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Thomas Eppenstein, Michael Krummacher et al. (Hrsg.): Praxishandbuch Interkulturelle Kompetenz

Rezensiert von Prof. Dr. Oja Ploil, 09.08.2016

Cover Thomas Eppenstein, Michael Krummacher et al. (Hrsg.): Praxishandbuch Interkulturelle Kompetenz ISBN 978-3-95414-051-0

Thomas Eppenstein, Michael Krummacher, Ioanna Zacharaki (Hrsg.): Praxishandbuch Interkulturelle Kompetenz. Handbuch für soziale und pädagogische Berufe. Debus Pädagogik Verlag (Schwalbach/Ts.) 2015. 224 Seiten. ISBN 978-3-95414-051-0. D: 22,80 EUR, A: 23,50 EUR.

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Thema

Die Autorinnen und Autoren dieses Buches fragen nach den Herausforderungen der multikulturellen Gesellschaftsrealität für soziale und pädagogische Berufe sowie nach unterschiedlichen interdisziplinären Zugängen zum Thema Interkulturelle Kompetenz.

HerausgeberInnen

Ioanna Zacharaki ist Referentin des Diakonischen Werkes im Rheinland.

Thomas Eppenstein und Michael Krummacher, sind Professoren an der Evangelischen Fachhochschule Rheinland-Westfalen-Lippe in Bochum.

Entstehungshintergrund

Dieses Buch ist der Nachfolger des seit 2007 in mehreren Auflagen von denselben HerausgeberInnen veröffentlichten „Praxishandbuch Interkulturelle Kompetenz“. Die Beiträge im vorliegenden Buch bauen auf die Anforderungen und Erfahrungen des „Zertifikatskurs: Basisqualifikation Interkulturelle Kompetenz für Soziale Berufe“ auf, der als Kooperationsprojekt zwischen dem Diakonischen Werk der Evangelischen Kirche im Rheinland und der Evangelischen Fachhochschule Rheinland-Westfalen-Lippe durchgeführt wird.

Aufbau

Der Sammelband besteht aus einem Vorwort und zehn Beiträgen unterschiedlichster Autoren. In jedem Beitrag wird ein anderes, für Weiterbildungen zur interkulturellen Kompetenz relevante Thema erarbeitet.

Inhalt

Ioanna Zacharaki, Thomas Eppenstein, Michael Krummacher, Einführung: Interkulturelle Kompetenz – Interdisziplinäre Zugänge und Konzepte für soziale und pädagogische Berufe, Seite 7-14

Ioanna Zacharaki, Umgang mit Vielfalt. Aktuelle Fachdiskurse und interkulturelle Praxis, Seite 15-34. Der Beitrag greift aktuelle begriffliche und konzeptionelle Schlüsselbegriffe wie „Diversity Management“, „Interkulturelle Öffnung“ oder „Inklusion“ auf. Die Praxis der Diakonie Rheinland- Westfalen-Lippe wird mit der aktuellen fachlichen Debatte verknüpft.

Thomas Eppenstein, Interkulturelle Kompetenz Zugänge für eine kultursensible Soziale Arbeit, Seite 35-66. In diesem Beitrag wird kultursensible Soziale Arbeit mit der Perspektive auf interkulturelle Kompetenz definiert. Dabei diskutiert er differenziert die kulturalistischen und strukturalistischen Verengungen sowie die Folgen ihrer normativen Implikationen.

Michael Krummacher, Migrations- und Integrationspolitik. Fakten, Entwicklungen, Analysen, Perspektiven, Seite 67-95. Migrationspolitische Entwicklungen und Diskurse werden mit Daten hinterlegt und geben ein Bild der migrationspolitischen Akteure, Zuständigkeiten. Die jeweiligen Entwicklungen werden kritisch diskutiert.

Heinz Drucks, Integration und Recht, Seite 96- 113. Der rechtliche Rahmen, der durch Zuwanderungsgesetz, Aufenthaltsgesetz, Aufenthaltsverordnung, Beschäftigungsverordnung, Beschäftigungsverfahrensverordnung, Integrationsverordnung und Freizügigkeitsgesetz das Leben von MigrantInnen vielfältig und manchmal widersprüchlich beeinflusst, wird aufmerksam kritisch beschrieben.

Hildegard Mogge-Grotjahn, Werte und Normen – Orientierungen und mögliche Konflikte unter interkulturellen Vorzeichen, Seite 114- 127. Anhand eines fiktiven Beispiels werden verschiedenste Theorielinien aufgezeigt. Dies reicht vom Verhältnis Subjekt, Kultur und Struktur über dem Verhältnis von Soziogenese und Psychogenese und dem Begriff des Habitus bis zur 2. Moderne. Im Anschluss werden Aspekte der 2. Moderne in ihren Auswirkungen diskutiert.

Wolf-Dieter Just, Von der mühsamen Anerkennung der multireligiösen Realität in Deutschland. Bedingungen für das friedliche Zusammenleben, Seite 128- 146. Religionen, Religiosität sowie die Abwehr „anderer“ Religionen werden mit Fakten belegt dargestellt. Dem wird der Begriff der Toleranz gegenübergestellt und für einen Pluralismus der Religionen geworben.

Arian Schiffer-Nasserie, Diskriminierung, Rassismus und Antidiskriminierungsarbeit, Seite 147- 175. Anhand vieler kleiner Fallbeispiele werden Diskriminierung und Rassismus, sowie deren Folgen beschrieben. Ergänzend findet sich hier ein Exkurs gegen den Kampf für „faire Chancen“, in dem die sog. Chancengleichheit kritisch beleuchtet wird. Der Beitrag fokussiert klar und benennt Mechanismen des Rassismus, des rassistischen Diskurses und der Diskriminierung.

Roderich Külbach, Interkulturelle Öffnung in der Organisationsentwicklung, Seite 174 – 188. Interkulturelle Orientierung von Organisationen muss als strategischer Prozess betrachtet werden. Wie dieser strategische Prozess strukturiert angegangen werden kann, wird anhand der Schritte Analyse, Umsetzungsstrategien und Evaluation beschrieben.

Thomas Eppenstein, „50 Jahre Ali in Almanya – immer noch nix deutsch“ Der Integrationsdiskurs zwischen Disziplinierung und Inklusionsversprechen, Seite 189 – 206. Im ersten Abschnitt dieses Kapitels werden die Studie der Bertelsmann Stiftung 2010 und die Berliner Studie zur Integration 2009 kritisch auf ihr Verständnis des Begriffs Integration hin analysiert. Im zweiten Abschnitt wendet sich der Autor dem deskriptiven, normativen und analytischen Zugang zum Begriff Integration zu, um sich dann zum Abschluss den Integrationsprozessen hinzuwenden.

Ioanna Zacharaki, Michael Krummacher, Zehn Jahre Weiterbildung „Interkulturelle Kompetenz“ Konzept, Durchführung, Praxis-Umsetzung, Seite 207- 220. Die aus zehn Jahren gesammelten Erfahrungen aus dem Zertifikatskurs „Basisqualifikation interkulturelle Kompetenz“ werden in diesem Beitrag zusammengefasst und mit zwei „good-practice-Beispielen“ bereichert.

Diskussion

Interkulturelle Kompetenz und Soziale Arbeit sind nicht mehr getrennt zu denken. Umso mehr hätte ich es sinnvoll gefunden, wenn die Orientierung an einer sozialarbeitstheoretischen Grundlage stattgefunden hätte. So bleibt die interkulturelle Kompetenz ein „Querschnittsthema“ und wird nicht in das professionelle und professionstheoretische Selbstverständnis integriert. Die Bezugswissenschaften stehen stark im Vordergrund und nicht die Profession. Dies könnte damit zusammenhängen, dass es für Weiterbildungen gedacht ist, die sich nicht an SozialarbeiterInnen richtet, sondern, wie es auch formuliert wird, an soziale und pädagogische Berufe. Für derartige Aus- und Weiterbildung erscheint mir dieses Handbuch sehr gut geeignet. Es gibt Beiträge, die meiner Ansicht nach noch differenzierter und theoretisch fundierter bearbeitet werden könnten. Dies betrifft insbesondere den Artikel von Roderich Külbach, Interkulturelle Öffnung in der Organisationsentwicklung. Trotz all der oben genannten Kritik hat mich die Qualität der Artikel von Hildegard Mogge-Grotjahn, Thomas Eppenstein und Arian Schiffer-Nasserie überzeugt.

Fazit

Das Buch verknüpft Praxis und Theorie in einer gelungenen Art und Weise. Für diejenigen, die das „Praxishandbuch Interkulturelle Kompetenz“ bereits besitzen, ist der Zugewinn nicht sehr groß. Aufgrund der besonderen Entwicklungen des letzten Jahres sind die Teile über Recht (Ducks) und Politik (Krummacher) schon wieder nicht mehr ganz aktuell.

Rezension von
Prof. Dr. Oja Ploil
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Es gibt 3 Rezensionen von Oja Ploil.

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ISSN 2190-9245