Anne Lützenkirchen (Hrsg.): Soziale Arbeit und Bewegung
Rezensiert von Prof. Dr. Ruth Haas, 16.07.2018
Anne Lützenkirchen (Hrsg.): Soziale Arbeit und Bewegung. Theorie und Praxis bewegungs-, sport- und körperbezogener Intervention. Verlag Hans Jacobs (Lage) 2016. 311 Seiten. ISBN 978-3-89918-250-7. D: 24,90 EUR, A: 26,90 EUR, CH: 26,90 sFr.
Thema
Das Buch benennt ein Randthema, der Sozialen Arbeit, die tendenziell eher als körperfeindlich zu betrachten ist. Bewegungsorientierte Interventionen in der Sozialen Arbeit werden in der Literatur selten thematisiert. Der erste Teil des Buches, „theoretischer Hintergrund“ genannt, stammt aus der Feder der Herausgeberin. Hier werden Begründungszusammenhänge für die Bedeutung von Bewegung für Entwicklung und Sozialisation aufgeführt. Im zweiten Teil des Buches werden unterschiedliche Praxisprojekte, die sich mit bewegungsorientieren Interventionen in der Sozialen Arbeit auseinandersetzen, vorgestellt.
Herausgeberin
Die Herausgeberin hat ein Studium der Geistes- und Erziehungswissenschaften abgeschlossen. Sie war in der sozialtherapeutischen Betreuung Jugendlicher in einer berufsvorbereitenden Werkstatt pädagogisch tätig. Zudem hat sie sich zur Spiel- und Theaterpädagogin sowie zur Gesprächspsychotherapeutin weitergebildet. Durch ein Postgraduiertenstudium der Gesundheitswissenschaften an der Universität Bielefeld hat sie sich dem Thema der Gesundheit zugewandt.
Derzeit hat die Herausgeberin eine Professur für Medizinsoziologie an der Hochschule Fulda inne. Ihre zentralen Lehr- und Forschungsgebiete sind Gesundheitswesen und Gesundheitssystementwicklung in den neuen Bundesländern, Soziale Arbeit mit alten Menschen, Soziale Arbeit und Gesundheit, Gesundheitsförderung, Soziale Arbeit und psychische Krankheit, Genderdimension der Sozialen Arbeit, Sucht im Alter, Lebensqualität, besonders im Alter, sowie künstlerische Methoden in der Sozialen Arbeit.
Aufbau
Im Teil theoretischer Hintergrund werden Begründungszusammenhänge über die Bedeutung von Bewegung für die körperliche und psychische Gesundheit, das Lernen sowie die Entwicklung im Alter gesammelt und genderspezifische Aspekte zu Bewegung vorgestellt.
Danach werden Best Practice Beispiele zum Einsatz bewegungsorientierter Interventionen in der Sozialen Arbeit beschrieben.
Die Deutsche Nationalbibliothek bietet Einblick in das vollständige Inhaltsverzeichnis.
Inhalt
Im Kapitel des „Theoretischen Hintergrundes“ werden Grundbegriffe geklärt und allgemeine Argumente für den Einsatz bewegungsorientierter Interventionen in der Sozialen Arbeit gesammelt:
- Ausgangssituation: Gesellschaft und Bewegungsverhalten
- Wirkungen, Funktionen und Ziele von Bewegung und Sport
- Bewegung und kindliche Entwicklung
- Bewegung, Sport und Lernen
- Bewegung, Gesundheit und Krankheit
- Sport und Alter
- Sport als Lebensstilfaktor
- Sport und Geschlecht
- Bewegung, Sport und Soziale Arbeit
Im Teil „Praxisprojekte“ wird ein „bunter Blumenstrauß“ von Anwendungsmöglichkeiten von Sport und Bewegung in der Sozialen Arbeit aufgezeigt:
- Ressourcenaktivierung und Integration in der Stadtteilarbeit durch Sport (Susann Kuppardt)
- Kinder in Bewegung – Kindliche Spiel- und Bewegungsaktivität im Lebensumfeld als Gesundheitsfaktor (Günther Burfeind)
- „Fit in den Frühling!“ Bewegungsförderung und Sensibilisierung für gesunde Ernährung im Kindertreff (Julia Loth)
- Gesundheits- und Bewegungsförderung in der außerschulischen Kinder- und Jugendbildung (Anke Himmel)
- Entwicklung eines sozialpädagogischen Bewegungsförderungskonzepts für pflegende Angehörige (Marion Pemer)
- Bewegungsförderung für Hochaltrige in Pflegeeinrichtungen (Kristina Günther & Juliane Happ
- Gesundheitsförderung an Hochschulen, dargestellt am Beispiel von Studierenden der Sozialen Arbeit (Jessica Brendtke, Lena Haupt & Sebastian Wämser)
Diskussion
Die Leistung dieses Buches liegt darin, sich einem Thema zu widmen, das im Fachdiskurs der Sozialen Arbeit z.T. nicht ernst genommen und belächelt wird. Es existieren bislang nur wenige Publikationen zur Bedeutung der Bewegung in der Sozialen Arbeit. Bedauerlich ist jedoch dabei, dass die Herausgeberin sich diesem Thema widmet, vermutlich ohne fachlich dafür ausgewiesen zu sein (siehe Herausgeberin). So bleiben die theoretischen Begründungszusammenhänge tendenziell plakativ. Die Herausgeberin zitiert ungenau und bezieht sich z.T. auf ältere Literatur und kaum auf Originalstudien zum Thema.
Diese mangelnde theoretische Schärfe bleibt auch bei den Best Practice Beispielen in Teil 2 bestehen. Dennoch gibt das Werk einen Einblick darüber, welche Ansatzpunkte für bewegungsorientierte Interventionen in der Praxis bestehen.
Fazit
Das vorliegende Buch „Soziale Arbeit und Bewegung. Theorie und Praxis bewegungs-, sport- und körperbezogener Intervention“ gibt einen Einblick in die mögliche Bedeutung von Bewegung und Sport über die Lebensspanne und deren Einsatzmöglichkeiten in Handlungsfeldern der Sozialen Arbeit.
Rezension von
Prof. Dr. Ruth Haas
Diplom Motologin, Professorin für prozessorientierte Körper- und Bewegungstherapie an der Fachhochschule Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven im Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit; Sprecherin des Forschungsschwerpunktes zur Entwicklung von Modellen und Standards zur integrierten Versorgung in der Rehabilitation von Menschen mit motorischen Störungen
Arbeitsschwerpunkte: Psychomotorische Therapie,Therapieforschung, psychomotorische Entwicklung, bio-psycho-soziale Gesundheitsförderung und Rehabilitation, betriebliche Gesundheitsförderung
Mailformular
Es gibt 7 Rezensionen von Ruth Haas.
Zitiervorschlag
Ruth Haas. Rezension vom 16.07.2018 zu:
Anne Lützenkirchen (Hrsg.): Soziale Arbeit und Bewegung. Theorie und Praxis bewegungs-, sport- und körperbezogener Intervention. Verlag Hans Jacobs
(Lage) 2016.
ISBN 978-3-89918-250-7.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/22305.php, Datum des Zugriffs 13.10.2024.
Urheberrecht
Diese Rezension ist, wie alle anderen Inhalte bei socialnet, urheberrechtlich geschützt.
Falls Sie Interesse an einer Nutzung haben, treffen Sie bitte vorher eine Vereinbarung mit uns.
Gerne steht Ihnen die Redaktion der Rezensionen
für weitere Fragen und Absprachen zur Verfügung.