Georg Hellmann, Günter Thiele u.a.: Pflegewirtschaftslehre
Rezensiert von Prof. Dr. Harald Christa, 28.02.2018

Georg Hellmann, Günter Thiele, Uwe Bettig, Beate Land: Pflegewirtschaftslehre für Krankenhäuser, Pflege-, Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen. medhochzwei Verlag GmbH (Heidelberg) 2017. 4., neu bearbeitete und erweiterte Auflage. 651 Seiten. ISBN 978-3-86216-288-8. 69,99 EUR.
Thema
Derzeit sind rd. 1,1 Millionen Personen als Pflegende in Krankenhäusern, Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen sowie in ambulanten Pflegediensten und stationären Pflegeeinrichtungen beschäftigt. Sie üben einen sehr verantwortungsvollen Beruf aus, der unter sozialpolitischen Gesichtspunkten kaum überbewertet werden kann. Pflege ist jedoch auch ein volks- und betriebswirtschaftlicher Faktor, mit dieser Tätigkeit sind Leistungen und Kosten verbunden.
Entstehungshintergrund
Vor dem Hintergrund des Umstands, dass mit Pflegetätigkeiten auch ökonomisch relevante Entscheidungen verbunden sind, legen Georg Hellmann, Günter Thiele, Uwe Bettig und Beate Land ein Lehrbuch zu den betriebswirtschaftlichen Implikationen und Rahmenbedingungen von Pflege vor. Das Buch ist nunmehr in der vierten, neu bearbeiteten und erweiterten Auflage erschienen.
Autoren und Autorin
- Georg Hellmann ist Professor für Betriebswirtschaft und Management im Gesundheitswesen an der Akkon-Hochschule für Humanwissenschaften in Berlin;
- Günter Thiele ist Professor für Betriebswirtschaft und Gesundheitsmanagement an der Alice Salomon Hochschule Berlin;
- Uwe Bettig istebenda Rektor und Professor für Management und Betriebswirtschaft in gesundheitlichen und sozialen Einrichtungen;
- Beate Land ist Professorin und Studiengangsleiterin Angewandte Gesundheitswissenschaften an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Mannheim.
Aufbau und Inhalte
Die Publikation enthält 23 Abschnitte in fünf Teilen.
Im Teil I werden die Grundlagen der Pflegewirtschaftslehre dargelegt. Neben einer Übersicht zu Entwicklungslinien und Basiskonzepten der Allgemeinen Betriebswirtschaftslehre erhalten die Leserinnen und Leser eine Einführung in die spezielle Pflege-BWL.
Teil II ist konzentriert auf den Sektor Krankenhaus. Hier zunächst stehen die Unternehmensprozesse der akutstationären Pflegeversorgung in Rede. Behandelt werden die Unternehmensstruktur sowie die Unternehmensregeln. Das Kapitel „Marktzufuhr“ beschreibt vor allem die Krankenhausplanung, den Krankenhausbau und die Leistungserstellung. Unter dem Stichwort „Nicht-Marktprozesse“ werden die Möglichkeiten der Beeinflussung von Marktstrukturen thematisiert. Ausführlicher werden dann die wesentlichen betriebswirtschaftlichen Prozesse referiert, im Mittelpunkt stehen neben der Material- und Personalwirtschaft das Rechnungswesen, die Krankenhausfinanzierung sowie das Controlling, Marketing und Facility-Management im Krankenhaus. Darüber hinaus bietet dieser zweite Teil des Lehrbuchs einen Überblick zum Umweltmanagement und zur Entsorgung sowie zum Qualitäts- und Risikomanagement in Kliniken.
Teil III beinhaltet speziell für stationäre Pflegeeinrichtungen neben der Marktzufuhr (Grundlagen der Planung und Infrastruktur, Prognosen) vor allem die „Nicht-Marktprozesse“ (vor allem Anbieter- und Nachfragerseite, Richtlinien, gesetzliche Grundlagen) sowie ausführlicher das Rechnungswesen der stationären Pflegeeinrichtungen, deren Finanzierung sowie deren Controlling, Marketing und Personalwirtschaft.
Teil IV geht auf ambulante Pflegeeinrichtungen ein und behandelt zunächst die Unternehmensprozesse nicht stationärer Einrichtungen, deren Marktzufuhr sowie die „Nicht-Marktprozesse“ (auch hier vor allem die Angebots- und Nachfragestruktur sowie die gesetzlichen Grundlagen und Richtlinien). Wie in den vorstehenden Teilen werden anschließend die zentralen betriebswirtschaftlichen Disziplinen Rechnungswesen und Finanzierung sowie Personalwirtschaft ambulanter Einrichtungen referiert.
Teil V ist schließlich auf die stationäre Rehabilitation bezogen und folgt ebenfalls der bekannten Gliederungslogik: Unternehmensprozesse, Marktprozesse und -zufuhr sowie ausgewählte betriebswirtschaftliche Prozesse sind die Leitthemen, wobei im Rahmen der Reha-BWL vor allem die Finanzierung und die Kosten- und Leistungsrechnung behandelt sowie (mit Schwerpunkt auf Kennzahlen sowie operative und strategische Steuerung) vertiefte Einblicke in das notwendige Controlling eines solchen Betriebs ermöglicht werden.
Diskussion und Fazit
Diese Publikation ist nach wie vor maßgeblich im Sektor der Literatur zur Pflegewirtschaft. Praktisch alle wesentlichen Faktoren der ökonomischen Bedeutung der Pflegetätigkeit in Einrichtungen und Diensten werden hier vorbildlich abgehandelt. Das didaktisch sehr gut angelegte Lehrbuch bietet nicht nur einen umfassenden Über- und Einblick in die betriebswirtschaftliche Relevanz der Pflegeleistung, es kann die Pflegenden vielmehr weiter in den Stand einer steuernden und mitgestaltenden Instanz im Leistungsprozess von Krankenhäusern, Pflege-, Rehabilitativ- und Vorsorgeinstitutionen rücken. Deutlich wird dabei, welche wichtige Rolle die Pflegenden in diesen Einrichtungen und Diensten als betriebswirtschaftlich kenntnisreiche Partner im systemischen Geschehen einnehmen (können).
Fazit: Führendes und empfehlenswertes Lehrbuch zur Pflegebetriebswirtschaftslehre.
Rezension von
Prof. Dr. Harald Christa
Professor für Sozialmanagement an der Evangelischen Hochschule Dresden mit Schwerpunkt Sozio-Marketing, Strategisches Management, Qualitätsmanagement/ fachliches Controlling.
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Zitiervorschlag
Harald Christa. Rezension vom 28.02.2018 zu:
Georg Hellmann, Günter Thiele, Uwe Bettig, Beate Land: Pflegewirtschaftslehre für Krankenhäuser, Pflege-, Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen. medhochzwei Verlag GmbH
(Heidelberg) 2017. 4., neu bearbeitete und erweiterte Auflage.
ISBN 978-3-86216-288-8.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/22956.php, Datum des Zugriffs 28.09.2023.
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