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Andreas Strunk (Hrsg.): Öffentliche Sozialplanung und die Freie Wohlfahrtspflege

Rezensiert von Prof. Dr. Isolde Heintze, 05.09.2017

Cover Andreas Strunk (Hrsg.): Öffentliche Sozialplanung und die Freie Wohlfahrtspflege ISBN 978-3-8487-0813-0

Andreas Strunk (Hrsg.): Öffentliche Sozialplanung und die Freie Wohlfahrtspflege. Nomos Verlagsgesellschaft (Baden-Baden) 2016. 232 Seiten. ISBN 978-3-8487-0813-0. D: 34,00 EUR, A: 35,00 EUR.
Edition Sozialwirtschaft, Bd. 42.

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Thema

Ziel des vorliegenden Sammelbandes ist es, sich mit dem besonderen Aspekt der Sozialplanung, dem Stellenwert der Freien Wohlfahrtspflege im Verhältnis zur öffentlichen Sozialplanung auseinanderzusetzen. Dabei soll die Beziehung zwischen öffentlicher Sozialplanung und Freier Wohlfahrtspflege im Rahmen der Bewältigung sozialplanerischer Prozesse und Aufgaben aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet werden. In fast allen Beiträgen nehmen die veränderten Anforderungen an die Sozialplanung aufgrund des Wandels des Sozialstaates und der damit einhergehenden Modernisierung der öffentlichen Verwaltung – unter dem Begriff des Neuen Steuerungsmodells firmierend- eine bedeutende Rolle ein. Ebenso wichtig ist die kontinuierliche Bezugnahme der einzelnen Ausführungen in jedem Artikel zur Funktionsweise des sozialhilferechtlichen Dreiecks.

Herausgeber

Prof. Dr. phil. Andreas Strunk, Dipl. Ing. ist Sozialplaner und Sozialpädagoge. Er bearbeitet Projekte aus den Bereichen Jugend- und Sozialhilfe für öffentliche und private Träger. Aktuell interessieren ihn Fragestellungen, die mit der Synergie von individuellem und organisationalem Lernen zusammenhängen.

Aufbau

Das Buch beinhaltet insgesamt 13 Beiträge von Autorinnen und Autoren aus verschiedenen Fachdisziplinen mit Bezug zur kommunalen Sozialpolitik und zur Sozialplanung. Dabei werden rechtliche Rahmenbedingungen und wissenschaftliche Zugänge zu sozialplanerischen Prozessen ebenso beachtet wie auch praktische Erfahrungen zum Zusammenspiel öffentlicher Sozialplanung und Freier Wohlfahrtspflege berichtet.

Der erste Beitrag des Herausgebers selbst geht auf die Zielstellung des Sammelbandes ein und fasst die Kernpunkte der einzelnen Beiträge zusammen. Anschließend folgen sechs Artikel, die sich mit unterschiedlichen Aspekten der Sozialplanung als Steuerungsunterstützung und dem Zusammenwirken von öffentlicher Sozialplanung und Freier Wohlfahrtspflege beschäftigen. Schließlich folgen weitere sechs Beiträge, die anhand einzelner konkreter fachbezogener Themenstellungen die Möglichkeiten kooperativer Sozialplanung verdeutlichen sollen.

Inhalte

Der Beitrag von Herbert Schubert befasst sich mit dem veränderten Verhältnis zwischen „Kommune“ als Leistungsträger und „Freier Wohlfahrtspflege“ als Leistungserbringer vor dem Hintergrund des zunehmenden Einflusses neoliberalen Politikverständnisses. Er führt aus, welche Funktionen öffentliche Sozialplanung im Zuge dieses Wandels übernehmen muss und wie kooperative Sozialplanung den modernen Anforderungen gerecht werden kann.

Der Artikel von Bernhard Rohde behandelt die Beziehung zwischen öffentlicher Sozialplanung und freien Trägern vor allem im Zusammenhang mit den gesetzlichen Rahmenbedingungen. Dabei geht er detailliert auf die rechtlichen Vorgaben im Hinblick auf die Planung und Beteiligung freier Träger in den Rechtskreisen SGB XI, SGB XII und SGB VIII ein. Außerdem setzt er sich mit möglichen „Stolperfallen“ und „Fallgruben“ bei beteiligungsorientierter Sozialplanung auseinander und bespricht Lösungsmöglichkeiten.

Jörg Fischer und Claudia Michelfeit thematisieren öffentliche Sozialplanung im Land Thüringen. Die Landesregierung hat eine Förderrichtlinie zur „Förderung der Kompetenz lokaler Akteure in der Armutsprävention“ erarbeitet und verabschiedet. Damit unterstützt sie die kommunale Sozialplanung und bietet beispielsweise durch den Aufbau einer einheitlichen und verbindlichen Datengrundlage Orientierung für die Planungsaktivitäten der lokalen Akteure. Das Institut für kommunale Planung und Entwicklung (IKPE) begleitet die Kommunen bei der Entwicklung von Handlungsstrategien.

Helmut Hartmann diskutiert ausführlich die Grenzen gegenwärtiger Sozialplanungsansätze. Der Beitrag steht im Kontrast zu allen anderen Artikeln dieses Sammelbandes, die mehr oder weniger die derzeit existierenden Ansätze von öffentlicher Sozialplanung versuchen umzusetzen und das maßgeblich durch die Anwendung der Bausteine des Neuen Steuerungsmodells. Der Autor spricht sich diffus für eine interaktive Sozialplanung aus, wobei offenbleibt, was konkret darunter zu verstehen ist, wo genau die Unterschiede zur bisherigen Ausgestaltung der Sozialplanung liegen und wie eine interaktive Sozialplanung ganz praktisch aussehen kann.

Christian Hübel schildert Erfahrungen mit strategischer Steuerung in der Stadtverwaltung Mannheim. Er beschreibt ausführlich die Vorgehensweise und die Ergebnisse der Zieldefinition, der Evaluation der Ziele mithilfe von Kennzahlen sowie die Aufgaben des Planungslenkungskreises.

Martin Gössler setzt sich mit den Wirkungen und Nebenwirkungen der Wirkungsorientierung auseinander. Er führt aus, was mit Wirkungsorientierung gemeint ist, welchen Nutzen dieses neue Leitkonzept für Non-Profit Organisationen hat und mit welchen Nebenwirkungen bei der Einführung zu rechnen ist. Abschließend stellt er acht Empfehlungen dar, die man beachten sollte, wenn man Wirkungsorientierung einführen will.

Der Artikel von Anselm Böhmer befasst sich am Beispiel der Wohnungslosenhilfe mit den Anforderungen an ein Gelingen von kommunaler Steuerung im Rahmen lokaler Governance der Daseinsvorsorge. Er arbeitet durchaus differenziert heraus, welche Rolle der Freien Wohlfahrtspflege in diesem Zusammenhang zukommt und welche Aufgaben sie übernehmen sollte.

Die folgenden Beiträge von Dorothea Lampke, Rüdiger Böhm, Christian Braun, Ulrich Dobler, Herbert Lüdtke und Sonja Hörster problematisieren alle unterschiedliche Aspekte von öffentlicher Sozialplanung und deren praktischer Anwendung im Kontext der Behindertenhilfe.

Abschließend analysiert Ute Fischer die Möglichkeiten von „Community-Organizing“ anhand eines Praxisbeispiels in Nordrhein-Westfalen. Sie zeigt auf, wie eine Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern in einem benachteiligten Stadtteil mit Hilfe der Methodik „Community-Organizing“ gelingen kann und welche positiven Wirkungen dies für die Lebensqualität und für die Identifikation mit dem Stadtteil haben kann.

Diskussion

Hervorzuheben ist, dass der vorliegende Sammelband die hohe Komplexität öffentlicher Sozialplanung verdeutlicht. Dies gelingt durch die Problematisierung mannigfaltiger Themenstellungen, die für die Sozialplanung relevant und für sozialplanerische Prozesse unabdingbar sind. Die kontinuierliche Diskussion der Elemente der Neuen Steuerung sowie der Funktionsweise des sozialhilferechtlichen Dreiecks über fast alle Beiträge hinweg macht die Anforderungen an eine moderne Sozialplanung offensichtlich.

Der Sammelband ist mit dem Titel „Öffentliche Sozialplanung und die Freie Wohlfahrtspflege“ überschrieben. Im ersten Beitrag von Andreas Strunk wird ausgeführt, dass sich der Band mit einem besonderen Aspekt von Sozialplanung, nämlich dem Stellenwert der Freien Wohlfahrtspflege im Verhältnis zur öffentlichen Sozialplanung beschäftigt. Berücksichtigt man Titel und Ziel des Bandes, so muss festgestellt werden, dass das aufgeworfene Beziehungsthema nur selten differenziert dargestellt und diskutiert wird. Wer sich also erhofft, nun endlich etwas über die Möglichkeiten der (praxisnahen und praxistauglichen) Gestaltung einer fruchtbaren Kooperation zwischen öffentlicher Sozialplanung und Freier Wohlfahrtspflege zu erfahren, wird hier nur ansatzweise fündig.

Fazit

Insgesamt bietet das Buch einen Einblick in die Vielgestaltigkeit der Sozialplanung. Dabei kommen die Bausteine des Modells der Neuen Steuerung in jeweils unterschiedlicher Ausprägung immer wieder zum Tragen. Durch die Einbindung sowohl von Beiträgen, die Sozialplanung in einem sozialwissenschaftlichen und rechtlichen Kontext verorten, als auch von Artikeln, die ganz praktische Erfahrungen in sozialplanerischen Kontexten schildern, eignet es sich für Lehrende, fortgeschrittene Studierende, die sich mit kommunalen Steuerungsprozessen beschäftigen, und für Praktikerinnen und Praktiker. Es stellt jeweils problembezogen eine Ergänzung und Unterstützung für die Darstellung und die Auseinandersetzung mit gegenwärtigen und zukünftigen Sozialplanungsansätzen dar.

Rezension von
Prof. Dr. Isolde Heintze
Professur für Sozialpolitik und Soziale Arbeit an der Hochschule Mittweida, Fakultät Soziale Arbeit
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Es gibt 8 Rezensionen von Isolde Heintze.

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Zitiervorschlag
Isolde Heintze. Rezension vom 05.09.2017 zu: Andreas Strunk (Hrsg.): Öffentliche Sozialplanung und die Freie Wohlfahrtspflege. Nomos Verlagsgesellschaft (Baden-Baden) 2016. ISBN 978-3-8487-0813-0. Edition Sozialwirtschaft, Bd. 42. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/21716.php, Datum des Zugriffs 28.11.2023.


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