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Marlis Pörtner: Ernstnehmen - Zutrauen - Verstehen (Geistige Behinderung)

Rezensiert von Dipl. Pflegewirtin Anne Gebert, 16.08.2005

Cover Marlis Pörtner: Ernstnehmen - Zutrauen - Verstehen (Geistige Behinderung) ISBN 978-3-608-94153-1

Marlis Pörtner: Ernstnehmen - Zutrauen - Verstehen. Personenzentrierte Haltung im Umgang mit geistig behinderten und pflegebedürftigen Menschen. Klett-Cotta Verlag (Stuttgart) 2004. 4. Auflage. 220 Seiten. ISBN 978-3-608-94153-1. 21,00 EUR. CH: 43,90 sFr.
Reihe: Konzepte der Humanwissenschaften.

Weitere Informationen bei DNB KVK GVK.

Seit Erstellung der Rezension ist eine neuere Auflage mit der ISBN 978-3-608-96166-9 erschienen, auf die sich unsere Bestellmöglichkeiten beziehen.

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Die Autorin

Marlies Pörtner ist Psychologin und Psychotherapeutin mit eigener Praxis. Zu ihren Klienten gehören Menschen mit geistiger Behinderung und soziale Einrichtungen für die sie als Praxisberaterin und Supervisorin tätig ist.

Ziel des Buches

Ziel des Buches ist es Betreuern von behinderten und pflegebedürftigen Menschen die personzentrierte Haltung nahe zu bringen. Eine Arbeitsweise die Menschen mit ihren Ressourcen und ihrem persönlichem Bedürfnis nach Integrität in den Mittelpunkt stellt.

Sie beschreibt den Ansatz sowohl für die direkte Arbeit mit den Klienten als auch als Führungsinstrument in sozialen Einrichtungen.

Zielgruppe des Buches

Menschen die in betreuenden und beratenden, nicht therapeutischen Kontexten mit dem Ziel der Förderung von Fähigkeiten des Gegenübers arbeiten. Das Buch bietet sowohl Anregungen für die direkte Klientenarbeit als auch für Personen mit Führungsaufgaben.

Gliederung des Buches

Das Buch gliedert sich in 14 Abschnitte:

  1. Einführung
  2. Worum es geht?
  3. Die Grundlagen der personzentrierten Arbeit
  4. Richtlinien für den Alltag
  5. Besondere Aspekte in der Betreuung von Menschen mit geistiger Behinderung
  6. Auswirkungen für die Betreuerinnen
  7. Der Stellenwert des Konzeptes in der Institution
  8. Ist das personzentrierte Konzept auch in der Familie brauchbar?
  9. Prä-Therapie
  10. Personzentrierte Arbeit in unterschiedlichen Berufsfeldern
  11. Verwandte Ansätze im Pflegebereich
  12. Ein hoffnungsloser Fall?
  13. Konsequenzen für Aus- und Fortbildung
  14. Ausblick

Inhalt

Marlies Pörtner verknüpft in diesem Buch Theorie mit praktischen Beispielen. Durch diese Methode gewinnt der Ansatz der personzentrierten Haltung eine Anschaulichkeit, die sonst nur in der Arbeit mit Fallbeispielen innerhalb eines Trainings zu erreichen ist. Diese Anschaulichkeit wird durch ihre klare Sprache unterstützt, so dass das Buch auch für Nichttherapeuten sehr gut verständlich ist.

  • In der Einführung legt Marlies Pörnter die Zielsetzung des Buches dar. Diese ist aufzuzeigen was personzentriertes Arbeiten in verschiednen Tätigkeitsbereichen bedeutet. Zudem nimmt sie hier eine Abgrenzung des Ansatzes zur Psychotherapie vor.
  • In Abschnitt zwei beschreibt sie ihr Verständnis des Umgangs mit Menschen, die nicht mehr in der Lage sind selbstständig oder in einer Familie zu leben. Grundlegend für sie ist, dass Bedingungen geschaffen werden die den Bedürfnissen dieser Menschen gerecht werden, deren Fähigkeiten, Eigenständigkeit und Selbstverantwortung fördern. Die personzentrierte Haltung und das von ihr entwickelte Konzept zur Umsetzung dieser Haltung sollen eine Orientierungshilfe hierfür geben.
  • Im Abschnitt drei erläutert sie die Grundlagen der personzentrierten Arbeit. Der Ansatz wurde von Carl Rogers dem Begründer der klientenzentrierten Gesprächspsychotherapie entwickelt. Die Grundgedanken dieser Arbeitsweise werden im personzentrierten Ansatz auf nicht therapeutische Gebiete übertragen. In kurzen sehr verständlichen Kapiteln erläutert die Autorin sowohl die theoretischen Grundlagen des Ansatzes als auch die Handlungsgrundlagen. Letztere fasst sie in einem Leitfaden zusammen und verdeutlicht diese mit Beispielen.
  • Im Abschnitt "Richtlinien für den Alltag" konkretisiert Pörtner die vorher beschriebenen Grundlagen. Die vorgenannte Vorgehensweise von Abschnitt drei der Zusammenfassung der Prinzipien in einem Leitfaden und der Verdeutlichung der Ausführungen anhand von Beispielen führt sie auch in diesem Kapitel fort.
  • Abschnitt fünf widmet sich aufbauend auf die bereits dargelegten Inhalte den besonderen Aspekten in der Betreuung von Menschen mit geistiger Behinderung. Hier weist sie insbesondere auf die Notwendigkeit hin, Menschen mit ihrer Behinderung ernstzunehmen.
  • Im nächsten Abschnitt "Auswirkungen für die Betreuerinnen" werden die Anforderungen, Auswirkungen und der Gewinn der personzentrierten Arbeitsweise für die Betreuer dargelegt. Im Mittelpunkt für sie steht die Beziehung zu Klienten. Sie führt aus wie die Grundpfeiler Empathie, Wertschätzung und Kongruenz gelebt werden können. Die Haltung des Ermöglichens von Entwicklung anstatt der häufig vorgefundenen Einstellung "Unterstützung bedeutet etwas für eine Person zu machen", hält sie für entscheidend. Dies gilt nicht nur für den Umgang mit den Klienten, sondern auch für die Betreuer selbst. Die Ressourcen einer Person sind der Anknüpfungspunkt und nicht die Defizite. Nicht nur die Klienten entdecken dadurch eigene Fähigkeiten sondern auch die Betreuer. Dadurch entsteht Zufriedenheit was für alle Beteiligten einen Gewinn darstellt.
  • In Abschnitt sieben überträgt sie das Konzept auf Einrichtungen. Sie beschreibt die Haltung als Führungsinstrument und fasst die in Abschnitt drei und vier formulierten Handlungsgrundlagen und Richtlinien für den Alltag in Leitfäden zur Führung von Mitarbeitern zusammen. Auch hier arbeitet sie wieder mit Beispielen zur Verdeutlichung. Der Abschnitt schließt mit der Beschreibung zweier Einrichtungen die das Konzept der personzentrierten Haltung als Arbeitsgrundlage etabliert haben.
  • In den Abschnitten acht bis zehn beschreibt sie Möglichkeiten des Ansatzes der personzentrierten Haltung in unterschiedlichen Bereichen. Abschnitt elf widmet sich verwandten Ansätzen im Pflegebereich. Die Autorin zeigt die Schnittmenge zwischen humanistisch orientieren Pflegekonzepten und dem personzentrierten Ansatz auf. Das Buch schließt mit einem Fallbeispiel und formulierten Konsequenzen für Aus- und Fortbildung in personzentrierter Arbeit.

Fazit

Das Buch ist klar und verständlich geschrieben. Die vielen im Buch enthaltenen Beispiele machen den Ansatz konkret und sehr anschaulich. Marlies Pörtner ist es gelungen, eine Haltung, die am besten gelebt transportiert wird, schriftlich so darzustellen, dass der Leser viele Anregungen für die eigene Arbeit mitnimmt. Das Buch ist für die beschriebene Zielgruppe sehr zu empfehlen.

Rezension von
Dipl. Pflegewirtin Anne Gebert
Deutsches Institut für angewandte Pflegeforschung

Es gibt 5 Rezensionen von Anne Gebert.

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ISSN 2190-9245