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Michael Opielka: Soziale Nachhaltigkeit

Rezensiert von Beatrice Durrer Eggerschwiler, 09.10.2017

Cover Michael Opielka: Soziale Nachhaltigkeit ISBN 978-3-96006-005-5

Michael Opielka: Soziale Nachhaltigkeit. Auf dem Weg zur Internalisierungsgesellschaft. oekom Verlag (München) 2017. 132 Seiten. ISBN 978-3-96006-005-5. D: 22,95 EUR, A: 23,60 EUR.

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Thema

Michael Opielka legt in seinem Buch dar, warum der Ausschluss der Sozialpolitik aus dem Nachhaltigkeitsdiskurs aber auch aus den Überlegungen zur Postwachstumsgesellschaft aus seiner Sicht ein Ende haben muss. Eine der Hauptaussagen des Buches ist, dass der Wohlfahrtsstaat ein Organisator für systemische Nachhaltigkeit sein kann, wenn seine Binnenlogik auf Soziale Nachhaltigkeit ausgerichtet wird. Der Autor geht davon aus, dass im Programm Soziale Nachhaltigkeit insofern ein neuer Zugang gesehen werden kann, als dass damit die Forderung nach einer gesellschaftlichen Umkehr bzw. die Umstellung von einer Externalisierungsgesellschaft auf eine Internalisierungsgesellschaft verbunden ist.

Autor

Prof. Dr. habil. Michael Opielka, Dipl. Päd., ist Geschäftsführer und Wissenschaftlicher Leiter des Instituts für Sozialökologie gemeinnützige GmbH (ISÖ) und Professor für Sozialpolitik an der Ernst-Abbe-Hochschule Jena. Das ISÖ ist ein 1987 gegründetes Forschungs- und Beratungsinstitut, zudem ein ThinkTank zur Politikberatung auf dem Gebiet der Sozialen Nachhaltigkeit. Die Forschungsschwerpunkte von Michael Opielka sind Sozialpolitik, Soziale Nachhaltigkeit, Soziale Arbeit, die Zukunftsforschung sowie soziologische Theorie.

Entstehungshintergrund

Die Grundlage des Buches bildet eine Studie zur Thematik der Sozialen Nachhaltigkeit, mit der das ISÖ seitens des Institut for Advanced Sustainability (IASS) beauftragt wurde. Zudem beschäftigt sich der Autor seit den 1980-er Jahren mit der Beziehung von Wohlfahrtstaat und ökologischer Transformation und kommt zum Schluss, dass in Diskursen zur ökologischen Transformation und Nachhaltigkeit der Wohlfahrtsstaat ebenso wie die Marktwirtschaft als Thema fast durchwegs gemieden werden.

Aufbau

Das Buch ist in fünf Kapitel gegliedert, die je ca. 20 Seiten umfassen. Dazu kommen eine relativ ausführliche Einleitung sowie ein umfassender Teil mit Quellenangaben und Anmerkungen.

Inhalt

Im ersten Kapitel geht der Autor auf den Begriff „Soziale Nachhaltigkeit“ ein und erläutert vier Konzeption der Sozialen Nachhaltigkeit, wobei der Autor für eine soziologische bzw. transdisziplinäre Perspektive plädiert, die an Governance-Konzepte anschlussfähig ist. Opielka unterscheidet folgende Konzeptionen der Sozialen Nachhaltigkeit:

  • Enges Verständnis Sozialer Nachhaltigkeit als „Soziale Umverteilung“
  • Internales Verständnis Sozialer Nachhaltigkeit als Nachhaltigkeit des Sozialen
  • Skeptisches Verständnis Sozialer Nachhaltigkeit als Nachhaltigkeit ökonomischer Funktionalitäten
  • Weites Verständnis Sozialer Nachhaltigkeit, in dem das „Soziale“ als das „Gesellschaftliche“ verstanden wird.

In der Folge zeigt Opielka auf, welches Verständnis der Sozialen Nachhaltigkeit den einzelnen Typen von Wohlfahrtsregimes (liberal, sozial-demokratisch, konservativ, garantistisch) zugeordnet werden kann und stellt im nächsten Unterkapitel vier Themendimensionen Sozialer Nachhaltigkeit vor, die der Autor im Sinne von Stufen bzw. Emergenzniveaus sieht:

  1. Das Faktische (ökosoziale Frage), Ebene der Differenzialdiagnostik
  2. Das Politische; Anwendungs- und Transferorientierung
  3. Das Organisatorische der wissenschaftlichen Gemeinschaft (Inter- und Transdisziplinarität)
  4. Das Epistemische; Möglichkeitsbedingungen für komplexes, holistisches Denken; die Frage nach den Bedingungen wissenschaftlicher Paradigmenwechsel

Michael Opielka stellt die These auf, dass die Transformative Nachhaltigkeitswissenschaft zu Beginn des 21. Jahrhunderts eine ähnliche Funktion innehaben, wie die Sozialwissenschaften zu Beginn des 20. Jahrhunderts (S. 25). Des Weiteren geht der Autor auf die Konflikte zwischen starken und schwachen Ansätzen im Nachhaltigkeitsdiskurs ein und versucht diesen zu dechiffrieren. Michael Opielka plädiert für eine weite Konzeption Sozialer Nachhaltigkeit, die von der Methodologie über Strategien bis hin zu Wertemustern reicht (S. 28).

Im zweiten Kapitel behandelt der Autor das Thema Sozialpolitik und diskutiert ob der Wohlfahrtsstaat auf Wirtschaftswachstum angewiesen ist. Er erläutert den Baumol-Effekt und zeigt auf, dass dieser dahingehend interpretiert werden könnte, dass Produktivitätssteigerungen in der Güterproduktion unverzichtbar sind, um ein immer höheres wohlfahrtstaatliches Leistungsniveau zu erreichen. In der Folge befasst sich Michael Opileka mit der Wirtschaftsgeschichte und zeigt anhand verschiedener ökonomischer Zugänge auf, warum die Sachlage aus seiner Sicht weit komplizierter ist. Schliesslich fasst Michael Opielka seine Überlegungen in zwei Thesen zusammen, die besagen, dass der Wohlfahrtsstaat in zweierlei Hinsicht vom wirtschaftlichen Wachstum abhängig ist:

  • Personelle Dienstleistungen sind im Wissenssektor nur begrenzt rationalisierbar
  • Wenn die Leistungsversprechen des Wohlfahrtsstaates wesentlich auf bezahlter Erwerbsarbeit beruhen

Im nächsten Unterkapitel geht Opielka der Frage nach, ob Wirtschaftswachstum im Wohlfahrtsstaat ökologisch problematisch sei und plädiert für ein weites Verständnis sozialer Nachhaltigkeit, das sich offensiver mit den Konflikten zwischen „Green Growth“ und „Degrowth“ bzw. zwischen Effizienz und Suffizienz auseinandersetzt. Der Autor merkt an, dass wenige systematische Forschungen und theoretische Debatten zur Frage wie eine der Nachhaltigkeit dienende Entwicklung von Geldleistungen und Dienstleistungen kombiniert werden kann, vorliegen. Im Unterkapitel „Transversale Sozialpolitik“ führt Michael Opielka den von ihm bereits vor einigen Jahren eingeführten Begriff „Garantismus“ ein, der für ihn eine (Partial)-Synthese der drei klassischen Muster des Wohlfahrtsregimes in Form einer menschenrechtlichen Fundierung von Sozialpolitik darstellt. Im Folgenden versucht der Autor diesen Begriff weiter zu schärfen, indem er auf den Begriff der „transversalen Politik“ referiert und aufzeigt, welchen Beitrag eine transversale, garantistische Sozialpolitik leisten kann, die den einzelnen Menschen in den Mittelpunkt der Überlegungen stellt. Michael Opielka fordert, dass die Binnenlogik des Wohlfahrtstaates auf Soziale Nachhaltigkeit umgestellt wird und die Ausbeutung von Mensch und Natur wirksam reduziert werden. Dem Autor zufolge erfordert dies ein Umdenken: „Die Idee des Grundeinkommens spielt dabei eine zentrale Rolle. Ziel ist die Internalisierungsgesellschaft, die mit dem auskommt, was sie hat“ (S. 45).

Im dritten Kapitel befasst sich Michael Opielka mit der Sozialen Nachhaltigkeit als Werteproblem und begründet dies, indem er einleitend feststellt, dass in der Konzeption von Sozialer Nachhaltigkeit die normative Dimension eine erhebliche Rolle spielt. Es werden drei Wertetypen eingeführt und diskutiert:

  1. Politische Gerechtigkeitswerte
  2. Wissenschaftlich begründetet Werte
  3. Religiöse Werte

Der Autor führt u.a. die „Klima-Enzyklika“ (2015) von Papst Franziskus ein, die sich in der Einschätzung des Autors einem weiten Konzept der Sozialen Nachhaltigkeit verpflichtet fühlt und diskutiert diese unter einem politischen und wissenschaftlichen Gesichtspunkt.

Im vierten Kapitel befasst sich der Autor mit sozialer Nachhaltigkeit und der Transformation der Städte. Die Transformation der Städte erhalten ein eigenes Kapitel, weil „das 21. Jahrhundert das Jahrhundert der Städte werden könnte“ (S. 61). In diesem Kapitel wird der Frage nachgegangen, ob die Stadt der Zukunft eine grüne Stadt und nachhaltige Utopie oder eine Dystopie sein wird oder ob es „die“ Zukunftsstadt gar nie geben wird, sondern eine Vielzahl von Stadttypen. Der Autor diskutiert dies in drei Schritten:

  1. Wird das Konzept Zukunftsstadt mit Überlegungen der Zukunftsforschung in Beziehung gesetzt
  2. Wird ein Fokus auf die deutsche und europäische Stadt im globalen Kontext auf mehreren Ebenen gesetzt
  3. Wird das Denkprogramm Soziale Nachhaltigkeit auf das Konzept „der Zukunftsstadt“ angewandt.

Dies mit dem Ziel, Bedingungen zu identifizieren, die die Stadt der Zukunft zugleich menschlich und naturverträglich gestalten können (S. 61).

Ein relativ grosser Teil in Kapitel vier nimmt das Gutachten „Der Umzug der Menschheit: Die transformative Kraft der Städte“ (2016) des wissenschaftlichen Beirates der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) ein. Der Autor sieht die Wichtigkeit des Gutachtens darin, dass die zentrale Bedeutung kulturellen und institutionellen Wandels diskutiert werden. Obwohl Michael Opielka kritisiert, dass der WBGU-Perspektive wie praktisch der gesamten Nachhaltigkeitsdiskussion bislang eine systematische Einbeziehung moderner Wohlfahrtsstaatlichkeit fehle, skizziert und würdigt er auf den darauffolgenden Seiten die WBGU-Perspektive und kommt zum Schluss, dass auf dem Weg in eine Internalisierungsgesellschaft vor allem die demokratischen Kerneinrichtungen moderner Staatlichkeit neu aufgestellt werden müssen: die Verfahren der Demokratie und die Architektur des Wohlfahrstaates (S. 74). Im nächsten Unterkapitel legt der Autor dar, wie Soziale Nachhaltigkeit als wohlfahrtsstaatliches Urbanisierungsprogramm aussehen könnte und verweist u.a. auf die Sustainable Development Goals (SGD) für eine „Agenda 2030“, welche Armutsbekämpfung und Umweltschutz systematisch verknüpfen. Die zentrale Frage, welche es mit Blick auf die Zukunft zu stellen gilt ist: „Was benötigen die Menschen der Zukunft für ein gutes Leben?“ wird anhand der drei Themen Demografie, Diversität und Sharing diskutiert (S. 78 ff). Zum Abschluss des Kapitels greift der Autor die für ihn zentrale Thematik auf: die Diskussion um den Zusammenhang von Wohlfahrtsstaat und Umweltstaat, die aus Sicht des Autors erst neuerdings systematisch geführt wird und referiert dabei auf den britischen Sozialforscher Ian Gough. Konkret wird es darum gehen, negative Externalisierungen des Marktes (die sozialen und ökologischen Kosten) innerhalb einer nach wie vor kapitalistisch-marktwirtschaftlichen Ordnung zu mildern, indem diese in die Produktionsbedingungen internalisiert werden. Wie dies gehen könnte wird anhand der „Five Is“ (Industrialisierung, Interessen, Institutionen, Ideen/Ideologien und Internationale Einflüsse) dargelegt.

Das fünfte und letzte Kapitel ist der Operationalisierung der Sustainable Development Goals gewidmet. Nach einer kurzen Einführung, in der die Kontroverse zwischen individuellen und institutionellen Innovationserfordernissen abgehandelt wird, wird im Kapitel 5.1 auf die Nachhaltigkeitsagenda der Vereinten Nationen eingegangen, während im Kapitel 5.2 Indikatoren-Entwicklung und Monitoring behandelt werden. Im letzten Unterkapitel legt der Autor dar, warum die Sustainable Development Goals als sozialökologisches Modernisierungsprojekt für eine Internalisierungsgesellschaft verstanden werden können. Zudem führt er den Begriff der „Weltkultur“ ein, um darauf basierend zu argumentieren, warum die „Agenda 2030“ der UN mit den SDGs als ein hochaktueller Beitrag zur Modernisierung der Welt verstanden werden kann. Gemäss dem Autor ist das Ziel einer sozioökonomischen Modernisierung für das 21. Jahrhundert die Internalisierungs-gesellschaft. Als Königsweg Sozialer Nachhaltigkeit erscheint die Idee des Grundeinkommens, auf die am Schluss noch einmal eingegangen wird.

Diskussion

Die Thematik des Buches leistet einen wichtigen Beitrag in der Diskussion um die Umsetzung des Konzeptes der Nachhaltigen Entwicklung.

Kapitel eins macht deutlich, dass eine der Schwierigkeiten der Umsetzung des Konzeptes der Nachhaltigen Entwicklung darin liegt, dass unterschiedliche Konzeptionen vorliegen, die dazu führen, dass in der wissenschaftlichen aber auch politischen Diskussion oft aneinander vorbei diskutiert wird. Ohne Vorkenntnisse des Konzeptes der Nachhaltigen Entwicklung ist das Kapitel anspruchsvoll zu lesen, da die Konzepte eher verkürzt erörtert werden.

Das zweite Kapitel ist sehr dicht und ohne ökonomische Vorkenntnisse anspruchsvoll zu verstehen.

Die Schlussfolgerung des dritten Kapitels: „Soziale Nachhaltigkeit erscheint als ein Werteproblem, das gelöst werden kann, wenn Wertefragen mit Wahrheitswillen und Respekt vor anderen Werteentscheidungen gestellt und beantwortet werden“ (S. 60), ist als zu optimistisch zu beurteilen. Einerseits ist davon auszugehen, dass die unterschiedlichen Konzeptionen zur Sozialen Nachhaltigkeit – wie in Kapitel eins beschrieben – eine gewinnbringende Diskussion erschweren. Andererseits ist zu bezweifeln, ob es bei Wertefragen genügt in einer – wie vom Autor vorgeschlagen – deliberativen Haltung zu diskutieren, da Werte in der Regel emotional besetzt sind. Daher ist zu bezweifeln, ob sich die Kraft des „besseren Argumentes“ durchsetzen wird.

Nicht ganz nachvollziehbar ist, warum der Autor das vierte Kapitel der Transformation der Städte widmet. Hier liegt ein Widerspruch, bzw. eine Adressierung an eine Ebene (Stadt) vor, die nicht zur Kernaussage des Buches, das sich mit dem Wohlfahrtsstaat (Ebene Nationalstaat) befasst. Kommt doch der Autor selbst zum Schluss, dass auf dem Weg in eine Internalisierungsgesellschaft vor allem die demokratischen Kerneinrichtungen moderner Staatlichkeit neu aufgestellt werden müssen: die Verfahren der Demokratie und die Architektur des Wohlfahrstaates (S. 74). Auch wenn dies auf kommunaler Ebene diskutiert werden muss und kann, werden die Umsetzungen in absehbarer Zukunft wohl eher nationalstaatlich organisiert werden. Neben systematischen Forschungen und theoretischen Debatten zur Frage wie eine der Nachhaltigkeit dienende Entwicklung von Geldleistungen und Dienstleistungen kombiniert werden kann – wie sie der Autor einfordert – geht es vor allem auch um politische Diskussionen [1], die sich mit den damit einhergehenden Macht- und Verteilfragen befassen. Diese lassen sich mit noch so ausgeklügelten wissenschaftlichen Konzepten nicht lösen, sondern müssen wohl in einem stetigen Prozess gesamtgesellschaftlich elaboriert werden. Bei der Realisierung einer nachhaltigen Entwicklung handelt es sich um einen kontinuierlichen gesellschaftlichen Lern- und Aushandlungsprozess; somit kommt der Prozessebene ein grosse Bedeutung zu. Darauf wird im Buch leider kaum eingegangen. Veranschaulicht werden kann dies an der im Kapitel vier S. 81 gestellten Forderung, die Externalisierungen der kapitalistisch-marktwirtschaftlichen Ordnung seien zu mildern, indem diese anhand der „Five Is“ (Industrialisierung, Interessen, Institutionen, Ideen/Ideologien und Internationale Einflüsse) in die Produktionsbedingungen internalisiert werden. Damit verbunden ist die Forderung nach einer soziokulturellen Transformation. Wie dies konkret, auf der Handlungsebene erreicht werden kann, darauf geht der Autor nicht ein, ist sich aber durchaus bewusst, dass seine Vorstellung des Wandels hin zu einer Internalisierungsgesellschaft ambitioniert, komplex und auch schwierig ist (S. 102). Ein Ansatz könnte sein, menschliches Handeln in den Mittelpunkt der Überlegungen zu stellen, davon auszugehen, dass der Mensch als handelndes Wesen immer zugleich handelndes Subjekt und Objekt ist, wenn es um die Umsetzung von theoretischen Konzepten geht. Beim Lesen des Satzes am Schluss, dass für den Autor Internalisierung auch heisst, „Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen und vor der eigenen Haustür zu kehren“, stellt man sich etwas erstaunt die Frage, warum nun das individuelle Handeln betont wird, wenn es in den vorherigen Kapiteln und in den im Kapitel fünf ausführlich erläuterten Sustainable Development Goals und den dazugehörigen Indikatoren vor allem um die nationalstaatliche ja sogar globale Ebene geht. Es ist zu bezweifeln, ob sich die vom Autor erhoffte Transformation durch sozialökologische Skripte (S. 102) durch eine Top-down Reform der Institutionen herbeiführen lässt. Dazu bedarf es auch einer Umorientierung der alltäglichen Handlungspraktiken sozialer Akteure von unten.

Fazit

Michael Opielka leistet einen wichtigen Beitrag in der Diskussion um die Umsetzung des Konzeptes der Nachhaltigen Entwicklung und legt dar, warum der Ausschluss der Sozialpolitik aus dem Nachhaltigkeitsdiskurs aber auch aus den Überlegungen zur Postwachstumsgesellschaft ein Ende haben muss. Eine der Hauptaussagen des Buches ist, dass der Wohlfahrtsstaat ein Organisator für systemische Nachhaltigkeit sein kann, wenn seine Binnenlogik auf Soziale Nachhaltigkeit ausgerichtet wird. Das Buch ist dicht geschrieben und setzt soziologische und ökonomische Kenntnisse voraus. Es werden unterschiedliche Konzepte im Bereich der Nachhaltigen Entwicklung diskutiert, insbesondere stellt der Autor die Bedeutung der Sozialen Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt des Interesses und unterstreicht deren grundlegende Bedeutung für die Zukunft. Der Gedanke des Grundeinkommens ist sehr interessant und zukunftsträchtig. Ob es die ausführlich erläuterten Berichte und Konzepte zur Nachhaltigen Entwicklung sowie die Diskussion und Auflistung von Indikatoren braucht, um die Idee des Grundeinkommens in der politischen und gesellschaftlichen Diskussion voranzubringen, sei dahingestellt.


[1] Obwohl in der Schweiz über ein bedingungsloses Grundeinkommen (5. Juni 2016) abgestimmt werden konnte (wurde mit 23.1 Prozent Ja-Stimmen abgelehnt), ist die Diskussion darüber in der Zwischenzeit in der Öffentlichkeit wieder verstummt.

Rezension von
Beatrice Durrer Eggerschwiler
Leiterin Kompetenzzentrum Regional- und Stadtentwicklung, Institut für soziokulturelle Entwicklung Hochschule Luzern – Soziale Arbeit
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Es gibt 3 Rezensionen von Beatrice Durrer Eggerschwiler.

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ISSN 2190-9245