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Gudrun Ehlert, Silke Birgitta Gahleitner u.a. (Hrsg.): Forschen und Promovieren in der Sozialen Arbeit

Rezensiert von Dr. Herwig Grote, 13.10.2017

Cover Gudrun Ehlert, Silke Birgitta Gahleitner u.a. (Hrsg.): Forschen und Promovieren in der Sozialen Arbeit ISBN 978-3-8474-2070-5

Gudrun Ehlert, Silke Birgitta Gahleitner, Michaela Köttig, Stefanie Sauer, Gerhard Riemann ... (Hrsg.): Forschen und Promovieren in der Sozialen Arbeit. Verlag Barbara Budrich GmbH (Opladen, Berlin, Toronto) 2017. 160 Seiten. ISBN 978-3-8474-2070-5. D: 19,90 EUR, A: 20,50 EUR.
Weitere HerausgeberInnen: Rudolf Schmitt und Bettina Völker
Theorie, Forschung und Praxis der Sozialen Arbeit 15.

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Herausgeberschaft und AutorInnen

Die Publikation entstand im Zusammenhang mit der Tagung „Forschen und promovieren in der Sozialen Arbeit“, die am 15. und 16. Januar 2016 an der Alice-Salomon-Hochschule Berlin realisiert wurde.

Veranstalter der Tagung waren das Netzwerk für Rekonstruktive Soziale Arbeit, die Fachgruppe Promotionsförderung und die Sektion Forschung der Deutschen Gesellschaft für Soziale Arbeit (DGSA), der Deutsche Berufsverband Soziale Arbeit (DBSH) sowie die Evangelische Hochschule Berlin und die Alice-Salomon-Hochschule Berlin.

Herausgeber sind sieben Professoren, die an Hochschulen der Sozialen Arbeit lehren (und ggf. forschen).

41 AutorInnen präsentieren in 16 Artikeln Erfahrungen, Themen und Probleme rund um die „Sozialarbeitswissenschaft“ und die Promotionsförderung von und für Absolventen des Studiums der Sozialen Arbeit.

Der Beitrag wurde in der Reihe „Theorie, Forschung und Praxis der Sozialen Arbeit“ der DGSA veröffentlicht.

Thema

Primäres Anliegen ist, die Promotionsmöglichkeiten für Studierende der Sozialen Arbeit und das Promotionsrecht an Hochschulen der Sozialen Arbeit „auszuloten“ und öffentlich zu diskutieren. Es ist das Bestreben der Autoren wie auch der DGSA, die Soziale Arbeit als eigenständige wissenschaftlich Profession zu begründen und zu stärken.

In vielfältigen Diskursen wurden Erfahrungen und Einschätzungen zu den Themen Forschen und Promovieren in der Sozialen Arbeit aufbereitet und bestehende Probleme und Herausforderungen der Entwicklung von Forschung und Wissenschaft an den Hochschulen Sozialer Arbeit skizziert.

Aufbau und Inhalt

Die Publikation ist in drei Abschnitte gegliedert:

  1. „Forschen in der Sozialen Arbeit“,
  2. „Promovieren in der Sozialen Arbeit“ und
  3. „Erleben und Reflexionen von Forschungs- und Promotionsprozessen“.

Das vollständige Inhaltsverzeichnis lässt sich bei der Deutschen Nationalbibliothek einsehen.

In der Einführung findet man ein übersichtliche Zusammenfassung der Artikel und ihrer Intentionen.

Das Thema Forschung fokussiert auf die Vermittlung einer selbstreflexiven Grundhaltung an die Studierenden, gegenwärtig als unzureichend eingeschätzte Bedingungen von Forschung an Hochschulen der angewandten Wissenschaften und in mehreren Artikel auf das Verhältnis von „Disziplin und Profession“.

Im zweiten Abschnitt zum Promovieren werden Bedingungen des Promovierens in der Sozialen Arbeit diskutiert. Aufbereitet und reflektiert wurden Zwischenergebnisse der Bemühungen (insbesondere der DGSA). Promotionsmöglichkeiten und -bedingungen im In- und Ausland wurden diskutiert, wobei sehr unterschiedliche Entwicklungen in den Bundesländern bemerkenswert sind. Selektionen der Studierenden bei ihrer wissenschaftlichen Entwicklung wurden überwiegend (leider nur) unter dem Gender-Aspekt problematisiert.

Im dritten Abschnitt finden sich Erfahrungsberichte von Promotions- und Forschungsprozessen, z.B. unter der Bedingung selbstorganisierter Arbeitsgruppen oder der Entwicklung von Methoden im Rahmen von Praxisprojekten. Als Appendix findet sich auch eine Darstellung sperriger Bedingungen des Promotionszugangs in Österreich.

Diskussion

Nach der Lektüre bleibt etwas Unbehagen und Skepsis. Es erscheint wenig sinnvoll, wenn die Soziale Arbeit ihrerseits mit berufsständischen Strategien um Selbstbehauptung gegenüber ihren Bezugswissenschaften kämpft. En vogue und dringend erforderlich sind interdisziplinäre Kompetenzen, auch um die Bezugswissenschaften der Sozialen Arbeit aus ihren selbstgeschaffenen Paradoxien zu befreien. Dieser Stärke sollte sich „die Soziale Arbeit“ bewusst werden.

Weiterhin sollte man nach der Bologna-Reform eine Durchlässigkeit zwischen den Professionen erwarten können, so das also das grundständige und aufbauende Studium der Sozialen Arbeit auch Wechsel mit den Erziehungswissenschaften, der Psychologie, der Soziologie und der Medizin etc. ermöglicht – daran schließt sich meine Forderung an, dass die Soziale Arbeit sich nicht abgrenzt, sondern ihre Bezugswissenschaften „liebevoll umarmt“.

Und selbstverständlich und letztlich geht es um die Steuerung von Finanzen. Die Politik wird noch lernen müssen, dass Staatsfinanzen nicht sinnvoll mit einem betriebswirtschaftlichen Denken gesteuert werden können. Jeder Euro für die Bildung kommt doppelt und dreifach in den Haushalt zurück. Die Investition in neu zu entwickelnde Strukturen kann effektiv und effizient zugleich sein.

Fazit

Der vorliegende Band skizziert in vielen Facetten den aktuellen sozialarbeitswissenschaftlichen Diskurs mit dem Bemühen, die Hochschulen der Sozialen Arbeit aufzuwerten und auf Augenhöhe mit den Bezugswissenschaften und ihren Institutionen zu bringen.

Hochschulen der Sozialen Arbeit bzw. Hochschulen der angewandten Wissenschaften erscheinen in dieser Darstellung gegenüber dem tradierten, universitären Bildungssystem hinsichtlich der finanziellen Ausstattung, des unangemessen hohen Anteils an praktischer Lehrtätigkeit und in ihrer Rechtsstellung benachteiligt. Zugänge zur Forschungsforderung sind unzureichend flexibel und sehr eingeschränkt. Forschung erscheint als knappes und zugleich wertvolles Gut (Kubisch u.a.).

Befunde und Forderungen erscheinen mir aus langjähriger Kenntnis der Bedingungen an Hochschulen der Sozialen Arbeit plausibel. Die alleinige Vermittlung praktischen Handlungswissens an die Studierenden ist den beruflichen Anforderungen schon seit vielen Jahren nicht angemessen. Insofern wird daran zu arbeiten sein, die Entkopplung von Praxis und Lehre und wissenschaftlicher Disziplin aufzuheben.

Rezension von
Dr. Herwig Grote
Dipl.-Soziologe, Systemischer Therapeut / Familientherapeut (DGSF). Langjährige Lehrtätigkeit an Hochschulen der Sozialen Arbeit. Sachverständiger in kindschaftsrechtlichen Verfahren.
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Zitiervorschlag
Herwig Grote. Rezension vom 13.10.2017 zu: Gudrun Ehlert, Silke Birgitta Gahleitner, Michaela Köttig, Stefanie Sauer, Gerhard Riemann ... (Hrsg.): Forschen und Promovieren in der Sozialen Arbeit. Verlag Barbara Budrich GmbH (Opladen, Berlin, Toronto) 2017. ISBN 978-3-8474-2070-5. Weitere HerausgeberInnen: Rudolf Schmitt und Bettina Völker
Theorie, Forschung und Praxis der Sozialen Arbeit 15. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/23318.php, Datum des Zugriffs 05.06.2023.


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