Manfred Bruhn, Karsten Hadwich (Hrsg.): Dienstleistungen 4.0, Band 2
Rezensiert von Prof. Dr. Bernd Halfar, 27.06.2018
Manfred Bruhn, Karsten Hadwich (Hrsg.): Dienstleistungen 4.0, Band 2. Geschäftsmodelle - Wertschöpfung - Transformation. Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (Wiesbaden) 2017. 561 Seiten. ISBN 978-3-658-17551-1. D: 99,99 EUR, A: 102,79 EUR, CH: 103,00 sFr.
Entstehungshintergrund und Thema
Digitalisierung, 4.0, smart services sind auch die Zauberworte der sozialwirtschaftlichen Branche geworden. So attraktiv, reizvoll und verheißungsvoll diese Konzepte auch klingen, so praxisfern und noch spielerisch ist der Operationalisierungsgrad. Es gibt im Sozialbereich mehr Tagungen und Gutachten zu diesem Themenkreis als praktische Beispiele.
Der Band 1 des im Forum Dienstleistungsmanagements erschienenen Sammelwerkes „Dienstleistungen 4.0“ führt in das Thema ein, gibt ein Überblick über Begriffswelten, Denkstrukturen und Technikmodelle und zeigt einige praktische Erfahrungen mit 4.0 im Dienstleistungsbereich. Der hier besprochene Band 2 „Dienstleistungen 4.0“ steigt in die Niederungen und beschäftigt sich mit Geschäftsmodellen, mit Wertschöpfungspotenzialen und praktischen Anforderungen an die Transformation.
Aufbau
Der Band ist in vier Teilgebiete gegliedert, die sich mit den zentralen Fragestellungen befassen, die sich Unternehmen auf dem Weg zur Digitalisierung stellen.
Ausgewählte Inhalte
Ein Kapitel kreist um die Entwicklung von Geschäftsmodellen, die sich in der Form, aber auch in der ökonomischen Logik zum Teil deutlich von „analogen Geschäftsmodellen“ unterscheiden. Am Beispiel der Versicherungswirtschaft zeigen Bühler und Maas sehr präzise und anschaulich, wie technologische Möglichkeiten eine Dienstleistungsbranche umkrempeln (können), wie sich in dieser Transformation durch Value-Design und Organisations-Design Wettbewerbsvorteile erzielen lassen.
Einen gut lesbaren Einstieg in Überlegungen zur Plattformökonomie und einen guten Überblick über erfolgreiche Service-Plattformen gibt der Beitrag von Winter.
Wer immer sich mit digitalisierten Geschäftsmodellen beschäftigt, kommt an dem Werkzeug „Business Model Canvas“, das von Osterwalder et al. durch die Value Proposition Canvas vor einigen Jahren erweitert wurde, nicht vorbei. Hier bekommt man eine übersichtliche Einführung in dieses tool, wobei das herangezogene Praxisbeispiel aus der Industrie methodisch doch sehr mager ist.
Für die Sozialarbeit und ihre Organisationen als Gedankenvorlage zutreffend sind die Überlegungen von Krebs,Hepp und Hadwich über Erfolgsfaktoren der Integration wissensintensiver Dienstleistungen im Rahmen der Servicetransformation. Anhand einer empirischen Studie werden die Erfolgsfaktoren in den Bereichen Führung, Mitarbeitende, Strategien, Ressourcen, Prozesse, Dienstleistungsprodukte, Organisation und Struktur dargestellt. Wer sich im Sozialbereich auf den digitalen Weg machen will, erhält mit diesem Aufsatz einen hilfreichen Kompass.
Im zweiten Teilgebiet dieses Buches behandeln die Aufsätze die Wertschöpfung digitalisierter Dienstleistungen. Einen guten Einstieg in dieses Thema liefert der Beitrag von Paluch, die sich nochmals eher prinzipiell mit smart service Systemen beschäftigt. Ob die Sozialarbeit aus dem sehr fundierten Beitrag von Weber über den Einsatz von intelligenter Sprachanalysetechnologien bei der Kunden-Mitarbeiter-Interaktion lernen kann, ist zu vermuten; zumindest erscheint es empfehlenswert, diesen Theoriestrang nachzuverfolgen. Ob und wie sich hieraus Wertschöpfungspotenziale ergeben, kann dieser Beitrag noch nicht zeigen. Besser gelingt das Bach,Rimbach und Wolf, die sich mit den Kosten- und Differenzierungstreibern von Dienstleistungen mit Hinblick auf Wertschöpfungspotenziale befassen. Dieser Beitrag packt nochmals die bekannten Dienstleistungskonfigurationen an und erreicht auf respektabler theoretischer Höhe, in guter Systematik einen hervorragenden Überblick, wo in digitalisierten Modellen die Wertschöpfungspotenziale vermutet und gehoben werden können. Eine sehr empfehlenswerte Lektüre.
Im dritten Abschnitt des Bandes beschäftigen sich die Aufsätze mit der Transformation von Unternehmen aus dienstleistungsfernen Branchen zu Dienstleistungsunternehmen und im vierten Abschnitt mit branchenspezifischen Perspektiven von Dienstleistungen 4.0. Die in diesen Teilbereichen des Buches versammelten Aufsätze spielen in fremden Welten, die von Lesern aus der Sozialwirtschaft überblättert werden können.
Diskussion und Fazit
Der hier besprochene Band 2 „Dienstleistungen 4.0“ ist auf dem aktuellen Wissensstand. Die Beiträge sind sauber gearbeitet, die Gliederung des Buches orientiert sich in der Tat an den aktuellen Diskussionen, auch in der Sozialwirtschaft, und insofern ist die Lektüre zu empfehlen. Es gibt eine Vielzahl von Anregungen für Führungskräfte in sozialen Organisationen, die sich mit Entscheidungsgrundlagen beschäftigen, ob und wenn ja wann und wie man in digitalisierte Geschäftsmodelle sozialer Dienstleistungen einsteigen soll. Zwar ist das Thema „Digitalisierung und 4.0“ im Sozialbereich brandneu, aber offensichtlich sind die Wertschöpfung, Transformationsprozesse, Geschäftsmodelle in den bereits deutlicher infizierten Branchen auch nicht so klar und eindeutig, dass man auf empirisch sicheren Boden stehen würde. Insofern kann die Sozialbranche offensichtlich den Wissensvorsprung relativ rasch aufholen. Und dieses Buch hat einige Beiträge, die hierbei sehr hilfreich sein können.
Rezension von
Prof. Dr. Bernd Halfar
Es gibt 38 Rezensionen von Bernd Halfar.
Zitiervorschlag
Bernd Halfar. Rezension vom 27.06.2018 zu:
Manfred Bruhn, Karsten Hadwich (Hrsg.): Dienstleistungen 4.0, Band 2. Geschäftsmodelle - Wertschöpfung - Transformation. Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
(Wiesbaden) 2017.
ISBN 978-3-658-17551-1.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/22746.php, Datum des Zugriffs 08.09.2024.
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