Jochen Oltmer: Globale Migration
Rezensiert von Prof. Dr. Georg Auernheimer, 20.09.2016

Jochen Oltmer: Globale Migration. Geschichte und Gegenwart. Verlag C.H. Beck (München) 2016. 2., überarbeitete und aktualisierte Auflage. 141 Seiten. ISBN 978-3-406-69890-3. D: 8,95 EUR, A: 9,30 EUR.
Thema
Der Autor gibt einen Überblick über die weltweiten Migrationsbewegungen seit der Erschließung anderer Kontinente durch europäische Mächte sowie innerhalb Europas. Beachtet wird aber zum Beispiel auch die Arbeitsmigration innerhalb des heutigen China. Es handelt sich um eine aktualisierte Neuauflage (zur ersten Auflage siehe: www.socialnet.de/rezensionen/14206.php)
Autor
Oltmer hat eine Professur für Neueste Geschichte an der Universität Osnabrück und ist Mitglied des Vorstands des dortigen Instituts für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS).
Aufbau und Inhalt
Der Aufbau des Buches ist gegenüber der ersten Auflage nur unmerklich verändert. Leider macht der Autor im Vorwort keine Angaben zur Art und Intention der Überarbeitung. Gestrichen hat er das bisherige erste Kapitel „Migrationsgeschichte als Menschheitsgeschichte“, was im Hinblick auf den Titel des Buches angemessen erscheint; denn ungeachtet der antiken Imperien kann vor dem Ende des 15. Jahrhunderts von Globalisierung kaum die Rede sein. Konsequenterweise setzt die historische Darstellung ein „mit dem Beginn der globalen Expansion Europas im 15. Jahrhundert“ (27).
Vorausgeschickt wird ein soziologischer Überblick über „Bedingungen, Formen und Folgen weltweiter Wanderungen in der Neuzeit“ (Kapitel 1).
Dann folgt die historische Darstellung schrittweise den Phasen der Globalisierung. Kapitel 2 behandelt „Die Erschließung und Verdichtung des globalen Raums durch Migration vom 16. bis zum 19. Jahrhundert“ mit dem Sklavenhandel und der Kolonisierung außereuropäischer Kontinente.
In Kapitel 3 geht der Verf. auf die „Arbeits- und Siedlungswanderungen im Zeichen rapider Globalisierung im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert“ ein. Neben dem Wandel der europäischen Einwanderung in die USA werden Zielländer wie Argentinien, Australien oder auch Sibirien berücksichtigt. Aber auch die Folgen der Dekolonisation im letzten Jahrhundert sind Thema.
Kapitel 4 hat „Flucht, Vertreibung, Deportation“ im Gefolge der Kriege, aber auch Reaktionen auf die Weltwirtschaftskrise und den Kalten Krieg im 20. Jahrhundert zum Gegenstand.
In Kapitel 5 wendet sich der Autor den Migrationsverhältnissen seit dem Ende des letzten Jahrhunderts, d.h. seit dem Ende des Kalten Krieges und dem Beginn der „neuen Weltordnung“ zu. Dieses Kapitel hat er aus aktuellem Anlass ergänzt um einen Abschnitt über „die globale Flüchtlingsfrage“, wo er auch Annahmen darüber formuliert, „warum 2015 weitaus mehr Flüchtlinge in die Bundesrepublik kamen als in den Jahren zuvor“ (130).
Das aktualisierte Literaturverzeichnis und ein Sachregister beschließen den kleinen Band.
Diskussion und Fazit
Der Autor bedient sich stellenweise einer sehr abstrakten Sprache. Geopolitische Interessen und Machtkonstellationen bleiben ausgeblendet, wie besonders im letzten Abschnitt über die aktuellen Fluchtbewegungen deutlich wird. An eine administrative Betrachtungsweise erinnert etwa folgende Formulierung: „Diese EU-Vorfeldsicherung (durch Verträge mit Libyen etc., G.A.) ist aufgrund der Destabilisierung diverser Staaten am Rand der EU… zusammengebrochen“ (132).
Dessen ungeachtet kann das Buch als Überblick über die Migrationsgeschichte der Neuzeit als Standardwerk gelten. Durch die klare Gliederung eignet es sich auch, unterstützt durch das Register, zum Nachschlagen nach speziellen Wanderungen, Migrantengruppen und Einwanderungsländern.
Rezension von
Prof. Dr. Georg Auernheimer
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Zitiervorschlag
Georg Auernheimer. Rezension vom 20.09.2016 zu:
Jochen Oltmer: Globale Migration. Geschichte und Gegenwart. Verlag C.H. Beck
(München) 2016. 2., überarbeitete und aktualisierte Auflage.
ISBN 978-3-406-69890-3.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/21291.php, Datum des Zugriffs 27.01.2023.
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