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Monika Specht-Tomann: Ganzheitliche Pflege von alten Menschen

Rezensiert von Prof. Dr. rer. cur. Maik H.-J. Winter, 26.10.2016

Cover Monika Specht-Tomann: Ganzheitliche Pflege von alten Menschen ISBN 978-3-662-47504-1

Monika Specht-Tomann: Ganzheitliche Pflege von alten Menschen. Springer (Berlin) 2015. 142 Seiten. ISBN 978-3-662-47504-1. D: 19,99 EUR, A: 20,55 EUR, CH: 21,50 sFr.

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Thema

Das Buch thematisiert die ganzheitliche, bedürfnisorientierte Pflege alter Menschen in Altenpflegeeinrichtungen um ihre Lebensqualität zu verbessern sowie zu erhalten. Hintergrund, so die Autorin, ist die oftmals suboptimale, stark medizinisch ausgerichtete Pflegepraxis in den Einrichtungen. Von daher fokussiert die Publikation darauf, Pflegeeinrichtungen als zumeist letzten Lebens- sowie Wohnraum der Bewohner/-innen zu verstehen und ihre Pflege sowie Begleitung entlang ihrer körperlichen, seelischen sowie sozialen Bedürfnisse zu gestalten. „Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, dem ganzen Team einer Einrichtung einen Zugang zu Dimensionen der Begleitung zu ermöglichen, die den Rahmen enger fachlicher Qualifizierung und Spezifizierung ergänzen und erweitern.“ (S. 3). Infolgedessen richtet sich das Buch an Pflegedienst- und Pflegeheimleitungen, an Pflegende sowie an Personen, die mit der Begleitung und Betreuung alter Menschen befasst sind.

Entstehungshintergrund

Die Autorin des Buches, Monika Specht- Tomann, lebt im österreichischen Graz und ist Psychologin und Physiotherapeutin. Sie ist als Referentin in der Aus- und Weiterbildung sozialer Berufe sowie ambulanter Teams tätig. Zudem begleitet sie chronisch Kranke sowie deren Familien und verfasst Fachbücher.

Aufbau

Das Buch gliedert sich in insgesamt vier Abschnitte und einen sog. Serviceteil, der aus dem Stichwortverzeichnis besteht.

  • Nach der Einleitung folgt im zweiten Kapitel die Darstellung des Alters als „eine besondere Lebenszeit“ (S. 5). Hier werden sowohl bio-psycho-soziale Veränderungsprozesse und gerontologische Alter(n)stheorien thematisiert als auch die individuelle Perspektive auf das Altern, die Altenpflege und das Phänomen der sog. Fremdunterbringung.
  • Das dritte und zugleich umfangreichste Kapitel ist der ganzheitlichen Betreuungsarbeit im Sinne des Verstehens und Begleitens alter Menschen gewidmet. Es umfasst Themen, wie die Übersiedelung in ein Heim, Schmerz im Alter, Demenz und Sterbebegleitung in der stationären Langezeitpflege. Ebenso wie das vorherige Kapitel endet auch dieses mit einem Fazit.
  • Der letzte Buchabschnitt fokussiert auf Hospizkultur und Palliativ Care in der Altenpflege sowie auf entsprechende interdisziplinäre Weiterbildungen.

In allen Kapiteln wird jeweils die verwendete und weiterführende Literatur ausgewiesen. Ferner beinhaltet das Buch insgesamt 25 Abbildungen und zentrale Aussagen bzw. Inhalte sind durchgängig hervorgehoben. Darüber hinaus beschreibt die Autorin mehrere Fall- bzw. Praxisbeispiele, um die angesprochenen Themen zu verdeutlichen und integriert Impulse zur Selbsterfahrung der Leserinnen und Leser in die Buchkapitel.

Inhalt

Nach dem Vorwort und der Einleitung, die relativ große inhaltliche Überschneidungen aufweisen, charakterisiert die Autorin im zweiten Kapitel das Alter als eine spezifische Lebensphase indem sie zunächst wesentliche körperliche und psychosoziale Veränderungen beschreibt, die mit dem Altern einhergehen können, wobei sie zwischen dem späten Erwachsenen- und dem sog. Greisenalter unterscheidet. Anschließend werden zentrale Aussagen zur Lebensphase Alter sowie zum Prozess des Alterns aus der Perspektive gerontologischer Defizit- und Aktivitätsmodelle referiert und mittels eines Fallbeispiels veranschaulicht.

Der folgende Kapitelabschnitt ist primär psychologischen Aspekten des Alter(n)s gewidmet, d.h. dem Umgang alter Menschen mit Kränkungen, um zu verdeutlichen, was das Alter(n) für die Betroffenen schwer macht. Diese Aspekte sind von entsprechenden Beispielen sowie Anregungen zur Selbsterfahrung der Lesenden begleitet. Anschließend geht es um die sog. Fremdunterbringung alter Menschen, die von der Autorin als Phänomen zwischen Verlust und Entlastung beschrieben wird. Infolgedessen thematisiert sie in diesem Kapitel zunächst verschiedene Ausgangssituationen einer Übersiedelung in eine stationäre Einrichtung mit entsprechenden Beispielen und erläutert nachfolgend die Phasen der Trauer über den Verlust des angestammten Wohnumfeldes bis hin zur Akzeptanz dieser gravierenden Veränderung der Lebensumstände.

Der dritte Buchabschnitt beginnt dann mit der Situation des Einzugs in ein Heim aus der Perspektive der Pflegenden, wobei das Erstaufnahmegespräch, zentrale kommunikative Aspekte für die Praxis sowie die biografisch orientierte Pflege im Mittelpunkt der Ausführungen stehen. Darüber hinaus werden das Verstehen und Lindern von Schmerzzuständen im Alter durch professionell Pflegende behandelt, indem eine Beschreibung unterschiedlicher Schmerzformen und des Schmerzerlebens stattfindet sowie die Darstellung entsprechender Assessmentverfahren und Therapiemöglichkeiten. Komplementäre Schmerztherapien werden schließlich am Beispiel sog. „heilsamer Berührungen“ erläutert. Das folgende Unterkapitel ist dem pflegerischen Umgang mit demenziell veränderten Menschen gewidmet und Monika Specht- Tomann erötert hier Möglichkeiten der entsprechenden psychosozialen Unterstützung sowie des pflegerischen Umgangs mit Schmerzen bei gleichzeitig bestehender Demenz. Daran anschließend greift die Autorin das Thema der Sterbebegleitung im Heim auf und gliedert diese Auseinandersetzung in die Schwerpunkte Sterbeprozess, Begleitung im letzten Lebensabschnitt, Angehörigenbegleitung und Abschiedskultur in Heimen. Das Kapitel endet wiederum mit einem Fazit sowie Hinweisen auf verwendete sowie weiterführende Literatur.

Das vierte und letzte Buchkapitel stellt einen Ausblick dar am Beispiel interdisziplinärer Weiterbildungen zu Hospizkultur und Palliativ Care in der Altenpflege.

Diskussion

Monika Specht- Tomann greift mit ihrem Fachbuch einerseits ein hoch aktuelles Thema auf, indem sie sich darin der ganzheitlichen Pflege alter Menschen widmet und primär auf die stationäre Altenpflege fokussiert, die an vielen Stellen als optimierungsbedürftig gilt. Die Autorin greift dabei zahlreiche Themen (wie bspw. gerontologische Theorien, Übersiedelung ins Heim, Schmerz, Demenz sowie end of life care) auf, die alle unzweifelhaft für die Pflege alter Menschen relevant sind.

Ferner beinhaltet das Buch mehrere praxisnahe Fallbeispiele sowie Implikationen zur Selbstreflexion der Lesenden und erscheint daher für die Aus-, Fort- und Weiterbildung in der Pflege besonders geeignet. Anderseits erscheint die Zusammenstellung der Themen (i.S. eines „roten Fadens“) sowie insbesondere mit Blick auf den Buchtitel an vielen Stellen eher zufällig bzw. der beruflichen Erfahrungen der Autorin geschuldet. Insofern steht die Themenvielfalt teilweise im Kontrast zum Gesamtumfang des Buches (136 Seiten Text abzgl. Abbildungen, Fotos usw. zzgl. Serviceteil) und zum Umfang der einzelnen Kapitel, die eine tiefergehende Analyse der Themen nahezu unmöglich machen. In diesem Kontext ist zudem zu bedenken, dass für nahezu alle angesprochenen Themenfelder inzwischen jeweils umfangreichere, spezifische Fachbücher erhältlich sind, die unter Umständen eine differenziertere Auseinandersetzung befördern.

Kritisch zu betrachten sind des Weiteren der Umgang mit Quellen im Text sowie der Umstand, dass die verwendete zusammen mit weiterführender Literatur aufgeführt wird. Dies schmälert eventuell einen vollumfänglichen Einsatz des Buches in hochschulischen Pflegeausbildungen und pflegespezifischen Studiengängen.

Fazit

Das Buch wurde von einer praxiserfahrenen Psychologin und Physiotherapeutin veröffentlicht und zielt darauf ab, die Pflege alter Menschen in stationären Alteneinrichtungen ganzheitlicher sowie bedürfnisorientierter zu gestalten. Dabei greift die Autorin ein breites Themenspektrum auf, das von der Lebensphase Alter, über den Einzug in ein Heim bis hin zu Schmerz im Alter, Begleitung demenziell veränderter Menschen sowie die Begleitung Sterbender reicht. Das Buch beinhaltete mehrere praktische Fallbeispiele und Anregungen zur Selbstreflexion. Der Text ist insgesamt gut lesbar, in vier Abschnitte gegliedert, enthält 25 Abbildungen und richtet sich an Leitungskräfte in der Altenpflege, dort tätige professionelle Fachkräfte sowie Personen, die mit der Begleitung und Betreuung alter Menschen befasst sind.

Rezension von
Prof. Dr. rer. cur. Maik H.-J. Winter
Dipl. Pflegepädagoge, Altenpfleger
Fakultät Soziale Arbeit, Gesundheit und Pflege
Hochschule Ravensburg- Weingarten
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Es gibt 5 Rezensionen von Maik H.-J. Winter.

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ISSN 2190-9245