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Robert Bachert: Buchführung und Bilanzierung

Rezensiert von Prof. Dr. Mathias Graumann, 17.02.2017

Cover Robert Bachert: Buchführung und Bilanzierung ISBN 978-3-7799-2352-7

Robert Bachert: Buchführung und Bilanzierung. Controlling und Rechnungswesen in Sozialen Unternehmen. Beltz Juventa (Weinheim und Basel) 2017. 2., vollständig überarbeitete Auflage. 240 Seiten. ISBN 978-3-7799-2352-7. D: 19,95 EUR, A: 20,60 EUR, CH: 27,90 sFr.

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Thema und Zielsetzung

Zahlreiche Organmitglieder und Führungskräfte in sozialen Unternehmen verfügen nicht über eine betriebswirtschaftliche Ausbildung. Gleichzeitig müssen sie gesellschaftsrechtlich kodifizierte Sorgfaltspflichten erfüllen, woraus sich haftungs- oder sogar strafrechtliche Tatbestände ergeben können.

Somit ist es für diesen Personenkreis unabdingbar, sich zumindest Grundkenntnisse über die Aussagekraft des Jahresabschlusses und dessen Zustandekommen – d.h., der kaufmännischen Buchführung – zu verschaffen. Insoweit soll der Grundstein dafür gelegt werden, diesen verstehen und interpretieren zu können. Zudem sollen Ausblicke auf die auf der Buchführung aufbauende Kosten- und Leistungsrechnung und das Controlling vorgenommen werden.

Das Werk will dem genannten Personenkreis, namentlich Sozialwirten und Sozialmanagern, das hierfür notwendige Methodenwissen vermitteln. Zum besseren Verständnis der Materie sollen fiktive Dialoge zwischen Funktionsträgern beitragen, die für soziale Unternehmen „typische“ Denkmuster und Argumentationsketten aufgreifen. Insoweit sollen die potenziellen Verständnisprobleme der Leser vorweggenommen und beseitigt werden.

Autor

Robert Bachert ist Finanzvorstand in einem Dachverband sozialer Unternehmen und hat weitere Leitungs- und Aufsichtsratsmandate in sozialen Unternehmen inne. Er ist Dozent an der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg und Fachbuchautor.

Aufbau

Das Werk umfasst sechs Hauptkapitel.

Für jedes Kapitel wurde eine stringente Gliederung gewählt, die eine Einführung, einen didaktischen Fahrplan, eine Schilderung der Theorie, ein anschließendes Praxisbeispiel sowie ein fiktives Gespräch zu diesen Begriffen einschließt. Auch im Rahmen der Behandlung der Theorie wird konsequent auf die Belange der Sozialbranche und des entsprechenden Leserkreises eingegangen.

Im Eingangskapitel werden Grundtatbestände der Buchführung ausgeführt. Hieran schließt sich eine detaillierte Darstellung der Systematik der doppelten Buchführung an. Sodann wird auf die einzelnen Bilanzpositionen in zwei weiteren Kapiteln eingegangen. Ein Kapitel widmet sich ausschließlich dem Anlagevermögen und den Abschreibungen, in einem weiteren Kapitel werden die Sonderposten und Finanzanlagen, das Vorratsvermögen sowie die Löhne und Gehälter zusammengefasst behandelt. Das Folgekapitel umfasst die Abschlussbuchungen, insbesondere die antizipative und transitorische Rechnungsabgrenzung, die Dotierung von Rücklagen und Rückstellungen. Abschließend werden die Grundsätze ordnungsmäßiger Bilanzierung beleuchtet und eine Einführung in die Bilanzanalyse geboten.

Inhalte

Eingangs werden die Grundlagen der Buchführung und ihre Historie vorgestellt. Die Buchführung wird in das Gesamtsystem des betrieblichen Rechnungswesens eingebettet. Insbesondere wird das System der Kosten- und Leistungsrechnung vorgestellt. Die gesetzlichen Grundlagen – einschließlich der relevanten Vorschriften der SGB – werden beleuchtet. Vor dem Hintergrund der noch verbreiteten Praxis in Sozialunternehmen – häufig in der Rechtsform eines e.V. – werden kameralistische und doppelte Buchführung differenziert. Es wird illustriert, dass aufgrund der Sachzieldominanz der Buchführung in Sozialunternehmen eine besondere Kontrollfunktion zukommt. Die hierarchische Ordnung der Buchführung in Büchern und Konten wird dargelegt.

In der Folge wird die Systematik der doppelten Buchführung aufgezeigt. Hier werden zunächst der Ablauf einer Inventur und der Inhalt eines Inventars dargestellt. Weiter wird auf den Aufbau einer Bilanz und die formellen Grundsätze ordnungsmäßiger Buchhaltung eingegangen. Die wesentlichen Positionen der Bilanzgliederung werden begrifflich erläutert und abgegrenzt. Sodann werden Kontensystematik und Kontenplan erläutert und die Kontierung anhand von für Sozialunternehmen typischen Beispielen illustriert. Im Ergebnis werden beispielhaft der Kontenabschluss und die Überleitung in Bilanz- und GuV-Konten behandelt. Die Darlegungen werden an einem für eine soziale Einrichtung typischen Musterkontenplan demonstriert. Schließlich werden die Anforderungen an ein ordnungsmäßiges Belegwesen dargelegt.

Aufgrund der für soziale Unternehmen typischen hohen Anlagenintensität wird dem Buchungskreis Anlagevermögen und Abschreibungen ein eigenes Kapitel gewidmet. Hier wird zunächst das Anlagevermögen begrifflich abgegrenzt und sachlich untergliedert. In diesem Zusammenhang werden auch Aufbau und Aussagekraft des Anlagespiegels dargestellt. Sodann wird ausgiebig auf die Abgrenzung von Herstellungs- und Erhaltungsaufwand eingegangen, die für die Darstellung der Vermögens- und Erfolgslage der anlagenintensiven Sozialunternehmen von besonderer Bedeutung ist. Bestehende Grauzonen werden mit sektorspezifischen Beispielen beleuchtet. Bezüglich der Abschreibungen werden planmäßige und außerplanmäßige Abschreibungen abgegrenzt und die Methoden der planmäßigen Abschreibung erörtert. Auf die für sog. geringwertige Wirtschaftsgüter bestehenden Bewertungswahlrechte wird eingegangen. Schließlich werden die in der Praxis verbreitet als Anhaltewerte verwendeten AfA-Tabellen beschrieben.

In einem Sammelkapitel werden weitere für soziale Unternehmen relevante Bilanzpositionen erörtert, namentlich die Sonderposten, die Finanzanlagen und das Vorratsvermögen. Als wesentliche Aufwandsposition wird zudem die Verbuchung der Löhne und Gehälter dargestellt. Die Sonderposten stellen eine sektorspezifische Besonderheit dar, da sie aus dem Erhalt von Zuwendungen oder Zuschüssen von öffentlicher oder privater Seite resultieren. Bei Zuschusserhalt richtet sich die Buchung nach der zweckentsprechenden Verwendung der Fördermittel, während der Nutzung der geförderten Wirtschaftsgüter wird der Sonderposten entsprechend des Nutzungsverzehrs der geförderten Wirtschaftsgüter aufgelöst. Gleichfalls wird auf Ansatz, Ausweis und Bewertung der Finanzanlagen und Vorräte – gegliedert nach Unterpositionen – eingegangen. Zudem werden die Löhne und Gehälter buchungsrelevant differenziert. Sektorspezifisch anzutreffende Besonderheiten wie Gestellungsgelder oder Sachbezüge werden dargestellt.

Sodann wird die Systematik der Abschlussbuchungen erörtert. Hier wird sich zunächst der Systematik der Rechnungsabgrenzung gewidmet und die Bildung der entsprechenden transitorischen und antizipativen Posten dargelegt. Anschließend werden die Formen der Wertberichtigungen auf Forderungen auf Basis von Bonitätsprüfungen geschildert. Auf Grundlage einer Abgrenzung von Rücklagen und Rückstellungen – Eigen- vs. Fremdkapital – wird dann die Dotierung der letzteren erörtert. Ein besonderes Augenmerk wird den sektorspezifischen Tatbeständen wie Urlaub, Mehrarbeit oder Altersteilzeit gewidmet.

Abschließend werden die wesentlichen materiellen Grundsätze ordnungsmäßiger Bilanzierung dargestellt und Ziele und Analyserichtungen der Bilanzanalyse aufgezeigt. Den Analysezielen werden entsprechende aussagefähige Bilanzkennzahlen zugeordnet. Konstruktion und Interpretation dieser Kennzahlen werden illustriert. Zudem wird auf Bedeutung und Berechnung des Cashflows als betrieblicher Spitzenkennzahl auch in sozialen Unternehmen eingegangen.

Zielgruppe

Das Werk wendet sich aufgrund seiner Praxisorientierung insbesondere an Sozialwirte und Sozialmanager, die Führungsfunktionen ausüben, z.B. indem ihnen Budget- und Kostenstellenverantwortung übertragen wird. Diese Zielgruppe umfasst heterogene Berufsgruppen, denen aber in aller Regel eine betriebswirtschaftliche Ausbildung fehlt, die aber berufsbegleitend entsprechende Kenntnisse erwerben wollen.

Zugleich werden Berufseinsteiger in der Buchhaltung sozialer Unternehmen angesprochen, die sich mit der typischen Buchungspraxis und den Buchungsstandards in sozialen Unternehmen vertraut machen wollen.

Diskussion

Es liegt ein stringent an den Belangen des Non Profit-Sektors orientiertes Lehrbuch vor, das Aufbau und Funktionsweise von Buchhaltung und Bilanzierung umfassend behandelt. Die Lektüre verhilft dazu, einen fundierten Überblick über das gesamte (externe) Rechnungswesen der Sozialunternehmen zu gewinnen.

Fiktive Gespräche gehen exakt auf die zuvor theoretische Materie ein, sie wirken nicht – wie zuweilen in anderen Lehrbüchern vorgefunden – „angeklebt“. Der Verfasser verwirklicht eine innovative und harmonische didaktische Konzeption.

Der jeweilige Praxisteil berücksichtigt in besonderer Weise, dass die Realität der Rechnungslegung heutzutage eine IT-technische ist. Es werden daher auch Screenshots typischer Buchhaltungsschritte eingefügt, so dass eine Brücke zur betrieblichen Realität geschlagen wird.

Der Zielgruppenbezug wird konsequent durchgehalten. Im Text finden sich zahlreiche Anwendungsbeispiele, die sämtlich einen unmittelbaren Bezug zu sozialen Unternehmen aufweisen.

Insbesondere wird jeweils am Schluss der Kapitel zusätzlich eine ausreichende Anzahl von ausführlichen, praxistauglichen und instruktiven Übungsbeispielen zum Selbsttraining der Leser dargeboten, die zudem mit Musterlösungen zur Eigenkontrolle versehen sind.

Jedem Kapitel ist ein tabellarischer Ablaufplan vorausgestellt. Dies trägt ungemein zur Strukturierung der komplexen Materie bei.

Allenfalls hätte prägnanter darauf hingewiesen werden können, dass bilanzielle Abschreibungen keine Substanzerhaltung i.S. einer Wiederbeschaffung der Anlagegüter gewährleisten. Dies gilt auch für geförderte Wirtschaftsgüter, da der entsprechende Sonderposten erfolgsneutral ausgebucht wird (nicht im Text, aber im entsprechenden fiktiven Gespräch wird dies zutreffend hervorgehoben, S. 168 ff.). Die Poolabschreibung bei geringwertigen Wirtschaftsgütern wird etwas knapp geschildert. Es besteht ein bindendes, ausschließendes Wahlrecht zwischen der Sofortabschreibung (Obergrenze 410 €) und der Poolabschreibung (Obergrenze 1.000 €, § 6 Abs. 2a EStG).

Die Ableitung der Kosten- und Leistungsrechnung aus der Buchhaltung wird nur in der Einführung skizziert. Für die steuerungsrelevante Implementierung einer Kostenarten-, Kostenstellen- und Kostenträgerrechnung muss auf zusätzliche Literatur zurückgegriffen werden. So wird z.B. vor dem Hintergrund der eingangs erwähnten Führungssituation „Budget- und Kostenstellenverantwortung“ der Prozess der Kostenstellenbildung, Kostenverrechnung und Kostenstellenabrechnung sowie die Kostenplanung und -kontrolle nicht weiter ausgeführt.

Fazit

Insgesamt wird ein gelungenes Werk vorgelegt, das insbesondere durch den stringenten Zielgruppenbezug und die durchgängige Praxisnähe besticht. Hervorzuheben ist die innovative didaktische Konzeption, die über alle Kapitel eingehalten wird.

Das Buch ist von hohem didaktischem Nutzen sowohl für sektorspezifische Führungskräfte mit nicht-betriebswirtschaftlichem Hintergrund als auch für Betriebswirte ohne Kenntnisse entsprechender sektorspezifischer Besonderheiten.

Rezension von
Prof. Dr. Mathias Graumann
Professor für Rechnungslegung, insbesondere Controlling, Kosten- und Leistungsrechnung, Steuer- und Wirtschaftsprüfung, Hochschule Koblenz, RheinAhrCampus Remagen, Fachbereich Wirtschafts- und Sozialwissenschaften
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Es gibt 16 Rezensionen von Mathias Graumann.

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Zitiervorschlag
Mathias Graumann. Rezension vom 17.02.2017 zu: Robert Bachert: Buchführung und Bilanzierung. Controlling und Rechnungswesen in Sozialen Unternehmen. Beltz Juventa (Weinheim und Basel) 2017. 2., vollständig überarbeitete Auflage. ISBN 978-3-7799-2352-7. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/22050.php, Datum des Zugriffs 05.11.2024.


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