Maren Lach: Dolmetscher für Pflegende
Rezensiert von Prof. Dr. Andrea Warnke, 21.07.2016

Maren Lach: Dolmetscher für Pflegende. Übersetzungshilfen und kulturelle Hintergründe in 14 Sprachen. Springer Science+Business Media GmbH & Co. KG (Berlin) 2016. 151 Seiten. ISBN 978-3-662-48819-5. D: 34,99 EUR, A: 35,18 EUR, CH: 36,00 sFr.
Thema
Die pflegerische Versorgung im Krankenhaus von Menschen mit Migrationshintergrund kann durch sprachliche und kulturelle Barrieren erschwert oder sogar verhindert werden. Pflege bedarf der Kommunikation mit Patienten und Angehörigen. Ein kultursensible Pflege benötigt Ansätze der interkulturellen Öffnung und Unterstützungsangebote, um bspw. Verständigungsprobleme, beidseitige Unsicherheiten und Missverständnisse zu minimieren.
Autorin
Maren Lach, B.A. ist Pflegedienstleitung und Mitglied der Krankenhausleitung der Klinik Preetz in Schleswig-Holstein.
Entstehungshintergrund
Die Übersetzungshilfe für Pflegende entstand aus Bedarfen in der Klinik, in der die Autorin tätig ist. Trotz einer der Klinik zur Verfügung stehenden Dolmetscherliste konnte nicht in allen Situationen und nicht immer in entsprechender Kurzfristigkeit, z.B. bei einer notfallmäßigen OP, ein entsprechender Dolmetscher zur Verfügung gestellt werden. Von der Autorin initiiert, wurde in der Klinik dieses Dolmetscher-Handbuch für Pflegende entwickelt. In Zusammenarbeit mit Mitarbeitenden der Klinik wurden häufig benutzte Sätze in der Pflege herausgearbeitet und in Kategorien eingeteilt. Auch bei den Übersetzungen wurden die Kompetenzen der Mitarbeiter der Klinik Preetz genutzt, d.h. die identifizierten Sätze wurden bereichsübergreifend innerhalb des Hauses von Pflegekräften und Ärzten sowie Mitarbeitern anderer Abteilungen, wie z.B. der Hauswirtschaft und der EDV, in ihre jeweilige Muttersprache übersetzt.
Aufbau und Inhalt
Die Übersetzungshilfe ist in 15 Kapitel unterteilt.
In dem einleitenden Kapitel werden Hinweise zur Entstehung und Nutzung des Buches, respektive der Übersetzungshilfen gegeben.
In den folgenden 14 Kapiteln können die Übersetzungen für die Pflege von Patienten aus folgenden Sprachräumen nachgeschlagen werden:
- Arabisch,
- Englisch,
- Französisch,
- Griechisch,
- Norwegisch,
- Polnisch,
- Portugiesisch,
- Rumänisch,
- Russisch,
- Schwedisch,
- Serbokroatisch,
- Sorani/Kurdisch,
- Spanisch und
- Türkisch.
Jedes der 14 „Sprach“-Kapitel beginnt mit einer Einführung in kulturelle Hintergründe und Auswirkungen auf die Pflege sowie einem Einblick in das jeweilige Gesundheitsverständnis mit Informationen zu Themen wie Geburt, Tod, Ernährung und Hygiene.
Die daran anschließende tabellarische Übersetzungshilfe ist unterteilt in die Rubriken:
- Anamnese des Patienten,
- Aufnahme auf der Station,
- Lebensaktivität Essen und Trinken,
- Lebensaktivität Waschen und Kleiden,
- Lebensaktivität Ausscheiden,
- Prophylaktische Maßnahmen in der Pflege,
- Krankenbeobachtung und Vitalzeichenkontrolle,
- Diagnostische Maßnahmen beim Patienten,
- Medikamente und Injektionen,
- Postoperative Behandlung/Wundbehandlung,
- Entlassung des Patienten.
Bei allen vorformulierten Sätzen steht der Praxisbezug und nicht die Fachsprache im Vordergrund. Die Fragen reichen von
- „Weswegen sind Sie ins Krankenhaus gekommen?“, „Liegt bei Ihnen eine Infektion vor?“ (Anamnese) über
- „Welches Mineralwasser hätten Sie gerne? Mit oder ohne Kohlensäure?“, „Sie müssen nüchtern bleiben.“ (Essen und Trinken),
- „Ich möchte Ihnen Ihre Haar kämmen.“ (Waschen und Kleiden),
- „Setzen Sie sich bitte an die Bettkante.“, „Sie erhalten Atemgymnastik.“ (Prophylaxe),
- „Wo genau haben Sie Schmerzen?“, „Ich messe Ihren Blutdruck.“ (Krankenbeobachtung),
- „Sie haben heute ein Belastungs-EKG.“ „Sind Sie damit einverstanden?“ (Diagnostik),
- „Sie bekommen von uns Tabletten: … Schmerzmittel …“ (Medikamente) bis zu
- „Sie werden heute entlassen.“ „Können Sie abgeholt werden?“, „Alles Gute für Sie!“ (Entlassung).
Zugangsdaten zu einem eBook runden das Angebot ab. Durch das eBook besteht die Möglichkeit, z.B. via Tablet am Patientenbett zu kommunizieren.
Diskussion
Was tun, wenn ein Patient im Krankenhaus (akut) zu versorgen ist und kein Deutsch spricht? Ob Menschen mit Migrationshintergrund, Flüchtlinge, Menschen auf Dienstreise oder im Urlaub – nicht jede bzw. jeder Patient im Krankenhaus spricht Deutsch, nicht immer ist sofort und in jeder Klinik ein Dolmetscher erreichbar. Betreuung und adäquate (pflegerische) Versorgung setzt Kommunikation voraus. Die Übersetzungshilfe kann diese Kommunikation nicht ersetzen, aber unterstützen. Sowohl die kurzen Einführungen in die jeweiligen kulturellen Hintergründe als auch insbesondere die tabellarischen Übersetzungshilfen ermöglichen eine kultursensible Patientenorientierung. Gleichzeitig stellen sie eine Arbeitserleichterung und -unterstützung für Pflegekräfte dar. Das Buch umfasst 14 Sprachen, wünschenswert wäre eine Ausweitung auf weitere Sprachen, wie z.B. Bulgarisch, Italienisch, Chinesisch und viele Sprachen mehr.
Fazit
Das Buch trägt den Titel „Dolmetscher für Pflegende“ und ist aus und für das Akutkrankenhaus entwickelt worden. Man merkt diesem Buch positiv an, dass es aus einem Bedarf heraus in der Praxis entwickelt wurde und dort Anwendung findet. Vorstellbar ist der Einsatz jedoch nicht nur auf Stationen der Akutversorgung, sondern auch im Rettungsdienst oder in Erstaufnahmeeinrichtungen. Nicht nur Pflegekräfte, sondern auch andere Fachkräfte des Gesundheits- und Sozialwesens können von dieser Übersetzungshilfe in 14 Sprachen profitieren.
Rezension von
Prof. Dr. Andrea Warnke
Professorin für Soziale Arbeit, IU Duales Studium, Campus Bremen
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Es gibt 25 Rezensionen von Andrea Warnke.
Zitiervorschlag
Andrea Warnke. Rezension vom 21.07.2016 zu:
Maren Lach: Dolmetscher für Pflegende. Übersetzungshilfen und kulturelle Hintergründe in 14 Sprachen. Springer Science+Business Media GmbH & Co. KG
(Berlin) 2016.
ISBN 978-3-662-48819-5.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/20964.php, Datum des Zugriffs 02.12.2023.
Urheberrecht
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