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Johannes Schilling: Soziale Arbeit. Geschichte, Theorie, Profession

Rezensiert von Dipl.Soz.-Arb. Meinolf Westerkamp, 27.12.2005

Cover Johannes Schilling: Soziale Arbeit. Geschichte, Theorie, Profession ISBN 978-3-8252-8304-9

Johannes Schilling: Soziale Arbeit. Geschichte, Theorie, Profession. UTB (Stuttgart) 2005. 2., überarbeitete Auflage. 312 Seiten. ISBN 978-3-8252-8304-9. 19,90 EUR. CH: 34,90 sFr.

Weitere Informationen bei DNB KVK GVK.

Seit Erstellung der Rezension ist eine neuere Auflage mit der ISBN 978-3-8252-8651-4 erschienen, auf die sich unsere Bestellmöglichkeiten beziehen.

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Thema

Sozialpädagogik, Sozialarbeit, zwei Begriffe, die unter dem übergreifenden Begriff Soziale Arbeit ein gemeinsames Dach suchen, sind nicht nur für Studierende in ihren verschiedenen Schwerpunkten nur schwer zu beschreiben; auch in der praktischen Arbeit verschwimmen - zumindest beim Einsatz der entsprechenden Berufsgruppen im Mittelfeld - zunehmend die Unterschiede, erst an den Rändern des Kontinuums Soziale Arbeit werden sie wieder sichtbar. Da es eine neue gemeinsame Berufsbezeichnung für die AbsolventInnen dieser beiden Studienrichtungen nicht gibt, man sich aber auf eine einzige Bezeichnung nicht einlassen will,  bleibt das Dilemma der Orientierung bestehen. Was heißt Sozialpädagogik bzw. Soziale Arbeit und welche Ziele und Aufgaben hat sie in unserer Gesellschaft? In diesem Zusammenhang wird der vorliegende Text als ein Arbeits- und Studienbuch (vor allem) für Studierende vorgelegt, in dem die unterschiedlichen Aspekte der Sozialpädagogik / Sozialen Arbeit im Überblick dargestellt werden sollen.

Autor

Johannes Schilling lehrte bis 2005 als Professor an der Fachhochschule Düsseldorf im Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaft insbesondere Didaktik/Methodik, Jugendarbeit und Freizeitpädagogik. Die Arbeit mit den Studierenden der Studienrichtung Sozialpädagogik war der Anlass einen "Leitfaden" für deren Studienfach zu verfassen.

Inhalt

Sozialpädagogen/Sozialarbeiter, die sich mit ihrem Berufsbild identifizieren wollen, sollten sich der historischen Wurzeln ihrer Berufe bewusst sein. Deshalb beschreibt der Autor in einem ersten Kapitel  die "Sozialarbeit als  Geschichte der Erwachsenenfürsorge" und in einem zweiten Kapitel die "Sozialpädagogik als Geschichte der Jugendfürsorge" mit jeweils ihren Vorläufern im Mittelalter, den ersten Ausformungen in der frühen Neuzeit und ihren Differenzierungen vor allem in der Zeit ab 1945. In einem dritten Kapitel sollen die in den beiden ersten Kapiteln getrennt dargestellten Bereiche Sozialpädagogik/Sozialarbeit zu einem Gesamtkomplex  Soziale Arbeit zusammengeführt werden. Sind die beiden Bereiche identisch? - wenn nicht: wo liegen die Unterschiede und wie ist ihr Verhältnis zueinander? Die ausführliche Diskussion der verschiedenen Erklärungsansätze führt zu dem Ergebnis, die Schrägstrich-Notation Sozialarbeit/Sozialpädagogik zu wählen mit dem Anspruch einer Zusammenentwicklung von Sozialarbeit und Sozialpädagogik "in Richtung zunehmender Übereinstimmung unter Berücksichtigung ihrer Eigenständigkeit und Eigenart" (S. 158). Beide Teilbereiche können unter dem Begriff "Soziale Arbeit" zusammengefasst werden.

Die beiden anschließenden Kapitel folgen allerdings "nur noch" der Leitfrage "Was ist Sozialpädagogik?" Im vierten Kapitel werden ausgewählte Theorie-Modelle vorgestellt, so von Herman Nohl, Gertrud Bäumer, Hermann Giesecke, Hans Thiersch und auch ein systemischer Ansatz, um theoretisch zu begründen, worum es der Sozialpädagogik inhaltlich geht. Das fünfte Kapitel beschäftigt sich mit Zielen und Methoden in der Sozialpädagogik . Dabei werden die "klassischen" Methoden (der Sozialarbeit) als Methoden der Sozialpädagogik gestreift und der Beratungsansatz mit verschiedenen Schwerpunkten kurz dargestellt. Im sechsten Kapitel beschäftigt sich der Verfasser mit den Begriffen Ausbildung, Berufsfelder und Profession. Die Geschichte der Ausbildungsgänge der beiden Berufsrichtungen in der Vergangenheit bis zur Entwicklung der im Aufbau befindlichen Bachelor- und Master-Studiengänge macht die vielen Neuansätze in der Ausbildungsgeschichte der Berufsrichtungen deutlich und zeigt, dass es in dem weitaus längeren Teil der bisherigen sozialpädagogischen Geschichte keine wissenschaftliche Ausbildung gab. Seit die Ausbildung an Hochschulen stattfindet wird dann die Frage nach einer "Leitwissenschaft" gestellt. Auf der einen Seite wird hier die Erziehungswissenschaft genannt, auf der anderen Seite wird die Entwicklung einer Sozialarbeitswissenschaft (als einer eigenständigen Leitwissenschaft) favorisiert. Bereits in seinen Ausführungen in den vorhergehenden Kapiteln macht der Verfasser deutlich, dass hier noch vieles in der Diskussion ist.

Unter den Stichworten Arbeitsfelder und Träger wird ein kurzer Überblick über die möglichen Arbeitsbereiche gegeben, das "Image" sozialer Berufe gestreift, die Bedeutung des Berufsverbandes hervorgehoben und über die Notwendigkeit von "Öffentlichkeitsarbeit" in diesem Zusammenhang nachgedacht. Verberuflichung, Professionalisierung und die Funktion der Sozialpädagogik in der Gesellschaft als Dienstleistungs- und Kontrollinstanz bilden den Abschluss dieses Abschnitts.

In einem abschließenden Kapitel werden die Ergebnisse des Buches zu einer Antwort auf die Frage "Was heißt Sozialpädagogik?" verdichtet.

Diskussion

Das Buch ist geschrieben für Studierende der Fächer Sozialpädagogik / Soziale Arbeit / Sozialarbeit an Fachhochschulen und auch an Universitäten. Denen soll es zur Orientierung dienen. Der Titel verspricht sich mit "Soziale Arbeit" zu beschäftigen, der Begriff, der sich als Sammelbegriff für die Bereiche Sozialarbeit und Sozialpädagogik weitgehend etabliert hat. Auch wenn der Verfasser zu Recht moniert, dass in der Literatur und im Alltag die Begriffe oft durcheinander gehen erwartet der Leser, dass  beide Bereiche berücksichtigt werden. Tatsächlich geht es "nur" um die Reklamierung des Begriffs Sozialpädagogik, der denn auch ab dem 3. Kapitel im Mittelpunkt der Überlegungen steht. Offen bleibt, ob der Verfasser nach wie vor einen Bereich von Sozialarbeit sieht, der dann eigenständig beschrieben werden müsste. Logisch wäre das allemal. Die Unverbindlichkeit des Umgangs mit den entsprechenden Begriffen, die der Verfasser zu Beginn  bei vielen Autoren moniert (S. 15) wird auch hier fortgeführt. Insofern werden doch die Erwartungen auf ein Studienbuch für die Gesamtheit der Studierenden nicht erfüllt. Studierende der Sozialpädagogik werden sich in dem Text wieder finden und profitieren können, Studierende der Sozialarbeit eher nicht, es sei denn: sie lassen sich zur Ausfüllung der oben angedeuteten "Lücken" anregen. Über die praktische Gleichsetzung von Sozialer Arbeit mit Sozialpädagogik kann man insofern intensiv streiten.

Fazit

Didaktisch ist das Buch besonders gestaltet. Verschiedene Symbole weisen auf Aufgaben hin, die der Leser bearbeiten  kann, verweisen auf wichtige Inhalte, machen Zusammenfassungen deutlich. Jeweils am Ende der Kapitel machen "Lernfragen" eine eigenständige Überprüfung des Wissensstandes möglich.

Bücher wie das vorliegende sind auf den Einsatz vieler Zitate unterschiedlicher Autoren angewiesen. Das macht das konsequente Durcharbeiten des Textes eher schwierig, weil  der Lesefluss häufig gehemmt ist. Deshalb sollte es eher unter selbst gewählten Stichworten gelesen werden; ein Sachregister bietet dazu gute Hilfe.

Rezension von
Dipl.Soz.-Arb. Meinolf Westerkamp
Fachhochschule Dortmund, Fachbereich Sozialarbeit
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Es gibt 19 Rezensionen von Meinolf Westerkamp.

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ISSN 2190-9245