Sara Alt, Wolfgang G. Braun et al.: Praxisbuch mutig im Dialog
Rezensiert von Lisa Cordes, 21.01.2016
Sara Alt, Wolfgang G. Braun, Janine Gutmann: Praxisbuch mutig im Dialog. Förderspiele für kommunikativ und sozial unsichere Kinder ; 5 - 10 Jahre. SCHUBI Lernmedien (Braunschweig) 2014. 159 Seiten. ISBN 978-3-86723-496-2. D: 24,90 EUR, A: 25,90 EUR, CH: 44,90 sFr.
Autorenteam
- Sara Alt ist Grundschullehrerin, Logopädin und war als integrierte Förderlehrperson tätig.
- Wolfgang Braun ist Dozent des Studiengangs Logopädie an der HfH Zürich und Fachautor und Mitentwickler sprachtherapeutischer Fördermaterialien.
- Janine Gutmann ist wie Sara Braun Grundschullehrerin und Logopädin und war ebenfalls als integrierte Förderlehrperson tätig.
Thema
In diesem Praxisbuch geht es um die Fördermöglichkeiten von Kommunikationskompetenzen sozial unsicherer Kinder mittels kooperativer Förderspiele. Die Zielgruppe dieser Förderspiele sind sozial unsichere Kinder im Alter von fünf bis zehn Jahren. Das allgemeine Ziel ist es, mit Hilfe der vorgestellten 56 Förderspiele sozial unsichere Kinder hinsichtlich ihrer Kommunikationskompetenzen zu unterstützen, da diese eine wichtige Voraussetzung für die erfolgreiche Bewältigung sozialer Interaktionssituationen sind.
Das Buch beinhaltet ausführliche Spielanleitungen für alle Förderspiele und auch die dazugehörigen Kopiervorlagen. Die Spiele sind so gestaltet, dass sie mit wenig Materialaufwand umzusetzen sind.
Aufbau und Inhalt
Einleitend wird mittels eines Fallbeispiels beschrieben, wie sich eine Sprachbeeinträchtigung bzw. eine Spracherwerbsstörung bei einem Kind auf seine soziale Interaktion auswirkt.
Im ersten Kapitel wird wissenschaftlich erörtert und definiert, was die Bezeichnung ‚sozial unsicher‘ bedeutet. Demnach gehen mit sozialer Unsicherheit stets Ängste oder Angststörungen einher. Es wird mit Hilfe eines Auszugs nach dem ICD-10 ein Überblick über verschiedene Angstformen gegeben. Weiter wird die Auswirkung sozialer Unsicherheit bei Kindern in der Schule oder im Kindergarten aufgezeigt. Sie werden beispielsweise als „auffällig unauffällig“ beschrieben und fallen im Klassenverband nicht auf. Auch vermeiden sie Angst einflößende Situationen bewusst. Daher laufen sozial unsichere Kinder Gefahr, nicht mit ihren Ängsten erkannt zu werden. Man geht von einem multikausalen Zusammenhang von biologischen, psychologischen und sozialen Faktoren bei der Entstehung von sozialer Unsicherheit aus. Hierauf folgt die Beschreibung der Auswirkungen sozialer Unsicherheit auf das Kommunikationsverhalten von Kindern und somit auch auf ihre Kommunikationskompetenzen. Anschließend werden verschiedene Interventionsverfahren kurz in ihren Grundzügen beschrieben.
Im zweiten Kapitel werden die Grundgedanken integrierter Kommunikationsförderung genauer beleuchtet. Es werden die grundsätzlichen Unterscheidungsmerkmale der Gesundheitsförderung versus Prävention als auch der Sprachförderung versus Sprachtherapie herausgearbeitet. Hierzu werden zuerst die Begriffe geklärt, um sie dann von einander abgrenzen zu können. Es wird deutlich gemacht, dass Sprachförderung in der Schule als Präventionsmaßnahme anzusehen ist, welche in den Lebensbereich der Kinder integriert und als Übungsfeld genutzt werden kann. Mit Bezugnahme auf den aktuellen bildungspolitischen Hintergrund der Inklusionsbewegung wird die Berechtigung und Notwendigkeit einer integrierten Kommunikationsförderung der Logopädie mit ihrem sprachtheoretisch-kommunikativen Fachwissen besprochen.
Im dritten Kapitel wird ein Einblick in das theoretische Fundament der Auswahl der Förderspiele gegeben. Spielen wird als fundamentales Bedürfnis von Kindern beschrieben mit einem entwicklungsfördernden Potenzial. Es steht in Wechselwirkung zur Sprachentwicklung und somit auch zum Kommunikationsverhalten sozial unsicherer Kinder. Spielen ist ein Medium zum Lernen. Es folgt eine Begriffsklärung des kooperativen Spiels und warum dies für sozial unsichere Kinder ein sinnvolles Förderangebot darstellen kann. Darauf folgend werden die Zielgruppe und die Grob- und Feinziele der Förderspielsammlung eingegrenzt und vorgestellt, warum eine Kooperation von Lehrern und Fachkräften sinnvoll ist und warum ein Gruppensetting so hilfreich in der Arbeit mit sozial unsicheren Kindern sein kann.
Im vierten Kapitel wird die Förderspielsammlung erläutert. Zuerst wird die Übersichtstabelle der 56 Förderspiele erklärt und die darin zu findenden Spielkategorien. Weiter wird eine methodisch-didaktische Handreichung gegeben als auch weitere Hinweise für Zusatzmaterialien und zur Durchführung der Förderspiele.
Spiel-Beispiel: Die Igel-Massage. Dieses Spiel gehört in die Spielkategorie Ich und Du und ist für Kinder ab fünf Jahren geeignet und für eine Gruppengröße von 8-12 Kindern (in 2er-Gruppen). Für das Spiel wird eine Dauer von zehn Minuten angesetzt und es benötigt Massage-Igel und evtl. Gymnastikmatten. Das Hauptziel dieses Spiels ist es, dass die Kinder sich ineinander hineinversetzen und sich selbst wahrnehmen. Weitere Nebenziele sind Fragen stellen, antworten, das eigenen Anliegen äußern und Nein zu sagen und auch angemessen laut und deutlich zu sprechen. Anleitung: Ein Kind setzt sich umgekehrt auf einen Stuhl (Bauch an Lehne), das andere massiert es mit einem Massage-Igel. Hierbei stellt es Fragen, ob zum Beispiel stärker massiert werden soll oder an welcher Stelle. Das andere Kind muss die Fragen beantworten. Das massierende Kind versucht darauf einzugehen.
Diskussion
Das Buch ist ansprechend gestaltet und gut verständlich geschrieben.
Die Autoren führen wissenschaftlich fundiert in das Thema ein. Sie bauen eine Argumentationsleiter für den Einsatz und die Berechtigung von Sprachförderspielen in der Schule (oder in Therapiesettings) in den Kapiteln auf.
Die Autoren sprechen zwar speziell Logopäden an, sagen aber auch, dass sich diese Spiele von anderen Fachkräften anwenden lassen, dann nur nicht mit einem sprachtherapeutischen Anspruch.
Die Spiele können auch zum Erhalt oder zur Verbesserung eines Klassenklimas in einer Klasse genutzt werden. Leider konnte ich selber noch kein Spiel aus dieser Sammlung durchführen, da in der Auffangklasse der Wortschatz der Kinder noch zu gering ist. Sicherlich ist es jedoch sinnvoll bei der Einführung von Kindern aus der Auffangklasse in eine Regelklasse solch Förderspiele anzuwenden.
Besonders positiv hervorzuheben ist der Aufbau und die Darstellung der Übersichtstabelle der Förderspielsammlung zu Beginn des Buchs. Hier ist auf den ersten Blick zu entnehmen, für welche Altersgruppe und für wie viele Kinder die Spiele sich eignen, welche Haupt- und Nebenziele sie verfolgen, welcher Spielkategorie sie angehören und welcher zeitliche Rahmen und welches Material benötigt wird.
Fazit
Das Buch ist eine ausgezeichnete Förderspielsammlung rund um das Thema Kommunikation und Interaktion zwischen Kindern. Es ist lesens- und spielenswert.
Rezension von
Lisa Cordes
B.A. Soziale Arbeit, Sozialarbeiterin in den Bereichen Flüchtlings- und Asylwesen sowie Integration
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Es gibt 2 Rezensionen von Lisa Cordes.
Zitiervorschlag
Lisa Cordes. Rezension vom 21.01.2016 zu:
Sara Alt, Wolfgang G. Braun, Janine Gutmann: Praxisbuch mutig im Dialog. Förderspiele für kommunikativ und sozial unsichere Kinder ; 5 - 10 Jahre. SCHUBI Lernmedien
(Braunschweig) 2014.
ISBN 978-3-86723-496-2.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/20270.php, Datum des Zugriffs 24.01.2025.
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