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Peer Pasternack: Die Teilakademisierung der Frühpädagogik

Rezensiert von Dr. Lisa Jares, 15.01.2016

Cover Peer Pasternack: Die Teilakademisierung der Frühpädagogik ISBN 978-3-931982-96-6

Peer Pasternack: Die Teilakademisierung der Frühpädagogik. Eine Zehnjahresbeobachtung. Akademische Verlagsanstalt AVA (Leipzig) 2015. 403 Seiten. ISBN 978-3-931982-96-6. D: 29,00 EUR, A: 29,90 EUR, CH: 31,53 sFr.
Unter Mitwirkung von Jens Gillessen, Daniel Hechler, Johannes Keil, Karsten König, Arne Schildberg, Christoph Schubert, Viola Strittmatter und Nurdin Thielemann.

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Thema

Die Ausbildung von frühpädagogischen Fachkräften unterliegt im letzten Jahrzehnt einem stetigen Wandel. Im Jahr 2004 wurden zunehmend frühpädagogische Studiengänge geschaffen, wodurch aktuell heute im gesamten Bundesgebiet 120 frühpädagogische Studiengänge an 90 verschiedenen Hochschulen etabliert werden konnten.

Die Autoren des vorliegenden Werkes sprechen hier von einer „Spätakademisierung“ im Feld der pädagogischen Berufe sowie von einer „Teilakademisierung der Frühpädagogik“, da nach einem Jahrzehnt die „Gründungsdynamik zumindest vorläufig zum Abschluss gelangt“.

Durch die Teilakademisierung des Berufsfeldes wurde die „Mehrstufigkeit der Qualifiaktion“ im Bereich der Frühen Bildung erhöht. Die Berufsabschlüsse reichen vom Abschluss der Berufsfachschule bis hin zum Masterabschluss an einer Universität.

Die Akademisierung des Berufsfeldes brachte Erwartungen, insbesondere im Hinblick auf die Steigerung der Qualität mit sich, die im Rahmen des Buches unter Bezugnahme wissenschaftlicher Ergebnisse diskutiert werden. Über den gesamten Zeitraum der Teilakademisierung der Frühpädagogik (vergangenes Jahrzehnt) wird dabei, auch unter Berücksichtigung anderer Ausbildungsmöglichkeiten, ein zusammenfassendes Fazit unter Bezugnahme der damit verbundenen Schlussfolgerungen gezogen.

Autorinnen und Autoren

Das Buch wurde von Peer Pasternack unter Mitwirkung von Jens Gillessen, Daniel Hechler, Johannes Keil, Karsten König, Arne Schildberg, Christoph Schubert, Viola Strittmatter und Nurdin Thielemann verfasst.

  • Prof. Dr. Peer Pasternack ist Politikwissenschaftler und Soziologe. Er ist Forschungsdirektor des Institutes für Hochschulforschung in Halle-Wittenberg. Zuvor war er Staatssekretär für Wissenschaft im Senat von Berlin. Er ist Herausgeber der Zeitschrift „die hochschule“. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen im Bereich der Bildung und Wissenschaft in demografisch herausgeforderten Regionen, Hochschulpolitik und -organisation, Qualitätssicherung und -entwicklung sowie ostdeutsche Wissenschaftszeitgeschichte.
  • Dr. Jens Gillessen war von 2012-2014 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Hochschulforschung in Halle-Wittenberg. In dem Jahr 2014-2015 war er Visiting Scholar an der Stanford University in California und seit 2015 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie der Universität Leipzig.
  • Daniel Hechler, M.A. ist wissenschaftlicher Mitarbeiter und Forschungsreferent am Institut für Hochschulforschung Halle-Wittenberg und Redakteur der Zeitschrift „die hochschule“.
  • Dr. Johannes Keil war von 2011-2014 Mitarbeiter am Institut für Hochschulforschung Halle-Wittenberg (HoF) und ist seit 2015 Lehrbeauftragter im Studiengang „Sozialpädagogik und Management“ der Fachhochschule Dresden.
  • Karsten König, Dipl. Soziologe war in den Jahren von 2002-2013 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Hochschulforschung in Halle-Wittenberg und ist seit 2014 Dozent an der Fachhochschule in Dresden.
  • Arne Schildberg, Dipl.-Verwaltungswissenschaftler war zwischen 2004 und 2005 Projektmitarbeiter am Institut für Hochschulforschung Halle-Wittenberg und anschließend Referent der Friedrich-Ebert Stiftung in Sachsen und der SPD Sachsen. In den Jahren 2010-2014 war er Büroleiter der Friedrich-Ebert-Stiftung in Addis Abeba (Äthiopien) und ist sei 2015 Referent für Internationale Politikanalysen der Friedrich-Ebert-Stiftung.
  • Christoph Schubert, M.A. war in den Jahren 2011-2014 freier Mitarbeiter am Institut für Hochschulforschung in Halle-Wittenberg und ist seit 2013 Stipendiat im Internationalen Graduiertenkolleg „Formwandel der Bürgergesellschaft. Japan und Deutschland im Vergleich“ an der MLU Halle-Wittenberg. Seine Dissertation verfasst er zum Thema „Bürgerschaftliches Engagement als Reaktion auf den demographischen Wandel. Fallstudien in stark schrumpfenden Gemeinden“.
  • Viola Strittmatter, M.A. war von 2007 bis 2010 Projektmitarbeiterin am Institut für Hochschulforschung in Halle-Wittenberg, darüber hinaus war sie als Mitarbeiterin an der FU Berlin im Team Studienstrukturenwicklung und im BMBF-Projekt „Offene Hochschulen“ an der Diakonie-FH in Bielefeld tätig.
  • Nurdin Thielemann, Dipl.-Soziologe war von 2011-2012 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Hochschulforschung in Halle-Wittenberg. Seit dem Jahr 2012 promoviert er an der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät der MLU Halle-Wittenberg zum Thema „Auf fremden Territorium? Mechanismen, symbolische Kämpfe und Bewältigungsstrategien in Kitas mit männlichen Erziehern“. Darüberhinaus ist er im Schuldienst Sachsen-Anhalt in der Beschulung von Kindern mit Migrationshintergrund tätig.

Aufbau und Inhalt

Das Buch gliedert sich nach einer Zusammenfassung der zentralen Ergebnisse in drei übergeordnete Teile.

  • Teil A nimmt sich hierbei der Problemstellung und dem Vorgehen der Studien an.
  • Teil B stellt den inhaltlichen Schwerpunkt des Buches dar, hier werden unter sechs verschiedenen Erwartungen an die (Teil)Akademisierung des Berufsfeldes die Studien und detaillierten Ergebnisse dieser vorgestellt.
  • Im abschließenden Teil C werden ein Resümee und Schlussfolgerungen unter Bezugnahme der Erwartungen gezogen.

Zentrale Ergebnisse

In einem einleitenden Beitrag werden die zentralen Ergebnisse, die sich im Rahmen der Zehnjahresbeobachtung zeigten, vorgestellt. Diese zentralen Ergebnisse unterteilen sich in vier zentrale Themen die sich in Teil B des Buches detailliert wieder finden. So die „Ausbildungslandschaft“, die „Gender-Implikation“, die Frage danach ob die „Erwartungen erfüllt?“ sind, die mit der Akademisierung des Berufsfeldes einhergingen und die Beleuchtung des Verhältnissens von „Fachschulen & Hochschulen“.

Teil A Problemstellung und Vorgehen

Die Akademisierung der Frühpädagogik wurde in den letzten zehn Jahren intensiv vom Institut für Hochschulforschung Halle-Wittenberg wissenschaftlich begleitet. Aufbauend auf den umfangreichen Forschungen mit differenten methodischen Zugängen wird im Rahmen dieses Buches eine Bilanz der Teilakademisierung in der Frühpädagogik gezogen.

Folgende Fragen waren dabei forschungsleitend und werden im Rahmen des Buches beantwortet:

  • „Welche Leistungsfähigkeiten weisen die einzelnen Institutionentypen von Fachschule bis Universität hinsichtlich der Professionalisierung auf?“
  • „Wie durchlässig sind die verschiedenen Stufen des frühpädagogischen Ausbildungssystems? Findet eine Überwindung der bisherigen Qualifikations- und Aufstiegssackgassen statt?“
  • „Gibt es eine hinreichende Passung zwischen den Strukturen und inhaltlichen Anforderungen des Berufsfeldes einerseits, den Strukturen und inhaltlichen Angeboten des Ausbildungssystems andererseits?“
  • „In welchem Umfang vermögen die quantitativ dominierenden Frauen von der neuen Höherwertigkeit ihres Berufes profitieren? Wie entwickeln sich die Professionalisierungsprozesse? Inwiefern ist es unter dem Aspekt einer anzustrebenden Geschlechterindifferent funktional, wenn die Stufung der frühpädagogischen Ausbildung nicht nur dauerhaft beibehalten, sondern verstärkt wird?“ (Pasternack u.a. 2015, S. 32)

Teil B Die Erwartungen an die Akademisierung der Frühpädagogik und der Grad ihrer Einlösung

Teil B stellt den Hauptteil des Buches dar, hier werden die forschungsleitenden Fragen im Rahmen von sechs Oberkapitel, die sich wie folgt unterteilen, beantwortet:

  1. „Kapitel 1. Erwartung Nr.1: Qualitätssteigerung durch Professionalisierung“ dieses Kapitel stellt das umfangreichste dar und nimmt sich der Veränderungen von Professionalisierung und der damit verbundenen Qualitätssteigerung im Feld, an.
  2. „Kapitel 2. Erwartung Nr. 2: Höherwertigkeit des Berufs“, im Rahmen dieses Kapitels wie die Höherwertigkeit des Buches durch die Akademisierung thematisiert. Höherwertigkeit macht sich insbesondere fest an einem höheren Sozialprestige und einer besseren Bezahlung.
  3. „Kapitel 3. Erwartung Nr. 3: Verbesserte Aufstiegschancen“. Absolventen der Fachschulausbildung zur Erzieherin/zum Erzieher hatten bis dato wenig berufliche Aufstiegschancen. Die neu geschaffenen Hochschulstudiengänge bieten ebensolche. Wie ebendiese genutzt werden, wird in Kapitel 3 dargelegt.
  4. „Kapitel 4. Erwartung Nr. 4: Steigende Quote des Verbleibs im Beruf“ stellt Ergebnisse dazu dar, ob akademisch ausgebildete Fachkräfte stetiger im Berufsfeld verweilen.
  5. „Kapitel 5. Erwartung Nr. 5: Mehr Männer in Kitas.“ Mit der Akademisierung des Berufsfeldes war auch die Erwartung verbunden, dass mehr Männer diesen Beruf ergreifen. Die Ergebnisse dazu werden im Rahmen dieses Kapitels vorgestellt.
  6. „Kapitel 6. Erwartung Nr. 6: Investierte Forschung zur frühen Kindheit“. Lange Zeit war die frühe Kindheit nur ein wenig wissenschaftlich untersuchtes Forschungsfeld, was sich durch die Akademisierung geändert hat. Wie es sich dazu verhält wird ausführlich in Kapitel 6 dargelegt.

Teil C Resümee und Schlussfolgerung

Das Resümee und die Schlussfolgerung erfolgen auf sechs verschiedenen Ebenen, so unter dem Blickwinkel „Die ungeplante Hochschulreform“, die „Gestufte Professionalisierung“, „Die Erwartungen an die Akademisierung und ihre Einlösung“, die „Geschlechterspezifische Implikation“, die „Entscheidungshilfe: Die Kriterien individueller Entscheidungen für den richtigen Ausbildungsgangs“ sowie unter dem Aspekt „Fachschulen und Hochschulen: Möglichkeiten der Annäherung“.

Diskussion

Das Buch „Die Teilakademisierung der Frühpädagogik – Eine Zehnjahresbeobachtung“ ist ein umfassendes Werk, was es schafft die Entwicklung der Pädagogik der frühen Kindheit in den letzten zehn Jahren darzustellen. Es gibt einen Überblick an die Erwartungen die an die Akademisierung des Feldes gestellt wurden und gleicht diese mittels Forschungsergebnissen, die im Rahmen unterschiedlicher Projekte entstanden sind, ab.

Das Buch verfolgt einen schlüssigen Aufbau, direkt vorweg werden die zentralen Ergebnisse zusammenfassend vorgestellt. So gelangt dem Leser ein schneller Einstieg in das Buch und es ermöglich detailliert in die jeweiligen Themenfelder die unter „Erwartungen“ zusammengefasst sind, einzusteigen.

Die Akademisierungsinitiative wird umfassen beleuchtet. Insbesondere die Beleuchtung der Forschungsergebnisse unter dem Blickwinkel der Erwartungen die mit dieser Akademisierungsinitiative verbunden waren, machen das Buch sehr wertvoll. Hervorzuheben ist die Umfassendheit des Buches, über die allgemeine Thematik der Qualitätssteigerung und Professionalisierung über die Thematik Männer in Kitas und letztendlich der Reflexion der investierten Forschung die im Feld der frühen Kindheit wird das Feld beleuchtet.

Sowohl für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der Disziplin der Pädagogik der frühen Kindheit, als auch Studierende und interessierte Berufsgruppen angrenzender Disziplinen ist dieses Buch ein umfassendes Werk um auf den Werdegang der Disziplin der Frühpädagogik der letzten zehn Jahre zurückzublicken.

Fazit

Das Buch „Die Teilakademisierung der Frühpädagogik – Eine Zehnjahresbeobachtung“ gibt einen detaillierten und fundierten Überblick über den Prozess der Akademisierung in der Frühpädagogik. Es beleuchtet dabei die vergangenen zehn Jahre unter verschiedenen Blickwinkeln und gibt damit Aufschluss über die verschiedenen Etappen des Akademisierungsprozesses. Das Buch ist ein bedeutsames Werk für die Disziplin der Frühpädagogik.

Rezension von
Dr. Lisa Jares
Pädagogische Fachberaterin für Kindertageseinrichtungen, Lehrbeauftragte an verschiedenen Hochschulen in kindheitspädagogischen Studiengängen und Redakteurin des frühpädagogischen Fachportals ErzieherIn.de.
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Es gibt 40 Rezensionen von Lisa Jares.

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Zitiervorschlag
Lisa Jares. Rezension vom 15.01.2016 zu: Peer Pasternack: Die Teilakademisierung der Frühpädagogik. Eine Zehnjahresbeobachtung. Akademische Verlagsanstalt AVA (Leipzig) 2015. ISBN 978-3-931982-96-6. Unter Mitwirkung von Jens Gillessen, Daniel Hechler, Johannes Keil, Karsten König, Arne Schildberg, Christoph Schubert, Viola Strittmatter und Nurdin Thielemann. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/19981.php, Datum des Zugriffs 25.01.2025.


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