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Michaela Stach: Agil moderieren

Rezensiert von Dipl.Soz-Päd. Martin Walz, 19.07.2016

Cover Michaela Stach: Agil moderieren ISBN 978-3-86980-332-6

Michaela Stach: Agil moderieren. Konkrete Ergebnisse statt endloser Diskussion. BusinessVillage (Göttingen) 2016. 224 Seiten. ISBN 978-3-86980-332-6. D: 24,80 EUR, A: 25,50 EUR, CH: 28,90 sFr.

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Thema

Das Online-Lexikon Wikipedia nennt in der Überschrift zur Moderation in Klammern „Gruppenarbeit“ und definiert sie folgendermaßen: „Moderation ist eine Methode zur gemeinsamen Arbeit in Gruppen, unterstützt durch einen Moderator. Das Ziel ist, mit allen Gruppenmitgliedern einen gemeinsamen Lernprozess zu gestalten. Das Beherrschen von Moderationsmethoden gehört zum Standardrepertoire jedes Gruppentrainers. Moderationsmethoden werden beispielsweise in der Organisationsentwicklung, in Seminaren und Konferenzen, Kongressen und Tagungen, in Besprechungen und im Projekt- und Qualitätsmanagement, in Schulen, in der Pädagogik und in der Erwachsenenbildung eingesetzt.“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Moderation – Abruf vom 29.03.2016)

Die Autorin des vorliegenden Buches spezialisierte sich auf das Thema „Systemische Moderation“. „Dieser Ansatz verbindet die systemische Haltung und Herangehensweise mit der Methodik der partizipativen Moderation.“ (Seite 9) Bereits zu Beginn erklärt Michaela Stach, was sie unter agilem Moderieren versteht und geht im weiteren Verlauf auch auf entsprechende Techniken ein.

Autorin

Michaela Stach ist seit 1995 Unternehmerin. Sie absolvierte zahlreiche Ausbildungen im Bereich Coaching, Change Management, Moderation und Großgruppenmoderation und spezialisierte sich auf den Schwerpunkt „Systemische Moderation“. 2011 gründete sie die Akademie für Systemische Moderation. (Vgl. Seite 9)

Aufbau

Nach dem Vorwort von Stéphane Etrillard und einer Eingangsbetrachtung der Autorin gliedert sich das Buch in zehn Kapitel:

  1. Alle in einem Boot – komplexe Fragestellungen erfordern kollektive Intelligenz (24 Seiten)
  2. Moderationscheck in der Praxis (30 Seiten)
  3. Das Erfolgskonzept einer zielführenden Moderation (20 Seiten)
  4. Kluge Fragen – Erfolgsfaktor von Workshops, Meetings und Co (34 Seiten)
  5. Ideen und Ergebnisse festhalten – Techniken der Antwortensammlung (48 Seiten)
  6. Kreative Interventionen gezielt einsetzen (20 Seiten)
  7. Agile Techniken jenseits des Projektmanagement (30 Seiten)
  8. Nicht einfach laufen lassen – Labern ist der Tod jedes Meetings (16 Seiten)
  9. Störungsmanagement – in schwierigen Situationen auf Kurs bleiben (10 Seiten)
  10. Ran ans Werk – Checklisten und Tipps für Ihre erfolgreiche Moderation (26 Seiten)

Inhalt

Im ersten Kapitel führt Stach die Leser_innen, die sie in ihrem Buch direkt anspricht, an das Thema heran. Dabei betrachtet sie auch das agile Moderieren. „Agil ist in!“ (Seite 26). Allerdings reiche es nicht aus, sich ein Etikett umzuhängen, sondern man sollte sich intensiver damit auseinandersetzen. Stach nennt drei elementare Grundvoraussetzungen, die sie auch weiter ausführt:

  • Umgang mit den Menschen
  • Vorgehensweise während der Moderation
  • Spontaneität bei ungeplanten Moderationen

Am Kapitelende greift die Autorin den Untertitel ihres Buches auf. „Wer konkrete Ergebnisse möchte, braucht konkrete Ansätze und Veränderungsbereitschaft“. (Seite 35) Wichtig sei es, neue Methoden und Techniken auch tatsächlich anzuwenden.

Fünf „Moderationschecks für die Praxis“ finden sich im zweiten Kapitel. Stach geht hier zuerst der Frage nach, ob eine Gruppe bereit für eine „konstruktive Moderation“ ist, und gibt Tipps, wie mit verschiedenen Aggressionspegeln (Handlungsenergie) umgegangen werden kann. Außerdem betrachtet sie die Themenfindung / Problemstellung, den Aspekt des „Beeinflussungsgrades“, die Umsetzungschance im Anschluss des Projekts sowie die Zielfestlegung.

Im dritten Kapitel beschreibt die Autorin ein „Erfolgskonzept einer zielführenden Moderation“. Im einführenden Abschnitt erklärt sie, warum agil nicht planlos bedeutet. Der „Blitzcheck“ kann helfen, sich den im vorigen Kapitel aufgeführten Moderationschecks ins Bewusstsein zu rufen. Sie zeigt, wie ein Moderationsplan aussehen kann, in welche Phasen sich ein Moderationszyklus aufteilt, und welchen Einfluss der Meeting-Ort für eine erfolgreiche Durchführung haben kann.

Es geht in der Moderation darum, so erläutert es Stach zu Beginn des vierten Kapitels, Menschen mit klugen und anregenden Fragestellungen zu inspirieren, anders zu denken. Sie erläutert in Bezug auf verschiedene Blickrichtungen und Intentionen geeignete Fragestellungen.

„Bringt diese Intervention meine Teilnehmer einen Schritt weiter oder finde ich das Tool einfach cool?“ (S. 128) Mit dieser Frage untermauert die Autorin ihre Ausführungen im fünften Kapitel, in dem es um verschiedenen Techniken der Antwortensammlung geht. Dabei finden sich beispielsweise Zuruf, Kartenabfrage, Kleingruppenarbeit, Mehrpunkt- oder Einpunktabfrage.

Kapitel sechs setzt sich mit kreativen Interventionen auseinander. Stach geht nach einigen einführenden Gedanken auf folgende Ansätze ein: die Walt-Disney-Methode, die Reizwortanalyse, das Mindmapping sowie die 6-3-5-Methode.

Im siebten Kapitel setzt die Autorin das Prinzip der Agilität beziehungsweise einzelne Techniken beispielhaft in verschiedene Bezüge: Projektmanagement, beruflicher Alltag, Aspekte der Wahrnehmung, der reflektierende Blick oder das neue Moderationsformat „Lean Coffee“.

Kurz werden Methoden der Gesprächsführung, das aktive Zuhören und Feedback im Kapitel acht „Nicht einfach laufen lassen – Labern ist der Tod des Menschen“ aufgegriffen. „Störungsmanagement“ (Kapitel neun) kann helfen, auf Kurs zu bleiben. Stach gibt Hinweise, ob und wie mit Störungen umgegangen werden und wie eine Moderator reagieren kann, wenn die Teilnehmer ihren Ärger auf ihn projizieren.

Im letzen Kapitel findet sich ein Reihe von Checklisten rund um den Moderationsprozess. Außerdem zeigt die Autorin, wie wichtig ein Feedback für das Überprüfen der eigenen Wirkung ist, warnt vor der Perfektionsfalle und ermutigt, Vertrauen in sich und in das Know-how der Teilnehmer zu haben.

Diskussion

Das Buch spricht an. Michaela Stach spricht an – auch die Leser direkt. Das Buch wirkt bereits auf den ersten Blick klar strukturiert. Beim ersten Blättern darin wird klar: es ist ein Buch aus der Praxis für die Praxis. Bezüge zu anderer Literatur werden nur marginal genannt. Es ist kein „Lehrbuch“ im klassischen Sinn, dennoch ist es lehr- und hilfreich.

Der Grund hierfür ist naheliegend, wenn man den „Entstehungshintergrund“ betrachtet. Im Regelfall finden die Leser der Socialnet-Rezensionen Informationen zur allgemeinen Verortung der Veröffentlichung in einem separaten Kapitel. An zwei Stellen streut Stach Informationen zur Entstehung ein. Ihre „Wanderung“ begann auf einer Wanderung im September 2011. Sie hatte die Idee, ihre Erkenntnisse aus ihren systemischen Ausbildungen mit ihren Erfahrungen zu verknüpfen und sie im Rahmen des entwickelten Ausbildungsganges zum „systemischen Moderator“ weiterzugeben. (Vgl. S. 153) Der Ausbildungsbetrieb ging im März 2012 an den Start. „Recht schnell fragten mich meine Teilnehmer, ob ich auch ein Buch zum Thema veröffentlicht hätte.“ (S.108) Sie identifiziert „ihr Buch“ als entscheidenden Stellhebel, um das „agile Moderieren“ bekannt zu machen. 2016 wurde es veröffentlicht. Es hat sich gelohnt, der Vision / dem Zielausblick zu folgen und sich dem Projekt des Buches zu widmen.

Wie oben dargestellt, spannt Stach einen breiten Bogen um den Ansatz der agilen Moderation. Man könnte sagen: von „A“ – „Alle in einen Boot“ bis „Z“, wie Zutrauen. Unter diesem Bogen findet sich einiges Vertrautes, vielleicht manches Neues. Manche Einzelaspekte werden zwar aufgegriffen, aber nicht in der Tiefe dargestellt oder diskutiert.

Zu Beginn erläutert die Autorin, was es bedeutet, zu „moderieren“, und was hinter „agilen moderieren“ steckt. Leser, die hier „ein in sich geschlossenes und isoliert zu betrachtendes Verfahren“ (S. 27) vorzufinden erwarten, werden enttäuscht sein. Der „Denkansatz“ unterscheidet sich vom klassischen Vorgehen durch „ein dynamisches, sukzessives Umsetzen und kontinuierlichen Weiterscheibens eines Planes.“ (S. 27). Ein weiterer wesentlicher Aspekt einer erfolgreichen Moderation ist es, so deute ich die Ausführungen der Autorin, das System im Blick zu behalten. Dabei geht es um Dynamiken und Wechselwirkungen der Moderation und aller Beteiligter. Diese beiden Orientierungen untermauern und finden sich in den Ausführungen Stachs.

Im Kapitel „Inhalt“ habe ich es nicht erwähnt, aber es gibt ein Literaturverzeichnis. Am Ende des Buches nennt die Autorin 15 Publikationen. Vier davon sehr aktuell aus dem Jahr 2015. Aufgrund der Anzahl der erwähnten Aus- und Fortbildungen, deren Erkenntnisse wohl in ihren Ansatz der systemischen Moderation einflossen, hätte ich mir hier mehr erwartet.

Fazit

Stach verknüpft im vorliegenden Buch gekonnt den klassischen Moderationsansatz mit agilen Aspekten und systemischen Sichtweisen. Verständlich, lebhaft und praxisnah, beschreibt sie, wie ein solch gestalteter Moderationsprozess aussehen könnte.

Rezension von
Dipl.Soz-Päd. Martin Walz
Master of Social Management, Diplom-Sozialpädagoge (FH) Geschäftsführer Kindertageseinrichtungen mit mehrjähriger Berufserfahrung in der Kinder- und Jugendhilfe
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Es gibt 68 Rezensionen von Martin Walz.

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Zitiervorschlag
Martin Walz. Rezension vom 19.07.2016 zu: Michaela Stach: Agil moderieren. Konkrete Ergebnisse statt endloser Diskussion. BusinessVillage (Göttingen) 2016. ISBN 978-3-86980-332-6. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/20228.php, Datum des Zugriffs 15.01.2025.


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