Kathrin Mahlau, Stefan Voß et al. (Hrsg.): Grundlagen und Förderung (...) (emotionale und soziale Entwicklung)
Rezensiert von Prof. Dr. Johannes Bach, 29.05.2018

Kathrin Mahlau, Stefan Voß, Bodo Hartke (Hrsg.): Grundlagen und Förderung im Bereich der emotionalen und sozialen Entwicklung. Fortbildungseinheiten, -methoden und -materialien.
Verlag Dr. Kovač GmbH
(Hamburg) 2016.
315 Seiten.
ISBN 978-3-8300-8702-1.
D: 98,80 EUR,
A: 101,60 EUR.
Lernen nachhaltig fördern, Band 3
Schriftenreihe Integrationspädagogik in Forschung und Praxis ; Band 18.
Thema
Mit dem Fortbildungskonzept „Lernen nachhaltig fördern“ wird darauf abgezielt, den beteiligten Pädagoginnen und Pädagogen Handlungskonzepte für einen inklusiven Grundschulunterricht zu vermitteln. Es beinhaltet Fortbildungen, die die fachlichen Grundlagen eines bereits erfolgreich in die Praxis umgesetzten inklusiven Bildungskonzepts beinhalten: dem „Rügener Inklusionsmodell (RIM)“. Ziel des RIM und der Fortbildungsreihe ist eine qualitativ hochwertige, inklusive Beschulung aller Schülerinnen und Schüler, in der Kinder mit Entwicklungsrisiken in Deutsch und Mathematik sowie in kognitiven, sprachlichen, emotionalen und sozialen Bereichen besonders berücksichtigt werden. In den vier vorliegenden Handbüchern finden sich umfassend aufbereitete Fortbildungen mit vielen Vorschlägen für erfolgreich in Fortbildungen einzusetzende Materialien und Methoden.
Das vorliegende Buch stellt den Band 3 der Reihe „Lernen und nachhaltig fördern“ dar und fokussiert auf die Grundlagen und Förderung im Bereich der emotionalen und sozialen Entwicklung.
Entstehungshintergrund
Die Fortbildungsreihe zu dem „Rügener Inklusionsmodell (RIM)“ zielt auf eine qualitativ hochwertige, inklusive Beschulung aller Schülerinnen und Schüler ab. In den vier vorliegenden Handbüchern finden sich umfassend aufbereitete Fortbildungen mit vielen Vorschlägen für erfolgreich in Fortbildungen einzusetzende Materialien und Methoden. Zu jeder Fortbildung erfolgen Angaben zur Zielgruppe, zur einzuplanenden Zeit, didaktisch und methodisch systematisch aufbereitete Inhalte und weiterführende Material- und Literaturvorschläge. So werden mit den Fortbildungen im Band 1 allgemeine Grundlagen für die Umsetzung einer inklusiven Grundschule gelegt. In den Fortbildungen zum Unterricht und zur Förderung in den Lernbereichen Deutsch und Mathematik (Band 2), zu den Grundlagen und der Förderung in den Bereichen emotionale und soziale Entwicklung (Band 3) und Sprache (Band 4) soll die differenzierte Vermittlung wesentlicher Elemente und Methoden einer erfolgreichen inklusiven Beschulung erfolgen.
Aufbau und Inhalt
Die Deutsche Nationalbibliothek bietet Einblick in das vollständige Inhaltsverzeichnis.
Einen Überblick sowie eine thematische Hinführung geben die Herausgeber in den ersten drei Abschnitten:
- zunächst werden Hintergrund und Inhalte der Forschungsreihe dargelegt (S. 7-12).
- Im zweiten Schritt geben die Herausgeber Hinweise zum Aufbau und zur Durchführung der Fortbildungsreihe (S. 13-16).
- Abgerundet wird dieser einführende Teil mit methodisch-didaktischen Vorschlägen zur Fortbildungsarbeit. In diesem Kontext wird betont, dass im Rahmen der Fortbildungsreihe besonderen Wert auf die Wissenschaftlichkeit der Inhalte sowie eine stimmige Ziel-, Ablauf- und Zeitstruktur gelegt wurde (S. 17-20).
Es folgen die einzelnen inhaltlich-thematischen Kapitel zur Fortbildung, die von unterschiedlichen Autoren und Autorengruppen verfasst wurden.
- Thomas Hennemann beschreibt in seinem Beitrag anhand zweier Beispiele („Klassekinderspiel“ und „Lubo aus dem All“), wie man sozial-emotionale Kompetenzen mit Hilfe effektiven Classroom Managements fördern kann (S. 21-36).
- Der Artikel von Robert Vrban & Bodo Hartke leistet eine Einführung in die Arbeit mit Planungshilfen und zeigt somit auf, wie die Rahmenbedingungen schulischer Prävention aussehen (S. 37-48).
- Im folgenden Abschnitt von Bodo Hartke & Robert Vrban wird dargelegt, wie das klassische SORK-Schema und andere Elemente der Verhaltensmodifikation im Schulkontext passgenau angewendet werden können (S. 49-58).
- Die gleichen Autoren stellen anschließend einzelne Elemente der kognitiven Verhaltensmodifikation dar und geben Beispiele für einen Einsatz im schulischen Kontext (S. 59-66).
- Ulrike Petermann, Franz Petermann & Yvonne Blumenthal führen anschließend in das gut etablierte „Trainingsprogramm für aggressive Kinder“ für den Primarbereich ein (S. 67-76).
- Michael Kossow stellt die Methodik des Münchener Aufmerksamkeitsinventars sowie die Ergebnisse des Forschungsprojektes vor (S. 77-84).
- Es folgt ein Artikel von Bodo Hartke, Andrea Lilie, Katharina Ehlers & Katharina Marten, der sich eingehend mit der Gewalt gegen Kinder sowie kindeswohlgefährdendes Verhalten beschäftigt sowie Ansatzpunkte der Intervention für Lehrerinnen und Lehrer referiert (S. 85-114).
Anschließend geht es um eine genaue Diagnostik sowie Interventionsmöglichkeiten bei Verhaltensauffälligkeiten:
- In dem Artikel von Bodo Hartke, Robert Vrban, Katharina Ehlers & Katharina Marten greifen in gelungener Art und Weise Diagnostik, Planung und Förderung ineinander (S. 115-158). In diesem Zusammenhang werden zahlreiche anschauliche und konkrete Beispiele dargelegt.
- Es folgt ein Abschnitt über das Training für aufmerksamkeitsgestörte Kinder nach Lauth & Schlotke von Janina Krüger, Elke Tertocha, Katharina Ehlers & Katharina Marten (S. 159-180), in dem ein guter Überblick über die praktische Elemente und Strategien (Strategietraining) des Programms gegeben wird.
- Das Training mit sozial-unsicheren Kindern nach Petermann & Petermann stellen Björn König, Katharina Ehlers & Katharina Marten vor (S. 181-200).
Anschließend geht es um die Frage, wie Kinder in besonderen sozialen Risikogruppen gefördert werden können:
- Soziale Desintegration, elterliche Erziehungsfehler und unsichere Bindungserfahrungen werden von Silke Riekenberg, Marlen Eisfeld, Katharina Ehlers, Katharina Marten & Bodo Hartke in den Blick genommen (S. 201-238).
- Die Thematik Verhaltensauffälligkeiten erkennen – Förderung planen und umsetzen wird in einem zweiten Artikel von Yvonne Blumenthal, Katharina Ehlers, Bodo Hartke & Robert Vrban vertieft, d.h. es werden bestehende Elemente aufgegriffen und es findet eine Vertiefung der Thematik statt (S. 239-272).
- Yvonne Blumenthal & Katharina Marten setzen sich anschließend mit der Sozialen Integration von abgelehnten Kindern in einer Schulklasse auseinander, hierbei werden sowohl Diagnostik als auch unterschiedliche Interventionsstrategien berücksichtigt (S. 273-308).
- Abgeschlossen wird der Band mit einem Artikel zu einen onlinebasierten Fragebogen zur schulischen Einschätzung des Verhaltens (SEVO) von Yvonne Blumenthal, Robert Vrban & Bodo Hartke (S. 309-314).
Diskussion
Positiv hervorzuheben in diesem Herausgeberband ist die große Bandbreite an sozial-emotionalen Störungen, welche in den Blick genommen werden. Hierbei wird sich sowohl mit internalisierenden als auch mit externalisierenden Störungen in profunder Art und Weise beschäftigt. Des Weiteren kommt es zu einer gelungenen Mischung aus bereits etablierten Programmen, die referiert werden und neuen Elementen sowie Anwendungsstrategien. Eine große Fülle an Einzelbeispielen und konkreten Materialien wird hier vorgestellt, die sicherlich für eine wirkungsvolle Förderung für die Praktiker sehr hilfreich sein werden.
Weiterhin fällt auf, dass in den meisten Artikeln eine enge Verzahnung von Diagnostik und Intervention vorgenommen wurde, was eine wichtige Voraussetzung für eine passgenaue Förderung darstellt. Insofern ist das Buch äußerst gelungen und bietet einen breiten Überblick und hilfreiche Anwendungsbeispiele.
Während das Buch auf inhaltlicher Ebene sehr gelungen ist, wäre ein etwas größeres Format, insbesondere in Bezug auf die Schriftgröße und für die vielen Abbildungen für eine bessere Lesbarkeit, hilfreich gewesen.
Fazit
Es wird immer wieder die Forderung nach einem Transfer von Erkenntnissen der wissenschaftlichen Forschung in die Praxis gestellt. Der vorliegende Herausgeberband kommt dem in sehr gelungener Art und Weise nach, da eine Vielzahl von Diagnostikverfahren sowie wirkungsvollen Interventionsstrategien referiert werden.
Das Buch gibt zudem einen sehr guten Überblick über die Ergebnisse der Fortbildungsreihe zu einem Teilbereich des Rügener Inklusionsmodells. Das Ziel der Erstellung eines schriftlichen Begleitmaterials wird somit inhaltlich voll und ganz erfüllt und verdeutlicht gut die Inhalte. Hierbei wird eine große Bannbreite an sozial-emotionalen Störungen dargestellt. Besonders positiv hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang das gelungene Ineinandergreifen von Diagnostik und Intervention sowie die vielen praktischen Beispiele und Materialien, die vorgestellt werden.
Rezension von
Prof. Dr. Johannes Bach
Dipl.-Psych. Dipl. Theol.
Professor für Entwicklungspsychologie an der Fakultät Sozialwissenschaften der TH Nürnberg
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