Martin Klein, Thomas Tenambergen: Berufliche Teilhabe für Menschen mit Behinderungen
Rezensiert von Dipl.-Hdl. Dr. phil. Klaus Halfpap, 01.07.2016

Martin Klein, Thomas Tenambergen: Berufliche Teilhabe für Menschen mit Behinderungen. Integrationsprojekte in Deutschland. Kohlhammer Verlag (Stuttgart) 2016. 146 Seiten. ISBN 978-3-17-026169-3. 36,00 EUR.
Thema
Nach den seit 2000 geltenden gesetzlichen Regelungen sind Integrationsprojekte (vormals seit den 1970er Jahren „Integrationsfirmen“) rechtlich und wirtschaftlich selbständige Unternehmen oder unternehmensinterne Betriebe oder Abteilungen zur Beschäftigung scherbehinderter Menschen, deren Beschäftigung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt auf Schwierigkeiten stößt. Sie sind Beispiele gelebter Inklusion gemäß der UN-Behindertenrechtskonvention 2009. Das Buch will Studierenden und Mitarbeitenden von sozialen Trägern oder allgemein interessierten anderen Personen über die Praxis und Umsetzungsmöglichkeiten anhand vieler Beispiele informieren, und zwar nach einer sachlich und rechtlich fundierten Einführung in die Gesamtthematik des Buches, die im Titel zusammengefasst ist. Das Modell eines Integrationsunternehmensplans wird vorgestellt, Finanzierungsperspektiven werden erläutert.
Autoren
Die Autoren sind:
- Prof. D. Martin Klein ist tätig an der Katholischen Hochschule NRW in Münster (Konzepte und Theorien Sozialer Arbeit).
- Thomas Tenambergen ist Leiter der Fachgruppe „Behinderung und Rehabilitationen“ beim Paritätischen Wohlfahrtsverband NRW.
Aufbau
Nach einem Vorwort (7 ff.) sowie vor dem Literaturverzeichnis (138 ff.) und der Angabe der Kontaktdaten aller Integrationsämter (141 ff.) ist das Buch wie folgt gegliedert:
- Inklusion und Arbeit – Zur Bedeutung von Arbeit für Menschen mit Behinderung (11 ff.)
- Geschichte und Entwicklung der Integrationsprojekte in Deutschland (32 ff.)
- Arbeitshilfe Integrationsunternehmensplan (IUP) – Von der Geschäftsidee zur Umsetzung (91 ff.)
- Perspektive (127 ff.
Inhalt
In einer grundlegenden Einführung in das Buch wird im 1. Kapitel begründet, dass hier eine „Informationsgrundlage und Beratungshilfe für die Gründung von Integrationsprojekten“ gegeben wird (14). Nach einer Darstellung der statistischen Daten wird ein Überblick über Bausteine der beruflichen Integration von Menschen mit Behinderungen gegeben (19 f.), die Leistungsgruppen der Teilhabe am Arbeitsleben sowie der Rehabilitationsträger dabei werden benannt. Ausführlich erfolgt eine Einführung in die Integrationsfachdienste, die Werkstätten für Behinderte sowie die „Unterstützte Beschäftigung“ (22 ff.).
Wie bei obiger kurzer Skizzierung des Buchthemas bereits hervorgehoben, wird jetzt im 2. Kapitel die Geschichte der Integrationsprojekte beschrieben, die um 1980 in Westdeutschland begann. Wegen der zunehmenden Zahl der Arbeitslosen wurden die Chancen von Behinderten auf dem Arbeitsmarkt noch schlechter (34). 1995 gab es bereits 194 Integrationsbetriebe (37), Ende 2014 waren es in allen Bundesländern fast 800, jedoch regional sehr unterschiedlich angesiedelt (39), was ausführlich erläutert und veranschaulicht wird (52 ff.). Die gesetzlichen Grundlagen für Integrationsprojekte wurden ab 2000 gelegt (45 ff.).
Im 3. Kapitel wird ein Modell eines Integrationsunternehmensplanes vorgestellt (ein so genannter „Businessplan“, 91). Er besteht aus zwölf Bausteinen, die ausführlich erläutert werden (92 ff.): Prozesse, Kunden, Wege, Beziehungen, Adressaten/Mitarbeiter, Kostenträger/Öffentlichkeit, Leitung, Mitarbeitende, Ressourcen, Netzwerk, Ausgaben, Einnahmen. Exkurse vertiefen Themenaspekte: Gemeinnützigkeit (94 ff.), Nutzung von Stiftungsmitteln (106 ff.), Einbindung von Partnern (114 ff.), Vorbereitung von Gesprächen mit Banken und anderen Fördergebern (122 ff.), zeitliche Planung der Gründungsphase (125 f.).
Auf den letzten zehn Seiten werden Integrationsprojekte im 4. Kapitel aufgezeigt mit einem „guten Entwicklungspotential“ in Deutschland (127) als Arbeitsplatzmotor, zur notwendigen Marktorientierung und Offenheit für Menschen mit unterschiedlicher Beeinträchtigung (128 ff.). Mit der Feststellung der Minderleistung als schwieriges Thema und der Warnung vor einer Überfrachtung des Modells wird gewarnt (133 ff.).
Diskussion
- Diskutieren Sie (als Lesende) in Ihrem Mitarbeiter- und Bekanntenkreis, dass Sie noch weitere als in diesem Buch dargestellten Ansätze zur Teilhabe von Behinderten an – damit – inklusiver Arbeit kennen.
- Ist der Integrationsunternehmensplan ein akzeptables „Werkzeug“ zur Planung eines Integrationsprojektes, wie es im Vorwort behauptet wird (9)?
Fazit
Das Buch gibt einen fundierten, ausführlichen und anschaulichen Einblick in die Entwicklung von Integrationsprojekten in Deutschland sowie deren gesetzliche Grundlagen. Die zahlreich gegebenen Beispiele zeugen von gelebter Inklusion in Deutschland. Es ist anregend für die Planung von Integrationsprojekten. Auch die abschließend zusammengestellten Kontaktdaten aller 40 Integrationsämter in Deutschland sind für regional weiterführende Arbeit auf diesem Gebiet hilfreich. Es ist verständlich verfasst und übersichtlich gegliedert
Rezension von
Dipl.-Hdl. Dr. phil. Klaus Halfpap
Ltd. Regierungsschuldirektor a. D.
Es gibt 51 Rezensionen von Klaus Halfpap.