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Beate Rosenzweig, Ulrich Eith (Hrsg.): Bürgerschaftliches Engagement und Zivilgesellschaft

Rezensiert von Prof. Dr. Josef Schmid, 28.12.2004

Cover Beate Rosenzweig, Ulrich Eith (Hrsg.): Bürgerschaftliches Engagement und Zivilgesellschaft ISBN 978-3-89974-148-3

Beate Rosenzweig, Ulrich Eith (Hrsg.): Bürgerschaftliches Engagement und Zivilgesellschaft. Ein Gesellschaftsmodell der Zukunft? Wochenschau Verlag (Frankfurt am Main) 2004. 148 Seiten. ISBN 978-3-89974-148-3. 16,00 EUR.
Reihe: Wiesnecker Beiträge zu Politik und politischer Bildung - Band 2.

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Einführung in das Thema und Entstehungshintergrund

Der Diskurs um Bürgerschaftliches Engagement durchdringt inzwischen viele gesellschaftliche Bereiche und ist daher ebenfalls zum Gegenstand der politischen Bildung geworden. Dies gilt im doppelten Sinne: Einerseits soll und kann politische Bildung einen Beitrag dazu leisten, dass sich Bürger engagieren, und dass sie sich hierzu qualifizieren lassen können; andererseits gilt es im Rahmen der politischen Bildung, den Transfer von der Wissenschaft in die gesellschaftliche Praxis zu leisten. Beides wollen die Herausgeber in diesem Band versuchen. Die Beiträge beruhen auf einer Tagung, die im Studienhaus Wiesneck in Buchenbach bei Freiburg stattgefunden hat.

Aufbau und Inhalt

Der Band gliedert sich in zwei Teile.

Im ersten geht es um eine konzeptionelle Annäherung an das Phänomen des Bürgerschaftlichen Engagements in der Bürgergesellschaft.

  • Zu den bekanntesten Protagonisten gehört zweifellos Warnfried Dettling, der manchmal schon fast programmatisch-emphatisch das Lob der Bürgergesellschaft und ihrer Vielfalt singt. Sie ist eine "Entwicklungs­politik für ein entwickeltes Land", aus der sich eine soziale Politik neuer Art - also keine neue Sozialversicherung - ergibt.
  • Etwas zurückhaltender argumentiert Gerd Mielke: Die Bürger­gesellschaft ist derzeit eine "ausufernde gesellschaftliche Großbaustelle"; zugleich basiert sie seines Erachtens auf einem doppelten Import aus den USA: Sowohl die theoretischen Grundlagen von Pluralismus und Pragmatismus als auch die zunehmend individualisierte und durch Migration geprägte Gesellschaft erzeugen "amerikanische Zustände", die eine Übernahme solcher Ideen in die Bundesrepublik ermöglichen.
  • Anders als in den USA allerdings erfolgt diese im Kontext stärkerer staatlicher Förderung und Organisationshilfen; darüber berichtet Ansgar Klein am Beispiel des "Bundesnetzwerks Bürgerschaftliches Engagement" und der entsprechenden Enquete-Kommission des Bundestags. Auf der Ebene der Kommunen und der Länder - v.a. in Baden-Württemberg - erfolgen ebenfalls vielfältige Maßnahmen, um das bürgerschaftliche Engagement zu unterstützen.
  • Neue Formen zu fördern, ohne alte Exklusionen und Spaltungen fortzusetzen, so lautet dabei das Credo von Paul-Stefan Roß und Thomas Kiel.
  • Gegen den Strich argumentiert hingegen Thomas Leif: Der Bericht der Enquete-Kommission stellt für ihn ein "Dokument des Politikversagens und der Implementierungsschwäche" dar - was in zehn Thesen untermauert wird.
  • Thomas Gensicke liefert schließlich empirische Daten über soziale Hintergründe und Einstellungen der (potentiell) Engagierten.

Im zweiten Teil geht es um die politische Bildung und ihre Rolle im Kontext des Bürgerschaftlichen Engagements.

  • Hier wird etwa die Zivilgesellschaft von Adrian Reinert als Ort des politischen Lernens gesehen, wo Kompetenzen und Empowerment vermittelt werden.
  • Ähnliches gilt für die zivigesellschaftlichen Organisationen, was Hellmut Puschmann am Beispiel der Caritas und dem Strukturwandel des Ehrenamtes ausführt.
  • Auch die Schule kann - etwa in Form von Projekten - sich des Themas annehmen, wie Ute Keßner-Ammann ahand eines Unterrichtsbeispiels zeigt.
  • Das gilt ebenfalls für den außerschulischen Bereich, auf den Hans-Georg Wehling eingeht; dabei unterscheidet er zwischen den Strategien der "Jesuiten", bei der man sich vornehmlich auf opinion leaders konzentriert und der der "Kapuziner", die die breite Masse ansprechen wollen.

Fazit

Insgesamt handelt es sich um einen gut lesbaren Tagungs- und Sammelband, der viele Aspekte anspricht, allerdings - wie die meisten Produkte dieser Gattung - weniger systematisch orientiert ist, was aber angesichts der anvisierten breiten Zielgruppe - eben nach der Strategie der Kapuziner - auch kaum der Fall sein kann.

Rezension von
Prof. Dr. Josef Schmid
Professor a.D. für Politische Wirtschaftslehre und Vergleichende Politikfeldanalyse an der Universität Tübingen, lehrt und forscht über Wohlfahrtsstaaten, Arbeitsmarktpolitik und Bürgerschaftliches Engagement in den Bundesländern. Er war 2010-2022 hauptamtlicher Dekan der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät.
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Es gibt 20 Rezensionen von Josef Schmid.

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Zitiervorschlag
Josef Schmid. Rezension vom 28.12.2004 zu: Beate Rosenzweig, Ulrich Eith (Hrsg.): Bürgerschaftliches Engagement und Zivilgesellschaft. Ein Gesellschaftsmodell der Zukunft? Wochenschau Verlag (Frankfurt am Main) 2004. ISBN 978-3-89974-148-3. Reihe: Wiesnecker Beiträge zu Politik und politischer Bildung - Band 2. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/2128.php, Datum des Zugriffs 10.10.2024.


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