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Maren Lange: Soziale Arbeit - ein typisch weiblicher Studiengang?

Rezensiert von Dr. Barbara Stiegler, 22.04.2016

Cover Maren Lange: Soziale Arbeit - ein typisch weiblicher Studiengang? ISBN 978-3-487-15261-5

Maren Lange: Soziale Arbeit - ein typisch weiblicher Studiengang? Ausgewählte Studien zur Studienmotivation im Vergleich zur empirischen Analyse der Motivation von Masterstudierenden Sozialer Arbeit. Georg Olms-Verlag (Hildesheim) 2015. 156 Seiten. ISBN 978-3-487-15261-5. D: 24,80 EUR, A: 25,50 EUR.

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Entstehungshintergrund und Thema

Dieser Band 22 der Hildesheimer Schriften zur Sozialpädagogik und Sozialarbeit enthält die Masterarbeit von Maren Lange. Sie geht der Frage nach, welche Studienmotivation die Hildesheimer Masterstudent_innen zur Aufnahme des Studiums Soziale Arbeit Master of arts veranlasst.

Aufbau und Inhalt

Die Arbeit gliedert sich in drei Schwerpunkte:

  1. der erste Teil gibt einen Überblick über die Geschichte der Ausbildung „Soziale Arbeit“ unter der Genderperspektive. Anschließend werden die gegenwärtigen Geschlechterverhältnisse – und Hierarchien in diesem Berufsfeld beschrieben.
  2. Im zweiten Teil geht es nach einer kurzen theoretischen Betrachtung zunächst um einen Überblick über bereits vorliegende empirische Arbeiten zur Studienmotivation von Student_innen zum Studium Soziale Arbeit.
  3. Im dritten Teil werden Konzeption und Ergebnisse der eigenen empirischen Untersuchung vorgestellt und die Befunde diskutiert.

Die Nachzeichnung der sozialen Ausbildung von der Armenpflege bis zum Master of Social Work beginnt im 18. Jahrhundert. Die Abwertung von Frauen zu Beginn zeigte sich u.a. darin, dass die Frauen zwar als Armenpflegerinnen ehrenamtlich zu beratenden, betreuenden und erzieherischen Hilfstätigkeiten zugelassen waren, ihnen öffentliche ehrenamtliche Funktionen aber verschlossen blieben. Die Ausbildung für Soziale Arbeit war dann über 130 Jahre fast ausschließlich nach Geschlechtern getrennt organisiert.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts bereiteten die von der bürgerlichen Frauenbewegung ins Leben gerufenen „Soziale Frauenschulen“ zwar auf die soziale Arbeit vor, jedoch nicht im Sinne einer bezahlten Tätigkeit. Alice Salomon, die Gründerin einer dieser Sozialen Frauenschulen, beharrte bis zum Ersten Weltkrieg darauf, dass die soziale Arbeit als freiwillige und unbezahlte Tätigkeit geleistet werden sollte. Später erst gründete auch sie eine Akademie ausschließlich für Frauen, die dann aber auch in Leitungspositionen arbeiten sollten.

Universitäten bildeten erst nach dem Zweiten Weltkrieg allmählich für die soziale Arbeit aus, ab 1969 mit den Bereichen Sozialpädagogik/Sozialarbeit. Mit der Verwissenschaftlichung der Ausbildung setzte auch die „Vermännlichung“ ein.

Der Blick auf die gegenwärtigen Geschlechterverhältnisse zeigt ein Berufsfeld, in dem Männer die anleitenden, kontrollierenden und entscheidenden Funktionen ausüben, während Frauen eher die Dienstleistungen erbringen und nah am Klientel direkt helfen und beraten.

Die Darstellung des Forschungsstandes zur Studienmotivation der heutigen Studierenden zum jetzigen Zeitpunkt bezieht 3 empirische Untersuchungen ein, deren Ergebnisse in einer Tabelle zusammengefasst werden, allerdings gibt es keine geschlechtsbezogene Auswertung der Daten.

Die eigene empirische Studie will zwei Hypothesen untersuchen:

  1. Die erste Hypothese besteht in der Annahme, dass weibliche Personen eher intrinsische Motive für eine Aufnahme des Master Studiums Soziale Arbeit angeben.
  2. Die zweite Hypothese besteht in der Annahme, dass weibliche Personen als geeigneter für das Studium der sozialen Arbeit angesehen werden als männliche.

Die Ergebnisse basieren auf einer schriftlichen Befragung von n=31 Studierenden, 7 männlichen, 24 weiblichen, die auch noch in zwei Gruppen geteilt werden: Studienanfänger_innen (n=11, davon 2 männliche Studierende) und Masterand_innen (n=20, davon 5 männliche). Trotz dieser extrem kleinen Stichproben werden die Ergebnisse der Untersuchung geschlechtsdifferenziert und in Prozentangaben dargestellt und mit denen der vorher vorgestellten Untersuchungen verglichen.

Diskussion

Eine Darstellung oder Diskussion der empirischen Ergebnisse und die Bestätigungen oder Verwerfungen der zwei Hypothesen erscheint mir aufgrund der zugrundeliegenden kleinen Stichprobe nicht angebracht. Alle Aussagen beziehen sich auf Werte, die auf einer so kleinen Grundgesamt basieren, dass sich sowohl ein Vergleich untereinander als auch mit anderen Befunden verbietet. Wenn die Stichprobe n=2 Männer ist, dürfen Werte aus den Antworten des Fragebogens auf keinen Fall in Prozentzahlen umgerechnet und interpretiert werden. Auch ein Bezug auf eine andere Gruppe, deren Stichprobe n=5 ist, ist nicht erlaubt.

Es fehlt in diesem Teil der Arbeit eine kritische Reflexion des eigenen Vorgehens und das Vorgehen basiert auf unzureichenden Kenntnissen über grundlegende Methoden sozialwissenschaftlicher Arbeit. Damit unterscheidet sich die wissenschaftliche Qualität der empirischen Untersuchung erheblich von der des ersten Teils der Arbeit, der sich spannend liest und gut belegte Aussagen enthält.

Fazit

Zur Studienmotivation erfährt man leider nichts Aussagekräftiges. Wer sich jedoch für die Geschichte der Ausbildung in Sozialer Arbeit unter der Geschlechterperspektive interessiert, dem kann der erste Teil der Arbeit zur Lektüre empfohlen werden.

Rezension von
Dr. Barbara Stiegler
Bis zu ihrer Pensionierung Leiterin des Arbeitsbereiches Frauen- und Geschlechterforschung
Friedrich Ebert Stiftung, Abteilung Wirtschafts- und Sozialpolitik
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Es gibt 46 Rezensionen von Barbara Stiegler.

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Zitiervorschlag
Barbara Stiegler. Rezension vom 22.04.2016 zu: Maren Lange: Soziale Arbeit - ein typisch weiblicher Studiengang? Ausgewählte Studien zur Studienmotivation im Vergleich zur empirischen Analyse der Motivation von Masterstudierenden Sozialer Arbeit. Georg Olms-Verlag (Hildesheim) 2015. ISBN 978-3-487-15261-5. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/20150.php, Datum des Zugriffs 07.11.2024.


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