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Ute G. Schäffer-Külz: Mitarbeiterportale und Self-Service-Systeme

Rezensiert von Prof. Helmut Kreidenweis, 04.01.2005

Cover Ute G. Schäffer-Külz: Mitarbeiterportale und Self-Service-Systeme ISBN 978-3-89577-341-9

Ute G. Schäffer-Külz: Mitarbeiterportale und Self-Service-Systeme. Datakontext GmbH (Frechen) 2005. 212 Seiten. ISBN 978-3-89577-341-9. 34,00 EUR.

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Einführung in das Thema

Mitarbeiterportale sind IT-Lösungen, die unterschiedliche Software-Anwendungen in einer Organisation im Browser unter einer einheitlichen Benutzeroberfläche integrieren. Bei Self-Service-Systemen handelt es sich meist um neuartige Teilelemente administrativer Software etwa aus der Personalverwaltung, die es den Mitarbeitern ermöglicht, durch verschiedene Interaktionen mit der Personalabteilung PC-gestützt vom eigenen Arbeitsplatz aus zu erledigen. Beispiele dafür sind die Reisekosten-Abrechnung, die Ausgabe von Bescheinigungen oder die Auskunft über Urlaubsansprüche.

Während insbesondere Großunternehmen derartige Systeme bereits betreiben oder planen, gibt es im Mittelstand und in der Sozialwirtschaft erst vorsichtige Versuche. Wie die bisherigen Erfahrungen mit diesen neuen Technologien zeigen, bringen insbesondere Mitarbeiter-Portale zahlreiche Verbesserungen mit sich. Sie reichen von verbesserter Akzeptanz über effizientere Aufgabenerledigung bis hin zur Erschließung wertvoller Wissensressourcen im Unternehmen.

Aufbau und Inhalt

Das Buch wendet sich nach einer umfänglichen Begriffsklärung der Identifikation von Erfolgsfaktoren für derartige Systeme zu. Als wesentliche Faktoren werden dabei die Häufigkeit der Systemnutzung, die Nutzerzufriedenheit und die subjektiv erlebte (v.a. psychische) Beanspruchung der Mitarbeiter erkannt. Das anschließende Kapitel widmet sich den Einflussgrößen auf den Erfolg, wobei nach Rückgriff auf umfangreiche Literaturrecherchen aus der Technik-Akzeptanzforschung die Faktoren Mitarbeiter-Information, Mitarbeiter-Unterstützung und Vorerfahrung mit IT-Systemen herausgearbeitet werden. Daraus entwickelt die Autorin Hypothesen zum Zusammenhang der genannten Faktoren und Einflussgrößen. Der Hauptteil schließlich besteht aus einer detaillierten Beschreibung und Begründung des Designs der von ihr durchgeführten empirischen Untersuchung sowie der statistischen Verifizierung bzw. Falsifizierung der Hypothesen. Zum Abschluss werden die Ergebnisse hinsichtlich ihrer forschungsmethodischen und praktischen Erkenntnisse kurz diskutiert.

Diskussion

Bereits der Titel des Buchs ist ein Etikettenschwindel: Sein zentraler Gegenstand ist die empirische Untersuchung der Akzeptanz eines Self-Service-Systems in einem deutschen Großunternehmen. Solche Systeme sind - wenn überhaupt - ein kleiner Ausschnitt der Gesamtfunktionalität von Mitarbeiterportalen. Der weitaus überwiegende Teil dieses Buches befasst sich jedoch ausschließlich mit diesen Self-Service-Systemen, die Portal-Thematik wird an keiner Stelle ausführlich behandelt. Der Etikettenschwindel steigert sich leider noch im Klappentext des Verlages. Als Zielgruppe werden dort genannt "Projektbeteiligte, Berater und Entscheidungsträger". Ihnen werden jedoch kümmerliche 2 ½ Seiten zum Thema "Implikationen für die Unternehmenspraxis" gegönnt. Die restlichen 200 Seiten des Buches sind fast ausschließlich für Technikakzeptanz-Forscher interessant, die sich auf den neuesten Stand ihres Fachgebietes bringen oder über forschungsmethodische Fragen diskutieren möchten.

Im Unterschied zu der breiten Diskussion theoretischer und methodischer Grundlagen der Technik-Akzeptanzforschung, sind die meisten Hypothesen der Autorin und deren aufwändige empirische Verifizierung auf weite Strecken erschreckend banal. So etwa: "Der wahrgenommene Nutzen eines Self-Service-Systems hat einen signifikanten positiven Einfluss auf die Nutzerzufriedenheit". Jeder, der schon einmal Software in Organisationen eingeführt oder betreut hat, kann sich auch ohne aufwändige empirische Analyse ausmalen, dass an dieser Hypothese etwas dran sein könnte. Prompt wird sie von der Autorin auch empirisch bestätigt.

Fazit

Leider zeigt dieser Band wie viele andere seiner Art, dass man als Praktiker große Vorsicht beim Kauf von Büchern walten lassen sollte, die auf wissenschaftlichen Qualifikationsarbeiten wie Dissertationen oder Habilitationen basieren. Die Verlage versprechen aus schlichtem Verkaufsinteresse oft Inhalte, die die Bücher nicht bieten können. Primäres Ziel der Autoren ist nicht die Erkenntnisgewinnung und -vermittlung für die Praxis, sondern der eigene wissenschaftliche Qualifikationsbeleg. Ausnahmen bestätigen freilich diese Regel - der vorliegende Band gehört leider nicht dazu.

Rezension von
Prof. Helmut Kreidenweis
Professor für Sozialinformatik an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, Gründer und Vorstand des Fachverbandes für IT in Sozialwirtschaft und Sozialverwaltung FINSOZ e.V., Inhaber der Beratungsfirma KI Consult.
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Es gibt 13 Rezensionen von Helmut Kreidenweis.

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ISSN 2190-9245