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Anja Blechschmidt, Ute Schräpler (Hrsg.): Unterstützend erzählen – Erzählen unterstützen

Rezensiert von apl. Prof. Dr. Susanne Wachsmuth, 13.09.2017

Cover Anja Blechschmidt, Ute Schräpler (Hrsg.): Unterstützend erzählen – Erzählen unterstützen ISBN 978-3-7965-3628-1

Anja Blechschmidt, Ute Schräpler (Hrsg.): Unterstützend erzählen – Erzählen unterstützen. Schwabe Verlag (Basel ) 2017. 160 Seiten. ISBN 978-3-7965-3628-1. 38,00 EUR. CH: 38,00 sFr.

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Thema

Das Thema Erzählen im Gespräch wird unter Berücksichtigung der Unterstützten Kommunikation im logopädischen Kontext aus verschiedenen Blickwinkeln diskutiert, und es werden Ansätze zur Förderung dieser Kompetenz aufgezeigt.

AutorInnen

Insgesamt neunzehn Autoren und Autorinnen, die sich theoretisch und/oder vorwiegend praktisch mit der Thematik des Erzählens unter der Bedingung der Unterstützten Kommunikation auseinandersetzen, beleuchten die Förderung des Erzählens unter erschwerten Bedingungen aus verschiedenen Perspektiven-

Entstehungshintergrund

Das vorliegende Buch ist der vierte Band der von Prof. Dr. Anja Blechschmidt und Dr. Uta Schärpler von der Fachhochschule Nordwest Schweiz herausgegebenen Reihe „treffpunkt logopädie“.

Aufbau und Inhalt

Das Buch beinhaltet vierzehn eigenständige Beiträge, die in drei Unterkapitel eingeteilt sind:

  1. Modelle unterstützen – unterstützende Modelle (Beiträge eins bis drei), hier werden theoretische Grundlagen dargelegt,
  2. Zuhören unterstützen (Beiträge vier bis neun) mit dem Schwerpunkt auf der sprachlichen Rezeption und
  3. Sprechen ergänzen und unterstützen (Beiträge zehn bis vierzehn), das den Fokus auf die Sprachproduktion legt.

Der erste Beitrag „Verstehens-Management in der Multimodal Angepassten Kommunikation MAK“ ist von Anja Blechschmidt. Das Gespräch wird als ein im Sprachhandeln gemeinsam hervorgebrachtes Produkt angesehen, das beim Einsatz von Unterstützter Kommunikation besonders für Störungen anfällig ist und daher der Kenntnis und Anwendung von spezieller Strategien bedarf, um erfolgreich zu sein.

Im zweiten Artikel stellt Astrid Drick „Modelle narrativer Kompetenz – eine Beschreibung“ aus der Erzählforschung vor. Dabei unterscheidet sie textstrukturelle, kognitive und Interaktionsmodellen.

Wieland Kranich umreißt in „Zum Kommunikationsbegriff aus sprechwissenschaftlich-rhetorischer Perspektive“ den Begriff der Kommunikation aus sozialwissenschaftlicher Perspektive und fokussiert die rhetorische Kommunikation.

Mit „Zuhören und Zuhören unterstützen. Beobachtungen zur kommunikativen Beziehung in der frühen Sprachförderung“ von Simone Kannengieser beginnt das zweite große Unterkapitel des Buches. Die Autorin fasst ihre These in der Formel „Zuhören unterstützt Zuhören“ zusammen und plädiert für eine nicht-dominante, suchend-fragende Rolle der Fachperson, die sich nicht nur für die produktive Kompetenz der Kinder, sondern auch auf ihre rezeptive Kompetenz positiv auswirkt.

Ana Holstein-Wyrsch stellt in „Kleine Wörter – große Geschichten. Erzählfähigkeit verbessern mit Kernwortschatz“ die Bedeutung der Nutzung des Kernwortschatzes für ein flexibles Erzählen heraus, erläutert in diesem Zusammenhang die Relevanz von Modelling und gibt Beispiele für erfolgversprechende Interventionsmaßnahmen.

Uta Hellrung legt in „Einstieg in die Sprach-und Kommunikationsförderung mit unterstützten Kommunikationsformen bei Kindern mit geistiger Behinderung“ den Schwerpunkt auf eine spezielle Gruppe von Nutzern der Unterstützten Kommunikation. Sie gibt einen kurzen Einblick in die Theorie zum Spracherwerb unter besonderer Berücksichtigung der vorsprachlichen Kommunikationsentwicklung bei Kindern, die keine Lautsprache verwenden. Anhand eines Fallbeispiels werden Einblick in Diagnostik und Intervention gegeben.

Kerstin Nonn stellt In „Die Wirksamkeit von Leichter Sprache in der Erzählfähigkeit von Menschen mit Lernschwierigkeiten beziehungsweise geistiger Behinderung“ ihre Forschung zur Bedeutung der Leichten Sprache vor und weist nach, dass deren Anwendung eine signifikante Verbesserung des Verstehens bewirkt.

Mit der „Unterstützung von sozialem Verständnis und sozialen Mitteilungen bei Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen“ setzt sich Claudia Ermert auseinander. Ein Schwerpunkt liegt hier auf der Visualisierung sozialer Regeln und Erwartungen.

Mit dem Beitrag von Karolin Schäfer „Hören, Zuhören, Verstehen – Voraussetzungen und Gestaltung einer UK-Förderung bei Menschen mit Hörbeeinträchtigungen“ wendet sich die Autorin einer anderen Personengruppe und damit auch neuen Fragestellungen zu. Neben dem Einsatz von Gebärden werden die anderen gebräuchlichen Methoden der UK zur Förderung dieser Personengruppe diskutiert.

Das dritte große Unterkapitel startet mit „Leicht verständliche Sprache: dein Motivator für Kommunikation“ von Kerstin Matausch-Mahr, Anja Pudelko, Eleonora Gubler, Johann Danner, Karl Mühlbachler, Cornelia Pfeiffer, Sandra Weber und Berhard Herlitz. Zunächst werden die Begriffe Leichte Sprache, leicht verständliche Sprache und Leicht Lesen erläutert sowie dargestellt, dass Leichte Sprache nicht nur für Menschen mit Lernschwierigkeiten, sondern auch für unterstützt kommunizierende Menschen bedeutsam ist. Das Kapitel endet mit dem Praxisbeispiel eines Leseklubs, an dem auch unterstützt Kommunizierende teilnehmen, und der Schriften in leicht verständlicher Sprache erfolgreich liest.

Melanie Willke erläutert in „Scaffolding – wie Bezugspersonen sprachliches Handeln unterstützen“ die Methode des Scaffoldings bei lautsprachlich kommunizierenden Kindern und überträgt die Erkenntnisse auf die Unterstützte Kommunikation.

Hildegard Kaiser-Mantel beschäftigt sich in „Ich will dir etwas erzählen vom Wer? und Was? und Wo? Unterstützungsmöglichkeiten der kindlichen Erzählfähigkeit“ mit Methoden und Strategien, um Erzählstrukturen mit Kindern einzuüben.

Von Claudia Castaneda und Monika Waigand sind die Ideen zur Gestaltung und Beispiele vom Umgang mit flexiblen Erzählbüchern, die sie in „Erzählbücher – Ideen zur interaktiven Förderung der Erzählfähigkeit“ vorstellen.

Den letzten Beitrag hat Ute Schräpler geschrieben: „Modellierungstechniken erfolgreich anwenden – warum Tipps und Tricks nicht ausreichen“. Es wird betont, dass Modelling ein komplexes und anspruchsvolles sprechtherapeutisches und sprach förderliches Handeln ist, für das eine logopädische Ausbildung die Voraussetzungen bietet.

Fazit

Das Buch beleuchtet das Thema aus verschiedenen Perspektiven und bietet daher viele Anregungen und Denkanstöße. Da die Beiträge relativ kurz sind, müssen sie auch als solche verstanden werden. Die jeweiligen Literaturlisten bieten die Möglichkeit sich zusätzliche Informationen zu beschaffen. Daher wendet sich diese Publikation wohl vornehmlich an ein an Theorie interessiertes Publikum.

Rezension von
apl. Prof. Dr. Susanne Wachsmuth
Justus-Liebig-Universität Gießen, Institut für Heil- und Sonderpädagogik Geistigbehindertenpädagogik

Es gibt 39 Rezensionen von Susanne Wachsmuth.

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Zitiervorschlag
Susanne Wachsmuth. Rezension vom 13.09.2017 zu: Anja Blechschmidt, Ute Schräpler (Hrsg.): Unterstützend erzählen – Erzählen unterstützen. Schwabe Verlag (Basel ) 2017. ISBN 978-3-7965-3628-1. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/22605.php, Datum des Zugriffs 30.11.2023.


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