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Susanne Grundke, Andreas Klement: Pflege­bedürftigkeit. Beratung - Betreuung - Zusammenarbeit

Rezensiert von Prof. Dr. sc.hum. Nina Fleischmann, 01.04.2016

Cover Susanne Grundke, Andreas Klement: Pflege­bedürftigkeit. Beratung - Betreuung - Zusammenarbeit ISBN 978-3-87409-586-0

Susanne Grundke, Andreas Klement: Pflegebedürftigkeit. Beratung - Betreuung - Zusammenarbeit. Verlag Kirchheim + Co GmbH (Mainz) 2015. 78 Seiten. ISBN 978-3-87409-586-0. D: 14,90 EUR, A: 15,40 EUR.

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Thema

Aus der Reihe „Praxishilfen Praktische Geriatrie: Der ältere Patient beim Hausarzt“ liegt mir hier Band 5 zur Rezension vor. Mit dem Titel „Pflegebedürftigkeit. Beratung – Betreuung – Zusammenarbeit“ geben Grundke und Klement einen Überblick für Hausärzte über Leistungen der Sozialversicherungen, Verordnungsmöglichkeiten, Beratungen für Patienten und Angehörige, Zugang zu geeigneten Pflege-, Versorgungs- und Betreuungsleistungen, zur Zusammenarbeit mit Pflegekräften in häuslicher und stationärer Versorgung inklusiver gemeinsamer Pflegeheimvisiten und kooperativer Fallplanung.

Autorin und Autor

Susanne Grundke ist Altenpflegerin und Professorin für angewandte Pflegewissenschaft am Department Gesundheit und Pflege an der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes. Andreas Klement ist Allgemeinmediziner und leitet die Sektion Allgemeinmedizin am Universitätsklinikum Halle (Saale).

Aufbau und Zielgruppe

Auf 78 Seiten im handlichen Format verteilen sich fünf Kapitel

  1. Rahmenbedingungen
  2. Zusammenarbeit von Hausarzt und Pflege
  3. Beratung
  4. Freiheitsentziehende Maßnahmen
  5. Zehn Goldene Tipps

Ein Anhang mit Internetlinks, Dokumentationsvorlagen und Ausschnitten aus Expertenstandards ergänzt die Inhalte.

Inhalt

In der Hausarztpraxis stellen pflegebedürftige Patienten einen erheblichen Anteil der täglichen Arbeit dar. Patienten und ihre Angehörigen kommen mit verschiedenen Anliegen auf den Hausarzt zu:

  • Welche Möglichkeiten gibt es, wenn jemand seinen Alltag nicht mehr ohne Hilfe gestalten kann?
  • Was ist eine Pflegestufenbegutachtung, was kommt da auf die Familien zu?
  • Gibt es andere Möglichkeiten als ein Heim?
  • Steht ein Rollstuhl zu, wenn die Patientin schlecht laufen kann?

Diese und weitere Fragen nehmen Grundke und Klement in ihrer Praxishilfe als Fallbeschreibung auf und erarbeiten einen Überblick rund um das Thema Pflegebedürftigkeit.

Das erste Kapitel Rahmenbedingungen bringt Licht ins Dunkel der Begriffe aus der Sozialversicherung. Zunächst klären die Autoren die Leistungsarten: Sachleistungen und Pflegegeld, wie Pflegebedürftigkeit im Sinne des Gesetzes verstanden wird und welche Pflegestufen es gibt. Diese müssen beantragt und durch eine Begutachtung durch den Medizinischen Dienst festgestellt werden. Die Autoren weisen hier auf das Procedere des Antrags und die Vorbereitung mit einem Pflegetagebuch hin. Die Beschreibung verschiedener Wohnformen mit Blick auf Versorgungsanforderungen zeigen Alternativen zur stationären Unterbringung auf. Wichtig für den Hausarzt sind auch die Differenzierung von Heilmitteln, Hilfsmitteln im häuslichen und stationären Umfeld und Pflegehilfsmitteln.

Das zweite Kapitel widmet sich der Zusammenarbeit von Hausarzt und Pflegekräften. Die Autoren sehen eine Pflegeheimvisite als Möglichkeit zum systematischen Informationsaustausch und kooperativer Fallplanung. Sie empfehlen, die Pflegedokumentation und Protokolle der Pflegevisiten in den ärztlichen Heimbesuch mit einzubeziehen. Hier sollten sich Hausärzte auf heterogene Systeme einstellen. Die hier dokumentierter Ergebnisse von Assessmentinstrumenten und der Pflegebericht enthalten wertvolle Informationen. Es wird eine Erstvisite skizziert: die Checkliste beinhaltet das Besprechen von Vorbefunden und Diagnosen, eine gemeinsame Aufnahmeuntersuchung von Pflegekräften und Hausärzten und die Abstimmung der weitergehenden Versorgung (z.B. welcher Ansprechpartner, Zeiten für Visiten, Festlegen von Bedarfsmedikation und Umgang mit Dokumentation). Auch für die Regelvisite haben die Autoren eine Checkliste entworfen. Zudem werden kurz die Expertenstandards als evidenzbasierte und konsentierte Instrumente der Qualitätssicherung vorgestellt, besonders zur Pflege bei akuten Schmerzen und zur Pflege von Menschen mit chronischen Wunden.

Das dritte Kapitel widmet sich der Beratung. Der Anspruch auf Beratung ist für Pflegebedürftige gesetzlich festgeschrieben. Die Autoren empfehlen den Hausärzten, ihre Patienten auf das Angebot der Pflegestützpunkte aufmerksam zu machen und Informationen zum nächstgelegenen bereit zu halten. Es werden die Themen Vorsorgevollmacht, Betreuungsverfügung und Patientenverfügung kurz angesprochen.

Das vierte Kapittel zu freiheitsentziehende Maßnahmen zeigt die psychischen Reaktionen auf diese invasive Handlung auf und nennt stichwortartig Alternativen.

Im fünften Kapitel fassen die Autoren ihre Empfehlungen in „Zehn goldenen Tipps“ kurz und prägnant auf einer Seite zusammen. Diese Tipps reichen von „1. Nutzen Sie die reiche Informationssammlung der Pflegedokumentationssysteme“ über „6. Nutzen Sie ein Online-Tutorial zur Vermeidung von Rückfragen und Leistungsunterbrechnungen für häusliche Krankenpflege“ bis hin zu „10. Qualifizieren Sie eine Ihrer MFAs für die Kommunikation mit den Pflegeheimen und -diensten sowie für deren Anfragen und Verordnungswünsche“.

Diskussion

Dieses Buch ist eine sinnvolle Arbeitshilfe für den Alltag eines Hausarztes. Mit der Klärung von sozialgesetzlichen Begriffen und deren Möglichkeiten wird wichtiges Wissen in die Hausarztpraxis transportiert. Diese Verdeutlichung der Rahmenbedingungen und die Zusammenarbeit mit den Pflegekräften nehmen mit 45 Seiten den größten Raum ein, während Beratung und freiheitsentziehenden Maßnahmen zusammen 5 Seiten belegen. Vielleicht wäre es in einer Neuauflage möglich, die kleineren Kapitel unter einem Oberthema wie z.B. Konsultationsanlässe im Rahmen von Pflegebedürftigkeit, auch mit weiteren Themen wie Mobilitätsförderung etc. zusammenzufassen. Gerne dürfen die Kapitel auch noch mit Literaturhinweisen bestückt werden, die eine weitere Auseinandersetzung mit dem Thema ermöglichen („Zum Weiterlesen“).

Das Layout wird dem Anspruch des Praxisleitfadens gerecht: kurze Textpassagen, farbig aufbereitet und die Fallbeschreibungen und Praxistipps sind grafisch hervorgehoben. Es ist also auch bei knappen Zeitressourcen nicht nötig, sich durch langen Text zu arbeiten, sondern gezielt einen Aspekt nachzulesen.

Die Themen haben einen hohen Praxisbezug. Die Bedeutung der Zusammenarbeit mit Pflegekräften wird betont und mit Informationen zu Pflegedokumentation und Expertenstandards und deren Nutzen für den Hausarzt gestützt. Meiner Meinung nach ist dieses Buch für Pflegekräfte genauso wichtig wie für Hausärzte, um eben diese beiden wichtigen Berufsgruppen in der Versorgung Pflegebedürftiger auf einer Ebene zu positionieren und die Rollen und Aufgaben zu klären.

Fazit

Diese Praxishilfe richtet sich an Hausärzte, ist aber auch gleichermaßen sinnvoll für beruflich Pflegende. Interprofessionelle Zusammenarbeit wird noch mehr an Bedeutung gewinnen und diese beiden Berufsgruppen sind bei Pflegebedürftigkeit mit den komplexen Versorgungslagen der zumeist älteren Patienten konfrontiert. Das Zusammenspiel der Kompetenzen, aber auch Rollenklarheiten und -abgrenzung sind für eine effiziente Zusammenarbeit zum Wohle des Patienten unerläßlich – und dieses Buch trägt in übersichtlicher Form dazu bei.

Rezension von
Prof. Dr. sc.hum. Nina Fleischmann
Hochschule Hannover Fakultät V - Diakonie, Gesundheit und Soziales
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Es gibt 85 Rezensionen von Nina Fleischmann.

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Zitiervorschlag
Nina Fleischmann. Rezension vom 01.04.2016 zu: Susanne Grundke, Andreas Klement: Pflegebedürftigkeit. Beratung - Betreuung - Zusammenarbeit. Verlag Kirchheim + Co GmbH (Mainz) 2015. ISBN 978-3-87409-586-0. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/20534.php, Datum des Zugriffs 04.10.2024.


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