Rainer Bergmann, Martin Garrecht: Organisation und Projektmanagement
Rezensiert von Prof. Dr. Paul Brandl, 22.11.2016

Rainer Bergmann, Martin Garrecht: Organisation und Projektmanagement. Springer Gabler (Wiesbaden) 2016. 2., aktualisierte und erweiterte Auflage. 280 Seiten. ISBN 978-3-642-32249-5. D: 19,99 EUR, A: 20,55 EUR, CH: 25,00 sFr.
Autoren
- Rainer Bergmann, Professur für Personal- und Unternehmensführung am Fachbereich Duales Studium an der Hochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin.
- Martin Garrecht, selbständiger Unternehmensberater, Lehraufträge an verschiedenen Hochschulen zu Organisation, Personal sowie Corporate Management
Thema und Zielsetzung
Die Autoren zeigen in diesem Lehrbuch sehr anschaulich und praxisnah, wie Organisationen funktionieren, wie sie gestaltet werden und gestaltbar sind. Zusätzlich berücksichtigen sie jene Themen, die bei der Durchführung von Projekten relevant sind: von der Aufbauorganisation, der Gestaltung der Ablauf- bzw. Prozessorganisation und der Organisationsanalyse über die Organisationskultur bis hin zu den Interaktionen in Projektteams. Ein Überblick über die Organisationstheorien von den ersten Managementkonzepten der Zeit Henry Fords bis zu aktuellen Ansätzen (z.B. Organisation in Netzwerken, Fokussierung auf Kernkompetenzen und Change Management) zeigt dem Leser die Entwicklung des Themas und die Vielfalt der Gestaltungsaspekte von Organisation. Zum Abschluss wird der Blick der Leser auch auf neuere Entwicklungen moderner Managementkonzepte (u.a. flache Hierarchie, Rolle von Unternehmensberatern, Gefahren- und Nutzenpotenziale schlanker Organisationsstrukturen) gerichtet. Anschauliche Fallstudien und Praxisbeispiele zu jedem Themenblock regen den Leser zur Diskussion und zum Umlegen auf die eigene Praxis an. Das Buch deckt aus Sicht des Rezensenten vollständig alle Anforderungen ab, die an eine Grundvorlesung in Bachelor-Studiengängen gestellt werden können.
Aufbau und Inhalt
Unter dem ersten Kapitel „Bedeutung von Organisation“ sind die Definition von Organisation, die Veränderung von Organisationen im Unternehmenslebenszyklus, die zentralen Problemfelder wie (De-)Zentralisierung, Flexibilität, Delegation und informale Organisation angesprochen.
„Arbeiten in Gruppen und Teams“ folgt als zweites Kapitel mit den Themen der Leistungsfähigkeit, Phasen der Gruppenentwicklung, -kohäsion sowie Groupthink und -shift-Phänomenen.
Daran schließt der Themenbereich „Strukturdimensionen der Organisation“ als drittes Kapitel an. Die Organisationsinstrumente der Arbeitsteilung und der Spezialisierung sind zusammen mit den bekannten Job Rotation, Job Enlargement und Job Enrichment als wesentlicher Unterpunkt angesiedelt. Anschließend kommen die Koordinationsinstrumente von der Weisung, Selbstabstimmung bis hin zu Programmen ebenso wie unternehmensinterne Märkte und die Organisationskultur mit ihren Wirkungen bis hin zur Standardisierung von Rollen. Fragen der (De-)Zentralisierung werden im Abschnitt „Reduzierung des Koordinationsbedarfs“ dargestellt. Dieses Kapitel wird bereichert durch die Konfiguration von der Stellenbildung bis hin zu den Strukturtypen, der Delegation und der Formalisierung.
Daran anschließend folgt als viertes Kapitel die Ablauforganisation an, die bereits – im Gegensatz zu anderen vergleichbaren Arbeiten – auf das Prozessmanagement abgestimmt ist. Von der Prozessanalyse reicht damit der Bogen über die Prozessoptimierung bis hin zu den Reifegraden der Organisation.
Somit ist die Grundlage geschaffen, um das Thema „Organisationsanalyse“ im fünften Kapitel anzugehen. Hier wird auch an Hand eines Fallbeispieles auf das Zusammenspiel der Aufbau- und der Ablauforganisation eingegangen. Wem nun die „Organisationstheorien“ abgegangen sind, der wird auch hier nicht enttäuscht.
Vom Scientific Management über das Bürokratiemodell, dem Human Relation-Ansatz über die Entscheidungstheorie bis zum systemtheoretischen Ansatz reicht der historische Blick der Autoren im sechsten Kapitel, um dann im siebten Kapitel noch auf neuere Entwicklungen einzugehen. Auch hier spannt sich der Bogen vom Lean Management über das Business Reengeneering und dem ressourcenorientierten Ansatz bis zum Outsourcing und dem Schnittstellenmanagement.
Im achten Kapitel wird auf das Change Management eingegangen, um dann abschließend in einem recht gut gelungenem Umfang auf die wesentlichsten Teile des Projektmanagements einzugehen. Das geht vom „Sinn“ des Projektmanagements über die zeitgeschichtliche Entwicklung bis zur Einbindung in die Aufbauorganisation und zur Aufbauorganisation des Projektes selbst. Auf den Projektablauf wird anschließend von der Planung über den Projektstrukturplan, den Kostenplan und das Projektcontrolling bis hin zum Projektcontrolling eingegangen. Auch das Thema „Führung“ wird angesprochen. Die „Lösungen“ der Fallbeispiele sind als Anhang beigefügt. Ein sehr rundes Buch, das sich erfrischend aus der Menge heraushebt.
Fazit
Das Buch ermöglicht dem Leser eine solide Basis in den Grundfragen der Organisationstheorie und nimmt praktischerweise auch das Thema „Projektmanagement“ dazu. Zudem sind am Ende des Organisationsteiles die wesentlichen Weiterentwicklungen im Bereich Organisation, nämlich das Lean Management, das Business Process Reengeneering, der ressourcenorientierte Ansatz sowie Fragen des Outsourcings und des Change Managements angesprochen. Insgesamt ein Buch, das für Studenten aber auch für den berufstätigen Leser eine gut fundierte, leicht lesbare Grundlage liefert.
Rezension von
Prof. Dr. Paul Brandl
war Professor für Organisationsentwicklung und Prozessmanagement an der FH Oberösterreich, Department für Sozial- und Verwaltungsmanagement und ist Berater insbesondere für die prozessbasierte Optimierung und Neugestaltung von sozialen Dienstleistern
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