Suche nach Titel, AutorIn, RezensentIn, Verlag, ISBN/EAN, Schlagwort
socialnet Logo

Michael Loebbert: Wie Supervision gelingt

Rezensiert von Dipl. Päd. Andrew F. Kmiec, 23.02.2017

Cover Michael Loebbert: Wie Supervision gelingt ISBN 978-3-658-13105-0

Michael Loebbert: Wie Supervision gelingt. Supervision als Coaching für helfende Berufe. Springer (Berlin) 2016. 45 Seiten. ISBN 978-3-658-13105-0. D: 9,99 EUR, A: 10,27 EUR, CH: 10,50 sFr.

Weitere Informationen bei DNB KVK GVK.

Kaufen beim socialnet Buchversand

Thema

Das Buch beinhaltet Grundlagen der Supervision, Helfen als Leistungsprozess, Übertragungsanalyse mit Double SCORE, das Sieben-Augen-Modell und Supervision der Supervision.

Zielgruppe

Das 45-seitige Essential wendet sich an Dozierende und Studierende in Coaching- und Supervisionsausbildungen wie an Supervisorinnen und Supervisoren sowie Coaches in der Praxis.

Autor

Dr. Michael Loebbert ist Mitarbeiter am Institut Beratung, Coaching und Sozialmanagement der Hochschule für Soziale Arbeit Norwestschweiz, Olten und Programmleiter sowie Dozent des „Coaching Studies MAS Coaching“ und hat über 25 Jahre Praxiserfahrung Executive Coach, Supervisor und Organisationsberater.

Entstehungshintergrund

Das vorliegende Essential ist als Ergänzung zur Einführung in eine Coaching – Theorie gedacht.

Aufbau

Das Essential ist in fünf Kapitel gegliedert.

  1. Einleitung: Supervision als Coaching
  2. Grundlagen der Supervision
  3. Konzepte für Supervision
  4. Spezifische Methoden in der Supervision
  5. Supervision und Lehrsupervision

Es schließt mit einer fünf Punkte umfassenden Kurzliste, was aus diesem Essential mitgenommen werden kann.

Inhalt

Einleitung: Supervision als Coaching. Hier wird auf eineinhalb Seiten Supervision als Coaching hergeleitet und begründet. Nach diesem Verständnis ist Supervision Coaching, aber nicht jedes Coaching ist Supervision.

Grundlagen der Supervision. Auf gut 12 Seiten wird kurz auf die historischen Wurzeln eingegangen, die Loebbert in den im klassischen Case Work der Freiwilligenarbeit im 19. Jahrhundert und der „Supervisor“ – Aufgabe von Führungskräften in der US-amerikanischen Industrie verortet. Die Nutzbarmachung von Supervision für helfende Berufe führte danach über eine „Psychoanalytisierung“ als Metapher für eine reine individualpsychologische Perspektive zu organisationsdynamischen Konzepten zu systemtheoretischen Perspektiven, in denen Interventionen als Angebote für verbesserte Selbstorganisation verstanden werden und sich damit handlungstheoretisch von bisherigen Beratungskonzepten unterscheiden.

  • Warum Supervision als Coaching verstanden werden kann, begründet der Autor unter Rekurs auf eine Reihe weiterer Autoren. Zentraler Aspekt dabei ist die These, dass die Supervisandinnen und Supervisanden unterstützt werden, bestmöglich den Interessen ihrer Klientel zu entsprechen. Das ist gleichzeitig Zielsetzung von Supervision als Coaching. Funktional wird zwischen formativen, normativen und restaurativen Funktionen unterschieden, die der Autor für ergänzungsbedürftig insoweit hält, als er den Blick auf die Funktion von Supervision für Organisationsentwicklung lenkt. Zu den funktionalen Aspekten zählt er auch die Erhaltung und Entwicklung der Arbeitsfähigkeit, die professionelle Weiterentwicklung, das Qualitätsmanagement in helfenden Berufen und schließlich auch Organisationsentwicklung.
  • Settings für Supervision und was sie leisten können, wird anhand von Einzelsupervision, Teamsupervision, Gruppensupervision und Peer-Supervision bzw. Intervision jeweils knapp erläutert, wobei die Grenze bei Intervision durch fehlende Supervisionskompetenzen der Beteiligten gezogen und sie also nicht als Supervision angesehen wird.
  • Anlässe für Supervision und deren Implementierung sind allgemein gehalten und auf einer Seite abgehandelt.

Konzepte für Supervision. Ausgangsbasis für Konzepte sind die Idee des nil nocere und einer entsprechenden Ethik.

  • Hilfe als Leistungsprozess. Hier wird ein zirkulär-kausales interpersonales Prozessmodell dargestellt, das Helfen als Leistungsprozess begründet. Dabei soll der Frage nachgegangen werden, inwieweit es mit der Hilfe der Fachkraft deren Klienten besser geht oder ob sich nichts verändert oder gar schlechter wird. Der jeweilige Systemkontext muss mit beachtet werden. Er hält psychoanalytische Konzepte, methodische Konzepte der Beziehungsanalyse und -Gestaltung „weiter zentral für gelingende Supervision“ und meint damit das Modell von
  • Übertragung und Gegenübertragung. Gemeint ist damit zunächst die Übertragung des Klientenwunsches nach Hilfe auf die helfende Person. Die Gegenübertragung wird als Übertragung des Wunsches der helfenden Person, Hilfe zu leisten, auf die Hilfe suchende Person erklärt. Darauf folgt der Versuch einer systemtheoretischen Fassung der psychoanalytischen Modellierung als Leistung seelischer Systeme, die funktional oder dysfunktional gestaltbar ist.
  • Containment. Containment fokussiert auf die Verarbeitungsmechanismen der Wahrnehmung der helfenden Person. Man sieht deren Fähigkeit, eigene negative Gefühle und Gedanken auszuhalten und für Hypothesenbildung und Interventionen nutzbar zu machen, als eine zentrale Kompetenz an.
  • Personale und Organisationale Parallelprozesse. Hier wird die Modellierung der Reinszenierung intrapersonaler Prozesse der Klienten in der helfenden Person erläutert und die Steuerungskomplexität in Organisationskontexten umrissen. Es wird aufgezeigt, wie Parallelprozesse produktiv nutzbar gemacht werden können.
  • Schattendynamik in helfenden Organisationen. „Schatten“ wird kurz als organisationspsychologisches Konzept erläutert.

Spezifische Methoden in der Supervision. Mit Fokus auf die Beziehungsgestaltungsaufgabe der SupervisandInnen in helfenden Berufen wird kurz auf das Problem der Notwendigkeit eines Beobachters zweiter Ordnung eingegangen, was gleichzeitig als begründende Überleitung zu zwei methodischen Ansätzen genutzt wird.

  • Übertragungsanalyse mit Double SCORE. Dabei handelt es sich um ein Handlungsmodell aus dem Bereich des NLP. Im Unterschied zur Programmierungsidee wird der Ansatz in diesem Kontext als Modellierung veränderbarer subjektiver Handlungsvorstellungen verstanden. Das Handlungsmodell, Aufstellungsmöglichkeiten, Vorgehen und Analyse der Gegenübertragung mit Double CORE werden kurz umrissen.
  • Das Sieben-Augen-Modell für Supervision. Auch hier wird nach demselben Muster die Perspektive, das Modell und das Vorgehen kurz erklärt.

Supervision und Lehrsupervision. Es wird wiederum sehr kurz auf Supervision als operative Schließung von helfenden Systemen sowie auf Supervision von Supervision und Lehrsupervision eingegangen und deren Notwendigkeit betont.

Diskussion

Gleich zu Beginn findet sich eine Aufzählung dessen, was in diesem Essential zu finden sei: Eine kompakte Einführung in die Grundlagen von Supervision als Coaching für helfende Berufe, einige der damit verknüpften Theorien und Methoden sowie das Versprechen, einen Zusammenhang zwischen systemtheoretischen und psychodynamischen Vorstellungen herzustellen.

Ersteres erscheint gut nachvollziehbar erläutert, dasselbe gilt für den zweiten Punkt. Die Verknüpfung ist zwar konzise dargestellt, beschränkt sich allerdings ausschließlich auf klassische psychoanalytische Modellierungen und eine Darstellung systemtheoretischer Versatzstücke. Es fehlt hier ein klarer Verweis auf die systemtheoretische Metaperspektive mit dem Primat der Unmöglichkeit des Erkennens von Wirklichkeit als solcher. Davon ausgehend stellen sich die beschriebenen Modellierungen als „Landkarten“ dar, die zu einer neuen Landkarte verknüpft werden. Bei diesem Versuch geht der Aspekt dessen, was z.B. von Foerster metaphorisch als nicht-triviale Maschine bezeichnet hat, weitgehend verloren. Zudem bleibt unklar, ob der Autor mit „operativer Schließung“ auf den Fachterminus der „operationalen Schließung“ rekurriert oder etwas anderes damit meint.

Fazit

Trotz des aufgezeigten Mangels erscheint das Essential als das, was es sein soll: Ein sehr kompakter Kompass in der Vorstellungswelt der Supervision. Das Spannende daran ist die gelungene Verknüpfung von Supervision als Bestandteil des Coachings.

Als Begleitlektüre für Einführungen würde ich es allerdings wegen der teils extremen Komprimierungen nicht verwenden. Es eignet sich allerdings als Anker für erfahrene Professionelle.

Rezension von
Dipl. Päd. Andrew F. Kmiec
M.A., Freie Pädagogische Praxis; Lehrkraft für besondere Aufgaben im Ruhestand, Frankfurt University of Applied Sciences
Mailformular

Es gibt 8 Rezensionen von Andrew F. Kmiec.

Zitiervorschlag anzeigen Besprochenes Werk kaufen

Urheberrecht
Diese Rezension ist, wie alle anderen Inhalte bei socialnet, urheberrechtlich geschützt. Falls Sie Interesse an einer Nutzung haben, treffen Sie bitte vorher eine Vereinbarung mit uns. Gerne steht Ihnen die Redaktion der Rezensionen für weitere Fragen und Absprachen zur Verfügung.


socialnet Rezensionen durch Spenden unterstützen
Sie finden diese und andere Rezensionen für Ihre Arbeit hilfreich? Dann helfen Sie uns bitte mit einer Spende, die socialnet Rezensionen weiter auszubauen: Spenden Sie steuerlich absetzbar an unseren Partner Förderverein Fachinformation Sozialwesen e.V. mit dem Stichwort Rezensionen!

Zur Rezensionsübersicht

Sponsoren

Wir danken unseren Sponsoren. Sie ermöglichen dieses umfassende Angebot.

Über die socialnet Rezensionen
Hinweise für Rezensent:innen | Verlage | Autor:innen | Leser:innen sowie zur Verlinkung

Bitte lesen Sie die Hinweise, bevor Sie Kontakt zur Redaktion aufnehmen.
rezensionen@socialnet.de

ISSN 2190-9245