Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge e.V. (Hrsg.): Fachlexikon der Sozialen Arbeit
Rezensiert von Prof. Dr. Hans Günther Homfeldt, 27.03.2017

Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge e.V. (Hrsg.): Fachlexikon der Sozialen Arbeit.
Nomos Verlagsgesellschaft
(Baden-Baden) 2017.
8., völlig überarbeitete und aktualisierte Auflage.
1073 Seiten.
ISBN 978-3-8487-2374-4.
49,00 EUR.
Für Mitglieder des Deutschen Vereins 39 EUR.
Seit Erstellung der Rezension ist eine neuere Auflage mit der ISBN 978-3-8487-7131-8 erschienen, auf die sich unsere Bestellmöglichkeiten beziehen.
Herausgeber
Der Deutsche Verein, gegründet 1880, mit Sitz in Berlin, ist eine Vereinigung öffentlicher und freier Träger der Sozialen Arbeit. Ihm gehören u. a. Vereine, soziale Einrichtungen, Landkreise, die Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege, überörtliche Träger der Sozialhilfe, hochschulische Einrichtungen, Städte und Kommunen an. Der Deutsche Verein unterstützt Initiativen der Sozialen Arbeit, der Kinder- und Jugendhilfe, der Sozialhilfe, der Gesundheitshilfe und auch der Familienhilfe.
Zum Tätigkeitsspektrum des Deutschen Vereins gehört eine breite Themenpalette: u. a. die Erarbeitung gutachterlicher Stellungnahmen und Empfehlungen (z. B. zur Integration geflüchteter Menschen), die Fortbildung von Mitarbeiter/innen des sozialen Bereiches, immer wichtiger werdend, die internationale Kooperation und schließlich auch die Publikation von (Zeit-)Schriften und eigenen Buchreihen.
Zu seinem hundertjährigen Bestehen 1980 hat der Deutsche Verein die erste Auflage des Fachlexikons herausgegeben. In den nachfolgenden nun beinahe fast vier Jahrzehnten sind bis einschließlich der aktuell erschienenen 8. Auflage die jeweiligen Auflagen immer wieder aktualisiert und überarbeitet worden.
Thema
In 1500 Stichwörtern wird das aktuelle Fachwissen für Wissenschaft, Studium und Praxis der Sozialen Arbeit, ihrer Bezugswissenschaften, der Sozialpolitik und des Sozialrechts durch 650 Autor/innen aus unterschiedlichen fachlichen Zusammenhängen dargestellt.
Das Fachlexikon ist als Nachschlagewerk konzipiert. Es richtet sich an Fachleute aus Praxisfeldern der Sozialen Arbeit, an die Wissenschaft der Sozialen Arbeit, an Verwaltung, Sozialpolitik, aber auch Sozialmedizin und Rechtspflege
Aufbau
Das Werk ist gegliedert in Grund-, Haupt- und Nebenstichwörtern. Ihnen zugeordnet sind Verweisstichwörter, Querverweise und weiterführende Literatur.
Die Grundstichwörter bearbeiten zentrale Begriffe der Sozialen Arbeit und geben einen Überblick über Gesamtzusammenhänge. Die Haupt- und Nebenstichwörter wenden sich vor allem an die Praxis der Sozialen Arbeit.
Ausgewählte Inhalte
Grundstichwörter sind u. a. (neben vielen anderen)
- Soziale Arbeit,
- Sozialarbeiter/innen und Sozialpädagog/innen,
- Kinder- und Jugendhilfe,
- erziehungswissenschaftliche Grundlagen der Sozialen Arbeit,
- soziale Dienste,
- Rehabilitation,
- Pflegeversicherung und auch
- soziale Berufe.
Am Beispiel des Stichwortes der sozialen Berufe (S. 780-783) lässt sich mehr oder weniger der Aufbau eines Grundlagenstichwortes verdeutlichen. Skizziert wird eingangs der inhaltsbezogene Umfang des Stichwortes. Es folgt seine rechtliche Einordnung, seine historische Entwicklung, eine berufssystematische Einordnung, die aktuelle Relevanz und mögliche weitere Entwicklung.
Beispielhaft für Hauptstichwörter sind (jeweils ein bis zwei Stichwörter herausgegriffen) aus dem Bereich Kinder Kindesmisshandlung, Kindervernachlässigung, aus dem Bereich Rente Rentenreform, aus dem Bereich Erziehung Erziehungsberatung, aus dem Bereich Schuld Schuldnerberatung, aus dem Bereich Schule Schulschwierigkeiten und auch Schulsozialarbeit und aus dem Bereich Selbsthilfe Selbsthilfegruppen.
Die Hauptstichwörter sind in der Regel weniger umfangreich. Aber auch sie skizzieren jeweils den begriffsbezogenen Umfang, betonen die praktische und aktuelle Relevanz und die mögliche Perspektive.
Nebenstichwörter sind oftmals um Grund- bzw. Hauptstichwörter gruppiert. Im Segment Schule sind dies z. B. Schulfähigkeit und Schulformen. Im Segment der Rehabilitation sind dies z. B. Rehabilitationsassessnment, Rehabilitationsberater/innen, Rehabilitationssport und Rehabilitationsträger; im Segment Erziehung z. B. Erziehungsplan, Erziehungsmaßregeln, Erziehungsbeistand.
Im Fachlexikon finden sich – auch ungemein facettenreich – Stichwörter aus den Bezugswissenschaften der Sozialen Arbeit, z. B. aus der Soziologie, der Psychologie, den Erziehungswissenschaften, der Rechtswissenschaft, der Sozialmedizin, den Gesundheitswissenschaften, der Ökonomie und auch den Verwaltungswissenschaften.
Aus dem fachlichen Bereich der Gesundheitswissenschaften finden sich z. B. Gesundheitsberichterstattung, Gesundheitsförderung, Gesundheitshilfe, Gesundheitswesen und Gesundheitsziele; aus dem fachlichen Bereich der Verwaltungswissenschaften Verwaltungsakt, Verwaltungsfachkraft, Verwaltungsgerichte, Verwaltungsmodernisierung und auch Verwaltungsrecht.
Eine schnelle Übersicht können die Nutzer/innen des Fachlexikons durch das im Anhang aufgelistete Verzeichnis aller Stichwörter, auch der Verweisstichwörter, gewinnen. Es gibt außerdem im Anhang ein umfangreiches Abkürzungsverzeichnis und schlussendlich ein Verzeichnis aller Autoren und Autorinnen.
Diskussion
Eine große Stärke des Fachlexikons ist die thematische Breite der Stichwörter. Sie sind allesamt prägnant ausformuliert und damit hilfreich sowohl für Wissenschaftler/innen, Studierende wie auch Praktiker/innen unterschiedlicher Handlungsfelder von der Sozialpolitik bis hin zu Feldern des Verwaltungshandelns. Natürlich lassen sich immer noch weitere Stichwörter benennen. Vielleicht finden Stichwörter wie junge Erwachsene, Transnationalität, Transmigration, soziale Unterstützung in einer 9. Auflage Aufnahme im Fachlexikon.
Wie die vorherigen Auflagen ist auch die 8. Auflage auf den neuesten Stand der Fachdebatte gebracht worden. Änderungen in Gesetzgebung und Rechtsprechung wurden ebenso einbezogen wie auch aktuelle Entwicklungen in Wissenschaft und Praxis. Aktualisierungen im Recht der Rehabilitation, der Teilhabe und der Pflege haben ebenfalls Eingang gefunden. Neu aufgenommen wurden überdies neue Entwicklungen in der Flüchtlingspolitik, im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe sowie der Familienpolitik. Besonders hilfreich ist der Blick über den nationalen Tellerrand hinaus, vorzugsweise auf Europa, aber auch darüber noch hinausgehend bis zu internationalen, weltpolitischen Sachverhalten.
Hervorzuheben ist, dass insbesondere bei den Grundlagen- und Hauptstichwörtern kritische Reflexionen eingebaut sind.
Sehr hilfreich sind die Verweisstichwörter (ungefähr 800 an der Zahl). Sie ermöglichen eine Einordnung in übergeordnete Kontexte. Gewinnbringend sind auch die weiterführenden, ebenfalls aktualisierten Literaturverweise, die am Ende vieler Beiträge aufgelistet sind.
Nicht zuletzt ist die gründliche redaktionelle Arbeit des Herausgebers zu würdigen. Dies gilt nicht nur in inhaltlicher, sondern auch in formaler Hinsicht.
Fazit
Im digitalen Zeitalter scheinen manche Überblickswerke überflüssig geworden zu sein. Dies trifft in keiner Weise auf das Fachlexikon der Sozialen Arbeit des Deutschen Vereins zu. Es sollte – möglichst in der jeweiligen aktuellen Auflage – in keiner Einrichtung, in keinem Verein und in keiner Behörde fehlen.
Rezension von
Prof. Dr. Hans Günther Homfeldt
Prof. em. an der Universität Trier, Fach Sozialpädagogik/ Sozialarbeit
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