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Maximilian Graf zu Dohna-Lauck: Transparenz in der Kinderbetreuung

Rezensiert von Prof. Dr. Harald Christa, 08.09.2016

Cover Maximilian Graf zu Dohna-Lauck: Transparenz in der Kinderbetreuung ISBN 978-3-8325-4246-7

Maximilian Graf zu Dohna-Lauck: Transparenz in der Kinderbetreuung. Logos Verlag (Berlin) 2016. 274 Seiten. ISBN 978-3-8325-4246-7. D: 39,00 EUR, A: 40,10 EUR.

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Thema

Derzeit sind in Deutschland rund 720.000 Kinder unter drei Jahren in einer Kindertageseinrichtung oder einer öffentlich geförderten Tagespflege untergebracht. Hierfür stehen knapp 55.000 Einrichtungen sowie über 43.000 Tagespflegemütter bzw. -väter zur Verfügung. Ein quantitativer Ausbau der Betreuung hat in den vergangenen Jahren ohne Zweifel stattgefunden. Vermehrt werden mittlerweile jedoch Fragen nach einer bedarfsgerechteren Kita-Qualität bzw. einer weiteren qualitativen Entwicklung in der Kinderbetreuung laut.

Entstehungshintergrund

Maximilian Graf zu Dohna-Lauck hat sich im Rahmen seiner Dissertation dem Themenkomplex der Qualität aus Sicht der Eltern zugewandt. Ein besonderer Schwerpunkt sollte die empirische Analyse des faktischen Informationsbedarfs von Eltern sein, die auf der Suche nach einem Betreuungsplatz für ihre Kinder sind.

Autor

Maximilian Graf zu Dohna-Lauck studierte Volkswirtschaftslehre. Gleich nach seinem Studium gründete und leitete er einen privaten Kindergarten. Er promovierte im Jahr 2016 an der Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.

Aufbau und Inhalte

Die Publikation beinhaltet vier Abschnitte.

In der knappen Einleitung werden die Hintergründe der Forschungsfrage dargelegt. Thematisiert wird dabei insbesondere die Komplexität der Elternentscheidung im Hinblick auf die Wahl einer Betreuungseinrichtung. Dieser erste Abschnitt enthält auch eine Skizze des Aufbaus der Arbeit.

Der zweite Abschnitt ist den „Auswirkungen frühkindlicher Bildung auf Individuum und Gesellschaft“ gewidmet. Zunächst schildert der Autor wesentliche Eckdaten der Kinderbetreuung in Deutschland. Sehr detailliert werden Zahlen zum Umfang der Betreuung, zu Betreuungsquoten und -kosten, Arbeitsplätzen etc. dargelegt. Ein anschließender Teil dieses Abschnitts beinhaltet die ausführliche Auswertung von Studien zu Effekten der frühkindlichen Bildung. Maximilian Graf zu Dohna-Lauck konstatiert unter anderem, dass moderat positive Effekte im Sektor der Kognition nachgewiesen werden können. Ebenfalls positiv können die Wirkungen im Hinblick auf sozial-emotionale Fähigkeiten angesehen werden. Darüber hinaus ist eine Rendite frühkindlicher Bildung belegbar, für Deutschland werden vom Autor allerdings (weitere) längsschnittorientierte Studien zu diesem Thema angemahnt.

Der dritte Abschnitt behandelt den „Kinderbetreuungsmarkt in Deutschland“. Maximilian Graf zu Dohnau-Lauck analysiert zunächst mikroökonomisch zutreffend die Marktstruktur, die Preisstruktur, das Angebot sowie die Transparenz dieses „Marktes“ für personenbezogene soziale Dienstleistungen. Ausgehend vom Ideal des vollkommenen Marktes kommt er zum Schluss, dass im Hinblick auf das Kriterium der Transparenz von einem Problem asymmetrischer Information zwischen Anbietern und Nachfragern (Eltern) auszugehen ist. Dieser Umstand sowie die Vermutung, dass die Suche nach einem geeigneten Betreuungsplatz für Eltern nicht unwesentliche Transaktionskosten verursacht, sind die Ausgangslage für die eigene empirische Erhebung des Autors. Wie einer Dissertation angemessen, wird zunächst der Forschungsrahmen ausführlich und nachvollziehbar präsentiert. Im Hinblick auf die Ergebnisse der Studie ist unter anderem hervorzuheben, dass zehn Fragen, welchen von (suchenden) Eltern die höchste Priorität zugesprochen wird, herausgearbeitet werden konnten. Ebenfalls von Relevanz dürfte der Befund sein, dass die vom Autor befragten Eltern Jugendämter als „eine der am wenigsten hilfreichen Informationsquellen“ bezeichnet haben.

Der vierte Abschnitt enthält eine „Diskussion“ der Ergebnisse. Maximilian Graf von Dohnau-Lauck stellt darin kurz und prägnant die wesentlichen Ergebnisse seiner Gesamtuntersuchung sowie seiner eigenen empirischen Studie vor. Als Quintessenz kann hervorgehoben werden, dass eine weitere Verbesserung der Transparenz in der Kinderbetreuung dahingehend angezeigt ist, dass Eltern bei der Auswahl unterstützt werden müssen und bessere Information benötigen. „Wenigstens zwei der Akteure auf diesem Markt sollten in der Lage sein, die Transparenz für Eltern verbessern“, so ein Fazit des Autors. Angesprochen sind von ihm neben den Anbietern von Kinderbetreuung vor allem die zuständigen Jugendämter, diese „scheinen … ihrem gesetzlichen Auftrag gegenüber Eltern nicht in zufriedenstellendem Maße nachzukommen“.

Diskussion

Maximilian Graf von Dohnau-Lauck stellt in seiner Dissertation zunächst wichtige Informationen zum Markt bzw. Nicht-Markt der Kinderbetreuung ausführlich und informiert zusammen. Verdienstvoll sind daneben die transparente Aufarbeitung der bisherigen Studien zu Wirkungen von frühkindlicher Bildung sowie die Hinweise auf weiteren Forschungsbedarf.

Die vom Autor selbst durchgeführte Untersuchung arbeitet Kriterien von Eltern auf der Suche nach einem geeigneten Betreuungsplatz wissenschaftlich kundig heraus, einschließlich der Analyse von nicht unbedeutenden Transaktionskosten, die mit einer solchen Suche verbunden sind. Die Folgerungen, die Maximilian Graf von Dohnau-Lauck in seinem Schlussabschnitt zieht, sind für den Komplex der Qualitätsentwicklung in der Kinderbetreuung anschlussfähig und können zumindest einem Teil der Diskussion um Bedarfsgerechtigkeit von Angeboten der frühkindlichen Bildung eine empirische Basis geben.

Leserinnen und Leser, die aufgrund des Klappentextes eine leicht lesbare und provokante Abhandlung erwarten, dürften enttäuscht sein. Der Text ist – wie Usus bei einer Dissertation – durchgängig auf einem wissenschaftlich hohen Niveau abgefasst.

Fazit

Eine fundierte Untersuchung zu Kriterien und Aufwand von Eltern auf der Suche nach einem geeigneten Betreuungsplatz für ihre Kinder.

Rezension von
Prof. Dr. Harald Christa
Professor für Sozialmanagement an der Evangelischen Hochschule Dresden mit Schwerpunkt Sozio-Marketing, Strategisches Management, Qualitätsmanagement/ fachliches Controlling.
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Es gibt 155 Rezensionen von Harald Christa.

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Zitiervorschlag
Harald Christa. Rezension vom 08.09.2016 zu: Maximilian Graf zu Dohna-Lauck: Transparenz in der Kinderbetreuung. Logos Verlag (Berlin) 2016. ISBN 978-3-8325-4246-7. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/20912.php, Datum des Zugriffs 20.03.2023.


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