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Kerstin Bronner, Stefan Paulus: Intersektionalität. Geschichte, Theorie und Praxis

Rezensiert von Florian Cristobal Klenk, 26.01.2018

Cover Kerstin Bronner, Stefan Paulus: Intersektionalität. Geschichte, Theorie und Praxis ISBN 978-3-8252-4873-4

Kerstin Bronner, Stefan Paulus: Intersektionalität. Geschichte, Theorie und Praxis. Verlag Barbara Budrich GmbH (Opladen, Berlin, Toronto) 2017. 144 Seiten. ISBN 978-3-8252-4873-4. D: 19,99 EUR, A: 20,60 EUR, CH: 26,90 sFr.

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Thema

Im Zentrum des Lehrbuchs steht die Frage, was unter dem Konzept Intersektionalität in historischertheoretischer und praxisreflektierender Perspektive zu verstehen ist und welche Implikationen (z.B. Nutzen und Herausforderungen) sich aus diesem für (sozial)pädagogische Forschung und Praxis im deutschsprachigen Raum ergeben.

Herausgeber*innen

Herausgeber*innen sind Kerstin Bronner, Professorin für Soziale Arbeit, und Dr. rer pol. Stefan Paulus, Dozent. Beide sind zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung an der Hochschule für Angewandte Wissenschaft in St. Gallen (Schweiz) tätig und haben einschlägige Lehr und Forschungserfahrungen im Themengebiet Intersektionalität vorzuweisen – insbesondere im Kontext von Geschlecht/Heteronormativität und (Sozialer) Arbeit.

Entstehungshintergrund

Als erfahrungsbasierte Entstehungsmotivation wird ein Mangel an einführender Literatur zu den Themen Intersektionalität und soziale Ungleichheit, die im Lehrbuch stets zusammengedacht werden, für Bachelor- und Masterstudierende angeführt. Entgegen einer Verengung auf grundlagentheoretische oder methodologische Fragestellungen möchte das Lehrbuch Studierenden und Praktiker*innen eine verständliche Einführung in zentrale Entwicklungen, Begriffe und Praxisbezüge bieten, die ihre Rezipient*innen dazu anregt, ihr berufliches Handlungsfeld mit Unterstützung der ‚Analysebrille Intersektionalität‘ zu reflektieren. Relevant sei dies, um etwa polarisierende Deutungsmuster (z.B. über ‚die‘ unterdrückte Muslima vs. ‚die‘ aufgeklärte Schweizerin) innerhalb der Sozialen Arbeit zu erkennen und zu verändern.

Eine disziplin- und professionsbezogene Auseinandersetzung mit Intersektionalität wird von den Autor*innen ferner über den für die Soziale Arbeit konstitutiven (doppelten) Bezug auf Differenz – im Sinne einer allgemeinen Orientierung an und des konkreten Umgangs mit Differenz(en) – begründet (siehe hierzu auch Plößer 2010). Dadurch trage Soziale Arbeit sowohl zum Abbau als auch zur Reproduktion von Normalitätsannahmen (etwa über bestimmte Klient*innen) qua professionellem Handeln bei. In einer praxisreflektierenden Auseinandersetzung mit Intersektionalität wird in diesem Zusammenhang eine Chance gesehen, die Relationalität mehrerer Differenzverhältnisse auf mehreren Analyseebenen zum Gegenstand der Vermittlung zu machen und dadurch der Individualisierung von Macht- und Herrschaftsverhältnissen innerhalb der Sozialen Arbeit entgegenzuwirken.

Aufbau und Inhalt

Das 144-seitige Lehrbuch gliedert sich inklusive Einleitung und Literatur in sieben Kapitel, wobei das dritte (Geschichte), vierte (Theorie) und fünfte Kapitel (Praxis) das im Titel angeführte Kernanliegen des Werks widerspiegeln.

Nach einem Vorwort, das den Entstehungshintergrund des Buches offenlegt, folgt eine niederschwellige Einleitung (Kap. 1) sowie ein Überblick über die Inhalte der Kapitel.

Ausgehend von der soziologischen Ungleichheitsforschung findet in Kap. 2 eine theoretische Annäherung an historische und aktuelle Modelle zur Analyse sozialer Ungleichheit statt, mit deren Hilfe eine Hinführung zum Verständnis des Zusammenwirkens vertikaler und horizontaler Ungleichheiten sowie deren Effekte und Mechanismen vollzogen wird. Durch eine kumulative Begriffsbildung werden der Mehrwert des Intersektionalitätskonzeptes und der Stellenwert von Macht-, Herrschafts- und Normierungsverhältnissen – nicht nur, aber insbesondere in Rekurs auf Foucaults Dispositivbegriff – begründet und anhand mehrerer Ebenen (Strukturebene, Symbolebene, Subjektebene) sowie mehrerer Kategorien (Klasse, ‚Rasse‘, Geschlecht, Körper) jeweils einzeln expliziert.

Kap. 3. ergänzt die theoretischen Ausführungen zum Konzept der Intersektionalität um deren gesellschaftspolitische Vorgeschichten mit Fokus auf den deutschsprachigen Raum. In Analogie zu den angeführten vier Kategorien werden hierbei bewegungs- und differenzbezogene Teildiskurse – etwa zum Postkolonialismus und zur Mehrfachunterdrückungsthese im Kontext ‚rassenbezogener‘ Perspektiven oder zum Verhältnis von Konstruktivismus und Dekonstruktivismus im Kontext geschlechterbezogener Perspektiven – nachgezeichnet. Intersektionale Momente werden anhand einer intrakategorialen Betrachtung klassenbezogener, ‚rassenbezogener‘, geschlechterbezogener und körperbezogener Perspektiven aufgezeigt. Daran anschließend wird die begriffsgeschichtliche sowie die akademische Karriere von Intersektionalität in Anschluss an die Kritiken des Black Feminism, der Critical Race Theory und die Metapher der Straßenkreuzung unter Bezugnahme auf die US-amerikanische Juristin Kimberlé Crenshaw skizziert. Intersektionalität wird von den Autor*innen als ein Sammelbegriff zur Analyse sozialer Ungleichheiten mit jeweils eigenständigen gesellschaftspolitischen und theoretischen Wurzeln konzipiert. Ganz im Sinne Gudrun-Axeli Knapps (2008) wird Intersektionalität damit nicht als neues Konzept, sondern als Fortführung und Erweiterung existierender Debatten zu Differenz und sozialer Ungleichheit verstanden.

Nachdem die zentralen theoretischen und historischen Vorläufer*innen des Intersektionalitätskonzepts zumeist mit Fokus auf eine bestimmte Kategorie und eine bestimmte Ebene dargestellt wurden, stehen in Kap. 4 Fragen nach der methodologischen Erfassung von Verschränkungen, Wechselbeziehungen und Überkreuzungen mehrerer Kategorien, mehrerer Ebenen sowie mehrerer Kategorien und mehrerer Ebenen im Zentrum. In Rekurs auf Leslie McCall werden zunächst Wechselwirkungen von Kategorien am Beispiel interkategorialer (Analyse zwischen Kategorien), intrakategorialer (Analyse innerhalb bestimmte Kategorien) und antikategorialer Zugangsweisen (Kritik an Kategorisierungen) erörtert und in ihrer Bedeutung für die Arbeit mit sozialpädagogischen Adressat*innen skizziert. Darüber hinaus wird in Anschluss an Winker und Degele (2009) sowie Riegel (2010) ein intersektionales Analyseraster zur simultanen Reflexion der Wechselwirkungen zwischen Kategorien und Ebenen vorgestellt und dessen Potenzial für (sozial)pädagogische Praxis am Beispiel der Jugendarbeit erläutert. Die Autor*innen arbeiten heraus, wie sich Intersektionalität als Analyse- und Interventionsinstrument erweist, durch welches „subjektive Lebenslagen und Handlungsgründe sowohl von Sozialarbeitenden als auch von Adressat_innen vertieft eruiert sowie mit gesellschaftlichen Ungleichheits- und Herrschaftsmechanismen komplex und widersprüchlich zusammenhängend erfasst und verstanden werden“ (Bronner/Paulus 2017, S.?101-102) können.

Welches analytische und intervenierende Potenzial Intersektionalität innerhalb sozialpädagogischer Praxis und Forschung zukommt bzw. perspektivisch zukommen könnte, wird in Kap. 5 im Hinblick auf Zielsetzungen und Rahmenbedingungen der Sozialen Arbeit anhand ausgewählter Fallbezüge sowie im Hinblick auf intersektionalitätsinformierte empirische Forschung dargelegt. Die Autor*innen argumentieren für die Wahrnehmung der disziplinären, professionsbezogenen und forschungspraktischen Verstrickungen mit intersektionalen Macht- und Herrschaftsverhältnissen sowie für die Reflexion des Spannungsverhältnisses von kategorialer Benennung (etwa von Zielgruppen wie ‚Flüchtling‘, ‚HIV-Positiv‘) und den damit einhergehenden Normierungsrisiko im Sinne einer Reifizierung von Differenz-/verhältnissen. In der (Aus)Bildung einer intersektionalen Analyse- und Anamnesekompetenz werden demgegenüber Möglichkeiten eines veränderten professionellen Bezugs auf Soziale Arbeit, deren Adressat*innen und das hier skizzierte Spannungsfeld gesehen, um die begrenzten und begrenzenden Deutungs- und Handlungsmuster in der Praxis – etwa durch Standortbestimmungen innerhalb des Forschungsprozesses – reflexiv einzuholen und Zusammenhänge zwischen Sozialer Arbeit und sozialer Ungleichheit systematisch zu reflektieren.

Das abschließende Kap. 6. besteht aus zwei Praxisbeispielen. Anna Bouwmeester und Fabienne Firedli unternehmen in ihrem Gastbeitrag darin eine biografische Selbstreflexion mit expliziten Verweisen auf die zuvor angeführten Kapitel des Lehrbuchs. Die Autor*innen gelangen zu der Schlussfolgerung, dass Intersektionalität eine mehrperspektivische Herangehensweise an professionelles Denken und Handeln ermöglichen kann. Sie sehen im Konzept jedoch auch die Gefahr, Praktiker*innen zu überfordern. Ming Steinhauer beschreibt im darauffolgenden Beitrag die Umsetzung des Projektes i-PÄD (Initiative intersektionale Pädagogik Berlin). In Form eines Interviews erläutern Projektverantwortliche darin, wie und mit wem i-PÄD arbeitet. Verhandelt werden insbesondere Fragen nach dem Verhältnis von Theorie und Praxis von Intersektionalität unter Berücksichtigung von Vermittlungsmöglichkeiten und -grenzen im Rahmen von LehrLernsettings.

Kap. 7 besteht aus dem Literaturverzeichnis.

Diskussion

Vor dem Hintergrund der Einsicht, dass pädagogisch professionelle Akteur*innen und deren Adressat*innen je nach Feld und Raum in differenter Weise mehrfach verortetet sind, niemand also nur (Trans*-/Cis)Mann, Frau, Inter*, beeinträchtigt, Schwarz, weiß, heterosexuell oder besitzend etc. ‚ist‘, erscheint es plausibel, das Analyse- und Interventionspotenzial von Intersektionalitätsansätzen nicht nur für Theorie und Methodologie, sondern ebenso zur Professionalisierung (sozial)pädagogischen Handelns zu nutzen. Angesichts der aktuell stattfindenden gesellschaftspolitischen (intersektionalen!) Angriffe auf und Instrumentalisierungsformen von Differenz, wie sie im Jahr 2017 etwa anhand der Wechselwirkungen antimuslimischer und antisemitischer Diskursstränge oder in der Verbindung geschlechter-, nation- und kulturbezogener Argumentationsfiguren in Politik und Gesellschaft zu beobachten waren, kann das Anliegen des Lehrbuchs, eine fundierte Einführung in Theorie, Geschichte und Praxis von Intersektionalität zu geben, nur begrüßt werden.

Der sehr gut strukturierte Aufbau, die theoretische Tiefe sowie die wiederkehrenden historischen Konkretisierungen und Praxisbezüge erweisen sich als hilfreich und vermittlungsförderlich, um der Komplexität des Gegenstandes habhaft(er) zu werden. Auf die sicherlich nach wie vor relevanten, zuweilen jedoch überstrapazierten Fragen nach der Gewichtung und Auswahl bestimmter Differenzkategorien, die womöglich eher als Grundlagendiskussion zu werten wären – wie viele Kategorien sollen Berücksichtigung finden, wie sollen diese benannten werden, warum werden genau diese vier Kategorien gewählt, wieso wird Geschlecht nicht ebenfalls unter körperbezogene Perspektiven subsumiert, Dis/Ability aber schon, obwohl ableistische Fähigkeitsregime in bedeutsamer Weise mit Klassenverhältnissen zusammenhängen usw. – wird im Lehrbuch eher implizit eingegangen.

Die Autor*innen setzen demgegenüber eine bestimmte – insbesondere in Anlehnung an Winker/Degele und Riegel – ‚Sortierung‘ der Kategorien zu Beginn des Werkes, orientieren sich an dieser dann aber sehr konsequent. Das ist erfrischend und erleichtert den Lesefluss. Die gewählte Struktur von vier Kategorien und drei Analyseebenen wird plausibel dargelegt und innerhalb der fortschreitenden Kapitel um zahlreiche theoretische Erkenntnisse, historische Vertiefungen und praxisbezogene Flankierungen erweitert. Die Struktur weist damit letztlich wiederum über einen bestimmten Intersektionalitätsansatz hinaus. Der durch diese Entscheidung ermöglichte strukturierte Aufbau des Lehrbuchs ist ein nicht unwesentlicher Grund dafür, dass den Autor*innen eine verständliche Einführung für Anfänger*innen und Fortgeschrittene gelungen ist, die eine spannende Ergänzung zu existierenden Einführungswerken bietet (etwa zu Walgenbach 2014).

Einschränkend muss festgehalten werden, dass ausgewählte Themengebiete in historischer, theoretischer und praktischer Perspektive – z.B. die Ausführungen zu körperbezogenen Perspektiven oder zum Postkolonialismus – im Vergleich zu anderen Bereichen relativ knapp ausfallen wodurch bestimmte Diskursstränge (z.B. zur antisemitismuskritischen Bildungsarbeit, siehe hierzu etwa den aktuellen Band von Mendel/Messerschmidt 2017) zuweilen ausgespart oder lediglich gestreift werden. Die damit einhergehende Reproduktion bestimmter Erzählmuster samt gewisser historischer Glättungen wird von den Autor*innen jedoch selbstkritisch angemerkt und kann auf so wenigen Seiten kaum vermieden werden.

Inhaltlich wünschenswert und für den verfolgten Aufbau funktional – im Sinne einer schrittweisen Komplexitätserhöhung – wäre sicher eine (zumindest holzschnittartige) Metasichtung aktueller theoretischer und insbesondere empirischer Arbeiten zu den Wechselverhältnissen zwischen ausgewählten ‚Differenzkombinationen‘ im Kontext der Sozialen Arbeit gewesen, die Studierenden und Praktiker*innen weiterführende Literaturhinweise angeboten hätte – welche aktuellen Arbeiten gibt es z.B. zu Race und Dis/Ability oder Klasse und Heteronormativität, welche Erkenntnisse lassen sich daraus für die jeweilige Praxis ableiten? Durch eine stärkere Systematisierung solcher, in einzelnen Kapiteln durchaus vorhandener Verweise, könnte eine weitere Stufe der Komplexitätserhöhung im Rahmen des Lehrbuchs eingezogen werden, die sich zwischen der Fokussierung intersektionaler Momente innerhalb einzelner differenzbezogener Perspektiven (Kap 4.) und der Zielperspektive der Mehrebenenanalyse als Praxisinstrument (Kap. 5) bewegen würde. Dieses für ein Einführungsbuch sicher nicht zu unterschätzende Unterfangen bleibt womöglich zukünftigen Auflagen überlassen.

Besonders positiv hervorzuheben ist demgegenüber die – im Rahmen eines Seminares mit angehenden Lehrpersonen exemplarisch ‚erprobte‘ – Praxistauglichkeit des Lehrbuches, welches sich als sehr gutes Einführungs- und Nachschlagewerk für Studierende erwiesen hat. Ebenfalls zu betonen, da vor dem Hintergrund eines zunehmend ‚deskriptiven Empirismus‘ selten geworden, ist die (gesellschafts- und subjekt-)kritische Grundhaltung der Autor*innen sowie der in allen Kapiteln gegenstandsangemessene Verweis auf die Bedeutung von Macht und Herrschaftsverhältnissen. Den Autor*innen gelingt mit dem Lehrbuch ein besonderer Spagat: Sie schaffen es, nicht ad hoc nachvollziehbare Zusammenhänge (soziale Ungleichheiten in intersektionaler Perspektive) zwischen mehreren Ebenen (Struktur-, Symbol-, Subjektebene) und mehreren Kategorien (Klasse, ‚Rasse‘, Geschlecht, Körper) in ihrer Komplexität verständlich zu entfalten, ohne inhaltsleer zu werden. Anders formuliert: Die Autor*innen benennen konkrete Wechselwirkungen, ohne reduktionistisch vorzugehen oder in überkomplexe Theoriemodelle zu verfallen. Diese didaktische Leistung stellt ein zentrales Qualitätsmerkmal von Lehrbüchern dar, welches vom hiesigen Werk in besonderer Weise erfüllt wird.

Ferner kann das Anliegen, Intersektionalität als Analysekompetenz für die Professionalisierung von Sozialpädagog*innen fruchtbar zu machen und Brücken zu disziplinären Diskursen zu schlagen, vor dem Hintergrund scheinbar ‚differenzneutraler Professionalisierungskonzepte‘ und zahlreicher ‚differenzsensibler Spezialkompetenzen‘ (Genderkompetenz, Interkulturelle Kompetenz, Regenbogenkompetenz, Inklusionskompetenz etc.) als eine wichtige Bereicherung für aktuelle erziehungswissenschaftliche Debatten angesehen werden. Das Lehrbuch bietet für ein solches Vorhaben, das sicherlich nicht nur im Kontext der Sozialen Arbeit zu verfolgen und perspektivisch noch stärker als bisher an existierende Erkenntnisse aus der Professionstheorie und Didaktik zu binden wäre, eine fundierte Grundlage und einen spannenden Ausgangspunkt für weitere Auseinandersetzungen.

Fazit

Lehrenden, Studierenden und Praktiker*innen der (Sozial)Pädagogik, die eine sehr gut nachvollziehbare, sinnvoll strukturierte und zugleich fundierte Einführung in die (zentralen) Geschichte(n) und Theorie(n) samt Einblicke in die Praxis des Intersektionalitätskonzeptes gewinnen möchten, kann dieses Lehrbuch sehr empfohlen werden. Das Buch hält was der Titel verspricht, wobei anzumerken ist, dass Theorie und Geschichte im Verhältnis zum Praxisbezug quantitativ überwiegen. Durch den äußerst klaren Aufbau des Lehrbuches, der sich an vier Differenzkategorien und drei Analyseebenen orientiert, sowie die konsequente Begriffsbildung, die zu einer sukzessiven Komplexitätserhöhung führt, gelingt es in der Gesamtschau in sehr guter Weise disziplin- und professionsbezogene Anschlussstellen für intersektionale Reflexionen aufzuzeigen. Dem Buch ist eine breite, über sozialpädagogische Arbeitsfelder hinausweisende Wirkung und hohe Leser*innenschaft unter Studierenden und Praktiker*innen zu wünschen.

Literatur

  • Knapp, Gudrun-Axeli (2008): »Intersectionality« – ein neues Paradigma der Geschlechterforschung? In: Casale, Rita/Rendtorff, Barbara (Hrsg.): Was kommt nach der Genderforschung? Zur Zukunft der feministischen Theoriebildung, S.?33-54, Bielefeld: Transcript.
  • Mendel, Meron/Messerschmidt, Astrid (Hrsg.) (2017): Fragiler Konsens. Antisemitismuskritische Bildung in der Migrationsgesellschaft. Frankfurt/New York: Campus.
  • Plößer, Melanie (2010): Differenz performativ gedacht. Dekonstruktive Perspektiven auf und für den Umgang mit Differenzen. In: Kessl, Fabian/Plößer, Melanie (Hrsg.): Differenzierung, Normalisierung, Andersheit. Soziale Arbeit als Arbeit mit den Anderen, S.?218-232. Wiesbaden: VS.
  • Riegel, Christine (2010): Intersektionale Perspektiven für die Kooperation von Jugendhilfe und Schule. In: Ahmed, Sarina/Höblick, Davina (Hrsg.): Theoriereflexionen zur Kooperation von Jugendhilfe und Schule. Baltmannsweiler: Schneider Hohengehren, S.?143-162.
  • Walgenbach, Katharina (2014): Heterogenität, Intersektionalität, Diversity in der Erziehungswissenschaft. Opladen und Toronto: UTB/Budrich Verlag.
  • Winker, Gabriele/Degele, Nina (2009): Intersektionalität. Zur Analyse sozialer Ungleichheiten. Bielefeld: Transcript.

Rezension von
Florian Cristobal Klenk
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Allgemeine Pädagogik und Berufspädagogik an der Technischen Universität Darmstadt.
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Zitiervorschlag
Florian Cristobal Klenk. Rezension vom 26.01.2018 zu: Kerstin Bronner, Stefan Paulus: Intersektionalität. Geschichte, Theorie und Praxis. Verlag Barbara Budrich GmbH (Opladen, Berlin, Toronto) 2017. ISBN 978-3-8252-4873-4. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/23260.php, Datum des Zugriffs 18.09.2024.


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