Uwe Kaspers: Wirtschaftliche Steuerung von Sozial- und Gesundheitsunternehmen
Rezensiert von Diplomökonom Univ. Uwe Huchler, 18.08.2016

Uwe Kaspers: Wirtschaftliche Steuerung von Sozial- und Gesundheitsunternehmen. Gesellschaftsrecht, internes und externes Rechnungswesen Controlling. Walhalla Fachverlag (Berlin) 2016. 2. Auflage. 296 Seiten. ISBN 978-3-8029-7534-9. D: 29,95 EUR, A: 25,70 EUR, CH: 35,50 sFr.
Thema
Kaum ein Bereich unserer Gesellschaft steht vor solchen großen Herausforderungen wie die Gesundheits- und Sozialbranche. Die Behandlung und Betreuung von Menschen unter Kostenaspekten zu sehen war sicherlich lange Zeit nicht opportun. Der Zwang zum wirtschaftlichen Handeln führt aber dazu, dass das Management stetig in einem Spannungsfeld von Wirtschaftlichkeit, Qualität und positiver Kundenorientierung steht. Der Anspruch an Behandlungs-/Pflege- und Betreuungsqualität, Modernisierung und Komfort der Dienstleistungen steigt stetig. Die Kostenträger verlangen ein höheres Leistungsniveau bei konstanter oder gar reduzierter Vergütung. Hinzu kommt das starke öffentliche Interesse an den Leistungen der Branche.
Autor
Uwe Kaspers lehrt an der Evangelischen Hochschule Nürnberg im Bereich Sozialwirtschaft und Pflegemanagement.
Entstehungshintergrund, Ziele und Zielgruppe
Dass in Sozial-und Gesundheitsunternehmen wirtschaftlich gehandelt werden muss, ist seit langem durch die in den unterschiedlichen Sozialgesetzbüchern bestimmten Wirtschaftlichkeitsgebote bekannt. Auch oder gerade Leistungen des Sozial- und Gesundheitswesens werden auf Märkten verteilt. Diese sind zwar hochreglemetiert, aber erfolgreiche Anbieter müssen sich daher intensiv mit betriebswirtschaftlichen Zusammenhängen befassen, sie verstehen und anwenden im Rahmen der Sozialgesetzgebung.
Im vorliegenden Buch wird die Arbeitshypothese vertreten dass es geradezu unmoralisch wäre, ‚nicht mit der Hilfe der Betriebswirtschaft nach immer effizienteren Wegen der Heilung und der Hilfe zu suchen‘. Dabei sei es notwendig, die Tätigkeiten des Gesundheits- und Sozialwesens und damit die dort arbeitenden Menschen einer betriebswirtschaftlichen Steuerung zugänglich zu machen. Dem widmet sich das Buch im Einzelnen.
Aufbau und Inhalt
Im ersten Kapitel geht es um die Rechtsform von Sozial- und Gesundheitsunternehmen. Dabei wird zuerst auf die Bedeutung der Rechtsformgestaltung eingegangen, ehe die einzelne Rechtsformen detailliert dargestellt werden: Personengesellschaften, Körperschaften, der eingetragene Verein, die GmbH, die eingetragene Stiftung und die Genossenschaft.
Kapitel 2 widmet sich dem Rechnungswesen mit Rechnungslegungspflichten, betriebswirtschaftliche Strom- und Bestandsgrößen, Bilanzpositionen, Bewertungsgrundsätzen, der Gewinn- und Verlustrechnung in Staffelform sowie den Grundlagen der kaufmännischen Buchführung.
In Kapitel 3 wird die Kosten- und Leistungsrechnung dargestellt. Dabei wird zuerst eine Standortbestimmung durchgeführt, ehe die Kostenbegriffe und Kostenverläufe, Kosten und Leistungen, Kostenarten,-/Kostenstellen- und Kostenträgerrechnung dargestellt werden. Abschließend zu diesem Kapitel werden Deckungsbeitragsrechnung, Plankostenrechnung sowie Prozesskostenrechnung.
Im letzten Kapitel wird das Controlling dargestellt. Zuerst werden Grundbegriffe des Controllings erörtert, ehe auf die Budgetierung und Prognose, das Berichtswesen, Kennzahlen im allgemeinen sowie auf die Balanced Scorecard eingegangen wird.
Diskussion
Das Buch ist eine ordentliche Einführung in die wirtschaftliche Steuerung von Sozial- und Gesundheitsunternehmen. Die dafür aufgezeigten Themen sind an der Zielgruppe des Buchs ausgerichtet. Im Kapitel zu Kosten- und Leistungsrechnung werden Kostenträgerrechnung, Deckungsbeitragsrechnung, Plankostenrechnung und Prozesskostenrechnung ausführlich erläutert. Sehr positiv dabei ist, dass bei der Kostenträgerrechnung auch praxisorientiert und in der Branche übliche Kennziffern wie zum Beispiel Äquivalenzziffern als Aufwandsfaktoren benutzt werden.
Für das Kapitel des Controllings sind die gängigen Begriffe erläutert. Der Leser wird über das strategische und operative Controlling und deren Zusammenhang auch an eine Positionsbestimmung des Controller heranführt.
Bei der Darstellung nach Funktionsbereichen sind gängige Bereiche abgedeckt und entsprechend für die Zielgruppe des Buchs aufgearbeitet.
- Finanzcontrolling, Material- und Transport-Controlling,
- Investitionscontrolling, Leistungs- und Qualitätscontrolling.
Bei den Kennzahlen wird der Leser ebenso durch alle wichtigen Bereiche geführt. Erfreulicherweise ist auch der Balanced Scorecard ein ganzes Kapitel gewidmet. Das von Kaplan und Norton entwickelte Konzept hat sich zwar noch nicht weitereichend im Sozial- und Gesundheitswesen etabliert, ist aber umso bedeutender für die Praxis des strategischen Controllings und somit als Management-Informations-System.
Lehrdidaktisch sehr positiv ist, dass am Anfang von Kapiteln (leider nicht durchgängig für jedes Kapitel) Hinweise auf Lernziele bzw. Inhalte gegeben werden. Das Buch beinhaltet viele Infokästen, Aufzählungen Grafiken und Diagramme, die das Lesen und Verständnis erleichtern. Ebenso werden an geeigneter Stelle branchenbezogene Praxisbeispiele gegeben. Für einen guten Lernerfolg sorgen Übungen am Ende der Kapitel, die am Ende des Buchs mit den Lösungen abschließen. Leider finden sich diese nicht abschließend zu jedem Kapitel. Ein ausführliches Stichwortverzeichnis erleichtert das Auffinden der Themen und unterstützt somit zielführend.
Fazit
Kaspers stellt mit diesem Buch, das in der Reihe ‚Wissen für die Praxis‘ des Walhalla Verlages erschienen ist, ein grundständiges Buch als Basis für die wirtschaftliche Führung von Sozial-und Gesundheitsunternehmen zur Verfügung. Es ist zielgruppenorientiert geschrieben. Der Untertitel bestimmt das Programm und den Inhalt, wer also eine Einführung in das Gesellschaftsrecht, das interne und externe Rechnungswesen sowie ins Controlling für Sozial- und Gesundheitsunternehmen haben möchte, ist damit gut bedient.
Rezension von
Diplomökonom Univ. Uwe Huchler
Analyse und Beratung in der Gesundheits- und Sozialwirtschaft, externer Datenschutzbeauftragter bei diversen sozialen Einrichtungen und Bildungseinrichtungen, Chefredakteur von www.social-software.de. www.Kita-Datenschuz.info
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