Peter Hammerschmidt, Juliane Sagebiel u.a. (Hrsg.): Die Soziale Arbeit im Spannungsfeld der Ökonomie
Rezensiert von Prof. Dr. Gabriele Moos, 10.10.2017

Peter Hammerschmidt, Juliane Sagebiel, Aysel Yollu-Tok (Hrsg.): Die Soziale Arbeit im Spannungsfeld der Ökonomie.
AG SPAK Bücher
(Neu Ulm) 2017.
180 Seiten.
ISBN 978-3-945959-16-9.
26,00 EUR.
Schriftenreihe Soziale Arbeit – Band 8
der Fakultät für angewandte Sozialwissenschaften der Hochschule München
Herausgegeben von Peter Hammerschmidt und Juliane Sagebiel.
Herausgeber
Alle drei Herausgeber lehren an der Hochschule München.
- Peter Hammerschmidt ist Professor für Grundlagen der Sozialen Arbeit.
- Juliane Sagebiel ist Professorin für Sozialarbeitswissenschaft.
- Aysel Yollu-Tok hat eine Professur Sozialpolitik und Soziale Ökonomie.
Thema
Der vorliegende Sammelband nimmt eine Verhältnisbestimmung zwischen dem Wirtschafts- und dem Sozialsektor mit ihren Eigenlogiken und Perspektiven auf den jeweiligen anderen Sektor vor, um dann zu fragen, welche Probleme und Veränderungen sich für die soziale Arbeit aus der Ökonomisierung ergeben. Die verschiedenen Beiträge machen deutlich, dass der Ökonomisierungsprozess noch keineswegs abgeschlossen. Soziale Arbeit ist in Bewegung. Es gibt Bereiche, in denen „die Welt noch in Ordnung scheint“, andere Bereich (z.B. der Krankenhaussektor) folgen immer stärker marktwirtschaftlichen Prinzipien. Die Veränderungen, die durch die Ökonomisierung in der Sozialen Arbeit stattgefunden haben, werden mit je eigenen Schwerpunkten und teilweise auch aus unterschiedlichen Perspektiven von den Autoren dieses Sammelbandes beleuchtet.
Die Veränderungen zeigen tiefgreifende Folgen, was die zur Verfügung stehenden Mittel betrifft. Die Begrenzung der erforderlichen Ressourcen ist dabei jedoch nur einer der Aspekte dieses Prozesses, wenn auch der, der am augenscheinlichsten ist. Die Veränderungen wirken sich ebenfalls auf den Prozess der Erbringung sozialer Dienstleistungen selber aus und damit auch auf die Definition der Aufgaben und der Zielgruppen Sozialer Arbeit. Nicht zuletzt verändern sie die Binnenstruktur, also z.B. die Organisation, die Sprache, die Bedeutung bestimmter Bezugswissenschaften, die intentionale Ausrichtung und die Methoden der Sozialen Arbeit.
Aufbau und Inhalte
Nach einer Einführung durch die Herausgeber rekonstruieren die Wirtschaftswissenschaftler Sesselmeier, Friedrich und Krekeler „Die Perspektive der Ökonomie auf das Soziale“. Dabei wird die Schlussfolgerung gezogen, dass sozialpolitische Maßnahmen auch in markroökonomischen Zusammenhängen beurteilt werden und institutionen- wie verhaltensökonomische Aspekte berücksichtigt werden müssen.
Der Beitrag von Wohlfahrt beleuchtet die Perspektive der Sozialwirtschaft auf die Ökonomie. Er zeigt auf, dass die staatlich organisierte und finanzierte Gemeinwirtschaft zunehmend nach erwerbswirtschaftlichen Logiken gesteuert wird.
Der folgende Beitrag von Hagn gibt einen Überblick über den normativen Rahmen der Sozialstaatstransformation und fokussiert auf die Auswirkungen der Ökonomisierung sozialer Dienstleistungen.
Hofmann und Yollu-Tok beschäftigen sich mit der Rolle und der Bedeutung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt und zeigen dabei auf, dass Reproduktionsarbeit zur Steigerung der Erwerbsarbeit von Frauen geführt hat, ohne dabei die geschlechtsspezifische Ungleichheit zu reduzieren.
Der Beitrag von Haupt mit dem Titel „Soziale Einrichtungen zwischen Profit und Gemeinwohlorientierung“ beschreibt am Beispiel des Krankenhaussektors, wie charakteristische Logiken und Mechanismen des Wirtschaftssystems den Bereich der sozialen und gesundheitsbezogenen Dienstleistungen durchdringen.
Es folgt ein Beitrag von Kubon-Gilke zu dem Spannungsfeld Ökonomie, Ethik und Soziale Arbeit.
Der abschließende Beitrag von Elsen unter der Überschrift „Gemeinwesenökonomie und öko-soziale Entwicklung“ begründet kooperative Ansätze der Gemeinwesenökonomie im Kontext einer gestaltenden Sozialpolitik und Arbeit am Sozialen vor dem Hintergrund der Wachstumswende und ökosozialer Entwicklungen.
Diskussion
Nach der Lektüre des Sammelbandes stellt man sich unweigerlich die Frage: Wie viel Ökonomie verträgt die Soziale Arbeit? Eine Antwort könnte dann lauten, Ökonomie muss innerhalb der Sozialen Arbeit eine dienende Rolle übernehmen. Dort, wo sie mit ihrer Logik und ihren Zielvorstellungen die Kernidentität sozialer Arbeit zu verändern droht, ist sie nicht mehr dienlich, sondern kontraproduktiv.
Zielgruppe
Der Sammelband richtet sich vor allem an Lehrende, Praktiker und Studierende der Sozialen Arbeit sowie an alle an der Sozialen Arbeit Interessierten.
Fazit
Speziell für Studierende, aber auch für Menschen, die aus anderen Gründen an dem Verhältnis von Sozialer Arbeit und Ökonomie interessiert sind, ist dieses Buch zu empfehlen. Jedes Kapitel endet mit weiterführenden Leseempfehlungen. Von den Inhalten her ist allerdings ein Grundwissen in der Sozialen Arbeit erforderlich, um die einzelnen, teilweise sehr unterschiedlichen Argumentationsstränge, zu verstehen. In der Vielfalt der Argumentationslinien liegt aber gerade der Reiz des Buches.
Rezension von
Prof. Dr. Gabriele Moos
RheinAhrCampus Remagen, Fachbereich: Wirtschafts- und Sozialwissenschaften
Lehrgebiet Sozialmanagement
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Es gibt 28 Rezensionen von Gabriele Moos.
Zitiervorschlag
Gabriele Moos. Rezension vom 10.10.2017 zu:
Peter Hammerschmidt, Juliane Sagebiel, Aysel Yollu-Tok (Hrsg.): Die Soziale Arbeit im Spannungsfeld der Ökonomie. AG SPAK Bücher
(Neu Ulm) 2017.
ISBN 978-3-945959-16-9.
Schriftenreihe Soziale Arbeit – Band 8
der Fakultät für angewandte Sozialwissenschaften der Hochschule München
Herausgegeben von Peter Hammerschmidt und Juliane Sagebiel.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/22603.php, Datum des Zugriffs 31.01.2023.
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