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Christoph Blomberg: Jungenförderung in der Schule

Rezensiert von Dipl. Soz.-Päd. Gregor Prüfer, 12.10.2017

Cover Christoph Blomberg: Jungenförderung in der Schule ISBN 978-3-8474-2026-2

Christoph Blomberg: Jungenförderung in der Schule. Monoedukation als Lösung für ein umstrittenes Problem? Verlag Barbara Budrich GmbH (Opladen, Berlin, Toronto) 2017. 133 Seiten. ISBN 978-3-8474-2026-2. D: 22,00 EUR, A: 22,70 EUR.

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Thema

In dieser Veröffentlichung geht es um die Frage, wie Jungenförderung an Schulen gestaltet werden kann. Anhand einer konkreten schulischen Maßnahme, eingebettet in eine kritische Diskussion gängiger Geschlechtertheorie, werden Chancen zur schulischen Gestaltung von Jungenförderung erörtert und bewertet. Dabei werden sowohl förderliche als auch hinderliche Aspekte beleuchtet. Eine zentrale Frage dabei ist: Welche Chancen bietet „parallele Monoedukation“ im gemischtgeschlechtlichen Schulraum für die Schüler_innen und für die Lehrkräfte?

Autor

Professor Dr. Christoph Blomberg ist an der Katholischen Hochschule NRW, Abteilung Paderborn zuständig für das Lehrgebiet Sozialpädagogik, am Fachbereich Sozialwesen. Er ist seit vielen Jahren vertraut mit der „Jungenthematik“ und mit „Defizit-Diskursen“. Der Autor hatte den Auftrag die wissenschaftliche/fachliche Begleitung der im Buch beschriebenen Maßnahme an der betreffenden Schule durchzuführen.

Entstehungshintergrund

Die bisher als Mädchenschulen geführten St. Michaels Schulen (Realschule und Gymnasium) in Paderborn ließen die Neuaufnahme von Jungen fachlich begleiten. Die Maßnahme beinhaltete die Umgestaltung der Schulen in eine damit beginnende „parallele Monoedukation“ im gemischtgeschlechtlichen Schulraum. Die fachliche Unterstützung für die Schule bestand aus vorbereitenden Maßnahmen, aus der Begleitung der prozessbedingten Erfahrungen und aus unterstützenden Maßnahmen während des Verlaufs.

Aufbau und Inhalt

Nach einem kurzen Vorwort zum Inhalt gliedert sich diese Arbeit in drei Teile.

Im ersten Teil wird die aktuelle fachliche Verortung von Jungenförderung an der Schule dargestellt und diskutiert. Eine besondere Beachtung erfahren dabei Geschlechteraspekte bezüglich Schulleistungen und daraus resultierende Schlussfolgerungen. Ebenso wird dem Thema Monoedukation und damit verbundenen Chancen besondere Aufmerksamkeit gewidmet.

Der zweite Teil besteht aus der Beschreibung der Durchführung der konkreten Maßnahme an den St. Michaels Schulen mit der Darstellung der gewonnen Erkenntnisse. Hier findet sich eine Beschreibung der drei zentralen Elemente der fachlichen Begleitung: Die Befragung von Schüler_innen und Lehrkräften, eine geschlechtsrelevante Schulraumanalyse und schließlich die vorbereitenden und begleitenden Fortbildungen und Beratungen zur Unterstützung der Lehrkräfte.

Im dritten Teil des Buches werden zentrale Elemente für eine erfolgreiche Schulentwicklung im Sinne der angestrebten Jungenförderung diskutiert und in der fachtheoretischen Landschaft verortet. Drei Schwerpunkte werden dabei herausgearbeitet: Zuerst der Geschlechterdiskurs im Spiegel von machtpolitischen Interessen, dann die problematische, polarisierende Bewertung von Männlichkeitskonzepten und schließlich eine Auseinandersetzung mit Monoedukation als (nicht nur) hilfreich wahrgenommenes Prinzip.

Zielgruppen

Lehrkräfte, schulnahe, pädagogische Fachkräfte, Interessierte am Geschlechterdiskurs mit Fokus auf Jungenförderung.

Diskussion

Innerhalb des Diskurses über Geschlechterverhältnisse an der Schule ist diese Arbeit als aktuell, fundiert und sehr reflektiert zu betrachten. Weitreichende Hintergründe zu geschlechtergerechter Pädagogik werden im Text verhandelt und fließen transparent in die verschiedenen Interpretationen zu den einzelnen Fragestellungen ein.

Der Text ist sehr gut strukturiert, sprachlich gewandt und meist sehr leser_innenfreundlich geschrieben.

Fazit

Diese Veröffentlichung beginnt mit einer Diskussion der aktuellen Theorie und endet mit einer erweiterten Diskussion um relevante Schwerpunkte, die sich aus der Projektbegleitung ergeben haben. Die Projektbeschreibung selbst ist als Mittelteil dieser Arbeit platziert und lässt an manchen Stellen eine ausführlichere Darstellung wünschenswert erscheinen. So wären für interessierte Lehrkräfte mehr konkrete Hinweise z.B. auf didaktische Lösungen bestimmt hilfreich. Sehr förderlich für realisierbare Schulentwicklung ist die Betonung der persönlichen Reflexion und fachlichen Entwicklung der Lehrkräfte/Kollegien. Der Autor äußert sich kritisch zu macht- und interessensgeleiteten Phänomenen im Geschlechterdiskurs. Kritisch hinterfragt Christoph Blomberg gängige Zuordnungen und Bewertungen in der Geschlechterdebatte, was an dieser Stelle hilfreich für die Entwicklung einer ressourcenorientierten und praxistauglichen Haltung bei den Pädagog_innen erscheint.

Rezension von
Dipl. Soz.-Päd. Gregor Prüfer
M.A. Päd. / Dipl. Soz.-Päd.(FH) War lange tätig in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit; Aktiv in der Vernetzung von Jungenarbeit in München seit 1993 (www.netzwerk-jungenarbeit.de), freiberuflicher Fortbildungsreferent zu Themen der Genderpädagogik und zu Gender Mainstreaming seit 1999. Seit 2005 Mitarbeiter im Münchner Informationszentrum für Männer mit den Schwerpunkten Männerberatung und Gruppenarbeit für Männer mit Gewalthintergrund (www.maennerzentrum.de), seit WS 2008/09 auch Lehrbeauftragter an der Katholischen Stiftungshochschule München (www.ksh.de). Seit 2011 außerdem Mitarbeiter am Pädagogischen Institut in München, zuständig für Geschlechtergerechte Pädagogik und Jungenförderung an den Städtischen Münchner Schulen (www.pi-muenchen.de).
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Es gibt 26 Rezensionen von Gregor Prüfer.

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ISSN 2190-9245