen und Krankheitsbildern. Als Auswahl seien hier genannt: Angststörungen, Depression, Bipolare Störung, Anorexie und Bulimie, posttraumatische Belastungsstörung. Zu jeder der genannten Störungen gibt es wiederum etliche INFO-Blätter (für T= Therapeut und P= Patient und auch für A= Angehörige) und Arbeitsvorlagen.

Teil IV (3 Kapitel) liefert Materialien für modifiziert KVT- Ansätze. Hier werden neuere Ansätze der VT angesprochen, wie z.B. die Imagery Rescripting & Reprocessing Therapy (IRRP), entwickelt für erwachsene Opfer kindlichen Missbrauchs, oder das Modell der Cognitiv Processing Therapy (CRT). Beide Verfahren werden knapp unter Hinweis auf Grundlagen-Literatur vorgestellt und danach etliche Tools (Fragebögen, Arbeits- und Infoblätter bis hin zu Vorlagen für die Supervision) hierzu bereitgestellt.

Teil V bietet in drei Kapiteln wiederum unter verschiedener Autorenschaft noch Materialien für spezifische Situationen an- etwa: KVT und Psychopharmakotherapie oder KVT und Hypnose- auch hier werden die Unterlagen analog den vorangegangenen Kapiteln differenziert je nach Adresstaen.

Diskussion

Der Titel des Werkes macht es deutlich: hier liegt kein Lehrbuch vor, sondern eine (imponierend umfangreiche!) Materialsammlung, die den Arbeitsalltag von TherapeutInnen anregen und entlasten soll. Der Praktiker soll nicht nur entlastet werden von der Suche oder der Eigenanfertigung von Materialien für sich und seine Klienten, sondern auch überzeugt werden, die Unterlagen im Sinne eines strukturierten Vorgehens einzusetzen. Dass entsprechend der Kapitel Aufteilung sich hier einiges durchaus wiederholt, ist gewollt - schließlich soll der Nutzer zielgerichtet bspw. zu einer bestimmten Störung die relevanten Tools an einer Stelle finden, und nicht umhersuchen. Das Werk ist mit 568 S. entsprechend umfangreich und nutzerfreundlich. Es gibt zusammen mit der Printausgabe einen zugangs-Code für ein e-book einschließlich aller Arbeitsmaterialien, was sicher das Ausdrucken für Klienten erleichtert.

Wenn man Tools einsetzt und therapeutisch mit I-KVT arbeitet bietet diese Werk eine Zusammenstellung, die einmalig ist und den Arbeitsalltag erheblich entlasten kann- schließlich wird deshalb auch Zeit frei für die Beziehungs- und Motivationsarbeit mit dem Klienten.

Fazit

Für die Praxis der Psychotherapie im verhaltenstherapeutisch-kognitiven Kontext eine unentbehrliche Sammlung von Fragebögen, Arbeitsmaterialien und Anregungen – sicherlich auch für Therapeuten, die sich nicht ausschließlich hier verorten würden, ein reichhaltiger Fundus von Arbeitserleichterungen. Auch für Ausbildungs- und Supervisionszwecke bereichernd!

Rezension von
Prof. Dr. Christian Schulte-Cloos
Hochschullehrer Hochschule Fulda, Fachbereich Sozialwesen, seit 31.8.2011 pensioniert
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Es gibt 90 Rezensionen von Christian Schulte-Cloos.

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ISSN 2190-9245