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Erich Rösch, Frank Kittelberger: Hospizkultur und Palliativkompetenz (...)

Rezensiert von Dr. rer. medic. Kerstin Kremeike, 18.05.2017

Cover Erich Rösch, Frank Kittelberger: Hospizkultur und Palliativkompetenz (...) ISBN 978-3-17-031891-5

Erich Rösch, Frank Kittelberger: Hospizkultur und Palliativkompetenz in stationären Einrichtungen entwickeln und nachweisen. Eine Einführung. Kohlhammer Verlag (Stuttgart) 2016. 91 Seiten. ISBN 978-3-17-031891-5. D: 24,00 EUR, A: 24,70 EUR.

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Thema

Der Band widmet sich der Notwendigkeit und Bedeutung von Hospizkultur und Palliativkompetenz in stationären Einrichtungen sowie dem Vorgehen bei der Implementierung dieser. Das Buch richtet sich an Hospizdienste und -vereine sowie andere Akteure in der Hospiz- und Palliativversorgung.

Autoren

Dr. Erich Rösch ist Geschäftsführer des Bayerischen Hospiz- und Palliativverbandes (BHPV) und seit Ende der 1980er Jahre ehrenamtlich auf lokaler, Landes- und Bundesebene sowie international in der Hospizbewegung engagiert.

Frank Kittelberger ist Studienleiter für Ethik in Medizin und Gesundheitswesen, Pastoralpsychologie und Spiritual Care an der Evangelischen Akademie Tutzing und stellvertretender Vorsitzender des BHPV.

Entstehungshintergrund

Das Buch ist der 6. Band der Reihe Umsorgen – Hospiz- und Palliativarbeit praktisch, die als Praxishilfe konzipiert ist und eine Brücke zwischen übergreifender Fachliteratur und praktisch-individuellen Fragen der Hospiz- und Palliativeinrichtungen bauen will. Der Herausgeber der Reihe ist der BHPV.

Aufbau

Der mit 90 Seiten sehr kompakte Band gliedert sich in vier Kapitel.

  1. Im ersten Kapitel wird die Bedeutung des im Dezember 2015 in Kraft getretenen Hospiz- und Palliativgesetzes für die Entwicklung von Hospiz- und Palliativkultur in stationären Einrichtungen beleuchtet.
  2. Das zweite Kapitel beschreibt Aufgaben von und Erwartungen an Hospizdienste sowie Einrichtungen, in denen eine Entwicklung von Hospiz- und Palliativkultur stattfinden soll.
  3. Im dritten Kapitel werden Grundzüge der Hospizbewegung nachgezeichnet und
  4. das vierte Kapitel gibt einen Ausblick auf die Notwendigkeit des Nachweises von exzellenter Hospiz- und Palliativkultur sowie eine dafür entwickelte Zertifizierung.

Zu 1. Hospizkultur und Palliativkompetenz in stationären Einrichtungen entwickeln – logische Konsequenz einer Idee

Dieses Kapitel ist das umfangreichste des Bandes und beinhaltet sechs Unterkapitel. Zunächst wird die Problem- und Zielbeschreibung des Hospiz- und Palliativgesetzes dargestellt und auf die Passagen im Gesetzestext eingegangen, die von besonderem Interesse für die Weiterentwicklung der Hospizkultur und Palliativversorgung in stationären Einrichtungen sind. Eine kontinuierliche Anpassung der praktischen Umsetzung der Hospizidee an sich verändernde Rahmenbedingen wird als notwendig beschrieben. Ein weiteres Unterkapitel widmet sich der Beziehung von Hospizdiensten und Pflegeheimen. Die Bedeutung der Implementierung der Hospizkultur und Palliativkompetenz sowie von Qualitätsindikatoren und -zielen findet ebenfalls in einem Unterkapitel Beachtung. Es folgt die Darstellung der Bedürfnisse bzw. Anforderungen, die auf Seiten der Bewohner stationärer Einrichtungen, ihrer Angehörigen, interner und externer Helfer sowie der Hospizdienste bestehen. Eine Kooperation in Bezug auf die genannten Themen diene auch der Bewältigung von Herausforderungen, die durch den demografischen Wandel an unsere Gesellschaft gestellt werden.

Zu 2. Hospizkultur und Palliativkompetenz entwickeln und nachweisen – zielführend und notwendig

Hier wird zunächst die Entwicklung von der Sterbebegleitung über die Hospizkultur zur allgemeinen Palliativversorgung in Heimen nachgezeichnet. Darauf folgt eine Beschreibung des Implementierungsprozesses in elf Phasen:

  1. Vorarbeiten
  2. Entscheidung zum Projekt
  3. Projektgruppe
  4. Ist-Analyse
  5. Überprüfung der Standards
  6. Fortbildung
  7. Vernetzung
  8. Erprobung und Routine
  9. Projektabschluss
  10. Sicherung der Nachhaltigkeit
  11. Zertifizierung

Außerdem wird auf Aufgabenteilung, Rollenklarheit und Öffentlichkeitsarbeit bei der Implementierung von Hospizkultur und Palliativkompetenz eingegangen.

Zu 3. Hospizkultur und Palliativkompetenz in der Regelversorgung – eine Idee mit Geschichte

Bereits Cicely Saunders habe auf die Notwendigkeit hingewiesen, die Bedingungen für alte und hochbetagte Menschen am Lebensende überall dort, wo sie leben, zu verbessern. „Insellösungen für Krebspatienten“ könnten nur ein erster Schritt sein, die Hospizidee in die Praxis zu bringen. Menschen im Heim oder mit Demenz seien aber lange von der Hospizlandschaft vernachlässigt worden und auch die Palliativmedizin habe die alten Menschen erst spät entdeckt. Wegweisend hierfür sei das Papier „Hospizkultur im Alten- und Pflegeheim – Indikatoren und Empfehlungen zur Palliativkompetenz“ der Bundesarbeitsgemeinschaft Palliativ von 2006 sowie die Broschüre „Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen im hohen Lebensalter in Pflegeeinrichtungen der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP) und des Deutschen Hospiz- und Palliativvereins (DHPV)“ von 2012.

Zu 4. Ausblick

Die Intention des Buches ist es, den Lesern die Entwicklung und den Nachweis von Hospizkultur und Palliativkompetenz in stationären Einrichtungen als wesentliches Qualitätsmerkmal stationärer Einrichtungen nahe zu bringen. Das Buch will das Handwerkszeug liefern, dahingehende Veränderungen planvoll anzugehen. Im nächsten Schritt solle es darum gehen, Hospizkultur und Palliativkompetenz in einem Selbstbewertungsprozess nachweisbar zu machen und stetig weiterzuentwickeln.

Ein dafür im Auftrag der Bayerischen Stiftung Hospiz und in Kooperation mit dem BHPV entwickeltes Verfahren wird kurz vorgestellt und es wird auf die baldige Veröffentlichung einer Publikation dazu verwiesen.

Diskussion

Mit der Darstellung von aktuellen gesetzlichen Entwicklungen, Erfahrungsberichten und Literaturverweisen werden in diesem Band die Notwendigkeit und die praktische Umsetzung der Etablierung von Hospiz- und Palliativkultur in stationären Einrichtungen nachgezeichnet.

Damit kann das Buch als Appell verstanden werden, den Nachweis von Hospizkultur und Palliativkompetenz als Einrichtung oder Anbieter selbst in die Hand zu nehmen, statt deren Überprüfung möglicherweise Aufsichtsbehörden zu überlassen. Dass eine Institutionalisierung der Hospizkultur weiter voranschreitet, wird als gegeben vorausgesetzt und als notwendige Anpassung an sich verändernde Rahmenbedingen beschrieben. Kritisch beleuchtet wird diese Entwicklung nicht.

Fazit

Die Darstellung der Notwendigkeit, der Bedeutung und eines möglichen Vorgehens bei der Implementierung von Hospizkultur und Palliativkompetenz in stationären Einrichtungen erfolgt in diesem Band anhand aktueller gesetzlicher Entwicklungen, Erfahrungsberichten und Literaturquellen. Mit diesem sehr kompakten und praxisnahen Buch sollen Hospizdienste und -vereine sowie andere Akteure in der Hospiz- und Palliativversorgung angesprochen werden. Ihnen möchte man das Handwerkszeug liefern, um die Implementierung von Hospizkultur und Palliativkompetenz in stationären Einrichtungen voranzutreiben und planvoll anzugehen.

Rezension von
Dr. rer. medic. Kerstin Kremeike
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Zentrum für Palliativmedizin Universitätsklinikum Köln (AöR)
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Es gibt 24 Rezensionen von Kerstin Kremeike.

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Zitiervorschlag
Kerstin Kremeike. Rezension vom 18.05.2017 zu: Erich Rösch, Frank Kittelberger: Hospizkultur und Palliativkompetenz in stationären Einrichtungen entwickeln und nachweisen. Eine Einführung. Kohlhammer Verlag (Stuttgart) 2016. ISBN 978-3-17-031891-5. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/22211.php, Datum des Zugriffs 26.01.2025.


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