Hartwig Hansen: A bis Z der Interventionen in Gruppen
Rezensiert von Tatjana van de Kamp, 08.11.2017
Hartwig Hansen: A bis Z der Interventionen in Gruppen. Flipchart-Tools für Beratung, Supervision und Teamentwicklung. Klett-Cotta Verlag (Stuttgart) 2017. 240 Seiten. ISBN 978-3-608-89186-7. D: 29,00 EUR, A: 29,90 EUR.
Thema
Moderieren und Supervision am Flipchart als Alternative, um gemeinsam Klarheit schaffen. Das Flipchart kann dabei helfen, Fragen oder Ideen zu strukturieren und gemeinsam mit der Gruppe zu erarbeiten. Hartwig Hansen präsentiert eine Sammlung von Beispielen und Modulen aus seiner langjährigen Praxis als Supervisor.
Autor
Hartwig Hansen ist Diplom-Psychologe, Paar- und Familientherapeut und systemischer Supervisor. Er arbeitet selbstständig als Publizist und Berater in Hamburg und hat Bücher zu Paartherapie und Partnerschaft veröffentlicht.
Aufbau und ausgewählte Inhalte
Die 60 Beträge sind nach den Überschriften von Auftrag bis Zwischenbilanz von A bis Z sortiert. Da sie inhaltlich nicht aufeinander aufbauen, können sie in beliebiger Reihenfolge gelesen und ausprobiert werden. Wo nötig, sind am Ende des Kapitels Literaturhinweise oder Referenzen zu theoretischen Grundlagen aufgeführt, und am Ende des Buches findet sich ein Gesamtliteraturverzeichnis. Die Beiträge entstammen der eigenen Supervisionspraxis des Autors in der sozialen Arbeit.
Um einige Beispiele zu nennen, geht es in den Beiträgen unter anderem darum
- mithilfe des Auftraggeber-Karussells die vielfältigen und teils gegensätzlichen Anforderungen verschiedener Auftraggeber sichtbar zu machen,
- mit einer Vierfelder-Matrix herauszuarbeiten, was bewahrt oder verändert werden sollte,
- Ideen zur Moderation von Bedarfsklärung oder Brainstorming,
- Untersuchung des Energiehaushalts: Woraus ziehe ich in meiner Arbeit Energie? Wie investiere ich meine Energie im Arbeitsalltag? Hierzu passt auch die Einflusszielscheibe: welchen Einfluss habe ich auf meine Energiefresser?
- Supervisionsfallskizzen, die Empathie-Runde, das Genogramm (Visualisierung der Familienkonstellation), um die Situation eines Klienten besser zu verstehen,
- zur Teamentwicklung: In der Gruppe mit einem vorgegebenen oder selbst entwickelten Fragebogen zur Team-, Führungs- oder Anerkennungskultur ermitteln, Punkte-Votum durchführen, um die Stimmung zu testen oder Themen für die Teamentwicklung zu ermitteln, Tools, um Struktur, Gestaltung und Regeln für verschiedene Teamsitzungen entwickeln,
- Tipps zum Zeichnen und Visualisieren am Flipchart, Sichtbarmachen von individuellen Metaphern (z.B. dem inneren Schweinehund, Teamprozessen, systemischen Zusammenhängen),
- Erwähnung vieler bekannter Tools, wie Eisberg-Modell, Eisenhower-Matrix, Inneres Team, Johari-Fenster, SWOT Analyse, Themenzentrierte Interaktion, Transaktionsanalyse.
Diskussion
Das Buch enthält einen Skizzenpool an Anregungen und Beispielen für Visualisierungen am Flipchart und vertiefende Moderation von Supervisionsgruppen der sozialen Arbeit. Die einzelnen Beträge geben keinen vollständigen Überblick zu einem Thema, dazu gibt es am Ende jedes Kapitels weiterführende, teilweise umfangreiche Literaturhinweise. Der Nutzen des Buches liegt vielmehr in den praxisnahen Dialogbeispielen typischer Supervisionsthemen, die in Anlehnung an bekannte Modelle am Flipchart lebendig und besprechbar gemacht werden. Die dahinterliegenden Methoden und Modelle sollten bekannt sein.
Der Autor legt dabei vor allem Wert auf Empathie und das Ernstnehmen von Ängsten und anderen Emotionen. Er zeigt, wie es gelingen kann, diese einfühlsam an die Oberfläche zu moderieren und für die Gruppe zugänglich und nutzbar zu machen. Schön finde ich auch die konsequente Arbeit mit dem Flipchart, die sehr interaktiv und nah an der Situation und Gefühlslage der Teilnehmer ist und durch die Visualisierung die Diskussion lebendig werden lässt, auch da die Teilnehmer mit ihren Beiträgen das Chart aktiv mitgestalten.
Wenn auch viele Hinweise des Autors selbstverständlich oder bekannt erscheinen, sind es manche auch wert, wieder ins Gedächtnis zurückgerufen oder ins Repertoire aufgenommen zu werden. Das Schmökern in diesem Buch hält uns davon ab, in altbewährten Mustern steckenzubleiben und regt dazu an, im nächsten Workshop mal etwas anderes auszuprobieren.
Mit etwas Erfahrung in der Beratung, Supervision oder Moderation findet man sich anhand des Inhaltsverzeichnisses zwar ganz gut zurecht, jedoch suggeriert der Titel „A-Z der Interventionen in Gruppen“ mehr Systematik und Vollständigkeit, als das Buch am Ende bietet. So findet sich der Leitfaden zum Aufbau der kollegialen Beratung in der Mitte des Buches, und die Beiträge über wirksame Fragen oder die Varianten zur Falldarstellung sind über das Buch verstreut. Es gibt auch leider kein Stichwortverzeichnis zum Nachschlagen bestimmter Methoden oder Fragestellungen.
Fazit
Die Sammlung von 60 Moderations- und Visualisierungstools für das Flipchart sind kleine Perlen für Supervisions- und Teamworkshops und regen dazu an, die eigene Diskussionsgestaltung unter anderem auch visuell zu variieren. Grundlegende Methoden und Modelle der Moderation und Supervision sollten allerdings bekannt sein bzw. anderweitig angeeignet oder angelesen werden, sodass das Buch sich eher an Leser mit etwas Moderationserfahrung richtet.
Rezension von
Tatjana van de Kamp
Dipl. Kauffr., MA (Arbeits- und Organisationspsychologie)
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Zitiervorschlag
Tatjana van de Kamp. Rezension vom 08.11.2017 zu:
Hartwig Hansen: A bis Z der Interventionen in Gruppen. Flipchart-Tools für Beratung, Supervision und Teamentwicklung. Klett-Cotta Verlag
(Stuttgart) 2017.
ISBN 978-3-608-89186-7.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/22650.php, Datum des Zugriffs 18.01.2025.
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