Ursula Stöhr: Ressourcen erspielen
Rezensiert von Prof. Dr. habil. Gisela Thiele, 04.01.2017

Ursula Stöhr: Ressourcen erspielen. Pflegen mit Freude. Springer (Berlin) 2016. 210 Seiten. ISBN 978-3-662-48647-4. D: 24,99 EUR, A: 25,69 EUR, CH: 26,00 sFr.
Thema
Die spielerische Mobilisierung in Gelassenheit und Entspannung kann zum erlebnisorientierten Denken, Fühlen und Handeln führen. Sie ermöglicht Ressourcen freilegen zu können, die in einer ganzheitlichen Pflege in Freude münden sollte. Das spielerische Ressourcentraining trage zur vermehrten Eigenständigkeit kranker und alter Menschen bei und erhöhe das Wohlbefinden.
Herausgeeberin
Ursula Stöhr ist Herausgeberin des Bandes. Sie ist seit vielen Jahren in der Einzel- und Gruppenarbeit aller Generationen sowie in der Fort- und Weiterbildung tätig und sie engagiert sich in der Pflege und der Beratung.
Aufbau und Inhalt
Neben einer Einleitung ist das Buch in sechs Kapitel mit Unterkapiteln unterschiedlicher Länge gegliedert. Daran schließt sich ein Anhang mit Spieleverzeichnis und weiterführender Literatur an.
In der „Einleitung“ wird die Bedeutung spielerischen Erlebens betont, der ein Königsweg sei, der zur Freude und veränderten Persönlichkeit pflegebedürftiger Menschen führe.
Kapitel eins „Spiel – Ganzheit aller Sinnesfähigkeiten“ verweist zunächst darauf, dass im Pflegealltag trotz der Speicherung individueller biografischer Daten, viele Versäumnisse und nicht ausgelebte Bedürfnisse, Wünsche und Potentiale verdeckt und in der Gefühlswelt verborgen seien. Uns sollte dabei bewusst sein, nichts lehren zu wollen, sondern die Menschen haben alles in sich, was ihnen nützlich sei. Sie würden beim Spiel aus sich heraus gehen, zeigten Gefühle und verdeckte Ressourcen und sie spürten danach eine Erleichterung und Veränderung in sich, fühlten sich stärker, wertvoller und energiereicher. Denn Freude, Trauer und auch Schmerz wollen gefühlt und gelebt und nicht durch sedierende Stoffe behandelt werden.
Im zweiten Kapitel „Ressourcen – Lebenswichtige Potenziale“ wird heraus gearbeitet, Leben gestalte und forme sich durch lebendiges Fühlen, Denken und Handeln, denn in Passivität verkümmerten Fähigkeiten, weil sie durch körperliche und geistige Anregungen zur Lebenserhaltung nicht gepflegt würden (S. 13).
Mit „Pflege – Veranlagung, Bedürfnis, Verpflichtung“ ist Kapitel drei überschrieben. Es wird beschrieben, warum die gleichen Angebote bei verschiedenen Menschen so unterschiedlich angenommen werden.
„Freude – Quelle der Lebenskraft“ ist der Titel des vierten Kapitels. Anhand von einzelnen Fallvignetten wird veranschaulicht, dass wir ein Modell vom Leben im Kopf hätten, das wir lange verinnerlicht haben, wir denken damit in alten Mustern und bemerken oft erst spät, dass uns diese eingefahrenen Glaubensmuster schaden könnten. Besitz und Haben würden im Alter nicht mehr so wichtig sein, sondern innere Werte führten zur weiteren Bestimmung und zeigten Möglichkeiten des Wachstums und der Veränderung auf.
„Erneuerbare Energien in der Pflege“ werden im folgenden Kapitel verdeutlicht. Jeder kenne das Gefühl der Freude, insbesondere alten Menschen gehe es nach einem fröhlichen Lächeln besser und Freude stecke an. Freude allerdings ließe sich nicht befehlen, sie müsse entdeckt und gepflegt werden (S. 31). Das Spiel biete uns einzigartige Möglichkeiten, Freude zu erfahren und sei der Schlüssel für alle Türen der Sinne.
Das letzte und weitaus umfangreichste Kapitel (ca. 70 Seiten) ist den „Einführungen in die Spielkategorien, Spielfolgen und Variationen mit Beispielen“ gewidmet. Wenn in Einrichtungen der Altenpflege gespielt werde, fände das Leben in spürbarer Lebendigkeit statt und es würde eine Atmosphäre der Leichtigkeit befördert, die Sorgen, Behinderungen und Gebrechen vergessen ließen. In den weiteren Ausführungen werden verschiedenste Spiele und mögliche Variationen dieser dargestellt.
Fazit
Das Buch beschreibt sehr leicht verständlich und dadurch handhabbar Spiele, die in Einrichtungen der Altenhilfe aber auch Hause bei der persönlichen Betreuung alter Menschen, die verschiedene Handicaps haben, durchgeführt werden können. Je nach dem Grad körperlichen und/oder geistigen Gebrechens werden Spielvariationen vorgestellt, die Anwendung finden könnten.
Rezension von
Prof. Dr. habil. Gisela Thiele
Hochschule Zittau/Görlitz (FH)
Berufungsgebiete Soziologie, Empirische
Sozialforschung und Gerontologie
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