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Reinbert Schauer, René Clemens Andeßner et al.: Rechnungswesen und Controlling für Nonprofit-Organisationen

Rezensiert von Prof. Dr. Georg Kortendieck, 01.04.2016

Cover Reinbert Schauer, René Clemens Andeßner et al.: Rechnungswesen und Controlling für Nonprofit-Organisationen ISBN 978-3-258-07930-1

Reinbert Schauer, René Clemens Andeßner, Dorothea Greiling: Rechnungswesen und Controlling für Nonprofit-Organisationen. Ergebnisorientierte Informations- und Steuerungsinstrumente für das NPO-Management. Haupt Verlag (Bern Stuttgart Wien) 2015. 4., neu bearb. Auflage. 425 Seiten. ISBN 978-3-258-07930-1. D: 68,00 EUR, A: 70,00 EUR, CH: 68,00 sFr.

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Autoren

R.C. Andessner ist stv. Leiter des Instituts für Public und Nonprofit Management, D. Greiling ist Leiterin des Institutes Management Accounting, R. Schauer war bis 2012 Ordinarius für Betriebswirtschaftslehre der öffentlichen Verwaltung und öffentlichen Dienste, Institut für Public und Nonprofit Management; alle Johannes Kepler Universität Linz.

Thema

Viele gemeinnützige Einrichtungen (NPO-Organisationen) haben nach Auffassung der Autoren ein überwiegend finanzwirtschaftlich ausgerichtetes Rechnungswesen. Gerade für die Steuerung einer sozialwirtschaftlichen, in diesem Fall auch gemeinnützigen Einrichtung reichen finanzwirtschaftliche Kennzahlen zur Steuerung nicht aus. Das in der vierten Auflage erschienene Werk erweitert das finanzwirtschaftliche Steuerungssystem um ein leistungswirtschaftliches Informationssystem vor dem Hintergrund des Freiburger Managementmodells.

Das mittlerweile in der vierten Auflage erschiene Buch hat zur vorherigen Aufl. 2008 vor allem folgende Abschnitte Änderungen durch grundlegende Überarbeitungen erfahren:

  • den Bereich Instrumente des Controllings (Kapitel 11)
  • sowie Performance Management und Performance Reporting (Kapitel 12)

Zielsetzung des Buches ist es, die Leserschaft mit den „Leistungsanforderungen an ein modernes Rechnungswesen sowie mit den wesentlichsten Instrumenten des Controllings [in einer Nonprofit-Organisation, GK] vertraut zu machen“. Dazu zählen die Grundkonzeption eines integrierten Rechnungswesens als Informations- und Steuerungsinstrument, die Struktur von Finanzierungsrechnung, Bestandsrechnung (Bilanz) und Ergebnisrechnung, die verschiedenen Formen der Kosten- und Leistungsrechnung, um einerseits kalkulieren zu können, andererseits aber auch die Wirksamkeit darzustellen, und schlussendlich dem Controlling und dem damit verbundenen Performance Measurement und Reporting. Eine Reihe von Fallstudien aus dem gesamten NPO-Bereich runden das Buch ab.

Aufbau und Inhalte

Das Buch teilt sich einerseits in zwölf Grundlagenkapitel und andererseits in fünf Fallstudien, von denen für den sozialen Bereich vor allem die erste Fallstudie relevant ist (Kosten- und Leistungsrechnung in einer sozialen NPO).

Im ersten Kapitel werden die grundlegenden Aufgaben des Rechnungswesens und des Controllings aufgegriffen. Es wird die Informations-, Planungs- und Steuerungsfunktion des Rechnungswesens besonders hervorgehoben.

Kapitel zwei stellt auf der Basis des Freiburger Management-Modell das Grundmodell eines Integrierten NPO-Rechnungswesens vor. Durch den Zusammenhang von Finanzierungsrechnung, Bestandsrechnung und Ergebnisrechnung werden Liquidität, Produktivität und Wirtschaftlichkeit der Einrichtungen gesichert. Besondere Bedeutung kommt dabei dem „Value for Money“-Konzept zu, das den schwierigen Bereich der Leistungserfassung und -messung aufgreift.

Die nachfolgenden Kapitel drei – sieben erläutern die Grundlagen des Rechnungswesens: die Finanzierungsrechnung (3), die Kosten- und Leistungsrechnung (4) und die Bestandsrechnung (7). Da im NPO-Bereich eine Reihe von Besonderheiten zu beachten sind (Gemeinnützigkeit, Dienstleistungsbereich, Erstellen von Kollektivgütern) widmen sich Kapitel 5 besonderen Fragestellungen der Kosten- und Leistungsrechnung im NPO-Bereich und Kapitel 6 explizit der Leistungserfassung und Leistungsanalyse.

Im achten Kapitel geht das Buch auf unterschiedliche Rechnungslegungsstandards ein. Diese umfassen wie alle Kapitel des Buches eine dezidiert schweizerische, österreichische wie auch deutsche Sichtweise. In diesem Rahmen erfährt man, wenn auch sehr knapp Grundlegendes über Compliance und Risikomanagement.

Kapitel neun bis zwölf wenden sich schließlich dem Controlling und der Budgetierung zu. Zunächst betrachtet man Kennzahlen und Kennzahlensysteme (9). Es schließen sich Überlegungen zu integrierten Planungssystemen und Budgets an (10). Um dieses anschaulicher zu gestalten, ergänzen die Autoren ihre Aussagen um ein ausführliches Zahlenbeispiel. Auf weiteren gut 60 Seiten werden die strategischen und operativen Instrumente des Controllings auswahlweise vorgestellt. Sowohl die Investitionsrechnung als auch das Gemeinkostenmanagement werden dargestellt.

Beendet wird der Grundlagenteil mit einem ausführlichen Kapitel zum Performance Management (u.a.: Balanced Scorecard, EFQM) und Reporting, z.B. auch zum in Deutschland verbreiteten Social Reporting Standard (SRS).

Fünf verschiedene Fallstudien zur Kosten- und Leistungsrechnung, zum Finanzmanagement, zum Controlling, zur Aufgabenkritik und zur strategischen Planung runden das Werk ab. Diese Studien bewegen sich allerdings im gesamten Feld der NPO (z.B. auch Wirtschaftsverbänden, Sportvereine oder auch Schweizer Wanderwege).

Diskussion

Die Autoren entwickeln auf der Basis eines ganzheitlichen Managementansatzes der Freiburger (Schweiz) Schule ein integriertes, konsistentes System der Finanz-, Bestands- und Ergebnissteuerung. Damit sprechen sie die umfassende Lenkung der Liquidität, der Substanzerhaltung und Investitionsmöglichkeiten und der sozialwirtschaftlichen Erfolgssteuerung an. Letztere darf sich nicht (nur) auf die Feststellung eines Gewinnes fokussieren, sondern muss letztendlich immer die Mission der Einrichtung und ihren gesellschaftlichen Auftrag im Blick haben. Sie arbeiten deshalb die Grundlagen einer Wirkungsrechnung aus. Im Zentrum steht ein Value for Money-Reporting: was haben meine Geldgeber für ihr Geld an Wirkung erhalten. Da dabei immer Fragen nach der Effektivität und nach der Effizienz der eingesetzten Ressourcen zu stellen sind und diese in einem Zielkonflikt stehen können, dient das Wirtschaftlichkeitsprinzip bei NPO´s immer nur als Auswahlprinzip zwischen verschiedenen gleichwertigen effektiven Lösungen (S. 45).

Leistungen lassen sich nach drei verschiedenen Erfolgstypen unterscheiden:

  1. Wurde das Ziel (überhaupt) erreicht?
  2. Wenn ja: Zu welchem Grad?
  3. Und wenn dies messbar ist: In welcher absoluten Höhe?

Dies betrifft vor allem die bereitgestellten Kollektivgüter, nicht aber die marktgängigen Leistungen. Zu kritisieren ist, dass der Leser im Unklaren bleibt, worin genau der Unterschied liegt. Offensichtlich meinen die Autoren mit marktgängigen Leistungen Leistungen, für die es ein individuelles Leistungsentgelt gibt, aus Sicht des beauftragenden Staates aber nicht unbedingt Marktgüter sein müssen. Kollektivgüter sind dagegen Güter, die die NPO selbst an Mitglieder kostenlos abgegeben wie bspw. Lobbying.

Ein Großteil der betriebswirtschaftlichen Literatur zum Rechnungswesen und Controlling hat gewinnorientierte Industriebetriebe im Fokus. Das hat zum einen zur Folge, dass bspw. die Vollkostenrechnung nach Material- oder Fertigungsgemeinkosten fragt und andererseits die Leistung an der Erreichung von Formalzielen wie Gewinn oder Deckungsbeiträgen festmacht. Die Berücksichtigung des Dienstleistungscharakters, der eine veränderte Kostenstellengliederung und Kostenzuordnung zur Folge haben muss, des Nonprofit-Charakters, der statt der Kennzahlen der Formalzielerreichung Leistungskennzahlen in den Vordergrund hebt und nicht zuletzt die Erstellung von Kollektivgütern, für die es keine Marktpreisbewertung geben kann, sind die wesentlichen Merkmale dieses anspruchsvollen Buches. Es gibt zwar durchaus einige Werke, die sich mit dem Rechnungswesen im Sozialen Bereich auseinandersetzen, es aber nicht schaffen, die Besonderheiten so zu integrieren, dass eine vernünftige Arbeitsbasis für die Praxis entsteht. Bspw. finden sich als gängiges Verfahren der Kalkulation von Gemeinkosten die Zuschlagskalkulation. Wie die Autoren deutlich machen, ist diese nur hilfreich bei variablen Gemeinkosten. Gerade diese sind aber in der Sozialen Arbeit eher unbedeutend. Bei fixen Gemeinkosten, die wegen der Herstellung der Arbeitsbereitschaft im Sozialen Bereich, hoch sind, empfiehlt sich eher eine Kostenstellenbezogene Divisionskalkulation. Derartige Aussagen finden sich kaum in der Fachliteratur!

Insgesamt richtet sich das vorliegende Buch Praktiker in der Sozialen Arbeit, die bereits Rechnungswesen- und Controllingerfahrungen haben sowie vorgebildete Studierende in Masterstudiengängen. Ohne Vorkenntnisse dürfte die Lektüre für viele wegen der zahlreichen und teilweise wenig erklärten Querbezüge harte Kost sein. Der Praxis aber dürfte dieses Buch im Detail viele wertvolle Anregungen geben, vor allem wie das Rechnungswesen aufgebaut werden sollte und kann und wie eine geeignete Leistungsrechnung gefunden wird. Ein bisschen gemeckert werden soll aber auch: Teilweise sind die einzelnen Kapitel sehr umfangreich, teilweise sehr klein. Das Praxisbeispiel 10.3. ist anschaulich und gut nachvollziehbar. Aber warum gibt es dieses so umfassend nur an dieser Stelle. Gerechterweise muss man sagen, dass trotzdem eine Reihe von Rechenbeispielen die Aussagen veranschaulichen. Auch hätte man sich zu den einzelnen Controllinginstrumenten mehr Einzelheiten gewünscht. Hier dürfte man allenfalls nur grobe Anregungen bekommen.

Fazit

Insgesamt erhält die Leser/in ein hochwertiges Buch, dass auf langjährigen Erfahrungen im Nonprofit-Bereich fusst und zahlreiche aktuelle Konzepte beinhaltet. Den Praktiker/innen sei vor allem auch der zweite Teil mit den umfänglichen Praxisstudien empfohlen. Vor allem aber gibt das Buch Antworten darauf, wie man ein funktionsfähiges Rechnungswesen und Controlling in einer sozialwirtschaftlichen Einrichtung erstellen kann, so dass es seinen Steuerungs- und Kontrollaufgaben nachkommen kann.

Rezension von
Prof. Dr. Georg Kortendieck
Diplom-Volkswirt, Dekan Fakultät Soziale Arbeit, Ostfalia Hochschule Braunschweig-Wolfenbüttel, Langjähriger Leiter mehrerer Bildungsträger, Professor für Betriebswirtschaftslehre im Sozialen Bereich
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Es gibt 28 Rezensionen von Georg Kortendieck.

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Zitiervorschlag
Georg Kortendieck. Rezension vom 01.04.2016 zu: Reinbert Schauer, René Clemens Andeßner, Dorothea Greiling: Rechnungswesen und Controlling für Nonprofit-Organisationen. Ergebnisorientierte Informations- und Steuerungsinstrumente für das NPO-Management. Haupt Verlag (Bern Stuttgart Wien) 2015. 4., neu bearb. Auflage. ISBN 978-3-258-07930-1. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/20054.php, Datum des Zugriffs 04.10.2024.


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