Monika Althoff, Maren Hilke: Kinderschutz in der Pflegekinderhilfe
Rezensiert von Armin Eberli, 28.07.2016
Monika Althoff, Maren Hilke: Kinderschutz in der Pflegekinderhilfe. Bedeutung und Herausforderungen für die Fremdpflege und Verwandtenpflege. Waxmann Verlag (Münster, New York) 2016. 134 Seiten. ISBN 978-3-8309-3370-0. D: 19,90 EUR, A: 20,50 EUR.
Thema
Können Kinder nicht bei ihren Eltern leben ist die Pflegekinderhilfe eine der außerfamiliären Betreuungsformen. Pflegeeltern haben das Kindeswohl sicherzustellen und die Bedürfnisse der ihnen anvertrauten Kinder zu erkennen. An Pflegeeltern werden hohe Erziehungsanforderungen gestellt. Dennoch kann das Kindeswohl nicht in jedem Fall durch die Pflegefamilien sichergestellt werden. Das vorliegende Buch nimmt das Thema Kinderschutz in der Pflegekinderhilfe in den Fokus, beschreibt die Aufgaben der Fachkräfte und zeigt auf welche Rahmenbedingungen von zentraler Bedeutung sind.
Das Buch richtet sich an Fachkräfte der Sozialen Arbeit, die bei öffentlichen oder freien Trägern arbeiten und die im Kinderschutz oder in der Pflegekinderhilfe tätig sind.
Autorinnen
Monika Althoff ist Dipl.-Pädagogin, Supervisorin (DGSv) und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Soziale Arbeit e.V.in Münster mit den Schwerpunkten Kinderschutz, Beratung sowie Kinder- und Jugendhilfe.
Maren Hilke ist M.A. Sozialwissenschaftlerin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Soziale Arbeit e.V. in Münster im Arbeitsbereich Frühe Kindheit und Familie.
Entstehungshintergrund
Das vorliegende Buch entstand im Rahmen des Projekts „Kinderschutz in der Pflegekinderhilfe“ des Kompetenzzentrums Kinderschutz, einer Fachstelle des Landes Nordrhein-Westfalen. Aufgabe dieser Fachstelle ist es, den Kinderschutz fortlaufend zu fördern und weiter zu verbessern.
Bisher lagen für den Kinderschutz in Pflegefamilien keine Empfehlungen vor. Dies soll mittels der vorliegenden Publikation nun gewährleistet werden. Es soll aufgezeigt werden, unter welchen Voraussetzungen der Kinderschutz in Pflegefamilien erfolgreich sein kann, welche Anforderungen dabei an die beteiligten Fachpersonen gestellt werden und welche Kooperationen notwendig sind. (vgl. Vorwort, S. 9)
Aufbau und Inhalt
In der Einleitung (Kapitel 1) weisen die Autorinnen darauf hin, dass Kinderschutz und Pflegekinderhilfe immer zusammen zu denken sind. Sie leiten gut nachvollziehbar in ihre nachkommenden Ausführungen und den Aufbau des Buches ein. Sie gehen dabei auf Unterschiede der Fremdpflege und der Verwandtenpflege ein.
Im Kapitel 2 wird das Projekt Kinderschutz in der Pflegekinderhilfe, welches Grundlage für das vorliegende Buch bildet, vorgestellt. Im ersten Unterkapitel werden die Ausgangslage, Forschungsfragen und Ziele formuliert. „Im Projektverlauf hat sich gezeigt, dass Fremd- und Verwandtenpflege im System der Pflegekinderhilfe gesondert betrachtet werden müssen“ (S. 14). Diesem Umstand wurde der Projektverlauf angepasst und die Ergebnisse werden gesondert zur Fremdpflege (Teil A, Kapitel 3 und 4, S. 19-84) und zur Verwandtenpflege (Teil B, Kapitel 5 bis 7, S. 85-111) dargestellt. Dies ermöglicht eine schnelle und gute Orientierung.
Im Kapitel 3, Kinderschutz in der Fremdpflege, werden „die Säulen eines gelingenden Pflegeverhältnisses (…) beschrieben und das Handeln der Fachkräfte anhand von ausgewählten Zitaten deskriptiv dargestellt“ (S. 19). Im Unterkapitel 3.1 wird die Auswahl und Vorbereitung der Pflegeeltern, welche Interesse zur Aufnahme von Pflegekindern bekunden, beschrieben. Dabei wird auf die Auswahlkriterien (Kap. 3.1.1), das Thema des Kinderschutzes im Bezug zur Vorbereitung der Aufnahme von Kindern und Jugendlichen in die Pflegefamilie (Kap. 3.1.2) und die Grenzen bezüglich der Auswahl (Kap. 3.1.3) thematisiert. Das abschliessende Kapitel 3.1.4 befasst sich mit der Bedeutung der gewonnenen Erkenntnisse für den Kindesschutz.
Der Fokus des Unterkapitels 3.2 liegt auf der Begleitung und Beratung der Pflegeeltern. Hier wird auf die Begleitung und Beratung im Alltag (Kap. 3.2.1), in Krisensituationen (Kap. 3.2.2) und der Pflegeeltern beim Auftreten von gewichtigen Anhaltspunkten für eine Kindeswohlgefährdung (Kap. 3.2.3) eingegangen. Es wird jeweils, gut nachvollziehbar, die Bedeutung für den Kinderschutz abgeleitet.
Unterkapitel 3.3 widmet sich der Begleitung der Pflegekinder. Dabei stehen die Anfangssituationen in der Pflegefamilie (Kap. 3.3.1), die Begleitung im Alltag (Kap. 3.3.2) und die Begleitung in Krisen und Gefährdungssituationen (Kap. 3.3.3) im Zentrum der Ausführungen.
Die Unterkapitel 3.4 und 3.5 befassen sich mit der Einbindung der Herkunftsfamilien und der Zusammenarbeit mit den Vormündern als Vertrauenspersonen der platzierten Kinder und Jugendlichen.
Ganz im Sinne der Erkenntnis, dass Kinderschutz immer eine interdisziplinäre Aufgabe ist, wird im abschliessenden Unterkapitel 3.6 die elementare Bedeutung der Kooperation und Zusammenarbeit aller Beteiligter beschrieben. Dabei stehen die Handlungsprinzipien und die strukturellen Bedingungen im Zentrum.
Kapitel 4 fasst die Empfehlungen für den Kinderschutz in der Fremdpflege aus dem vorangegangen Kapitel 3 zusammen. Diese Zusammenfassung ist für die Fachkräfte im Kinderschutz äusserst hilfreich, bringt sie doch die wesentlichen und wichtigsten Punkte im Modell der „sechs Säulen im Kinderschutz in der Pflegekinderhilfe“ differenziert auf den Punkt.
Der Teil B stellt die Ergebnisse im Bezug zur Verwandtenpflege dar. Einleitend wird im Kapitel 5 auf die Thematik „Fremdpflege und Verwandtenpflege – zwei verschiedene Hilfeformen“ eingegangen.
Kapitel 6 befasst sich in der Folge mit dem „Kinderschutz in der Verwandtenpflege“. Im gut strukturierten Kapitel wird die Initiierung der Pflegeverhältnisse (Kap. 6.1), die Begleitung und Beratung der verwandten Pflegeeltern und der Bedeutung der Erkenntnisse für den Kinderschutz beschrieben. Im Zentrum des Unterkapitels 6.3 steht die Begleitung der Pflegekinder im Alltag (Kap. 6.3.1) und in Krisensituationen (Kap. 6.3.2). Der wichtigen und nicht immer ganz einfachen Zusammenarbeit mit den leiblichen Eltern ist das Kapitel 6.4 gewidmet.
Im Kapitel 7 werden die Empfehlungen für den Kinderschutz in der Verwandtenpflege aus den Kapiteln 5 und 6 im Rahmen eines Vier-Säulen-Modells zusammengefasst.
Aus den Empfehlungen für den Kindesschutz der Fremdpflegehilfe (Kap. 4) und Verwandtenpflegehilfe (Kap. 7) werden im Kapitel 8 übergreifend die Herausforderungen und Grenzen, die der Kinderschutz für Fachkräfte der Pflegekinderhilfe mit sich bringt, erläutert. Dabei geht es um den Umgang mit Komplexität, mit Ungewissheit, den Pflegeeltern in Kinderschutzfällen sowie den Umgang mit anspruchsvollen Kooperationsbeziehungen.
Da das in den vorangegangen Kapitel beschriebene Handeln in der Pflegekinderhilfe unter besonderer Berücksichtigung des Kinderschutzes für die Fachkräfte sehr herausfordernd und anspruchsvoll ist, wird im Schlusskapitel 9 ein Exkurs in den Bereich der Supervision im Kinderschutz unternommen.
Diskussion und Fazit
Kinder und Jugendliche haben das Recht darauf, gesund und sicher aufzuwachsen und in ihrer Entwicklung zu eigenständigen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeiten gefördert zu werden. Dazu gehört insbesondere der Schutz vor Verwahrlosung, Misshandlung, Ausbeutung und Gewaltanwendungen. Diese in der Kinderrechtskonvention der vereinten Nationen festgeschriebenen Rechte stehen ganz besonders auch jenen Kindern und Jugendlichen zu, die aus verschiedensten Gründen nicht in ihrer Herkunftsfamilie leben können und deshalb, teilweise oder während der gesamten Kinder- und Jugendzeit, in Pflegefamilien aufwachsen.
Den Autorinnen gelingt es sehr gut aufzuzeigen unter welchen Voraussetzungen der Kinderschutz in Pflegefamilien erfolgreich sein kann, welche Anforderungen dabei an die beteiligten Fachpersonen zu stellen und welche Kooperationen notwendig sind. Die im vorliegenden Buch dargestellten Ergebnisse des Projekts „Kinderschutz in der Pflegekinderhilfe“ des Kompetenzzentrums Kinderschutz des Landes Nordrhein-Westfalen geben Fachkräften in der Pflegekinderhilfe wertvolle Impulse und leisten einen wichtigen Beitrag zur qualitativen Weiterentwicklung des Kinderschutzes im besonderen Feld der Pflegekinderhilfe.
Rezension von
Armin Eberli
dipl. Sozialpädagoge/Sozialarbeiter, MAS Leadership und Change-Management. Dozent, Standortleiter Zürich und Mitglied Leitung HF von Agogis, www.agogis.ch
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Es gibt 15 Rezensionen von Armin Eberli.
Zitiervorschlag
Armin Eberli. Rezension vom 28.07.2016 zu:
Monika Althoff, Maren Hilke: Kinderschutz in der Pflegekinderhilfe. Bedeutung und Herausforderungen für die Fremdpflege und Verwandtenpflege. Waxmann Verlag
(Münster, New York) 2016.
ISBN 978-3-8309-3370-0.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/20433.php, Datum des Zugriffs 23.01.2025.
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