Christine Leutkart, Annemarie Steiner: Bilder in Bewegung
Rezensiert von Ulrike Ziemer, 29.05.2017
Christine Leutkart, Annemarie Steiner: Bilder in Bewegung. Ausdrucksformen ästhetischer Bildung in Kindertagesstätten. Verlag modernes lernen Borgmann GmbH & Co. KG. (Dortmund) 2017. 224 Seiten. ISBN 978-3-8080-0784-6. D: 19,95 EUR, A: 20,60 EUR, CH: 32,30 sFr.
Thema
Das vorliegende Buch „Bilder in Bewegung“ beschäftigt sich mit den Ausdrucksformen der ästhetischen Bildung in Kindertageseinrichtungen.
Kinder erleben die Welt auf kreative Weise. Die Ideen setzen hier an und zeigen wie mit den unterschiedlichsten Materialien und Techniken Bildungsbereiche miteinander verknüpft werden können.
Herausgeberinnen
Christine Leutkart und Annemarie Steiner haben Kunsttherapie studiert und sind in ihrem Grundberuf Erzieherin. Sie arbeiten und unterrichten in vielfältigen sozialpädagogischen Arbeitsfeldern.
Gemeinsam mit Antje Beck (Erzieherin und Theaterpädagogin), Dr. Regine Klingsporn (Musikerin und Musikwissenschaftlerin), Regine Laun (Sozial- und Medienpädagogin, Erzieherin) und Susanne Neumann (Kindheitspädagogin, Erzieherin) haben die beiden Herausgeberinnen mit ihrem reichen Erfahrungsschatz das Buch gestaltet.
Aufbau
Das vorliegende Werk ist in zwei Teile gegliedert.
Im ersten Teil setzen sich die Herausgeberinnen auf ca. 40 Seiten mit den Grundlagen der ästhetischen Bildung in Kitas auseinander. Diese Betrachtung wird unterteilt in:
- Aspekte ästhetischer Bildung in der Kita
- Ästhetische Bildung und gesellschaftliche Vielfalt
- Spielen Jungen anders? Die Reggio-Pädagogik – eine Pädagogik der Geschichten
- Wie Drachen sich fühlen – Medienkompetenz und ästhetische Bildung
- Möglichkeiten der Erziehungspartnerschaft mit Eltern
Der zweite Teil: Gestaltungsimpulse und Projektideen, gliedert sich in die Kapitel:
- Bewegliche Bilder
- Geschichten erzählen
- Musik und Töne: Klangbilder
- Bilder und Geschichten spielen
- Kunst erleben
- Projekte mit Eltern
Diese Kapitel sind jeweils weiter untergliedert in einzelne farbig bebilderte Ideen und Projekte.
Zum ersten Teil
Im ersten Teil des Buches wird der Zusammenhang zwischen ästhetischer Bildung und der gesellschaftlichen Vielfalt beschrieben.
In Kitas kommen sehr unterschiedliche Kinder mit den verschiedensten biografischen Hintergründen zusammen. Kommen Kinder schon früh in Kontakt mit der gesellschaftlichen Vielfalt und erleben diese als normal, können daraus vielfältige Lernerfahrungen entstehen. Die Planung und Durchführung von ästhetischen Angeboten in Tageseinrichtungen ist sehr bedeutsam für das Gelingen von inklusiven Prozessen. Hierzu ist eine wertschätzende pädagogische Haltung, die die Vielfalt von Menschen und kreativen Angeboten in den Mittelpunkt stellt, erforderlich.
Im weiteren Verlauf wird kurz auf die Reggio-Pädagogik und die geschlechterbewusste Erziehung und Bildung eingegangen. Die Partizipation der Kinder wird durch das Angebot einer Kinderkonferenz erlebbar. Ebenso wird eine Verknüpfung zwischen Medienkompetenz und ästhetischer Bildung hergestellt.
Der erste Teil des Buches schließt mit Überlegungen zu Themen wie Erziehungs-partnerschaft und Teilhabe von Eltern an Bildungsangeboten. Die Einbindung von Eltern kann im Rahmen von Ausstellungen, Elternabenden, Entwicklungsgesprächen oder durch das Angebot einer Elternwerkstatt erfolgen.
Zum zweiten Teil
Im zweiten Teil des Buches werden konkrete Projektideen und Impulse zur Gestaltung vorgestellt. Die Durchführung der vielfältigen praktischen Vorschläge wird jeweils in Textform beschrieben. Die erforderlichen Materialien findet man in einem grau unterlegten Kasten. Bei Bedarf werden hier auch Hinweise gegeben, die die praktische Durchführung erleichtern. Die vielen Bilder besitzen einen hohen Aufforderungscharakter und motivieren zum Ausprobieren.
Im Folgenden werden beispielhaft einige der zahlreichen kreativen Möglichkeiten benannt.
- Bewegliche Bilder: Bewegliche Figuren aus Papier können mit Hilfe von Wendebildernoder Pop-ups gestaltet werden.Mobiles und Windspiele, wieeinMobile mit TransparentpapiersowieFahnen, Wimpel und Flatterwesen, zeigen neue Formen der Darstellung.
- Geschichten erzählen: Es wird gezeigt wie Geschichten, die von Kindern erfunden wurden, präsentiert werden können.Mit Material- und Stempeldruckkann zum Beispiel eine Stadt entstehen. Einfache Buchformen werden hergestellt und mit Hilfe eines Rollkinos entsteht aus Geschichten fast schon ein Film.Auch die Entwicklung eines Trickfilmes wird beschrieben und lässt Bilder lebendig werden.
- Musik und Töne: Klangbilder: Mit Klängen spielen, malen und erzählenund so die Wahrnehmung und Kreativität von Kindern wecken macht viel Freude und lässt Bilder „sprechen“. Kleine Trommelnund Instrumente mit verschiedenen Tonhöhen können aus Alltagsmaterialien selbst gebaut werden.
- Bilder und Geschichten spielen: Bilderbücher dienen als Impulsgeber, um Geschichten und Figuren zu gestalten. Auf passende Bilderbücher wird hingewiesen. Auch mit Hilfe von selbstgebauten Spielfiguren können Geschichten gespielt werden. Das Kreieren von Stabfiguren, Hand(schuh)-figuren, Marionetten und Handpuppen wird ebenso vorgestellt wie ein Stuhltheater mit selbst erschaffenen Stuhlfiguren.
- Kunst erleben: Kunstwerke bekannter Künstler können Inspiration für eigene Ausführungen sein. Es werden einige Projektideen zum Beispiel: „Meine eigene Farbe, Ein Ton – eine Farbe“ oder „Menschenbilder“ beschrieben.
- Projekte mit Eltern: Eltern die Bedeutsamkeit von ästhetischer Bildung nahezubringen ergänzt den Bildungsauftrag von Kindertageseinrichtungen. Im Buch wird unter anderem ein Elternprojekt vorgestellt, bei dem Eltern mit Malwerkzeugen und Kleisterfarben experimentieren können. Neben der Selbsterfahrung werden Anregungen für die Umsetzung zu Hause vermittelt.
Nach jedem Kapitel sind Literaturhinweise zur Vertiefung der jeweiligen Thematik zu finden. Am Ende des Buches steht eine Liste mit Literatur, Internetquellen und Links.
Diskussion
Die Überschrift des Vorwortes „Alles ist in Bewegung!“ beschreibt sehr treffend den Stil des Buches. Es enthält eine unglaubliche Vielfalt von Ideen, Projekten und Denkanstößen die den Leser auf eine turbulente Reise einladen. Die Möglichkeiten der unterschiedlichen ästhetischen Ausdrucksformen sind überwältigend. Faszinierend am vorliegenden Buch sind mehrere Aspekte. Es ist den beiden Herausgeberinnen gelungen, ihre eigenen Praxiserfahrungen mit Beiträgen von erfahrenen Erzieherinnen und Kolleginnen aus einer Fachschule für Sozialpädagogik zu ergänzen. Das Ziel aller ist es, Neues vorzustellen, Altes aufzufrischen und somit Bewegung in die praktische Arbeit zu bringen.
Die Anleitungen und Hinweise sind ausführlich und befähigen zum Ausprobieren. Es gibt keine Schablonen oder starren Konzepte. Vielmehr wird dem Leser Mut gemacht, Impulse mit eigenen Gestaltungsideen zu verbinden. Die ausdrucksstarken und farbigen Abbildungen zeigen sowohl Entstehungsprozesse als auch fertige Werke. Es sind individuelle Kunstwerke die beim Nachmachen sicherlich ganz anders ausfallen werden. Hier schließt sich der Kreis zum theoretischen Input.
Die Haltung, dass Vielfalt in der Gesellschaft und bei ästhetischen Bildungsprozessen, es erst ermöglichen künstlerisch tätig zu werden, prägt die vorgestellten Schöpfungsprozesse. Die individuelle Ausdruckskraft, Kreativität und Fantasie jedes einzelnen Kindes wird angesprochen und entwickelt. Es ist sehr gut gelungen darzustellen, das alle teilhaben können und es nicht um Perfektion geht. Teilhabemöglichkeiten für Eltern finden ebenfalls Raum. Ein sehr gelungenes Werk, das sich als langjähriger Begleiter in Tageseinrichtungen, Schulen und auch im privaten Umfeld anbietet.
Fazit
Das reich bebilderte und übersichtlich strukturierte Buch „Bilder in Bewegung“ wurde von Christine Leutkart und Annemarie Steiner herausgegeben. Ihre Erfahrungen aus der sozialpädagogischen Praxis und Lehre prägen die vielfältigen und umfangreichen Projektideen und Gestaltungsimpulse. Ästhetische Ausdrucksformen in Kindertageseinrichtungen unterstützen Bildungsprozesse und helfen gesellschaftliche Vielfalt als Schatz zu entdecken.
Das Werk richtet sich an pädagogische Fachkräfte und Interessierte. Die künstlerisch-kreativen Methoden sind überwiegend für Kinder zwischen 4 und 10 Jahren konzipiert. Eine sehr inspirierende und empfehlenswerte Sammlung von kreativen Vorschlägen.
Rezension von
Ulrike Ziemer
Dipl. Heilpädagogin (FH)
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Es gibt 31 Rezensionen von Ulrike Ziemer.
Zitiervorschlag
Ulrike Ziemer. Rezension vom 29.05.2017 zu:
Christine Leutkart, Annemarie Steiner: Bilder in Bewegung. Ausdrucksformen ästhetischer Bildung in Kindertagesstätten. Verlag modernes lernen Borgmann GmbH & Co. KG.
(Dortmund) 2017.
ISBN 978-3-8080-0784-6.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/22580.php, Datum des Zugriffs 08.12.2024.
Urheberrecht
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