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Andreas Pöge: Werte im Jugendalter

Rezensiert von Prof. Dr. Ludger Kolhoff, 18.02.2019

Cover Andreas Pöge: Werte im Jugendalter ISBN 978-3-658-14872-0

Andreas Pöge: Werte im Jugendalter. Stabilität - Wandel - Synthese. Springer VS (Wiesbaden) 2017. 500 Seiten. ISBN 978-3-658-14872-0. D: 49,99 EUR, A: 51,39 EUR, CH: 51,50 sFr.

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Autor

PD Dr. Andreas Pöge ist Akademischer Oberrat im Bereich Methoden der empirischen Sozialforschung an der Fakultät für Soziologie der Universität Bielefeld.

Entstehungshintergrund

Es handelt sich um die Habilitationsschrift von Andreas Pöge, die von der Fakultät für Soziologie der Universität Bielefeld angenommen wurde. Andreas Pöge hat Daten ausgewertet, die im Rahmen der von der DFG geförderten Panelstudie »Kriminalität in der modernen Stadt« (Crimoc) erhoben wurden.

Aufbau

Das Werk umfasst 500 Seiten und gliedert sich in zehn Kapitel:

  1. Einleitung,
  2. Wertetypen/Wertentstehung/Wertänderung,
  3. Erhebungsdesign und Datengrundlage,
  4. Statistische Methoden,
  5. Alltagsleben im Jugendalter,
  6. Wertedimensionen im Jugendalter,
  7. Wertentwicklung im Jugendalter,
  8. Wertetypen im Jugendalter,
  9. Entwicklung der Wertetypen im Jugendalter, Schlussbetrachtungen),
  10. Schlussbetrachtungen

Literaturverzeichnis und Anhang (Erhebungsinstrumente, Methoden etc.) vervollständigen das Werk.

Die Deutsche Nationalbibliothek bietet Einblick in das vollständige Inhaltsverzeichnis.

Inhalt

In der Einleitung (Kapitel 1) wird die „Idee von Werten“ zurückverfolgt. Neben den Theorien von Rokeach, Inglehart, Klages und Schwartz wird der Ansatz der „Sinus-Milieus“ vorgestellt. (Die Konzeption der Studie »Kriminalität in der modernen Stadt« (Crimoc) die Pöge in seiner Schrift auswertet, orientiert sich am Konzept der Sinus-Milieus). Andreas Pöge möchte mit seiner Arbeit zu den Forschungsfeldern: „Beziehungen zwischen sozialer Struktur und individuellen Werthaltungen“, „Wertveränderungen bzw. -stabilitäten im Lebensverlauf“ und „Homogenität bzw. Variation von Wertorientierungen in sozialen Gruppen“ in „durchaus unterschiedlichem Ausmaß“ Forschungsbeiträge und Erkenntnisfortschritte liefern. Bei der Untersuchung der Forschungsfelder bezieht er sich auf die Speyerer Werteforschung und die Wertekonzeption nach Klages.

Kapitel 2 widmet sich dem Themenfeld „Wertetypen, Wertentstehung, Wertänderung“. Da die Speyerer Werteforschung die Basis für die Arbeit liefert, wird sie detailliert behandelt und da der inhaltliche Schwerpunkt auf der „Analyse von Wertestabilität und -wandel in der Jugendphase“ liegt, werden adäquate wissenschaftliche Erklärungen und Befunde gezeigt. (Die Feststellungen im Zusammenhang mit dem Werteraum lassen sich für Andreas Pöge so erfassen, dass anfangs zwei eigenständige Dimensionen (Selbstentfaltung und Engagement und Pflicht und Akzeptanz) im Brennpunkt standen, denen Mitte der 1980er Jahre eine dritte Wertedimension (Hedonismus und Materialismus) hinzugefügt wurde. (Diese Dimensionen bilden den Kern der Speyerer Werteforschung.) Den Abschluss des Kapitels bildet die Darstellung der untersuchungsleitenden Fragestellungen und des Arbeitsprogramms. (Andreas Pöge möchte Fragen nach der „Struktur des Werteraumes“ behandeln, „individuelle Wertänderungen im Zeitverlauf“ untersuchen, „unterschiedliche Wertetypen in der Jugendphase“ und deren „zeitliche Entwicklung“ klären und die „dimensionale Struktur des Werteraumes“ bzw. des „Wertesystems bei Jugendlichen“ erforschen.)

In Kapitel 3 „Erhebungsdesign und Datengrundlage“ wird darauf hingewiesen, dass die Daten für die Analysen aus der von der DFG geförderten Studie »Kriminalität in der modernen Stadt« (Crimoc) stammen, bei der in einjährigen Abständen seit dem Jahr 2002 an Duisburger Schulen Fragebogeninterviews im Klassenverband durchgeführt wurden. (Es handelt sich um eine kriminologisch-soziologische Untersuchung. In den jährlich durchgeführten Erhebungen werden eine Fülle unterschiedlicher soziologischer und kriminologischer Themen erfasst.)

In Kapitel 4 werden die eingesetzten statistischen Methoden und Analyseverfahren ausführlich vorgestellt.

Kapitel 5 widmet sich dem Alltagsleben im Jugendalter. Es werden die Resultate zumeist deskriptiver Analysen unterschiedlicher Alltagsbereiche auf Basis der Gesamtstichproben aufgezeigt.

In Kapitel 6 „Wertedimensionen im Jugendalter“ wird die Frage nach dem dimensionalen Aufbau des Werteraumes und des Wertesystems von Jugendlichen gestellt. Fußend auf den Einsichten der Speyerer Werteforschung wird untersucht, „ob eine dreidimensionale Wertestruktur“ für die bestehenden Daten angenommen werden kann. Da in der Erhebung des Forschungsprojekts »Kriminalität in der modernen Stadt«, nicht das Speyerer Werteinventar sondern die Sinus-Werteskala eingesetzt wurde, wird mittels „konfirmatorischer Faktorenanalyse, einem inhaltlich-semantischen Vergleich der Messinstrumente, der Überprüfung der dimensionalen Struktur des Werteraums und der deskriptiven Analysen der Wertedimensionen im Hinblick auf das Wertesystem der Jugendlichen geklärt, ob eine ausreichende Kongruenz zwischen den Messinstrumenten angenommen werden kann und gezeigt, dass das verwendete Messinstrument, die Sinus-Werteskala, inhaltlich-semantisch durchaus vergleichbare Indikatoren zur Verfügung stellt, wie das Speyerer Werteinventar“.

In Kapitel 7 „Wertentwicklung im Jugendalter“ sollen intra-individuelle Gesichtspunkte betrachtet werden. Es wird die „Frage nach Stabilität und Wandel von Werten in der Jugendphase“ bearbeitet. Für Andreas Pöge lassen sich die drei Wertedimensionen »Pflicht und Akzeptanz«, »Hedonismus und Materialismus« und »Öffentliches Engagement« zwar grundsätzlich als zeitstabile Persönlichkeitsmerkmale formen, doch bei einer exakteren Darstellung der Zeitverläufe treten erheblich Unterschiede auf.

In Kapitel 8 „Wertetypen im Jugendalter“ soll die „objektorientierte Analyse mit einer Typologisierung unterschiedlicher Wertemuster und die Klassifikation der Jugendlichen auf dieser Grundlage“ behandelt werden. Es wird die Vorgehensweise zur Entwicklung der Wertetypen erörtert. Es folgen Untersuchungen der verschiedenen „Profile der Wertetypen“ und der „Charakteristika der ermittelten Wertetypen“ mit den Konstellationen der Speyerer Werteforschung.

In Kapitel 9 „Entwicklung der Wertetypen im Jugendalter“ stellt Andreas Pögedie Frage, „in welcher Größe die jeweiligen Wertegruppen in den Stichproben der einzelnen Erhebungszeitpunkte auftreten und wie sich diese Größenanteile über die Zeit entwickeln“. Weiterhin, „ob im Trendverlauf eine zunehmende Wertespezialisierung oder Wertegeneralisierung bzw. Wertsynthese in der Jugendphase auftritt“. Es ergibt sich eine grundlegende Entwicklung der Werthaltungen Jugendlicher im Altersverlauf.

Die Schrift endet mit Schlussbetrachtungen (Kapitel 10) zu Wertedimensionen und Wertetypen und einem Fazit.

Diskussion

Die Studie liefert interessante Ansätze und Erkenntnisse, denn die Sichtweise der Speyerer Werteforschung ermöglicht „gewinnbringende erkenntnisreiche Analysen jugendlicher Werte“. Das zugrunde liegende Datenmaterial entstammt der Studie »Kriminalität in der modernen Stadt« (Crimoc), in der Duisburger Schülerinnen und Schüler befragt wurden. Es handelt sich um eine kriminologisch-soziologische Studie, die sich nicht am Erhebungsinstrument des Speyerer Werteinventars, sondern am Konzept der Sinus-Milieus orientiert. Es ist interessant zu sehen, wie mit den Methoden empirischer Sozialforschung aus Datenmaterial, das in einem kriminologisch-soziologische Kontext erhoben wurde, Erkenntnisse zu Werten im Jugendalter generiert werden. Auch ist es interessant zu sehen, wie der Ansatz der Sinus-Milieus mit dem Speyerer Werteforschungs-Konzept verglichen und dann entsprechend umgeformt wird. Das Ganze wirkt auf einen Nichtsoziologen und Nichtempiriker wie ein erstaunlicher Wandlungsprozess.

Fazit

Die Habilitationsschrift von Andreas Pöge beschäftigt sich mit Werten in der Jugendphase. Der theoretische Rahmen entstammt der Speyerer Werteforschung, doch wird ein anderes Erhebungsinstrument verwendet. (Die Daten für die Analysen stammen aus der von der DFG geförderten Studie »Kriminalität in der modernen Stadt« (Crimoc).) Die Vergleichbarkeit mit dem Speyerer Werteinventar wird von Andreas Pöge sowohl inhaltlich als auch statistisch überprüft. Es erfolgt eine Auswertung und Vorstellung der Merkmale verschiedener Alltagsbereiche der befragten Jugendlichen.

Die Untersuchungen zeigen die „Herausbildung einer differenzierten Werteidentität in der Jugendphase und, trotz weitverbreiteter individueller Werteänderungen, eine im Altersverlauf zunehmende Stabilisierung in Form einer ‚Spezialisierung‘ auf traditionell-konservative Werte“.

Die Habilitationsschrift von Andreas Pöge liefert für in diesem Bereich tätige Forscher fruchtbare Ergebnisse.

Rezension von
Prof. Dr. Ludger Kolhoff
Professor für Soziales Management und Leiter des Masterstudiengangs „Sozialmanagement“ an der Fakultät Soziale Arbeit der Ostfalia (Hochschule Braunschweig/Wolfenbüttel). Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft Sozialmanagement/Sozialwirtschaft an Hochschulen e. V.
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Es gibt 7 Rezensionen von Ludger Kolhoff.

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Zitiervorschlag
Ludger Kolhoff. Rezension vom 18.02.2019 zu: Andreas Pöge: Werte im Jugendalter. Stabilität - Wandel - Synthese. Springer VS (Wiesbaden) 2017. ISBN 978-3-658-14872-0. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/23077.php, Datum des Zugriffs 12.09.2024.


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