Patricia Willocq: White ebony = Blanc ébène = Weisses Ebenholz (Albinismus)
Rezensiert von apl. Prof. Dr. Susanne Wachsmuth, 20.04.2016
Patricia Willocq: White ebony = Blanc ébène = Weisses Ebenholz (Albinismus). Edition Lammerhuber (Baden) 2015. 180 Seiten. ISBN 978-3-901753-87-9. D: 59,00 EUR, A: 59,00 EUR, CH: 76,00 sFr.
Thema
In der Demokratischen Republik Kongo leben überdurchschnittlich viele Menschen mit Albinismus, einer genetischen Besonderheit, die auf Grund des Fehlens von Melanin mit heller Hautfarbe, weißer Haarfarbe, Einschränkungen der Sehkraft und der erhöhten Gefährdung durch Hautkrebs einhergeht. In einer dunkelhäutigen Bevölkerung fallen diese Personen besonders auf und sind häufigen Angriffen ausgesetzt.
Autorin
Patricia Willocq , die im Kongo geboren wurde, widmet sich als Fotografin der Aufgabe, mit ihrer Arbeit für Toleranz und Menschenwürde zu kämpfen.
Entstehungsgeschichte
Nachdem Willocq Fotos und mehrere Interviews mit von Albinismus betroffenen Personen gemacht hatte, beschloss sie, sich für diese Personengruppe einzusetzen. Sie nahm Kontakt zu privaten Firmen auf und sammelte Gelder für die Verbesserung der medizinischen, schulischen und beruflichen Situation. Eine amerikanische Organisation des US-Außenministeriums wurde auf diese Arbeit aufmerksam. Beim UNICEF-Wettbewerb zum Foto des Jahres 2013 wurde White Ebony mit einer Ehrenvollen Würdigung ausgezeichnet und viele Fotos daraus werden über Social Media und internationalen Organisationen genützt, um die Botschaft der Inklusion zu verbreiten.
Aufbau und Inhalt
Hauptsächlich handelt es sich um ein Fotoband mit farbigen Abbildungen im Format von 24 zu 30 cm. Es wird ergänzt durch sieben Texte, die in Englisch, Französisch und Deutsch verfasst sind.
Der erste Text schildert die Lebenssituation von Menschen mit Albinismus, die stark von Aberglauben und Ängsten der Umgebung geprägt ist, so dass die Betroffenen oftmals gewaltsamen Übergriffen ausgesetzt sind. Darüber hinaus wird ein kurzer medizinischer Einblick in die Ursachen und Auswirkungen gewährt. Willocq gibt einen hoffnungsvollen Ausblick auf die Zukunft, u.a. auch, da die Vereinten Nationen seit 2015 den 13.Juni zum internationalen Tag des Albinismus deklariert haben.
Der zweite Text stellt die 95jährige Marie Oheko Ebomgo vor, die ungefähr 80 Enkelkinder hat und in ihrer Familie, ihrem Wohnort als Autorität anerkannt ist und gegen Vorurteile in der Bevölkerung kämpft sowie Eltern von Kindern mit Albinismus unterstützt.
Der dritte Text enthält die Schilderung eines Vaters von vier Kindern mit Albinismus. Er spricht von den Schwierigkeiten aber auch von der erfolgreichen Inklusion seiner Kinder in der Schule und seiner Hoffnung darauf, dass seine Kinder in der Gesellschaft Respekt und Anerkennung finden.
Der vierte Text stellt Mwimba Texas vor. Der immer rot gekleidete Mann arbeitet in Fernsehen und Radio, war früher als erfolgreicher Ringer tätig und heute als Trainer. Er hat eine Stiftung gegründet, um das Bewusstsein für die Probleme rund um Albinismus zu fördern, das Selbstbewusstsein der Betroffenen zu stärken aber auch medizinische Hilfen wie Sonnenbrillen und andere Sonnenschatzmaßnahmen zu verteilen.
Der fünfte Text widmet sich der 16jährigen Gaëlle, die als einzige von sieben Geschwistern Haut und Augen berücksichtigen muss: Hüte, langärmlige Kleider und die Probleme Sonnenschutzcreme zu finden.
Der sechste Text handelt von Michel Mualaba Senga. Nach einer schwierigen Schulzeit, in der er auf Grund seiner Sehschwäche Lernschwierigkeiten bekam und von den Mitschülern ausgegrenzt wurde, absolvierte er ein erfolgreiches Jurastudium. Er spricht von Beeinträchtigungen seines Lebens – zum Beispiel darüber, von seiner Verlobten wegen des Albinismus verlassen worden zu sein, aber auch von Erfolgen.
Der siebte Text stellt das White Ebony Sozial Projekt vor, das von Willocq ins Leben gerufen wurde. Es will insbesondere Kindern eine bessere Zukunft durch besseren Bildungszugang ermöglichen.
Fazit
Das Buch ist gleichzeitig berührend und informativ. Die Bilder sind von hoher Qualität, sehr ansprechend und stellen positive Situationen dar. Es ist inspirierend, weil es zeigt, dass Inklusion möglich ist, nicht nur bei Albinismus sondern auch bei anderen Behinderungsformen.
Rezension von
apl. Prof. Dr. Susanne Wachsmuth
Justus-Liebig-Universität Gießen,
Institut für Heil- und Sonderpädagogik
Geistigbehindertenpädagogik
Es gibt 39 Rezensionen von Susanne Wachsmuth.
Zitiervorschlag
Susanne Wachsmuth. Rezension vom 20.04.2016 zu:
Patricia Willocq: White ebony = Blanc ébène = Weisses Ebenholz (Albinismus). Edition Lammerhuber
(Baden) 2015.
ISBN 978-3-901753-87-9.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/20510.php, Datum des Zugriffs 13.10.2024.
Urheberrecht
Diese Rezension ist, wie alle anderen Inhalte bei socialnet, urheberrechtlich geschützt.
Falls Sie Interesse an einer Nutzung haben, treffen Sie bitte vorher eine Vereinbarung mit uns.
Gerne steht Ihnen die Redaktion der Rezensionen
für weitere Fragen und Absprachen zur Verfügung.