Diagnostik- und Testkuratorium (DTK) (Hrsg.): Personalauswahl kompetent gestalten
Rezensiert von Prof. Dr. Harald Christa, 05.12.2017

Diagnostik- und Testkuratorium (DTK) (Hrsg.): Personalauswahl kompetent gestalten. Grundlagen und Praxis der Eignungsdiagnostik nach DIN 33430. Springer (Berlin) 2018. 248 Seiten. ISBN 978-3-662-53771-8. D: 49,99 EUR, A: 51,39 EUR, CH: 51,50 sFr.
Thema
Die Auswahl eines Bewerbers bzw. einer Bewerberin ist auch für soziale Organisationen ein Schlüsselthema. Der Erfolg von Einrichtungen und Diensten hängt nicht zuletzt davon ab, inwieweit sie bei der Besetzung einer Stelle die tatsächlich geeignetste Fachkraft herausfiltern können. Methoden zur Personalauswahl gibt es, so unter anderem die Prozesse nach dem Qualitätsanspruch der Deutschen Industrienorm (DIN).
Entstehungshintergrund
Das vom Gießener Diagnostik- und Testkuratorium (DTK) herausgegebene Grundlagenbuch zur kompetenten Personalauswahl möchte den Stand von Wissenschaft und Technik zum gesamten Prozess der Auswahl darlegen. Es soll ein Vorgehen aufgezeigt werden, das den Maßgaben der DIN 33430 entsprechen kann.
Herausgeber
Das Diagnostik- und Testkuratorium (DTK) ist ein von der Föderation Deutscher Psychologenvereinigungen getragenes Gremium, welches für alle Aspekte der Qualitätssicherung und Qualitätsoptimierung des diagnostischen Prozesses und des diagnostischen Verfahrens zuständig ist.
Aufbau und Inhalte
Die Publikation enthält sechs Abschnitte und einen Serviceteil.
- In einem ersten Abschnitt geben Martin Kersting und Ingo Püttner eine Einführung in die DIN 33430. Sie klären Sinn und Zweck sowie Inhalte der Norm und umreißen rechtliche Rahmenbedingungen der Eignungsdiagnostik.
- Stefan Höft und Martin Kersting widmen sich daraufhin dem Themenkomplex Anforderungsprofil, Verhaltensbeobachtung und Verhaltensbeurteilung. Im Zentrum stehen neben den Grundlagen der systematischen Beobachtung von Verhalten vor allem die Rahmenbedingungen sowie der Prozess der Beobachtung und Beurteilung von Bewerberinnen und Bewerbern.
- Anja Strobel, Luise Franke-Barthold, Ingo Püttner und Martin Kersting erörtern daraufhin das Eignungsinterview bzw. die direkte mündliche Befragung. Den Leserinnen und Lesern werden in diesem Beitrag wichtige Aspekte unter anderem zur Güte und zum Prozess des Eignungsinterviews sowie zu den Gefahren einer Verzerrung vermittelt. Ein weiterer Schwerpunkt beschäftigt sich mit der Zulässigkeit von Fragen, Offenbarungspflichten und Rechtsfolgen.
- Im Mittelpunkt des von Stefan Höft, Ingo Püttner und Martin Kersting verfassten vierten Abschnitts stehen Anforderungsanalyse, Verfahren der Eignungsbeurteilung sowie spezifische rechtliche Rahmenbedingungen. Nach einem Abriss zur Anforderungsanalyse als Grundlage der beruflichen Eignungsdiagnostik werden Verfahren der Eignungsbeurteilung sowie ihre Möglichkeiten und Grenzen geschildert. In Ergänzung zum ersten Abschnitt werden darüber hinaus weitere rechtliche Rahmenbedingungen wie Mitbestimmung, Datenschutz und Berufspflichten abgehandelt.
- Die statistisch-methodischen Grundlagen der Eignungsbeurteilung sind Thema des von Markus Bühner, Matthias Ziegler und Martin Kersting geschriebenen fünften Abschnitts. Im Rahmen der statistisch-methodischen Grundlagen werden die Stichprobe, die Maße der zentralen Tendenz sowie die Streuungs- und Zusammenhangsmaße ebenso vermittelt wie die multiple lineare Korrelation. Ebenfalls beschrieben werden verschiedene klassische und neuere Testtheorien sowie Gütekriterien wie Reliabilität, Validität, Objektivität und Fairness.
- Die Evaluation der Eignungsbeurteilung ist Thema des letzten Abschnitts, er wurde verfasst von Lothar Schmidt-Atzert, Stefan Krumm und Martin Kersting. Sie klären den Begriff und skizzieren die Verfahrensweisen von Evaluation sowie die Frage der diagnostischen Urteilsbildung und die Ergebnisse einschlägiger Evaluationsstudien.
Der von Martin Kersting gestaltete Serviceteil enthält die DIN Screen Checkliste 1, Version 3.
Diskussion und Fazit
Das Diagnostik- und Testkuratorium hat mit diesem Grundlagenbuch eine sehr wertvolle Publikation zur Personalauswahl vorgelegt. Das Buch ist Gegenstand der Prüfung zur Personenlizenzierung für berufsbezogene Eignungsbeurteilungen nach DIN 33430. Es können jedoch auch Führungs- und Leitungskräfte von Trägern, Einrichtungen und Diensten des sozialwirtschaftlichen Sektors, die eine solche Prüfung nicht absolvieren wollen, von der Lektüre dieser fundierten und gut strukturierten Publikation durchaus profitieren. Die Beiträge thematisieren die wesentlichen Facetten der kompetenten Personalauswahl, wobei nicht nur die Verfahren, Techniken und Prozesse der Eignungsdiagnostik für Verantwortliche des sozialen Bereichs von besonderem Interesse sein sollten. In diesem Buch werden nämlich auch den Grenzen von Verfahren und Techniken sowie den aus rechtlicher Sicht einzuhaltenden Rahmenbedingungen gebührender Raum gegeben.
Fazit: Ein fundiertes Grundlagenbuch zur kompetenten Personalauswahl, empfehlenswert auch für Führungs- und Leitungskräfte in der Sozialwirtschaft.
Rezension von
Prof. Dr. Harald Christa
Professor für Sozialmanagement an der Evangelischen Hochschule Dresden mit Schwerpunkt Sozio-Marketing, Strategisches Management, Qualitätsmanagement/ fachliches Controlling.
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