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Jan Erhorn, Jürgen Schwier et al.: Bewegung und Gesundheit in der Kita

Rezensiert von Lorena Rautenberg, 18.12.2018

Cover Jan Erhorn, Jürgen Schwier et al.: Bewegung und Gesundheit in der Kita ISBN 978-3-8376-3485-3

Jan Erhorn, Jürgen Schwier, Petra Hampel: Bewegung und Gesundheit in der Kita. Analysen und Konzepte für die Praxis. transcript (Bielefeld) 2016. 245 Seiten. ISBN 978-3-8376-3485-3. D: 19,99 EUR, A: 20,60 EUR, CH: 25,30 sFr.

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Thema

Vor dem Hintergrund des quantitativen Ausbaus der Kita-Landschaft ist die Frage der qualitativen Weiterentwicklung der Bildungsangebote durch die Fachkräfte und eine vertiefende Professionalisierung der Leitungskräfte besonders relevant. Dieses Buch konzentriert sich auf die miteinander in Beziehung stehenden Bereiche der Gesundheit und Bewegung, die in allen Bildungsplänen der Bundesländer verankert sind. Dabei geht es sowohl um die frühkindliche Bewegungs- und Gesundheitsförderung in Kindertageseinrichtungen als auch um den Bereich der Gesundheitsförderung und -prävention der Fachkräfte. Der positiv korrelierende Zusammenhang zwischen Bewegung und frühkindlicher Entwicklung ist hinreichend belegt. Bewegung ist einerseits eine eigenständige Entwicklungsdimension, andererseits ein sehr frühes Medium, um auch andere Dimensionen von Entwicklung (z.B. Sprache) zu fördern.

Autor*innen

  • Jan Erhorn,
  • Jürgen Schwier und
  • Petra Hampel sind gemeinsam für die Lehre im Modul „Gesundheit, Bewegung, Prävention“ des berufsbegleitenden Weiterbildungsstudiengangs „Kita-Master – Leitung frühkindlicher Bildungseinrichtungen“ verantwortlich. Aus diesem Kontext entstand das vorliegende Buch.
  • Jan Erhorn ist Juniorprofessor für Sportwissenschaft an der Europa-Universität Flensburg, Petra Hampel ist Professorin und Sprecherin des Instituts für Gesundheits-, Ernährungs- und Sportwissenschaften an der Universität Flensburg.
  • Evelyn Schwier ist Diplom-Pädagogin und Berufsschullehrerin am BBZ Schleswig,
  • Jürgen Schwier ist Professor für Bewegungswissenschaft und Sport an der Europa-Universität Flensburg.
  • Jessica Christine Wagner ist Diplom Psychologin, Psychologische Psychotherapeutin und Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Europa-Universität Flensburg.

Aufbau

Das Buch stellt in zwölf Abschnitten die wesentlichen Facetten des Themas vor.

  1. Gesundheit und Bewegung im Kindesalter
  2. Förderung der psychischen Gesundheit im Kindergarten
  3. Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz Kita
  4. Anti-Stress-Training für Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen
  5. Spielen und Spiele in der frühen Kindheit
  6. Ein Exkurs zum Spielen – das Rollwagen-Spiel
  7. Bewegung als Dialog zwischen Mensch und Welt
  8. Bewegung in der frühen Kindheit
  9. Bewegung in der frühen Kindheit inszenieren
  10. Bewegung in der frühen Kindheit – Handlungsfelder
  11. Sprachförderung durch Bewegung. Grundlagen, Konzepte und Hinweise für die Praxis in der Kindertagesstätte
  12. Inklusion und Partizipation in frühkindlichen Bildungseinrichtungen

Abschließend beinhaltet das Buch ein Kapitel „Aufgaben für die Lehre“ sowie Literaturangaben und einen kurzen Infoteil zu den Autorinnen und Autoren.

Inhalt

1. Gesundheit und Bewegung im Kindesalter. Das Kapitel diskutiert zunächst die vielfältigen Beziehungen zwischen Kindergesundheit und Bewegung und weist auf die Bedeutung von Bewegung als Gesundheitsressource hin. Auch auf den Zusammenhang von körperlicher Aktivität und Verbesserung des psychischen Wohlbefindens wird eingegangen. Aktuelle empirische Befunde zu Bewegungsaktivität und -mangel werden vorgestellt und Bewegung und Gesundheit in der frühen Kindheit in Zusammenhang gebracht. Abschließend werden die Chancen einer zielgerichteten Bewegungs- und Gesundheitsförderung in der Kita beschrieben, wobei besonders Natur- und Waldkindergärten sowie Bewegungs- und Sportkindergärten betrachtet werden. Es wird jedoch festgestellt, dass die fachliche Qualifikation der Erzieherinnen und Erzieher sowie die Haltung des gesamten Personals für die Förderung der Bewegungsentwicklung noch wesentlicher sind als eine günstige Raumsituation.

2. Förderung der psychischen Gesundheit im Kindergarten. Studien legen nahe, dass die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen zunehmend gefährdet ist, weshalb eine gezielte Förderung der psychischen Gesundheit zwingend notwendig wird. Über eine Förderung der Emotionsregulation kann psychischen Auffälligkeiten vorgebeugt werden. Eine besondere Rolle spielt hier die Stressbewältigung. Da von einem Zusammenhang zwischen Bewegung, Ernährung und Stress ausgegangen wird, sollen alle Bereiche ganzheitlich verbunden werden. Das Kapitel beschreibt die psychische Gesundheit im Kindes- und Jugendalter und stellt zunächst entwicklungspsychologische Aspekte der Emotionsregelung vor. Bisherige Ansätze zur Gesundheitsförderung im Setting Kindergarten werden diskutiert, wobei besonders Programme zur Förderung sozial-emotionaler Fertigkeiten betrachtet werden. Schließlich beinhaltet das Kapitel Empfehlungen zur Optimierung der Gesundheitsförderung in Kitas mit altersabhängigen Praxisbeispielen der Stressbewältigung.

3. Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz Kita. Erzieherinnen und Erzieher sind an ihrem Arbeitsplatz vor allem psychosozialen und körperlichen Belastungen ausgesetzt. Lärm, Zeitdruck, ungünstige Betreuungsschlüssel oder Räumlichkeiten, schlechte Entspannungs- und Rückzugsmöglichkeiten führen häufig zu psychischen und physischen Beeinträchtigungen. Aus diversen Untersuchungen ergibt sich ein deutlicher Bedarf an Interventionen, um den Gesundheitszustand von Erzieherinnen und Erziehern zu verbessern. So werden neben Fortbildungen zur fachlichen Qualifikation vor allem Interventionen in psychosozialem Kontext beschrieben. Maßnahmen zur verhaltensorientierten Gesundheitsförderung pädagogischer Fachkräfte beinhalten Angebote, in denen Kita-Mitarbeitende in die Maßnahmen der Kinder mit einbezogen werden, sachliche Fortbildungsangebote und personenbezogene Fördermaßnahmen. Außerdem muss die verhältnisorientierte Gesundheitsförderung beachtet werden, um die Arbeitszufriedenheit der Mitarbeitenden zu fördern. Wesentlich ist, den Bedarf der Erwachsenen (Erzieherinnen und Erzieher, Eltern) ebenso im Blick zu haben wie den Bedarf der Kinder, Programme auf allen Ebenen ansetzen zu lassen und idealerweise auch in die Ausbildung von Kita-Mitarbeitenden und Leitungskräften einfließen zu lassen.

4. Anti-Stress-Training für Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen. Verschiedene Einflussfaktoren tragen dazu bei, dass in der jüngsten Entwicklung die Stressoren im Berufsfeld der Kindertageseinrichtungen deutlich zugenommen haben. Der Umgang mit Stress ist daher ein ganz wesentlicher Faktor der Gesundheitsförderung der Fachkräfte. Dieses Kapitel befasst sich daher explizit mit der gezielten Nutzung von Pausen für die Erholung und die Stressreduktion und stellt exemplarisch einzelne Elemente und Umsetzungsformen eines Anti-Stress-Trainings dar. Vorab werden die Begriffe Selbstfürsorge als innere Haltung und Achtsamkeit als persönlicher Ressource nochmals genauer definiert

5. Spielen und Spiele in der frühen Kindheit. Spielaktivitäten tragen zur altersangemessenen Entwicklung konditioneller und koordinativer Fähigkeiten bei und schulend Reaktions-, Antizipations- und Wahrnehmungsfähigkeit. Spielen nimmt daher einen großen Raum in der Fachdiskussion ein. Das Kapitel grenzt zunächst Spiel als mehrdeutige Situation zum Üben verschiedener sozialer Fähigkeiten und in unterschiedlichen Kontexten von Sport als eindeutige Handlung zum Zwecke des Sports ab. Spiel basiert auf der Freiwilligkeit der Mitspieler, hat einen offenen Ausgang und findet in einer von der Lebenswelt getrennten Sonderwelt statt. Spiel genügt sich selbst und übt kulturelle Vorstellungen in einer geregelten Aktivität in einer fiktiven Betätigung. Darüber hinaus befriedigt Spiel die Handlungsbedürfnisse der Spieler und trägt so die Belohnung für die Aktivität in sich. Das Kapitel stellt verschiede Formen des Spiel vor, die von besonderer Bedeutung in der Kita sind und kommt so zu dem Schluss, dass Spielen in der Kita besonders explorative, kooperative und komparative Funktion hat, was sich besonders gut in unterschiedlichen Bewegungsspielen üben lässt.

6. Ein Exkurs zum Spielen – das Rollwagen-Spiel. Beispielhaft wird hier die Beobachtung aus einem Teilprojekt im Rahmen des BMBF-Projekts „Bewegungsräume mit Kindern erkunden und nutzen“ dargestellt und interpretiert. Kindergartenkinder entdecken einen Rollwagen und probieren die unterschiedlichen Möglichkeiten dieses Objekts aus. Deutlich wird neben einigen anderen Faktoren besonders, dass jede Bewegungserfahrung der spielenden Kinder ist unmittelbar auf ihren Körper und die Assimilationen zu dem Objekt bezogen.

7. Bewegung als Dialog zwischen Mensch und Welt. Das Kapitel stell das dialogische Bewegungskonzept als Prinzip der Interaktion zwischen Mensch und Welt vor. Der sich bewegende Mensch konstruiert im Lauf seines Lebens eine persönlich-situative Geformtheit auf Grund der Bewegungserfahrungen und -bedeutungen in seiner Biografie. Weiterhin werden drei Formen des Kennenlernens von Bewegungsbedeutungen beschrieben: die direkte, die erlernte und die erfinderische Überschreitung. Legt man dieses Konzept zu Grunde, so wird die Ausgestaltung der bewegungsgesteuerten Dialoge zwischen Kind und Umwelt durch die individuellen Handlungsmöglichkeiten des Kindes und die Anforderungen der Bewegungsangebote bestimmt.

8. Bewegung in der frühen Kindheit. Im Rahmen dieses Kapitels wird die Beziehung zwischen Bewegung und Entwicklung behandelt. Betrachtet werden auch die Bedeutung räumlicher Bedingungen für die Wechselbeziehungen von Bewegung und Entwicklung sowie die Aktionsformen, mit denen sich die Kinder mit den räumlichen Bedingungen auseinandersetzen.

9. Bewegung in der frühen Kindheit inszenieren. Es ist ein Auftrag an die Kindertagesstätte, geeignete Bedingungen – sprich Räume – zu schaffen, die möglichst vielfältige Bewegungserfahrungen zulassen. Dabei sollte zunächst darauf geachtet werden, dass in der Kita grundsätzlich eine bewegungsfreundliche Atmosphäre herrscht, zusätzlich sollten auch explizite Bewegungsangebote vorbereitet werden. Hier eignen sich sowohl offene als auch geschlossene Bewegungsangebote, abhängig von den konkreten Bedürfnissen der Kinder, den situativen Bedingungen der Kita und dem entsprechenden Expertenwissen der Fachkräfte. Das Kapitel stellt beispielhaft je ein offenes und geschlossenes Bewegungsangebot vor, leitet daraus jeweils die pädagogischen Ziele ab und beschreibt optimale Rahmenbedingungen unter denen der Lern- und Entwicklungserfolg der Kinder am besten erreicht werden kann. Daran anschließend wird systematisch die Planung von Bewegungsangeboten von der Klärung der Bedingungen und Voraussetzungen über die Konstruktion von Themen und der methodischen Umsetzung bis hin zur Auswertung der Angebote beschrieben.

10. Bewegung in der frühen Kindheit – Handlungsfelder. Das Kapitel betrachtet die Handlungsfelder Kitaräume, Bewegungsräume im Kitaumfeld und nicht-alltägliche Bewegungsräume und geht auf die Möglichkeiten und Herausforderungen ein. Zunächst wird die grundsätzliche Bedeutung der Gestaltung von Gruppenräumen betrachtet und erläutert, wie nach der Ist-Analyse der Räume eine Soll-Beschreibung entworfen werden kann, welche die Entwicklungspotenziale der Kinder noch optimaler fördert und unterstützt. Ergänzend und dann, wenn Kitaräume an ihre Grenzen kommen, können Bewegungsräume im Quartier hinzugezogen werden. Auf ihr Potenzial überprüft und entsprechend für die Kinder zugänglich gemacht und angeboten sind diese zusätzlichen Bewegungsräume eine Bereicherung für Kinder und Erwachsene. Als Highlights werden schließlich je nach Lage und Standort weitere nicht-alltägliche Bewegungsräume (Stand, Schwimmbäder, Wald, Freizeitparks) auf ihr Potenzial hin überprüft und pädagogisch nutzbar gemacht. Schließlich werden auch institutionalisierte Sporträume (Sporthallen, Sportvereine) betrachtet und die Vorteile einer Kooperation mit einem Sportverein erläutert.

11. Sprachförderung durch Bewegung. Grundlagen, Konzepte und Hinweise für die Praxis in der Kindertagesstätte. Sprachliche Kompetenzen können im Medium der Bewegung gefördert werden und der natürliche Bewegungsdrang und die Bewegungsfreude der Kinder helfen ihnen beim Spracherwerb. Voraussetzung ist die Gestaltung der Bewegungsangebote nach sprachförderlichen Prinzipien, die das Kapitel vorstellt (Konzepte zur Förderung der Sprechmotorik, handlungsorientierte Konzepte, psychomotorisch orientierte Konzepte). Zunächst betrachtet es jedoch die Grundsätze des Spracherwerbs in der frühen Kindheit. Abschließend werden Handlungsempfehlungen für die Kita gegeben, indem Prinzipien der Sprachförderung durch Bewegung vorgestellt und an Hand von Beispielen illustriert werden: Beschrieben wird das Prinzip des Anregens zum selbstständigen Erkunden, des Provozierens von gemeinsamen Bewegungsaktivitäten und das Prinzip, die Sprechmotorik und die Wahrnehmung zu schulen. Bewegung ist sowohl Voraussetzung für den Spracherwerb als auch Sprachanlass (sprachliche Begleitung der Bewegung im Bewusstsein der Sprachvorbildfunktion, Herstellen von Interaktionsanlässen zwischen den Kindern, sie zum Sprechen animieren und Bewegung für Sprachlernspiele nutzen). Sprachförderung durch Bewegung in einer Kita zu implementieren ist ein kontinuierlicher Prozess, der auf mehreren Ebenen gleichzeitig stattfinden sollte um sich so zu etablieren, dass das Potenzial voll ausgeschöpft werden kann.

12. Inklusion und Partizipation in frühkindlichen Bildungseinrichtungen. Inklusion wird als gesamtgesellschaftliche Aufgabe betrachtet. Zu Beginn des Kapitels wird zunächst der Begriff Inklusion ein- und von den Begriffen Integration, Diversität und Partizipation voneinander abgegrenzt. Anschließend wird der Ansatz einer vorurteilsbewussten Erziehung diskutiert und schließlich die Herausforderungen und Potenziale einer inklusiven frühkindlichen Bildung in Bezug auf Bewegung skizziert. Das Kapitel schließt mit dem Fazit, dass es keinen Königsweg für inklusive frühkindliche Bildung geben kann und dass wichtiger als didaktische Ansätze und Theorien die Haltung der pädagogischen Fachkräfte ist.

Aufgaben für die Lehre. Dieser Abschnitt des Buches beinhaltet Impulsfragen für Fachkräfte, Studierende und interessierte Leser, die jeweils thematisch den einzelnen Kapiteln zugeordnet sind und zu einer vertieften Auseinandersetzung mit den Inhalten der Kapitel und zum Praxistransfer des eigenen (Berufs-) Lebens anregen.

Diskussion

Das Buch „Bewegung und Gesundheit in der Kita. Analysen und Konzepte für die Praxis“ ist in den Kapiteln eins bis vier lesbar geschrieben, sie finden eine wohltuende Balance zwischen Fachlichkeit, Fachsprache und guter Verständlichkeit und sind ausgesprochen übersichtlich aufgebaut. Am Anfang jedes Kapitels steht eine kurze Zusammenfassung des vorherigen Kapitels sowie ein Ausblick auf die im kommenden Teil detailliert bearbeiteten Themen. So ist es auch möglich, einzelne Kapitel aus der Reihenfolge herauszulösen und gezielt zu lesen bzw. zu entscheiden, ob das gewählte Kapitel die gesuchten Informationen enthält. Jedes Kapitel schließt mit einem Ausblick, der eine kurze Zusammenfassung des vorangegangenen Kapitels beinhaltet sowie eine Perspektive auf künftige (wünschenswerte) Entwicklungen liefert.

Die Kapitel fünf, sechs und sieben dagegen lesen sich ausgesprochen zäh. Hier ging die Verständlichkeit selbst für mit Fachsprache und dem Lesen von Fachliteratur geübten Lesern verloren. Behandelt wird weniger das Thema Bewegung als vielmehr die Theorie des Spiels (welches ohne Bewegung in den meisten Ausprägungen gar nicht möglich ist), was auch den Wechsel in der Lesbarkeit erklären mag. Als Zusammenfassung verschiedener spieltheoretischer Ansätze jedoch sind diese Kapitel sehr gut geeignet. Etwas leichter liest sich Kapitel acht.

Kapitel neun bietet eine Mischung aus teils sehr praxisnahen Ansätzen zum Thema Bewegung und stark theorielastigen Aspekten, die für den praktischen Handlungsalltag der Kita weniger relevant sein dürften. Kapitel zehn orientiert sich wieder stärker am Alltag einer Kita und liefert die fachliche Argumentation für die jeweiligen Bewegungsangebote. Kapitel elf bietet einen handhabbaren Einstieg in das Thema Sprachförderung durch Bewegung, richtet sich durch seinen sehr tiefgehenden Theorieteil und den im Vergleich dazu relativ kleinen Praxisteil neben Studierenden eher an die Leitungskräfte einer Kita als an die Fachkräfte. Kapitel zwölf schließlich betrachtet eher theoretisch die Chancen einer gezielten Bewegungsförderung unter dem Aspekt der inklusiven Arbeit einer Kita.

Fazit

„Bewegung und Gesundheit in der Kita. Analysen und Konzepte für die Praxis“ ist ein fachlich sehr empfehlenswertes Buch, das sowohl Aspekte aus dem Alltag aufgreift als auch theoretische Hintergründe erläutert und in Beziehung zur Praxis setzt.

Etwas irritierend ist der Titel „Analysen und Konzepte für die Praxis“. Für im Beruf stehende Erzieherinnen und Erzieher mit einer fundierten Ausbildung dürfte das Buch ab Kapitel fünf bis Kapitel neun kaum lesbar oder relevant für ihren beruflichen Alltag sein. Ab diesem Zeitpunkt ist es eindeutig (und das sehr gut) für den wissenschaftlichen Gebrauch sowie Studentinnen und Studenten geschrieben.

Dies ist insofern bedauerlich, als es in den ersten vier Kapiteln hervorragend gelungen ist, auch im Beruf stehende Fachkräfte, die nicht an dem Weiterbildungsstudiengang teilnehmen, anzusprechen und mitzunehmen bzw. in ihrem Alltag zu unterstützen. Wäre dieser Stil durchgehalten worden, wäre es ein gelungenes Beispiel, wie Theorie und Praxis auch außerhalb von Universitäten zusammenkommen können. So ist das Buch ein gelungenes Werk über Bewegung und alle dazugehörenden Dimensionen, jedoch ist das Wort Praxis eher auf die Praxis Studierender oder Leitungskräfte zu beziehen und bleibt dadurch dennoch etwas abstrakt.

Rezension von
Lorena Rautenberg
Amtsleitung Amt für städtische Kindertageseinrichtungen
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Es gibt 33 Rezensionen von Lorena Rautenberg.

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Zitiervorschlag
Lorena Rautenberg. Rezension vom 18.12.2018 zu: Jan Erhorn, Jürgen Schwier, Petra Hampel: Bewegung und Gesundheit in der Kita. Analysen und Konzepte für die Praxis. transcript (Bielefeld) 2016. ISBN 978-3-8376-3485-3. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/21456.php, Datum des Zugriffs 06.10.2024.


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