Alexander Gregory, Peter Lindlacher (Hrsg.): Fundraising in Bayern
Rezensiert von Angela Scheibe-Jaeger, 23.11.2004
Alexander Gregory, Peter Lindlacher (Hrsg.): Fundraising in Bayern. Tips und Adressen zur Finanzierung von Vereinen, Projekten und gemeinnützigen Einrichtungen in Bayern und anderswo.
AG SPAK Bücher
(Neu Ulm) 2004.
3., überarbeitete u. erweiterte Auflage.
432 Seiten.
ISBN 978-3-930830-51-0.
26,00 EUR.
herausgegeben vom Evangelisches Bildungswerk München (EBW) und dem
Institut für Beratung und Projektentwicklung (IBPro).
Einführung
Das vorliegende Buch ist der von Grund auf aktualisierte und stark erweiterte Nachfolger des vor zwei Jahren erschienenen Nachschlagewerks zu vielen Fragen des praktischen Fundraising. Umfassend und gründlich werden in über 400 Kapiteln und Unterkapiteln die 1.000 Möglichkeiten des Fundraising mit Beispielen, Tipps, Checklisten und (Internet-) Adressen erläutert. Es geht dabei um sämtliche Möglichkeiten der Projektfinanzierung von gemeinnützigen Einrichtungen aus privaten und nun auch öffentlichen Quellen des Fundraising. Die örtlichen Beispiele aus dem Großraum München sind leicht übertragbar auf die gemeinwohlorientierte Vereins-Arbeit an allen anderen Orten.
Hintergrund
Fundraising als professionelle Mittelbeschaffung gewinnt immer mehr an Bedeutung. Interne Qualifizierung von Mitarbeitern ist ein aktuelles Thema. Die meisten Vereine arbeiten vor Ort, vielfach mit ehrenamtlichen Mitarbeitern. Diesen ein umfassendes Nachschlagewerk mit einschlägigen Erfahrungen kleinerer Einrichtungen zu bieten ist das Bestreben dieses Handbuches. "Fundraising" bietet mit vielerlei Tipps, anschaulichen Beispielen, anschaulichen Checklisten und wertvollem Adressmaterial nützliche Hilfestellung vor Ort.
Aufbau und Gliederung
Nach sehr kurzer Einführung in die theoretischen Grundlagen des Fundraising werden einzelne Praxisfelder bzw. die Quellen des Fundraising gründlich dargestellt. Zu den privaten Quellen gehören beispielsweise die verschiedenen Formen der Werbung um Mitglieder und Spender, die Kooperation mit Unternehmen (inklusive Sponsoring), Stiftungsgründung und Bitte um Stiftungsmittel, eigenwirtschaftliche Betätigung und dergleichen mehr. Auch rechtliche und steuerliche Fragen werden erwähnt. Auf 150 weiteren Seiten werden die Möglichkeiten der öffentlichen Förderquellen beschrieben, selbst Förderung durch Krankenkassen und Kirchen kommt vor.
Inhalte
Das Buch gibt wirklich einen grandiosen Überblick über das gesamte Instrumentarium der praktischen Mittelbeschaffung aus privaten und öffentlichen Quellen. Die Beschreibungen der einzelnen Fundraisingmöglichkeiten, sowohl die klassischen als auch ausgefallenere Ideen, geben einen guten Einblick in die Fundraisingumsetzung. Sie sind ergänzt durch aktualisierte praktische Tipps aus dem Großraum München, gelten aber auch für den gesamten deutschsprachigen Raum. Im Laufe des nächsten Jahres sollen Regionalausgaben mit detaillierten Angaben zu dem jeweiligen Bundesland erscheinen (NRW, Hessen und Baden-Württemberg sind in Vorbereitung).
Der umfassende Service-Teil bietet nützliche Kontakt- und Internetadressen, Literatur und Datenbanken, Diskussionsforen etc.
Zielgruppen
Auch die dritte Auflage von "Fundraising" ist für die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter von kleineren und mittleren Vereine und Institutionen verfasst, die zusätzlich zu öffentlichen Fördermitteln auf private Unterstützer angewiesen sind. Hier werden ihnen beide Quellen praxisorientiert dargestellt. Einsteiger finden eine Fülle von guten Anregungen, aber auch fortgeschrittenen Praktikern bietet sich eine interessante Lektüre. Ebenso wird das Handbuch im Vorwort Politikern und den Mitarbeitern der öffentlichen Verwaltungen empfohlen. Mehr denn je zu Recht! Theoriefans kommen weniger auf ihre Kosten.
Einschätzung der Autoren/Lesbarkeit
Die beiden Autoren verfügen über langjährige Erfahrungen mit der Materie und Freude am Vermitteln von Ratschlägen, das ist spürbar und schlägt sich in einer Vielzahl guter Anregungen und umfassenden Handlungsanleitungen nieder. Das Ergebnis ist ein gründlich recherchiertes und mit 1000 wertvollen Tipps gespicktes Nachschlagewerk mit den wichtigsten Instrumenten für die praktische Mittelbeschaffung in NPO. Verfasst wurde es in eingängiger Sprache und ist sehr gut lesbar. Es enthält viele praktische Tipps, brandheiße Hinweise und detaillierte - manchmal etwas zu ausführlich und München-typisch geratene -Anregungen, die sich allerdings überall gut umsetzen lassen. Ein Stichwortverzeichnis erleichtert das Arbeiten.
Nützlichkeit des Buches
Die gute Nützlichkeit des Handbuches für Praktiker mit der Schilderung der konkreten Vorgehensweise ist nach wie vor unbestritten. Sie wäre m. E. langfristig sicherlich noch größer, wenn das Buch auch mehr Hinweise auf systematisches, marketing-basiertes Vorgehen enthielte. So werden selbst gängige Marketingbegriffe und sonstige Grundprinzipien des Fundraising noch immer vermieden bzw. vorsichtig umschrieben. Da sich das Buch vorwiegend an Einsteiger richtet, wäre eine Hinführung zum Fundraising als planvoll durchdachtes und konsequent durchgeführtes Handeln über die Marketing(-Theorie), nicht fehl am Platze gewesen. Denn es gilt gerade hier: Nichts ist so praktisch wie eine gute Theorie. Die Darstellung eines Fundraisingkonzeptes wurde etwas stiefmütterlich behandelt, trotz eines (allzu kurzen Kapitels) "Kein Fundraising ohne Planung". Theoretische Grundlagen werden nur gestreift. Nützlich ist das Buch in München, Bayern und anderswo, wobei drei Regionalausgaben für 2005 geplant sind.
Fazit
Abgesehen von den mir fehlenden Theorie- und Marketing-Inputs, die auch für Nicht-Profis eine wertvolle Basis zu systematischerem Arbeiten und besseren Erfolgen bieten können, bringt das Buch insgesamt eine Vielzahl nützlicher Informationen für den praktischen Alltag eines mit Fundraising beauftragten Hauptamtlichen oder Ehrenamtlichen kleinerer Vereine. Daher ist es als praktische Ergänzung zu eher theoretisch orientierten Handbüchern der Szene, deren Nutzwert allerdings unbestritten ist, unentbehrlich. Gut sind realitätsgestützte Hinweise, dass Fundraising nicht umsonst zu haben und auch mit Mühen und Arbeit verbunden ist. Die Autoren betonen, alle Mitarbeiter der Einrichtung sollen dahinter stehen, sie sollten nicht nur nach Geld fragen, sondern auch Lösungen anbieten und vor allem, die langfristige Beziehung zum Unterstützer anstreben. Die Aktualisierung und vor allem die Erweiterung um die öffentlichen Fundraisingquellen sind gut gelungen und sehr hilfreich.
Durch sein ausführliches Sachregister mit 1.300 Schlagworten ist das Buch auch ein brauchbares Lexikon zum Fundraising.
Rezension von
Angela Scheibe-Jaeger
Als Diplom-Volkswirtin und Diplom-Sozialpädagogin freiberuflich in der Weiterbildung, als Sachbuchautorin (Fundraising, Existenzgründung, Sozialökonomie, Sozialmarketing) sowie als Fundraising-Beraterin in München tätig.
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Es gibt 21 Rezensionen von Angela Scheibe-Jaeger.
Zitiervorschlag
Angela Scheibe-Jaeger. Rezension vom 23.11.2004 zu:
Alexander Gregory, Peter Lindlacher (Hrsg.): Fundraising in Bayern. Tips und Adressen zur Finanzierung von Vereinen, Projekten und gemeinnützigen Einrichtungen in Bayern und anderswo. AG SPAK Bücher
(Neu Ulm) 2004. 3., überarbeitete u. erweiterte Auflage.
ISBN 978-3-930830-51-0.
herausgegeben vom Evangelisches Bildungswerk München (EBW) und dem
Institut für Beratung und Projektentwicklung (IBPro).
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/2178.php, Datum des Zugriffs 13.12.2024.
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