Gunthard Weber, Claude Rosselet (Hrsg.): Organisationsaufstellungen
Rezensiert von Prof. Dr. Ruth Simsa, 28.06.2017

Gunthard Weber, Claude Rosselet (Hrsg.): Organisationsaufstellungen. Grundlagen, Settings, Anwendungsbereiche. Carl Auer Verlag GmbH (Heidelberg) 2016. 352 Seiten. ISBN 978-3-8497-0140-6. D: 39,95 EUR, A: 41,10 EUR.
Herausgeber
Gunthard Weber, Dr. med., ist Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Systemischer (Familien-)Therapeut und Berater; Geschäftsführender Gesellschafter von Simon, Weber and Friends, Systemische Organisationsberatung GmbH und des Carl-Auer Verlags. Gründer der Internationalen Arbeitsgemeinschaft für Systemische Lösungen (IAG), Mitbegründer der Systemischen Gesellschaft (SG) und des Helm-Stierlin-Instituts Heidelberg (HSI). Gründer des Wieslocher Instituts für systemische Lösungen (WISL). Internationale Lehrtätigkeit. Autor und Herausgeber zahlreicher Veröffentlichungen.
Claude Rosselet, lic. oec. HSG, ist Inhaber der Firma Inscena Systemische Beratung GmbH in Uerikon (Schweiz); mehrjährige Tätigkeit in leitenden Funktionen; Mitglied der Redaktion der Fachzeitschrift „Praxis der Systemaufstellung“; Gründungsmitglied und ehemaliger Vorstand des Internationalen Forums für Systemaufstellungen in Organisationen und Arbeitskontexten (infosyon) e.V.; internationale Beratungs- und Lehrtätigkeit; zahlreiche, in mehrere Sprachen übersetzte Veröffentlichungen zur systemischen Aufstellungsarbeit. Arbeitsschwerpunkte: Beratung von Führungskräften, Management- und Projektteams sowie Organisationen in Strategieentwicklungs-, Innovations- und Veränderungsprozessen; Coaching von Teams und Führungskräften in kritischen Entwicklungsphasen; Internationale Lehrtätigkeit mit Schwerpunkt auf Methoden der systemischen Interventionspraxis
Autorinnen und Autoren
Das Buch versammelt aktuelle Beiträge von BeraterInnen, die von den Herausgebern als Pioniere der Aufstellungsarbeit bezeichnet werden, nämlich Friedrich Assländer, Regine Brick, Guillermo Echegara, Marianne Franke-Gricksch, Klaus Horn, Birgit Theresa Koch, Albrecht Mahr, Georg Müller-Christ, M. Jane Peterson, Roswitha Riepl, Claude Rosselet, Ruth Seliger, Georg Senoner, Jan Jacob Stam, Gunthard Weber, John Whittington. Deren Arbeit erstreckt sich auf die unterschiedlichsten Settings und Anwendungsfelder, vom Coaching und der Beratung über (Innovations-)Management bis in die Forschung und Lehre.
Thema
Im Klappentext wird das Thema folgendermaßen beschrieben: „Wenn in einem Unternehmen große Mengen an Informationen zu bewältigen sind, wenn ein hohes Maß an Komplexität besteht und/oder Turbulenzen herrschen, geraten rein rationale Entscheidungsfindungen ins Stocken und es entstehen Konflikte. Hier lohnt es sich, mit Hilfe einer Organisationsaufstellung einen Sinn stiftenden Gesamtzusammenhang (wieder) herzustellen. In der Organisationsaufstellung emergiert eine in sich konsistente Information in relativ kurzer Zeit und eröffnet den Blick auf ein Zukunftsbild, das Handlungsimpulse setzen kann.“
Die Methode der systemischen Aufstellungsarbeit im Kontext von Organisationen wird in dem Buch aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet. Bei Organisationsaufstellungen werden Beziehungen, Themen und/oder innere Bilder räumlich Veranschaulicht.
Aufbau und Inhalt
Nach einem Gespräch der Herausgeber über die Entwicklungen in der Aufstellungsarbeit wird in Teil eins „Grundlegendes“ thematisiert. Hier gibt Gunthard Weber einen Überblick. Es geht um Basiswissen über Organisationsaufstellungen, um Grundlagen der Methode, Haltungen, den Prozess von der Hypothesenentwicklung zur Generierung von sinnvollen Unterschieden, über den Zusammenhang mit der Führung in der jeweiligen Organisation und um Gefahren der Aufstellung. Danach geht es in drei kürzeren Artikeln um grundsätzliche Fragen:
- um Systemaufstellungen als Instrument der qualitativen Sozialforschung,
- um das Problem des fehlenden Körpers in Organisationen und
- um Transformation, die Verbindung mit der Theory U und systemisch-phänomenologische Arbeit.
In Teil zwei geht es um „Settings“. Ein Beitrag beschäftigt sich mit der Arbeit mit Teams, ein weiterer mit der Frage, wie weit Systemaufstellungen auch in Coaching und Einzelberatungen hilfreich sind und wie dies technisch anzulegen ist. Im Beitrag zu Rollen und Rang in Arbeitsystemen wird das Potential der Methode im Umgang mit Konflikten vorgestellt. Im Beitrag zu teaminterner Aufstellungsarbeit zu Fragen des Managements werden unterschiedliche Management Constellations und Abläufe von diesbezüglichen Aufstellungen thematisiert und gezeigt, worauf bei der Arbeit mit Managementteams zu achten ist. Ein Artikel beschäftigt sich mit dem Wechselspiel zwischen Managementthema und Teamdynamik in der organisationsinternen Aufstellungsarbeit.
Der dritte Teil widmet sich dem Thema „Organisationsaufstellung und Führung“. Zunächst wird allgemein auf das Thema Führung aus systemischer Perspektive eingegangen, und gefragt, was systemisches Denken und Führung miteinander zu tun haben. Unter dem Titel „Wer führt hier eigentlich wen?“ wird gezeigt, wie Teamprobleme mit Aufstellungen bearbeitet werden können. Ein weiterer Beitrag zum Thema „Führen heißt, Beziehungen gestalten“, geht es um die passende Gestaltung von Führungsprozessen, sowie um die Stärkung und den Schutz der Führung.
Im vierten Teil des Bandes werden „Organisationsaufstellungen in verschiedenen Bereichen“ thematisiert, etwa im Schulsystem, in politischen Organisationen und in der universitären Lehre. Ein weiterer Artikel in diesem Teil widmet sich dem Fehlschlagen von Aufstellungen, hier werden Gründe für Nichterfolg genannt.
Im fünften Teil wird unter dem Titel „Where y’all going?“ ein anekdotisch aufgebauter Vortrag zur Frage der Zukunft der Aufstellungsarbeit abgedruckt.
Fazit
Das Buch gibt einen guten Überblick über die Methode und den Stand ihrer Entwicklung. Es ist gut und leicht lesbar geschrieben, mit guten Beispielen, und klarer Sprache. Manchmal verstellt die allzu anekdotische Herangehensweise allerdings den Blick auf den Inhalt, aber das ist wohl Geschmacksache. Die einzelnen Beiträge stehen auch für sich. Bei den Settings wäre der Einbezug weiterer, unterschiedlicherer Felder interessant gewesen. Da Aufstellungsarbeit zumeist in Einzelsettings oder in der Familienarbeit verwendet wird, schließt dieses Buch mit dem Fokus auf Organisationen auch eine gewisse Lücke.
Rezension von
Prof. Dr. Ruth Simsa
Wirtschaftsuniversität Wien
Institut für Soziologie, NOP Institut
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Zitiervorschlag
Ruth Simsa. Rezension vom 28.06.2017 zu:
Gunthard Weber, Claude Rosselet (Hrsg.): Organisationsaufstellungen. Grundlagen, Settings, Anwendungsbereiche. Carl Auer Verlag GmbH
(Heidelberg) 2016.
ISBN 978-3-8497-0140-6.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/21425.php, Datum des Zugriffs 05.06.2023.
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