Steven Herron, Matthias Kohl (Hrsg.): Berufsausbildung inklusiv - was Ausbildungsbausteine leisten
Rezensiert von Prof. Dr. Bernd Halfar, 26.07.2016

Steven Herron, Matthias Kohl (Hrsg.): Berufsausbildung inklusiv - was Ausbildungsbausteine leisten.
W. Bertelsmann Verlag GmbH & Co. KG
(Bielefeld) 2015.
43 Seiten.
ISBN 978-3-7639-5287-8.
D: 22,90 EUR,
A: 23,60 EUR,
CH: 24,81 sFr.
Schriftenreihe „Leitfaden für die Bildungspraxis“, Band 67.
Thema
Es gibt eine wachsende Anzahl von Jugendlichen, so zum Beispiel Jugendliche mit einer Behinderung, aber auch nach Deutschland geflüchtete Jugendliche, die es schwer haben, einen Beruf zu erlernen. Eine Barriere stellt die Unsicherheit und Sorge der Betriebe dar, dass sie nicht in der Lage sind, schwierige Jugendliche auszubilden. Und doch suchen Betriebe in Deutschland händeringend nach Nachwuchs, so dass sich die Chancen von benachteiligten Jugendlichen im Berufsbildungsbereich möglicherweise verbessern, wenn man die Ausbildung an die individuellen Besonderheiten und Kompetenzen dieser Zielgruppe anpassen könnte.
Entstehungshintergrund und Beteiligte
In einem Bundesprojekt „TrailNet“ wurden von 2009 bis 2015 400 Jugendliche mit Behinderung mit speziellen „Ausbildungsbausteinen“ ausgebildet. Beteiligt waren die Berufsbildungswerke, einige Bildungsträger, die Bundesagentur für Arbeit und als Evaluator das Forschungsinstitut Betriebliche Bildung.
Aufbau und Inhalt
Auf 43 Seiten, gut gegliedert, systematisch aufgebaut und mit ansprechendem Lay-out, wird ein erfolgreiches Konzept dargelegt und als eine Art kopierfähigem Leitfaden präsentiert.
Neben einem Einstieg über einige sozialstatistische Daten, der schon mit dem interessanten Hinweis beginnt, dass „Behinderung“ kein Bestandteil der Berufsbildungsstatistik ist, wird die besondere Problematik des Einstiegs von behinderten Jugendlichen in die betriebliche Ausbildung geschildert. Entsprechend findet man auf Seite 13 eine Übersicht über verschiedene Möglichkeiten von Ausbildungsformen, die jeweils unterschiedliche Verzahnungen mit unterstützenden Maßnahmen aufweisen. Im dritten Kapitel zeigen die Autoren ihr Konzept der Ausbildungsbausteine.
Die Ausbildungsberufe werden in Teilqualifikationen zerlegt. Je nach persönlicher Situation werden von den Jugendlichen nun einzelne Bausteine absolviert und testiert, so dass der Arbeitgeber auf einen Blick ersehen kann, welche Kompetenzen in den einzelnen Teilqualifikationen der Auszubildende erworben hat.
Das hier beschriebene Projekt hat sich auf 13 Berufe in verschiedenen Bereichen (Bürokaufmann, Tischler, Koch, Verkäufer, Fachlagerist etc.) konzentriert und zeigt sehr übersichtlich und gut nachvollziehbar, wie die einzelnen Ausbildungsbausteine aufgebaut sind.
Fazit
Auf 43 Seiten ein innovatives und funktionierendes Ausbildungssystem darzustellen, und zwar so, dass jeder Schritt gut begründet ist, und jeder Schritt nachvollziehbar ist, kann nicht jeder. Dieser Schrift ist es gelungen, und gerade die neue Entwicklung, dass neben den ca. 50.000 behinderten Jugendlichen pro Jahr auch eine mindestens gleich große Anzahl von jugendlichen Flüchtlingen – im Prinzip – für eine Berufsausbildung zur Verfügung stehen, zeigt, wie wertvoll diese Vorarbeit ist.
Rezension von
Prof. Dr. Bernd Halfar
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