Cornelia Trittin (Hrsg.): Versorgungsforschung zwischen Routinedaten, Qualitätssicherung und Patientenorientierung
Rezensiert von Prof. Dr. rer.medic. Martina Hasseler, 05.05.2017

Cornelia Trittin (Hrsg.): Versorgungsforschung zwischen Routinedaten, Qualitätssicherung und Patientenorientierung. Asgard Verlagsservice GmbH (Siegburg) 2015. 307 Seiten. ISBN 978-3-946-19900-7.
Thema
Thema der Veröffentlichung ist die Versorgungsforschung. Die Unterüberschrift benennt die wesentlichen Schwerpunkte Routinedaten, Qualitätssicherung und Patientenorientierung.
Herausgeberin
Cornelia Trittin, M.A., ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Bremen, im SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und Politik.
Entstehungshintergrund
Das Buch ist als ein Kooperationsprojekt zwischen der Barmer GEK und der Universität Bremen mit dem Ziel entstanden, einen ergänzenden Beitrag zu bisherigen gemeinsamen Veröffentlichungen mit dem Fokus Verbesserung der qualitäts- und patientenorientierten Versorgung zu publizieren. Aus Sicht der Barmer GEK soll mit dem Sammelband die Relevanz der Versorgungsforschung für das Gesundheitswesen, für die gesetzlichen Kassen und weitere Entscheidungsträger aufgezeigt werden.
Aufbau
Das Buch ist in sechs Hauptüberschriften untergliedert, die jeweils eine unterschiedliche Anzahl von Beiträgen namhafter Wissenschaftler/innen und Experten/innen zugeordnet sind. Ein Schwerpunkt in diesem Buch wird in der Darstellung der Nutzung und den Potenzialen von Routinedaten in der Versorgungsforschung gelegt.
Inhalt
Die erste Hauptüberschrift trägt den Zielen des Buches entsprechend den Titel „Potenziale von Routinedaten“. Im ersten Beitrag werden sogleich die „Möglichkeiten und Grenzen der Versorgungsforschung mit Kassendaten“ diskutiert, die sich im zweiten Beitrag mit dem Titel „Versorgungsforschung als Impulsgeber zur Weiterentwicklung des medizinischen Versorgungssystems die Sicht des ZI“ weiter fortsetzt. Die Autoren beider Beiträge sehen große Chancen in der Nutzung von Kassendaten. Gleichwohl erscheinen methodische Weiterentwicklungen in der Auswertung und Ergänzung der Daten von Bedeutung.
In zweiten großen Themenblock mit dem Titel „Anfänge“ wird die Geschichte der Nutzung von Routinedaten in der Versorgungsforschung fokussiert. Insgesamt tragen fünf Beiträge zu der Entfaltung des Themas bei. Ein deutlicher Impetus für die systematische Nutzung von Routinedaten scheint der Paradigmenwandel in der Gesundheitspolitik ab den 1970er Jahren zu sein, der mit der Diskussion um Kostendämpfung, Wettbewerbsorientierung und Versorgungsqualität einhergeht.
Sodann schließt sich ein weiterer Themenblock mit der Hauptüberschrift „Digitaler Wandel“ an. Es wird insbesondere analysiert, wie der steigende Umfang der Kassendaten systematisch und konzentriert zur Verfügung gestellt und ausgewertet werden sowie wie das Gesundheitssystem auf die steigenden digitalen Anforderungen eingehen kann. Eine „digitale Debatte“ erscheint angesichts der informationstechnologischen Entwicklungen im Gesundheitssystem und der damit möglichen Versorgungsforschung unausweichlich.
Ein weiterer Themenblock widmet sich der „Patientenorientierung“. Im ersten Beitrag wird folgerichtig ausgeführt, dass Patientenorientierung zum Qualitätsmerkmal der Gesundheitsversorgung werden sollte. Es schließt sich ein Beitrag an, in dem die Frauengesundheitsbewegung als zentrale Bewegung präsentiert wird, die die gesundheitliche Versorgung verändert hat. Der Autor Bertram Häussler stellt mit Hilfe einer fiktiven Geschichte die Situation eines Patienten im Gesundheitssystem dar. Schließlich wird von Annelie Keil ein Netz von Versorgungslandschaften für die Bürgerinnen und Bürger gefordert, das ständiger Forschung bedarf.
Im vorletzten Themenblock „Qualitätssicherung“ wird aufgezeigt, dass Routinedaten, wenn sie denn methodisch gut und fundiert ausgewertet werden, zur Qualitätsverbesserung und -steigerung der Gesundheitsversorgung beitragen können.
Im letzten Themenblock „Einblicke und Zukunft“ werden Fragen diskutiert wie
- „Versorgungsforschung in der Psychiatrie“,
- „Versorgungsforschung bei chronischen Wunden“,
- „Versorgungsforschung bei Medizinprodukten“ sowie
- „Versorgungsforschung im betrieblichen Gesundheitsmanagement“ und
- „Chancen und Risiken des Innovationsfonds“.
Das Buch schließt mit einem Verzeichnis aller Autorinnen und Autoren ab.
Diskussion und Fazit
Dieses Buch thematisiert konsequent und umfassend die systematische Verwendung von Routinedaten in der Versorgungsforschung. Es geht auf die Möglichkeiten und Grenzen sowie auf die geschichtliche Entwicklung bis hin zu Fragen des digitalen Wandels, Patientenorientierung und Qualitätssicherung ein. Es wird auch ein Blick in die Zukunft gewagt. Alle Beiträge sind gut, flüssig und nachvollziehbar zu lesen. Da es sich um einen Sammelband handelt, sind die meisten Beiträge sehr kurz gehalten. Es können keine differenzierten Diskussionen der einzelnen Themen erwartet werden, sehr wohl aber kurz skizzierte Einblicke, die weiterem Nachdenken anregen. Die Schwerpunktsetzung dieses Buches lässt es allerdings nicht zu, einführende oder grundlegende Hintergründe zur Versorgungsforschung zu erwarten.
Fazit: Dieser Sammelband kann allen Lesern/innen empfohlen werden, die sich differenziert der Nutzung von Routinedaten in der Versorgungsforschung zuwenden wollen.
Rezension von
Prof. Dr. rer.medic. Martina Hasseler
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Zitiervorschlag
Martina Hasseler. Rezension vom 05.05.2017 zu:
Cornelia Trittin (Hrsg.): Versorgungsforschung zwischen Routinedaten, Qualitätssicherung und Patientenorientierung. Asgard Verlagsservice GmbH
(Siegburg) 2015.
ISBN 978-3-946-19900-7.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/20154.php, Datum des Zugriffs 31.01.2023.
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