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Christian Spatschek, Karin Wolf-Ostermann: Sozialraumanalysen

Rezensiert von Dipl.-Soz. Willy Klawe, 26.09.2016

Cover Christian Spatschek, Karin Wolf-Ostermann: Sozialraumanalysen ISBN 978-3-8252-4580-1

Christian Spatschek, Karin Wolf-Ostermann: Sozialraumanalysen. Ein Arbeitsbuch für soziale, gesundheits- und bildungsbezogene Dienste. Verlag Barbara Budrich GmbH (Opladen, Berlin, Toronto) 2016. 195 Seiten. ISBN 978-3-8252-4580-1. D: 14,99 EUR, A: 11,30 EUR, CH: 14,50 sFr.

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Thema

Sozialraumorientierung ist mittlerweile ein eingeführtes Handlungskonzept in Sozialer Arbeit, Gesundheitswesen und Stadtentwicklung, zu dem in den letzten zwei Jahrzehnten zahlreiche Studien und Monographien erschienen sind. Und jetzt eine weitere Veröffentlichung, in der längst Bekanntes wieder von links nach rechts gestrickt wird? Nein, für die vorliegende Veröffentlichung gilt das erfreulicherweise nicht. Ihr Anliegen ist es, vor allem methodisches Grundlagenwissen zu vermitteln und bei Akteuren in der Praxis unterschiedlicher Arbeitsfelder Handlungssicherheit und Neugier auf die praktische Durchführung von Sozialraumanalysen zu wecken.

Aufbau und Inhalt

Folgerichtig werden zunächst die theoretischen Grundlagen und Varianten des sozialräumlichen Paradigmas lediglich auf wenigen Seiten knapp skizziert bevor sich die AutorInnen den verschiedenen Zugängen zur Sozialraumanalyse zuwenden. Pointiert werden dann Problem- und Ressourcenanalysen, Konzeptentwicklung und Praxisforschung als zentrale Anwendungsbereiche und wichtige professionelle Grundhaltungen bei der Planung, Entwicklung und praktischen Durchführung beschrieben. Daran schließen sich dann die drei Abschnitte „Sozialräumliche Daten erheben“, „Sozialräumliche Daten analysieren“ und „Sozialräumliche Konzepte entwickeln“ an.

Im Abschnitt „Sozialräumliche Daten erheben“ werden sowohl qualitative wie auch getrennt davon quantitativer Verfahren vorgestellt und deren Anwendung und Durchführung anschaulich beschrieben. Die vorgestellten Verfahren und Methoden sind durchweg bekannt und in diversen Studien erprobt, dennoch finden wir sie selten so systematisch in ihrer praktischen Umsetzung dargestellt. Jede Methode wird mit einer Kurzbeschreibung eingeleitet, die eine schnelle Orientierung über Gegenstand und ihre Reichweite ermöglicht. Dann folgen Hinweise zur Vorbereitung, Anleitungen zur praktischen Umsetzung sowie ggf. die Skizzierung von Varianten und praktischer Beispiele. Da diese Abschnitte jeweils sehr komprimiert gehalten sind, ermöglichen sie dem Leser/der Leserin eine schnelle und dennoch anschauliche Orientierung.

Das gilt in ähnlicher Weise für den Abschnitt „Sozialräumliche Daten auswerten“, in dem jeweils wieder voneinander getrennt die Auswertung qualitativer Daten von der quantitativer Erhebungen dargestellt werden. Dieser Abschnitt dürfte für Akteure in der Praxis besonders herausfordernd sein, einmal weil die Erläuterungen zur Auswertung qualitativer Daten relativ knapp gehalten sind und deren Lektüre deshalb allein sicher nicht ausreicht, um danach gehaltvoll auswerten zu können. Zum anderen weil die Ausführungen zur quantitativen Auswertung teilweise ein statistisches Basiswissen voraussetzen, das vermutlich nur bei wenigen Fachkräften vorhanden sein dürfte. So werden die Akteure für die Auswertung der erhobenen Daten wohl eher auf die Unterstützung entsprechender ExpertInnen angewiesen sein. Allerdings helfen die Ausführungen dieses Abschnittes in jedem Fall, an die Daten die richtigen Fragen zu stellen und den ExpertInnen die Arbeitsaufträge zur Auswertung konkret vorzugeben.

Der letzte Abschnitt „Sozialräumliche Konzepte entwickeln“ schließlich greift ein Anliegen auf, das in der Praxis häufig Anlass und Absicht für die Durchführung einer Sozialraumanalyse ist. Mit Rückgriff auf ein Arbeitsmodell zur Konzeptionsentwicklung, das Hiltrud von Spiegel (2007) vorgeschlagen und ausgearbeitet hat, erläutern die AutorInnen die einzelnen Arbeitsschritte für diesen Prozess und verweisen dabei auch auf „Stolpersteine“ bei der praktischen Umsetzung.

Fazit

Die AutorInnen haben mit dieser Veröffentlichung ein kompaktes und dennoch differenziertes Kompendium für die praktische Durchführung von Sozialraumanalysen vorgelegt, das anschaulich und praxisorientiert die einzelnen Instrumente und Entwicklungsschritte beschreibt und damit sicherlich Akteure in verschiedenen Arbeitsfeldern zur Umsetzung ermutigt. Das vorliegende Buch erfindet nichts neu, sondern bündelt bekannte Verfahren und beschreibt ihre Anwendung in einer einheitlichen Systematik. Insofern bildet es den aktuellen Stand der Methodenentwicklung differenziert ab und bietet somit einen motivierenden Überblick über das was möglich und erprobt ist.

Rezension von
Dipl.-Soz. Willy Klawe
war bis März 2015 Hochschullehrer an der Hochschule für Soziale Arbeit & Diakonie Hamburg. Jetzt Wissenschaftlicher Leiter des Hamburger Instituts für Interkulturelle Pädagogik (HIIP, www.hiip-hamburg.de)
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Es gibt 62 Rezensionen von Willy Klawe.

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Zitiervorschlag
Willy Klawe. Rezension vom 26.09.2016 zu: Christian Spatschek, Karin Wolf-Ostermann: Sozialraumanalysen. Ein Arbeitsbuch für soziale, gesundheits- und bildungsbezogene Dienste. Verlag Barbara Budrich GmbH (Opladen, Berlin, Toronto) 2016. ISBN 978-3-8252-4580-1. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/20237.php, Datum des Zugriffs 24.01.2025.


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