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Franziska Hänsenberger-Aebi, Urs Schäfer (Hrsg.): Eltern sein plus! Begleitung von Kindern mit (...)

Rezensiert von Dr. Dipl.-Psych. Lothar Unzner, 14.11.2017

Cover Franziska Hänsenberger-Aebi, Urs Schäfer (Hrsg.): Eltern sein plus! Begleitung von Kindern mit (...) ISBN 978-3-03777-175-4

Franziska Hänsenberger-Aebi, Urs Schäfer (Hrsg.): Eltern sein plus! Begleitung von Kindern mit Unterstützungsbedarf. Seismo-Verlag Sozialwissenschaften und Gesellschaftsfragen AG (Zürich) 2017. 172 Seiten. ISBN 978-3-03777-175-4. 26,00 EUR.

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HerausgeberInnen

Dr. Franziska Hänsenberger-Aebi, Logopädin und Heilpädagogische Früherzieherin, leitet den Heilpädagogischen Dienst der Stiftung Arkadis in Olten (Kanton Solothurn, Schweiz).

Urs Schäfer arbeitet als Leiter Marketing und Kommunikation bei der Stiftung Arkadis in Olten.

Thema

Eltern sein bedeutet immer eine Herausforderung, besonders aber bei einem Kind mit besonderem Unterstützungsbedarf. Die Beiträge in diesem Buch behandeln das Thema aus verschiedenen Perspektiven.

Entstehungshintergrund

Die Beiträge basieren auf Vorträgen, die beim Arkadis-Fachtag am 5.Oktober 2015 zu diesem Thema gehalten wurden.

Aufbau und Inhalt

Nach der Einleitung durch die Herausgeber enthält das Buch sieben Fachkapitel.

In ihrem kurzen Beitrag formuliert Elisabeth Beck-Gernsheim die unmögliche Aufgabe für heutige Eltern: der gesellschaftlich vorgegebene pädagogische Anspruch, der scheinbar kinderorientiert die optimale Förderung als Zielvorgabe gibt, steht im Gegensatz zu zugleich objektiv kinderfeindlichen Strukturen.

Martin Hafen diskutiert die lebenslange Bedeutung von Lebens- und Gesundheitskompetenzen und deren Grundlegung in der frühen Kindheit. Er betont, dass sich Investitionen in die frühe Kindheit auch ökonomisch lohnen, vor allem, aber nicht nur, bei sozial benachteiligten Familien und kritisiert die bei weitem unzureichenden Investitionen im deutschsprachigen Raum, aber besonders in der Schweiz, und fordert Konsequenzen.

Der Beitrag von Klaus Sarimski hat den Beziehungs- und Bindungsaufbau unter erschwerten Bedingungen zum Thema. Er beschreibt die Herausforderungen für die Eltern, formuliert Ansatzpunkte der Frühförderung und referiert Ergebnisse einer eigenen Untersuchung zur Zufriedenheit der Eltern mit den Angeboten der Frühförderung.

Entwicklungsförderliche Aktivitäten gehen zu über 90 Prozent von den Eltern aus, entwicklungsfördernde Aktivitäten durch Fachkräfte machen nur einen geringen Anteil aus. Manfred Pretis betont deshalb, ausgehend von den Erwartungen der Eltern, die Bedeutung der familienorientierten Unterstützung. Er skizziert verschiedene Modelle des Zugangs zu Familien und hält den Übergang von Haltungs- zu Handlungsmodellen in der Familienorientierung für notwendig.

Ausführlich bespricht Franziska Hänsenberger-Aebi die Begleitung von Eltern von sehr kleinen Frühgeborenen. Sie gibt erst eine Übersicht über wichtige Themen (z.B. Versorgung und Pflege, Bindungsaufbau) und berichtet dann über ein Modellprojekt der Stiftung Arkadis zur heilpädagogischen Begleitung der Eltern während und nach dem Krankenhausaufenthalt.

Damit Familienorientierung praxiswirksam werden kann, muss sie auch in der Ausbildung bzw. in den Studieninhalten präsent sein. Isabella Bertschi, Claudia Ermert und Diana Sahrai stellen dies exemplarisch an einem Masterstudiengang an der Fachhochschule Nordwestschweiz dar.

Abschließend geht Suzanne Braga auf die Notwendigkeit einer Elternbegleitung aus Sicht einer Fachärztin für medizinische Genetik ein und spricht als Themenfelder Familienplanung, pränatale Diagnostik, Erkennen von Behinderung oder Erbkrankheiten nach der Geburt oder zu einem späteren Zeitpunkt an.

Jedes Kapitel wird mit einer Kinderzeichnung und einer kurzen Erläuterung dazu eingeleitet.

Diskussion

Das Buch spricht ein wichtiges Thema an, die Unterstützung von Eltern, von Familien mit einem Kind mit besonderem Förderbedarf.

Wichtige Grundlagen der lebenslangen Entwicklung werden in der frühen Kindheit gelegt. Die weitaus meisten entwicklungsfördernden Aktivitäten gehen von den Eltern aus. Die Eltern brauchen fachkundige, emotional einfühlsame Begleitung. So stellen zum Beispiel sehr frühgeborene Kinder besondere Anforderungen, generell ist bei Kindern mit Entwicklungsbeeinträchtigungen der Beziehungsaufbau erschwert.

Diese und andere Themen wurden beim Fachtag der Stiftung Arkadis aufgegriffen, vorgestellt und diskutiert. Obwohl das System der Frühförderung in der Schweiz etwas anders ist als zum Beispiel in Deutschland (auch dort gibt es Unterschiede von Bundesland zu Bundesland) ist das Buch auch für den Nichtschweizer mit Gewinn zu lesen. Die Beiträge tragen (wie intendiert) zum Verständnis für Frühförderung und den stetig sich wandelnden Herausforderungen bei.

Angesichts knapper Finanzen können, wie im Vorwort herausgestellt wird, nur Bedarfe berücksichtigt werden und nicht die möglicherweise vielfältigen Bedürfnisse der Familien erfüllt werden. Dies wird deutlich formuliert im Vorwort. Es wird klar herausgestellt, dass der Kanton Solothurn zu seinen Verpflichtungen steht; aber auch beim Projekt zur Begleitung der Frühgeborenen wird die große Sorge der Kantonsverwaltung deutlich, nur ja keinen Franken zu viel auszugeben, obwohl man ja eigentlich weiß, wie groß der (auch ökonomische) Nutzen der Unterstützung in der frühen Kindheit ist.

Zielgruppen

Fachkräfte der Pädagogik, der Frühförderung und in der Elternbegleitung

Fazit

Die Veröffentlichung enthält die Beiträge einer Fachtagung. Ist Elternschaft schon für alle Eltern eine große Aufgabe, so es mit einem Kind mit Unterstützungsbedarf eine „Elternschaft plus“. Die Probleme und Herausforderungen mit einem Kind mit Förderbedarf werden deutlich herausgearbeitet und Lösungsansätze vorgestellt. Das Buch kann zum Verständnis für die Frühförderung und die besonderen Herausforderungen für die Eltern beitragen.

Rezension von
Dr. Dipl.-Psych. Lothar Unzner
ehem. Leiter der Interdisziplinären Frühförderstellen in Dorfen, Erding und Markt Schwaben im Einrichtungsverbund Steinhöring
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Es gibt 198 Rezensionen von Lothar Unzner.

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ISSN 2190-9245