Mario Störkle, Bea Durrer Eggerschwiler et al. (Hrsg.): Sozialräumliche Entwicklungsprozesse in Quartier, Stadt, Gemeinde und Region
Rezensiert von Prof. Dr. Detlef Baum, 06.05.2016
Mario Störkle, Bea Durrer Eggerschwiler, Barbara Emmenegger, Colette Peter, Alex Willemer (Hrsg.): Sozialräumliche Entwicklungsprozesse in Quartier, Stadt, Gemeinde und Region. Interact Verlag Hochschule Luzern (Luzern) 2016. 306 Seiten. ISBN 978-3-906036-21-2. 40,00 EUR. CH: 45,00 sFr.
Thema
Sozialräumliche Bedingungen und Strukturen werden immer bedeutsamer für die Entwicklung und Ausgestaltung des Lebens. Neben den Bedingungen der Produktionssphäre wie die des Arbeitens – oder des Nicht-Arbeitens – werden Bedingungen der Reproduktionssphäre für die soziale Integration von Menschen und für ihre soziale Verortung immer wichtiger. Ob sie Anerkennung erfahren, sich zugehörig fühlen oder ob sie für andere von Bedeutung sind, hängt zunehmend von ihrer Einbettung in lokale Lebenszusammenhänge ab, die sich sozialräumlich in Quartieren, Stadtteilen und Dörfern manifestieren. Sozialräume sind immer durch ihre innere Strukturiertheit und durch ihre Grenzen nach außen charakterisierbar und beides sind die Merkmale, die den einen Sozialraum vom anderen unterscheiden, das eine Dorf vom anderen trennt, das eine Quartier gegen das andere abgrenzt. Insofern sind sozialräumliche Entwicklungsprozesse nur vor dem Hintergrund der jeweiligen Quartiere, Dörfer, Stadtteile oder Regionen erklärbar und gelten nicht generell.
Herausgeberinnen und Herausgeber
- Mario Störkle ist Soziologe und Dozent am Institut für Soziokulturelle Entwicklung an der Hochschule Luzern.
- Bea Durrer Eggerschwiler ist Agronomin und Dozentin am Institut für Soziokulturelle Entwicklung der Hochschule Luzern.
- Barbara Emmenegger ist Ethnologin und Dozentin am Institut für Soziokulturelle Entwicklung der Hochschule Luzern.
- Colette Peter ist Soziologin und Leiterin des Instituts für Soziokulturelle Entwicklung der Hochschule Luzern.
- Alex Willener ist Leiter des Kompetenzzentrums für Stadt- und Regionalentwicklung an der Hochschule Luzern.
Autorinnen und Autoren
Die Autorinnen und Autoren kommen aus den Bereichen der Soziologie, der Stadt-, Raum- und Regionalplanung, der Ethnologie und der Sozial- und Kulturanthropologie oder kommen aus der Verwaltungswissenschaft und beschäftigen sich mit Organisationsentwicklung bzw. mit Energie- und Verkehrsfragen.
Aufbau
Nach einer Einleitung gliedert sich das Buch in vier größere Kapitel mit jeweils mehreren Beiträgen:
- Sensibilisieren
- Partizipieren
- Kooperieren
- Entwickeln
Zur Einleitung
Die Gliederung des Buches ist Programm. Entlang dieser im Aufbau genannten Begriffe werden Projekte des Instituts für Soziokulturelle Entwicklung der Hochschule Luzern vorgestellt. Die Herausgebergruppe möchte mit diesem Buch auf die unterschiedlichen Schwerpunkte in Lehre und Forschung des Instituts für Soziokulturelle Entwicklung aufmerksam machen. Dabei legt sie auf die Feststellung wert, dass es sich um Projekte im Rahmen einer anwendungsbezogenen Forschung geht; der Praxisbezug und die konkrete Umsetzung spielen eine zentrale Rolle.
Weiter ist die Forschung auch ein Stück weit partizipative Forschung: Bewohnerinnen und Bewohner der Quartiere, Gemeinden, Regionen werden als Betroffene auch zu Beteiligten gemacht. Das setzt spezifische methodische Techniken und Instrumente voraus, die auch erforderlich machen, die Rolle des Forschers in diesem Prozess zu überdenken.
Auch ein spezifisches Sozialraumverständnis wird notwendig, das über politische oder geographische Räume hinausgeht, wenn es etwa auch um die Frage eines Sozialraums geht, den Menschen für sich definieren und konstruieren und ihn sich so auf diese Weise aneignen.
Die vorstellten Projekte beziehen sich ausschließlich auf die Schweiz, die in den letzten Jahren wichtige Schritte auf eine integrative Planung hin gemacht hat.
Dies entfaltet die Herausgebergruppe ausführlich, bevor sie dann auf die einzelnen Kapitel mit ihren Beiträgen eingeht.
Zu 1. Sensibilisieren
Bea Durrer Eggerschwiler führt in dieses Kapitel ein. Es geht um die Sensibilisierung von Themen im öffentlichen Raum, um das Gewahrwerden und die Entwicklung eines bestimmten Problembewusstseins, das dann irgendwann zur Aktvierung führt. Die Autorin diskutiert dann ausführlicher den Theoriehintergrund, der erklärt, wann und warum ein bestimmtes Thema auf die politische Agenda kommt, also zu Veränderungs-, Legitimations- und Handlungsbedarf führt. Im weiteren Verlauf der Einführung werden die Beiträge zu diesem Kapitel vorgestellt.
Erfahrungen aus dem Interreg-Projekt DEMOCHANGE in den Modellregionen Nidwalden und Luzerner Seetal (Bea Durrer Eggerschwiler, Stefan Rieder und Daniel Matti)
Bea Durrer Eggerschwiler, Stefan Rieder und Daniel Matti erläutern zunächst einführend das Projekt DEMOCHANGE, das Teil des Alpine Space Programms der EU ist. Es geht im Kern um den demographischen Wandel im Alpenraum, um daraus auch Erkenntnisse für die Raumplanung und Regionalentwicklung abzuleiten und entsprechende Maßnahmen in bestimmten Modellregionen zu entwickeln. Dem folgt ein kurzer Überblick über den demographischen Wandel in der Schweiz und speziell in den Zentralschweizer Modellregionen Nidwalden und Luzerner Seetal. Diese beiden Regionen werden ausführlich beschrieben, was die Bevölkerungszahl, die Alterung, die Zuwanderung und die Haushaltsgröße betrifft.
Der Sensibilisierungsprozess wird dann in den Schritten Aufbau der Kontakte, Analyse der demographischen Daten und Initiierung eines partizipativen Prozesses beschrieben. Weiter geht es um die Durchführung öffentlicher Veranstaltungen und um die Priorisierung und Umsetzung der Projektideen sowie um die Implementierung und Verstetigung der Maßnahmen.
Alle Schritte werden für beide Modellregionen ausführlich erörtert und begründet. Die Autorengruppe charakterisiert das Projekt als Top-down-Projekt mit allen Folgen und Problemen solcher Projekte, was die Wahrnehmungsperspektive und die Aktivierung der Bevölkerung angeht und wie man Expertenwissen und Laienkompetenz verknüpft.
Sensibilisieren, analysieren, aktivieren – Gemeinschaften im ländlichen Raum stärken (Simone Gäumann und Verena Meier Kruker)
Die Rahmenbedingungen für Vergemeinschaftung haben sich in den Dörfern der Schweiz verändert. Wichtige gemeinschaftsstabilisierende Orte sind verschwunden: die Schule, der Dorfladen, die Wirtschaft, die Bankfiliale und die Poststelle.
Was passiert dann, fragen sich Simone Gäumann und Verena Meier Kruker in ihrem Beitrag und untersuchen zwei benachbarte Gemeinden: Romoos und Dopppleschwand. Der konkrete Anlass war, dass eine Bäckersfamilie angekündigt hat, ihren Laden zu schließen und darauf aufmerksam gemacht hat, dass es dann in den nächsten Jahren keinen Dorfladen mehr geben wird.
Wie kann man die Bevölkerung für dieses Problem sensibilisieren, um sie dann zu aktivieren, wie wird Betroffenheit erzeugt, aus der Beteiligung und Aktivierung wird? Um dieser Frage nachzugehen, entwickeln die Autorinnen ein methodisches Instrumentarium, das auch ausführlich erläutert wird. Sensibilisierung findet durch eine Haushaltsbefragung statt, für die Analyse werden sogenannte „Küchentischgespräche“ geführt und für die Aktivierung waren Plenumsveranstaltungen für die Bevölkerung und Diskussionsrunden geplant. Diese Vorgehensweise wird ausführlich beschrieben. Davor werden die beiden Landgemeinden beschrieben und analysiert.
Die Autorinnen verweisen dann noch auf die Bedeutung solcher partizipativer Methoden für die Stärkung des Sozialkapitals, aber auch für die soziale Verortung der Dorfbewohnerinnen und -bewohner.
Der Aufbau von Genderkompetenz in der Regionalentwicklung (Verena Meier Kruker)
Einleitend weist Verena Meier Kruker auf die Rolle hin, die das Kompetenzzentrum Regional- und Stadtentwicklung der Hochschule Luzern beim Aufbau der Genderforschung in der schweizerischen Regionalpolitik gespielt hat. Anschließend diskutiert sie eine gleichstellungsorientierte Regionalentwicklung und geht auf unterschiedliche Ansätze wie die Geschlechterdifferenz, die Geschlechtervielfalt und die Geschlechterdemokratie ein. Diese Ansätze werden ausführlich vorgestellt.
Weiter erörtert V. Meier Kruker die gesetzliche Verankerung der Gleichstellung in der Schweiz und diskutiert sie im Kontext der Regionalpolitik, um dann auf den Handlungsbedarf einzugehen, den die Autorin ausmacht. Vor dem Hintergrund individueller Wahlentscheidungen sind es vor allem gesellschaftliche Rahmenbedingungen, die verändert werden sollten, weiter sieht sie einen strukturpolitischen Handlungsbedarf, wie bei der Ausgestaltung der Arbeitswelt.
Sie kommt dann noch auf Best-Practice-Beispiele und nennt eine Reihe von Anleitungen im EU-Raum zur Nutzung ökonomischer Gleichstellungspotentiale in der Regionalentwicklung.
„Neue Nachbarschaften? – Neue Nachbarschaften!“ (Simone Brombacher, Simone Gretler Heusser)
Dieser Beitrag fokussiert die Bedeutung der Nachbarschaft für die soziale Verortung von Individuen im sozialräumlichen Kontext ihres Quartiers oder Wohnviertels. Soziale Anerkennung, das Gefühl der Zugehörigkeit und für andere von Bedeutung zu sein hängt von lokalen Lebenszusammenhängen ab, die nur im Laufe eines längeren Zeitraums entstehen und eine gewisse Verlässlichkeit aufweisen, was die Kommunikationsmuster und Erwartungsstrukturen betrifft und was das Zusammenleben angeht. Die Autorinnen suchen dafür zunächst nach sozialwissenschaftlichen Erklärungsmustern, um dann auf Nachbarschaft als mehrdimensionales Konzept einzugehen, das darauf hindeutet, dass Nachbarschaft durch eine Reihe von Faktoren beeinflusst wird. Haushalts- und Altersstruktur, Wohndauer oder Homogenität der Bewohnerschaft sind entscheidende Einflussfaktoren. Weiter sind es die Mobilität und die sozialen Kommunikationsmedien, sowie sozialräumlich unabhängige soziale Netzwerke, die offen sind, sowie die mentalen Beziehungen zu anderen Quartieren oder zur Kernstadt, die auf die nachbarschaftlichen Beziehungen Einfluss nehmen.
Die Autorinnen beschäftigen sich dann mit der Nachbarschaftshilfe in ausgewählten Projekten in verschiedenen Gemeinden, die sie ausführlich reflektieren und diskutieren. Dabei wird auf die Feststellung wert gelegt, dass diese Nachbarschaft im alltäglichen Umgang mit einander und in der alltäglichen Begegnung reift. Sie zitieren dafür einige Forschungsergebnisse und nennen Beispiele.
Zu 2. Partizipieren
Bea Durrer Eggerschwieler und Mario Störkle führen in dieses Kapitel ein. Die Autorin und der Autor beschäftigen sich zunächst mit dem Partizipationsbegriff und mit den damit verbundenen Theoriensätzen und Diskursen. Sie diskutieren in diesem Zusammenhang die partizipatorische Demokratietheorie, die sich mit der Beteiligung zivilgesellschaftlicher Akteure wie Bürgerinitiativen beschäftigt. Weiter diskutieren die Autorin und der Autor die deliberative Demokratietheorie, die bei politischen Entscheidungen auf Aushandlungsprozesse zwischen politischen Akteuren und Mandatsträgern setzt.
Partizipationsprozesse müssen nach ihrer demokratischen, ökonomischen und emanzipatorischen Funktion unterschieden werden. Dies wird ausführlich erörtert, bevor auf das in der Schweiz etablierte direktdemokratische System eingegangen wird.
Im weiteren Verlauf der thematischen Hinführung werden die einzelnen Beiträge dieses Kapitels vorgestellt.
Informelle Partizipation im ländlichen Kontext (Colette Peter)
Wie kann ein Zusammenleben in Gemeinden und Städten besser gelingen? Diese Frage ist allenthalben in allen westeuropäischen entwickelten Gesellschaften ein Thema – so auch in der Schweiz. Und immer noch spielt der Stadt-Land-Unterschied bei der Beantwortung dieser Frage eine Rolle.
Die Autorin möchte in ihrem Beitrag der Frage der informellen Partizipation im ländlichen Raum nachgehen, wobei der Fokus auf der Frage liegt, wie eine von politischen Entscheidungen betroffene Bevölkerung beteiligt werden kann. Damit soll dem Anliegen der Betroffenen Rechnung getragen werden, etwas zu verändern, die Identifikation der Betroffenen und deren Verantwortungsbereitschaft und Akzeptanz der Entscheidungen erhöht werden, was dann auch zu einer besseren Qualität und Nachhaltigkeit der Ergebnisse beiträgt.
Die Autorin beschäftigt sich dann mit der (Wieder-)entdeckung des ländlichen Raums in der Schweiz, was angesichts der Tatsache in vielen Gesellschaften schwierig ist, dass diese sich als urbanisiert bezeichnen und damit ein gewisses Verständnis auch dem ländlichen Raum gegenüber entwickeln, was allenthalben auf die Nachrangigkeit des ländlichen Raums hindeutet. Diese strukturellen Entwicklungen und Probleme werden ausführlich erörtert, vor allem, weil sich in der Schweiz ein Strukturwandel vollzogen hat, der auch eine Reihe von nicht-städtischen Gebieten entstehen ließ, die nicht unbedingt ländlich oder dörflich geprägt sind. Auch dies wird ausführlich verhandelt und mit Zahlen und Fakten unterlegt und es werden trotz aller Heterogenität des ländlichen Raums einige typische Merkmale bestimmt, die dem ländlichen Raum gemeinsam sind und auf aktuelle Herausforderungen verweisen.
Die Autorin verweist weiter auf soziokulturelle Besonderheiten des ländlichen Raums wie Sozialstruktur, Wertvorstellungen, Lebensformen und -weisen. Die Autorin diskutiert dann das Vereinsleben und das freiwillige Engagement der ländlichen Bevölkerung, aber auch Abhängigkeitsverhältnisse und soziale Spannungen. Weiter geht es ihr um die Enge, Dichte und Geschlossenheit sozialer Netzwerke, um Machtstrukturen und um Wertvorstellungen und Lebensstilführungen. Sie verweist dabei auf klassische Studien wie die von Planck und Ziche.
Welche Folgerungen sind für die Praxis zu ziehen? Haben Gemeinden und Dörfer im ländlichen Raum eine Eigenlogik, wie sie einige deutsche Autorinnen und Autoren (Löw, Berking) für die Städte nachzuweisen versuchen? Denkt man im Dorf über das Dorf und seine Grenzen hinaus und bestimmt dieses Denken auch die Eigenlogik (Bausinger)? Und welche Gruppen bestimmen mit ihren Anliegen und Bedürfnissen auch die sozialen Probleme, die politischen Handlungsbedarf erforderlich machen, was die Autorin mit einer Stakeholder-Analyse verbindet? Welche offenen und flexiblen Begleitgremien sind sinnvoll, die als „Echogruppen“ fungieren? Auch geht es um Entlastung ehrenamtlicher Verantwortlicher und um die aktive Förderung der Vernetzung der Kommunikationsstrukturen, die ein engagiertes Vertrauen in die Entscheidungen und ihre Träger ermöglichen.
„Teil-haben“ oder „Geteilt-sein“. Gemeinde- und Regionalentwicklung im Kontext von Migration und demographischer Diversität (Rebekka Ehret)
Die Autorin diskutiert im Rahmen einer Studie die Frage, welche Strategien dazu führen, Migranten angesichts mangelnder Partizipationsmöglichkeiten zu aktivieren. Weiter interessiert sich die Autorin dafür, wie sich inter- bzw. transkulturelle Kontakte auf die Teilhabe am Gemeinwesen auch in Gremien auswirken.
Zunächst wird die lokale Lebenswelt der vier untersuchten Gemeinden mit Zentrumsfunktionen vorgestellt und erläutert.
Der theoretische Bezugsrahmen des Projekts unterliegt der Prämisse, dass aktive Bürgerschaft gelingt und wie sie gelingen kann. Dazu formuliert die Autorin drei Faktoren: Zusammenarbeit auf Augenhöhe, Wertschätzung und Unterstützung von „oben“, also von den politischen Entscheidungsträgern und -gremien.
Dies basiert auf dem Stakeholdership-Prinzip, also auf dem Recht, mit entscheiden zu können, was auf einen Aushandlungsprozess zwischen den Stakeholdern und den politisch Verantwortlichen hinausläuft. Dies wird ausführlich erörtert und konkretisiert.
Die Frage einer kritischen Theorie für die Soziale Arbeit beantwortet die Autorin in Anlehnung an die an den Marxismus angelehnte Strukturtheorie Maurice Moreaus und in Anlehnung an die ethnologisch orientierte Theorie Kenneth L. Pikes. Auch hier diskutiert die Autorin eine Konkretisierung, indem sie unterschiedliche Partizipationsmodelle (repräsentativ, offen, projektorientiert und Beteiligung in Einrichtungen) vorstellt.
Im Kontext von Migration stellt sich dann auch die die Frage soziokultureller Diversität und die Frage ist, wie diese von oben behandelt wird. Dieser Frage geht die Autorin nach. Weiter diskutiert die Autorin das, was sie mit nationaler Erzählung umschreibt. Wie weit kann in der Migrationsforschung festgestellt werden, dass sich ein normativ-politischer Nationalismus durchsetzt, der davon ausgeht, dass die staatlichen Grenzen mit den kulturellen Grenzen übereinstimmen und inwieweit die Perspektiven der Forschenden mit denen der Akteure identisch ist.
Generationen bewegen Gemeinden (Gabi Hangartner)
Die zunehmende Alterung moderner Gesellschaften wirft ein anderes Licht auf die Generationenfrage und stellt das Konzept des Generationenvertrags vor neue Herausforderungen. Der Beitrag beleuchtet verschiedene Facetten des Generationenthemas und stellt die Generationenakademie vor, die die zivilgesellschaftlichen und professionellen Akteurinnen und Akteure stärken soll.
Dabei geht die Autorin zunächst ausführlich und gründlich auf den demographischen Wandel in der Schweiz ein, beschäftigt sich mit dem Generationenbegriff, geht auf die Beziehungen zwischen den Generationen ein und diskutiert ein angemessenes Partizipations- und Empowerment-Konzept.
Weiter wird das Konzept der Generationenakademie in seiner Entwicklung vorgestellt und berichtet, wie dieses Konzept in den Schweizer Gemeinden eingeschätzt wird. Konkret werden die Projektwerkstätten und deren Methodik erörtert und über die erste Projektwerkstatt berichtet. Welche Generationenprojekte sind nach einer Evaluation sinnvoll auf dem Weg in die Gemeinde? Auch dieser Frage geht die Autorin dann noch nach und gibt einen Ausblick auf künftige Projekte.
„Schlieren Südwest“ – Projet urbain im Spannungsfeld von Regieren und Partizipieren (Barbara Emmenegger)
Das von der Schweizer Bundesregierung lancierte Programm „Projet urbains -Gesellschaftliche Integration in Wohngebieten“ hat das Ziel, Wohngebiete mit besonderen Herausforderungen nachhaltig aufzuwerten – anlog zum deutschen Programm „Soziale Stadt“. Dabei wird ein ganzheitlicher, integrativer und interdisziplinärer Ansatz verfolgt, der erforderlich macht, dass die unterschiedlichen Akteure und Interessengruppen mit der Quartiersbevölkerung zusammen etwas entwickeln. Die Stadt Schlieren ist in dieses Programm involviert. Die Autorin erläutert die Teilnahme der Stadt Schlieren an diesem Programm und stellt in ihrem Beitrag das Programm vor.
Die Autorin setzt sich mit diesem integrativen Ansatz auseinander und diskutiert Quartiersentwicklung im Kontext von Urban Governance. Dabei geht es nicht nur um die Kooperation der unterschiedlichen Verwaltungsinstanzen und Institutionen, sondern vor allem um die Zusammenarbeit von staatlichen und nicht-staatlichen – gesellschaftlichen – Akteuren. Es geht letztlich um Public-Private-Partnership, um die Kooperation von wohlfahrtsstaatlichen Institutionen mit privaten Akteuren einerseits, die das Quartier mit gestalten wollen, und der Quartiersbevölkerung andererseits, die sich in die Entwicklung ihres Quartiers eingebunden fühlt. Die Autorin macht Ambivalenzen in diesem Verhältnis aus. Können Aushandlungsprozesse wirklich erfolgreich gelingen zwischen diesen unterschiedlichen Akteuren mit ihren unterschiedlichen Interessen, Ressourcen und Kompetenzen?
Weiter wird die Ausgangslage in Schlieren ausführlich beschrieben, das Konzept in Blick auf die vorgesehenen Maßnahmen der Stadtentwicklung vorgestellt, die Voraussetzungen und die Parameter diskutiert, die das Programm erforderlich machen, und es werden die Herausforderungen der Kommune insgesamt erörtert. Außerdem wird der Projektablauf in vier Phasen beschrieben: Vorbereitung, Quartiersanalyse, Entwicklung von Maßnahmen und deren Umsetzung.
Zu 3. Kooperieren
Mario Störkle führt in dieses Kapitel ein. Dabei macht er auf die Bedeutung der Kooperation im Kontext der Gemeinde-, Stadt- und Regionalentwicklung aufmerksam und setzt er sich mit dem Begriff der Kooperation aus unterschiedlichen Sichtweisen der Sozialwissenschaften und der Betriebswirtschaft auseinander. Er geht auf den Nutzen der Kooperation für alle Beteiligten ein und mahnt einen offenen Prozess bei der Kooperation an.
Im weiteren Verlauf der Hinführung zum Thema wird auf die einzelnen Beiträge dieses Kapitels eingegangen.
Der Einbezug von Eigentümerinnen und Eigentümern bei der Quartiersentwicklung (Colette Peter)
Wie kann man Immobilienbesitzer in die Quartiersentwicklung mit einbeziehen? Meist sind sie als Gewerbetreibende in den Quartierskernen auch Schlüsselpersonen, die auch private Interessen mit Gemeinschaftsinteressen verbinden sollten oder gar müssen. Der Beitrag zielt auf diese Fragen ab. Dabei geht die Autorin zunächst einmal in der Beschreibung der Ausgangslage auf das Konzept von Public-Private-Partnership ein und diskutiert den Ansatz der aus den USA stammenden Konzeption des Business-Improvement-Districts, der davon ausgeht, dass sich Immobilienbesitzer privat organisieren und engagieren, um gemeinschaftlich orientierte Investitionen zu befördern.
Die Autorin nennt Hindernisgründe wie
- Private Eigentümer/innen können zu Mitarbeit nicht gezwungen werden.
- Die Gruppe der Eigentümer/innen ist in ihren Ausgangs- und Interessenlagen sehr heterogen.
- Institutionelle Anleger unterscheiden sich hinsichtlich ihrer satzungsmäßigen Aufgaben, ihrer finanzielle Ressourcen und ihrer institutionellen Interessen.
- Beide Gruppen – institutionelle und private – sind nicht immer gut zu erreichen.
Die Autorin geht dann auf einige Fallbeispiele wie das Projekt in der Kleinstadt Grenchen und in Oberdorf/Bachtale ein, beschreibt für beide Projekte die praktischen Herausforderungen der Einbindung der Eigentümer/innen, diskutiert die theoretischen Grundlagen und benennt die Strategien, mit denen gemeinnützige und kommerzielle Immobilienbesitzer jeweils zum Einbezug motiviert werden können.
Weiter stellt die Autorin das methodische Vorgehen in diesen Projekten vor.
Quartiersentwicklung und Schule: eine Beziehung mit Potential (Simone Gretler Heusser, Mario Störkle)
Dass die Schule eine wichtige, weil integrative – aber auch ausgrenzende – Institution ist, steht außer Frage. Wie sehr sie den Sozialraum Quartier prägt und mit gestaltet, hängt zunehmend von den Vernetzungsstrukturen in Stadtteilen ab und mittlerweile gehört es zu den Alltagserfahrungen und dem Theoriebestand, dass Schule ein Teil des Sozialraums ist.
Wie sich Schule in die Quartiersentwicklung einbinden lässt, fragen die Autorin und der Autor. In einer explorativen Studie untersuchten sie die Rollen von und die Erwartungen an die in Projekte involvierten Schulen und die Innensicht von solchen Schulen. Sie stellen im weiteren Verlauf in zehn Thesen Erkenntnisse vor, die sich auf diese beiden Forschungsaspekte beziehen und diese durch leitfadengestützte Interviews der Schulleitungen und des Lehrpersonals gewonnen haben.
- Die Schule sieht sich als machtvoller und kompetenter Player.
- Um die Zusammenarbeit zwischen Schule und Quartiersentwicklung zu sichern, müssen Schulleitungen klare Vorstellungen ihrer Rolle in diesem Prozess haben und entwickeln können.
- Quartiersentwicklung muss auch Sache der Schule werden.
- In den Quartiersentwicklungsprozessen ist es für beteiligungsungewohnte Gruppen kaum möglich zu partizipieren.
- Die Schule nimmt sich selber als „Integrationsmaschine“ (Simmel) wahr.
- Schulleitungen und das Lehrpersonal als auch die Schule als Organisation sind sehr gut vernetzt.
- Die Identifikation der Schülerschaft mit der Schule und die Zugehörigkeit zu ihr hängen sehr stark vom Schultyp ab.
- Durch Quartiersentwicklung ermöglichte Einrichtungen z. B. im Freizeitbereich haben nach Einschätzung der Schule positive Auswirkungen auf die Integration und schaffen Vertrauen.
- Für die Quartiersentwicklung ist die Schule ein Türöffner bezüglich der Elternschaft.
- Die Öffnung der Schule ins Quartier ist dann besonders erfolgreich, wenn Interaktionen gelingen, in denen die Schule ins Quartier geholt wird und vice versa.
Diese Thesen werden ausführlich erörtert und kritisch reflektiert. Zum Schluss finden sich noch zehn Punkte für die Förderung des Einbezugs der Schule in Quartiersentwicklungsprozesse.
„Vor-Ort-Präsenz“ vs. Expertenkonsultation – Über die unterschiedlichen Rollen in Quartiersentwicklungsprozessen (Mario Störkle)
M. Störkle berichtet von Projekterfahrungen, die sich als besonders fruchtbringend erwiesen haben. Es geht um die Frage, wie sich in einem Projektgebiet – einem Quartier – der Forschungsprozess anders gestaltet, wenn die Forschenden im Quartier, quasi vor Ort präsent sind und durch die Präsenz Vertrauen gewinnen und an Informationen und Positionen geraten, die sie anders als Außenstehende nicht erhalten hätten. Der Autor fragt, wie eine solche Vor-Ort-Präsenz im konkreten Projekt ausgestaltet werden kann und was es für die Projektverantwortlichen bedeutet. In welchen Kontexten ist es überhaupt ratsam, so vorzugehen?
Der Autor bezieht sich dabei auf Erfahrungen in einem Quartiersentwicklungsprojekt in einer Schweizer Gemeinde. Diese Gemeinde wird zunächst auch in ihrer Bevölkerungs- und Sozialstruktur sowie ihrer städtebaulichen Gestalt analysiert und beschrieben. Weiter geht der Autor auf die konkrete Ausgestaltung der Vor-Ort-Präsenz ein, die sich in einem Quartiersbüro sozialräumlich manifestiert und er beschreibt die vertiefenden Erhebungen im Quartier. Dann geht er auf die Rolle der Projektverantwortlichen ein, die Störkle mit dem Begriff der „intensiven Vor-Ort-Präsenz“ umschreibt.
Vor dem Hintergrund eines anderen Projektes diskutiert Störkle sogenannte Expertenkonsultationen, was Gespräche mit den Verantwortlichen von Seiten der Stadtverwaltung der Planung und der Politik meint. Auch hier wird das Quartier ausführlich analysiert und vertiefende Erhebungen beschrieben sowie die Rolle der Projektverantwortlichen diskutiert.
Zu 4. Entwickeln
Alex Willener führt in dieses Kapitel ein. Dabei wird zunächst der Begriff „Entwickeln“ diskutiert und verschiedene Verständnisse werden angesprochen. Zwei Ausrichtungen des Entwicklungsbegriffs macht der Autor aus. Einmal sieht er ein passives, deterministisches Verständnis „es entwickelt sich etwas“; zum anderen wird der Begriff aktiv konnotiert: „es wird etwas entwickelt“. In der Stadtentwicklung findet man in der Regel beide Begrifflichkeiten. Der Autor ordnet den Entwicklungsbegriff zum einem in räumliche Kontexte ein, wo deutlich wird, wie sich räumliche Strukturen entwickeln oder entwickelt werden; zum anderen fragt er, ob ein solches Verständnis auch in handlungstheoretischen Kontexten denkbar ist, wo auch ein interaktionistisches Verständnis von Raumentwicklung mit gedacht wird. Dies diskutiert der Autor ausführlich auf der Grundlage einschlägiger Literatur.
Im Folgenden werden dann die einzelnen Beiträge des Kapitels vorgestellt.
(Weiter-)Entwicklung eines Forschungsdesigns (Bea Durrer Eggerschwiler)
Am Beispiel einer Langzeit- und Begleitstudie „Soziokulturelle und sozioökonomische Auswirkungen des Tourismusresorts Andermatt“ diskutiert die Autorin in ihrem Beitrag die Frage, wie die gesellschaftlichen Auswirkungen des Tourismusresorts auf die lokale Bevölkerung untersucht werden können und wie die Bewohnerinnen und Bewohner während des Veränderungsprozesses begleitet werden könnten (247). Dabei geht die Forschergruppe von der These aus, dass die Entwicklung des Tourismus eine Reihe von sozialökonomischen, soziokulturellen und sozialökologischen Veränderungen initiiert. Diese These wird ausführlich begründet und mit Studien unterlegt.
Danach beschreibt die Autorin inhaltliche und methodische sowie organisatorische Forschungsprinzipien und erläutert, wie die Langzeitstudie in vier Teilstudien aufgeteilt wurde. Die Autorin kommt dann zu folgenden Forschungsfragen:
- Welche Erwartungen, Hoffnungen und Befürchtungen haben die Bewohnerinnen und Bewohner gegenüber dem Tourismusresort und wie wird der Aufbau des Resorts erlebt und wahrgenommen?
- Wie verändert sich das Gefühl der Zugehörigkeit und wie wirkt sich das Projekt auf das soziale Zusammenleben aus? Welche Interaktionen entstehen zwischen Einheimischen und Zugezogenen?
- Wie gestaltet sich der Umgang mit den Veränderungen, die durch die Planung und den Bau des Tourismusresorts ausgelöst werden?
- Wie kann die Bevölkerung in diesem Veränderungsprozess unterstützt werden?
Die Autorin geht dann auf das Habituskonzept Bourdieus ein und erklärt den Begriff der responsiven Forschung, die einen Reflexions- und Lernprozess aller Beteiligten ermöglicht. Sie diskutiert diese Reflexion ausführlich und kritisch auch in Blick auf die Weiterentwicklung des Forschungsdesigns. Weiter erörtert sie allgemeine Erkenntnisse für die Tourismusentwicklung.
Stanser Dorf(er)leben (Thomas Steiner)
Stans ist eine Schweizer Kleinstadt, die sich selbst als Dorf bezeichnet. Der Autor beschreibt die Entwicklung dieser Gemeinde auch in Blick auf den Strukturwandel des Dorfzentrums unter dem Druck der Konkurrenz des „Einkaufens auf der grünen Wiese“.
Das Dorf wird zunächst ausführlich in seinen wesentlichen strukturellen Merkmalen (Bevölkerung, Infrastruktur, sozialräumliche Gestaltung des Dorfes) und den strukturellen Veränderungen geschildert. Weiter diskutiert der Autor das Problem der Zentrumsentwicklung und der Revitalisierung von Ortskernen. Er erörtert diese Zentrumsentwicklung mit dem Fokus auf einen zu initiierenden kooperativen Prozess, der alle verantwortlichen und beteiligten Akteure einbindet. Er beschreibt dabei unterschiedliche Formen der Kooperation und die Vorgehensweise.
Weiter erörtert er die Ergebnisse verschiedener Workshops, in denen schrittweise Ergebnisse erzielt wurden. Zunächst geht es um die Ist-Analyse, dann um das, was sein soll und zum Schluss um das Wie, um die Umsetzung.
Soziale Nachhaltigkeit auf dem Prüfstand – das Beispiel Basel Ost (Alex Willener)
Es geht in diesem Beitrag um die Stadtrandentwicklung in Basel Ost. In der Ausgangslage beschreibt der Autor zunächst die Situation in Basel, um dann Ausgangspunkte und Vorüberlegungen zum Forschungsprojekt zu schildern. Das Forschungsteam einigte sich auf folgende Aspekte: Transdisziplinarität, soziale Nachhaltigkeit, Stadtentwicklung, Aktivierung und Beteiligung sowie soziale Mischung. Diese Aspekte werden kurz erläutert.
Auf welche Wissensbestände kann das Projekt aufbauen? Diese Frage wird vom Autor unter dem Aspekt der sozialen Nachhaltigkeit im Kontext der Siedlungsentwicklung ausführlich erörtert. Weiter diskutiert der Autor den Wissensbestand bezüglich städtebaulicher, ökonomischer, sozialer und sozialräumlicher Aspekte. Dabei nimmt er auf die Entwicklung in verschiedenen Gemeinden der Schweiz Bezug.
In vier Workshops wurde das Wissen zusammen getragen, diskutiert, auch Wissen produziert. Die Erkenntnisse wurden in fünf Handlungsfeldern zusammengefasst und gebündelt: Bebauungskonzept, Struktur und Typologie, Zielgruppen und ihr Einbezug, soziale und funktionale Durchmischung, Grün- und Freiräume sowie Mobilität. Der Beitrag schließt mit einigen Empfehlungen an die Stadtentwicklung.
Diskussion
Wie lassen sich sozialräumliche Entwicklungsprozesse in Quartieren, Gemeinden und Regionen gestalten und wie lassen sich die unterschiedlichen Akteure in solche Prozesse einbinden? Dabei sind die Bewohnerinnen und Bewohner solcher Quartiere oder Gemeinden durchaus auch Akteure und sollten so verstanden werden. Und wie können Betroffene zu Gestaltern und Beteiligten gemacht werden, wie zu Akteuren, die sich mit verantwortlich für die Gestaltung ihres Quartiers fühlen, weil sie sich als Teil einer res publica verstehen können?
Aus unterschiedlichen Blickwinkeln gibt dieses Buch Antworten auf diese Fragen, zumindest werden diese Fragen als konstitutiv für die Qualität von Quartiersentwicklungsprozessen erkannt.
Und wir brauchen ein anderes Sozialraumverständnis in der Planung und in der Politik – auch das ist eine Erkenntnis. Wir brauchen ein relationales Verständnis vom Raum, in dem sich Menschen Teil dieses Raumes sind und sich auch so verstehen können. Und weil sich Menschen in einem Raum den Raum unterschiedlich – nach Maßgabe ihrer Wahrnehmung, ihrer Ressourcen und Interessen – aneignen, werden sie sich auch unterschiedlich als Teil dieses Raums verstehen. Dies alles beeinflusst auch die Forschungsperspektiven.
Mit den vier Kapitelüberschriften - Sensibilisieren, Partizipieren, Kooperieren und Entwickeln – sind vier Dimensionen eines qualitativen Umgangs mit sozialräumlichen Entwicklungsprozessen angesprochen, die gleichzeitig auf die verschiedenen Aspekte verweisen, die Planungsprozesse als Entwicklungsprozesse heute benötigen.
Auch wenn sich das Buch auf die Projekte und damit auf die Verhältnisse in der Schweiz konzentriert - für alle fortgeschrittenen westeuropäischen Gesellschaften, die sich als urbanisierte Gesellschaften bezeichnen, stehen diese Fragen auf der politischen Agenda. Die aufgeführten Projekte lassen nämlich auch erkennen, dass trotz der Urbanisierung des Dorfes, also des Einzugs eines städtischen Lebensstils und einer städtischen Kommunikationsstruktur in das Dorf, die zwischen Privatheit und Öffentlichkeit vermittelt – trotz dieser urbanen Merkmale gibt es noch immer die Stadt-Land-Differenz. Im Dorf lassen sich solche Quartiersentwicklungsprozesse anders gestalten als in der Stadt.
Auch wird die Beteiligungsfrage als Frage eines neuen demokratischen Regierens in Gemeinden und Städten diskutiert, das allenthalben mit „Urban Governance“ umschrieben wird und zunehmend von den von Planungs- und Entwicklungsprozessen Betroffenen eingefordert wird.
Fazit
Das Buch spiegelt die Arbeit des Instituts für Soziokulturelle Entwicklung der Hochschule Luzern wider. Es vermittelt einerseits einen guten Überblick über sozialräumliche Entwicklungsprozesse in Schweizer Gemeinden und Regionen, gibt andererseits aber auch Einblicke in die methodischen und analytischen Probleme, die mit der Stadt- und Regionalentwicklung in fortgeschrittenen Gesellschaften verbunden sind. Auch wenn sich das Buch auf die Schweiz bezieht, sind viele Strukturen und Probleme der Quartiers-Stadt- und Regionalentwicklung in fortgeschrittenen Gesellschaften Westeuropas durchaus vergleichbar. Die beschriebenen Projekte machen oftmals deutlich, wie schwierig es ist, alle Akteure unter ein Dach zu bringen, was aber dennoch erforderlich ist, um Planung und Entwicklung zum Gegenstand von Aushandlungsprozessen zu machen, in die alle eingebunden sind – auch die Bevölkerung.
Rezension von
Prof. Dr. Detlef Baum
Professor em.
Arbeits- u. Praxisschwerpunkte: Gemeinwesenarbeit, stadtteilorientierte Sozialarbeit, Soziale Stadt, Armut in der Stadt
Forschungsgebiete: Stadtsoziologie, Stadt- und Gemeindeforschung, soziale Probleme und soziale Ungleichheit in der Stadt
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Zitiervorschlag
Detlef Baum. Rezension vom 06.05.2016 zu:
Mario Störkle, Bea Durrer Eggerschwiler, Barbara Emmenegger, Colette Peter, Alex Willemer (Hrsg.): Sozialräumliche Entwicklungsprozesse in Quartier, Stadt, Gemeinde und Region. Interact Verlag Hochschule Luzern
(Luzern) 2016.
ISBN 978-3-906036-21-2.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/20250.php, Datum des Zugriffs 07.10.2024.
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